Pannonia, 1893 (nr. 27-104)

1893-04-01 / nr. 27

EE SHWERE R RT Seite 2. „Bannonia“ Zubringerinen, die sich unter der Hand mit Dienstvermittlungen befassen. Die meisten der Dienstvermittler (sie gehören zu 75 Perzent dem weiblichen Geschlechte an) betrachten die Dienstvermittlungs Taxe, welche sie vom Dienst­­boten einerseits und vom Dienstgeber anderer­­seits empfangen, gewissermaßen nur als „Teint­­geld” als kleines Nebeneinkommen. Das Haupt­­geschäft legen sie auf die vollständige mate­­rielle Ausbeutung der beschäftigungslosen, stellensuchenden Dienstboten. — Ehre den we­­nigen Ausnahmen — Ohne Maßenanfragen und Maßenaufträgen auf Dienstboten jeder Sorte, steht ein Vermittlungs-Institut nie da, und obwohl dort oder bei einer Verwandten, oft eine große Anzahl von Dienstboten bes rumlungern und seit Wochen in Logis und Verköstigung sind, kann man doch keinen Dienst­­boten erhalten. Es beist dann, nincs most valamire vale cseledem, (ich habe jegt keine brauchbaren Dienstboten,) weil solc­h­ ein armes Mädchen insolange auf einen guten Posten vertröstet wird, als man bei ihm noch einige Groschen oder verpfändbare GegJenstände spürt. Ist Alles angebracht, dann wird der Dienst­bote auf einen X. beliebigen Platz geführt, dessen Brauchbarkeit bis in den siebenten Him­­mel gehoben, unbekümmert darum, ob die be­­treffende Person in jen.8 Haus paßt oder nicht.­­ Die geheimen Zubringerinen machen es noch schlimmer, weil sie auch in Freudenhäuser pa­­ßende „Waare“ abzugeben haben. Die behörd­­lichen Maßregeln und Controlle wird sich Fets und Überall als ungenügend erweisen und man schließlich doch ein polizeiliches Organ, Tag und Nacht dort nicht aufstellen kann, wo sich Dienstvoten beschäftigungslos aufhalten. Um nun vielen Dalamitäten ein Ende zu machen, gibt es zwei Wege, auf welchen man das Dienstbotenwesen rasch, praktis< und ohne vorläufige Hilfe der Gesetzgebung, regeln und reformiren könnte und zwar möge jede Stadt 4 la Miskolcz, Kaschau, Eperjes, Debrechen etc. ein Dienstboten Asyl er­­bauen und die Verwaltung den Frauen­­vereinen übergeben, welche dann zwei paßende Personen, etwa verarmte Witwen mit der Vermittlung des Dienstes betrauen würden, oder aber führe es die Commune in eige­­ner Regie, eventuell auch vereint mit dem Frauenverein. In beiden Fällen würden die Auslagen reichlich gehegt werden, der Polizei würde sein und die Evidenzhaltung bedeutend erleichtert jede Hausfrau könnte Dann ohne Scheu das Dienstboten Asyl auch persönlich aufsuchen und sich je nach Bedarf von betref­­fenden Dienstboten selbst auswählen. Wärm­­stend und dringend, erlauben wir uns die löb­­lichen Frauen-Vereine zu bitten, sich mit dieser brennenden Frage eingehend zu beschäftigen, sich mit der Commune ins Einvernehmen zu regen und die Durchführung genannter Propo­­sitionen zu erwirken. Die voraussichlichen Wohlthaten werden dann bald fühlbar und sichtbar werden. Denn die unumstößliche Er­­fahrung lehrt, daß selbst das allerbeste Privat: Dienstvermittlungs- Institut, den Anforderun­­gen und Bedürfnißen der Dienstgeber einerseits aber auch der besseren Sorte Dienstboten an­­dererseits, befriedigend zu entsprechen nicht vermag. Von der bekannte Opferwilligkeit, dem rohen Humanitätssinne und der unermüdlichen Thätigkeit der Frauen-Vereine, erwarten wir mit Zuversicht baldige Erfolge, aber auch den Herren Bürgermeistern und Stadtspräsentan­­ten legen wir die rasche Regelung und Reform des Dienstboten- Wesens, in ihrem eigenen Wirkungskreise ans Herz, zum Nuten der All­gemeinheit. SERER ENES NSENSENENINGERNGN melt Nr. 27 | Tageswenigkeiten. — Zur Auferstehungsfeierlichkeit in dr Seminar Kirche wurden sämmtlich­ Sor­­gen der Militär: und Zivilbehörden eingeladen und werden sich dieselben auch an der pros­­essionellen Umgangsfeierlichkeit, die heute Samstag hung nicht stattfindet, betheiligen. Zur Auferste­­auch eine Ehrencompagnie unseres Hausregiments mit der Militärkapelle aus, und werden während des Umganges Unteroffiziere um das Allerheiligste Ehrenspalier bilden. Die Ordnung wird während der Feierlichkeit durch 22 Mann des Hausregiments aufrecht­erhal­­ten werden. — Die Kasc­hauer Parforcejagd-Ge­­sellschaft, veranstalt­et am 2 Mai Nachm. 