Bukarester Gemeindeblatt, 1921 (Jahrgang 13, nr. 1-40)

1921-07-24 / nr. 18

70 Nr. 18 Bukarester Gemeindeblatt I597 waren von diesen beiden Stämmen nur noch 10.74-0 übrig geblieben. Von den beiden sächs. Kir­chen in Lonja (?) lag damals die eine, als überflüs­sig, schon in Trümern. Etwas milder hatten sich