2 Uhr auf dem Exerzierplan bei Kaschau (Alyniki) ein Pferderennen mit folgenden Programm : 1. Jagdpritz, offen für Chargepferde oder eigene Pferde von Officieren der Garnison Kaschau. Zu reiten 50X hinter dem Master Distanz circa 4000 M. 3 Ehrenpreise. 2. Preisspringen, offen für Pferde im Berge von Mitgliedern der Kaschauer Bar­­forcejagd-Gesellschaft oder Chargepferde von Officier­en der Garnison Kaschau. 5 Hindernisse nicht über 120 M. Hoch (davon 1 M. fest) und 3­30 M. breit. 3 Ehrenpreise. 3. Steepleschaje, offen für Pferde im Berge von Mitgliedern der Kaschauer Bar­­forcejagd-Gesellschaft. Distanz circa 4000 M. Normalgewicht 75 Kilo. Einsatz 5 fl. p­­ar­­ 3 Ehrenpreise. Conzertes bereiteten. 4. Steeple­ chaje, offen für Charge: pferde von Officieren der Garnison Kaschau. Distanz circa 4000 M. Normalgewicht 75 Kilo. Einsag 5 fl. p. 0. p. 3 Ehrenpreise. 5. Draggunt:Steepleschafe, offen für Pferde im Befige von Mitgliedern der Ra­ichauer Parforceland-Gesellschaft, oder Charge­­­pferde von Officieren. Zu reiten vom Beliger. Distanz circa 6000 M. 5 fl. Einsatz p. o. p. 3 Ehrenpreise. — Die Kaschauer Handelsbank gibt mittelst Cirkular bekannt, daß sie ihr Mühlen» etablissement an die Union Dampfmühlen« Herrengesellschaft verkauft habe. — Das Orpheum beginnt am morgigen Tag seine Vostellung auf's Neue und sind viele Novitäten in "Aussicht. — Untstehlicher Unglückfall. Der hie­­sige 70-jährige Wirth und Haus­eigenthümer Johann Szekeräk Eperieger Straße wohn­­haft, harrte gestern Nm. 4 Uhr des Pester Zuges. Derselbe stand zwischen 2. und 7-ten Geleise im Bahnhofe nächst dem Postamte und merkte das Herankrausen des Pester Zu­­ges erst im Momente als der Zug bereits einige Schritte von ihm entfernt war. Statt nach südwärts auszuweichen, wollte er über das wurde erste Geleise flüchten, in diesem Momente er aber schon vom Zuge erfaßt, geriet unter die Räder der Locomotive, woher ihm förmlich der Kopf vom Leibe getrennt wurde. Oberstadthauptmann Bela v. Mihalik er­schien sofort am Unglücksplage­ und veranstaltete die Transferirung des verstümelten Leichnams in die Todtenkamer des Centralfriedhofes. — Frl. Alice Barbi hat ihren über die Osterfeiertage projectirten Aufenthalt hier­­selbst abgekürzt, und ist einer ehrenden Ein­­ladung Folge leistend nach Non zu den Feierlichkeiten abgereist. — De Kinülecin lön. bes­ehrte ehegestern die Herren Koczinyi und Witsz mit ihrem Besuche­rn und kaum Worte des Dankes und der Fanuna, für jenes ausgezeichnete und ni­e Arran­­­­­­­­gent, um welches sich De ge­en Herrn zum Gelingen des Co13ers:3 hi. Wir selbst können uns nicht dex Bom­itung eats halten, daß das in Rede stehende Court­ irop, dem demselben von gewisser Seit: 54» orig­­keiten in den Weg gelegt wurden, zu 5-11 dosis­gelungensten auf das wir uns nur erinnern vermögen, sowohl was zahlreiches elegan­tes Publicum, als auf materiellen Erfolg anbelangt, zählte. Der Firma Koczanyi und Witsz gebührt Dank und Anerkennung des Publicums, für den genußreichen Abend, welchen dieselben durch das Arrangment des n­eun gleichzeitig politischen Partei­ esen Posten gestellt Nun ist der Präsident aber nicht nur der­­ bei ausländischen Gesandten. Der Präsident­­ einem vierspännigen Miethwagen abermals erste Beamte und Repräsentant dieser Nation­­ hat freilich für seine Wohnung nichts zu her­­ nach dem Weißen Hause, um den abtretenden von 63 Millionen Seelen, auch der erste Mann fest welche ihn gewählt und auf hat. Ganz unwillkürlich bleibt er Bartelmann, der mit seinen politischen Glaubensgenossen die Fühlung behalten muß. In vielen Staaten schwankt das Zünglein sehr lebhaft zwischen der republikanischen und demokratischen Partei hin und her, der Präsident muß sich darin durch die Zeitungen auf dem Laufenden er­halten. Aber da er unmdglich die 200 Zeitun­­gen lesen kann, die täglich im White House eintreffen, so besorg dies ein eigener „Rea­­der“ (Leser) welcher die seinem Gemessen nach den Präsidenten interessie­nden Aufsäße aus­­schneidet, in entsprechend, ein eigenes Buch, vem Gegenstand einklebt und täglich vorlegt. Die größte Plage des Präsidenten sind jedoch die Stellensucher, jene nach Hunderttausenden zäh­­lende Armee von Hungerleidern, welche irgend­einen mehr oder minder fetten Dienstposten zu erhaschen suchen. Obschon der erste Mann der großen Repub­­lik, ist er doch nur ein Diener jedes einzelnen Bürgers derselben. Jedem zugänglich, nicht besser und nicht schlechter als sie; während die Gesandten, die er ernennt, den Titel „Ex­­zellenz“ führen, wird er einfach Mr. President angesprochen; während seine Untergebenen, Departementssekretäre, Beamten u. s. w. sich nach Belieben unterhalten können, ist es ge­­gen die Etiquette für den Präsidenten, Besu­­­che zu machen, Einladungen zu Diners oder Soiréen anzunehmen und wären dieselben auch LAN zu“ zahlen, ja er erhält neben seinen Sekretären "al noch eine Art offizielle Dienerschaft auf Staatskosten, nämlich einen Steward (Haus­­offizier), einen Thürhüter mit vier Gehilfen und fünf Diener, aber Köche, und Küche, Kut­­scher und Marstall muß er aus seinem Gehalt bestreiten. Dieser letztere belief sich wog wäh­­rend der ersten Präsidentschaft des Generals Grant auf 25.000 Dollars jährlich und be­­trägt heute das Doppelte, nämlich 50.000 Dol­­lars. Aber das Leben in Washington ist sehr theuer, die Empfänge, Diners und Soiisen, welche er zu geben verpflichtet ist, kosten viel Geld und von Ersparnissen ist keine Rede. Nun waren die Präsidenten bisher mit weni­­gen Ausnahmen keine8Swegs­ von Haus aus wohlhabende Männer; sie gingen aus allen möglichen Stellungen hervor und mußten ihre Geschäfte bei Ü­bernahme der selbstverstendlich aufgeben, um Präsidentschaft beim Abtreten neue Geschäfte zu gründen, so daß ihr Los keineswegs beneidenswerth ist. Das Zeremoniell bei dem Wechsel der Prä­­sidenten ist von Alters her das gleiche und wiederholte sich auch bei dem Regierungsan­­tritt Eleveland's Anfangs dieses Monats. Ele­­veland, der mit Frau und Kind — dem be­­rühmten White House Baby­­­ in einem der ersten Hotels Washington's abgestiegen war, besuchte am Morgen des 4. März­ den Prä­­sidenten Harrison im sogenannten "blauen Salon" des Weißen Hauses. Kurz darauf er­­widerte dieser den Besuch in Clev­land­s Woh­­nung. Nachmittags begab er Cleveland in Präsidenten abzuholen, und begleitet von einer zahlreichen militärischen Eskorte, fuhren Beid­e zum Kapitol, vor welchem eine ungeheure Tri­­büne für die T­eilnehmer und Zuseher des Präsidentenwechsels errichtet worden war. Dort, vor dem versammelten Senat, Repräsentan­­tenhaus, diplomatischen Korps, Beamten und Offizieren, hielt der Präsident in gewöhnlicher Bivilsleibung, ohne jedes Abzeichen seiner würde die Antrittsrede und leistete hierauf den Prä­­sidentschaftseid, indem er baren Hauptes die ihm vorgehaltene Bibel == die Bibel seiner Mutter — küßte. Damit gab es im Weißen Hause wieder einen neuen Präsidenten . Der alte wurde von dem neuen aus dem Balaste herauskompli­­mentirt, um in die große Masse des Volkes zurückzukchren. Nicht immer tauschen die beiden Präsidenten während des einen Tages ihrer gleichzeitigen Amtsthäligkeit derartige Höflich­­keiten aus. Am frühen Morgen des 4. März 1801 huschte der alte Präsident John Adams mit seinem Reifetakchchen verstohlen durch eine Hinterpforte aus dem Weißen Hause, um sei­­nem verhaßten Rivalen Thomas Jefferson, dem einziehenden Präsidenten, nicht die Hand reichen zu müssen. Und ähnlich feindlich stan­­den sich die Präsidenten Andrew Johnson und General Grant gegenüber. Aber während der Präsidentenwechsel bei den Genannten sich mit echt puritanischer Einfachheit vollzog, während auch Präsident Cleveland, was seine Person betrifft, sich dieser Einfachheit befleißigte, wurde er do< von den Behörden und vom

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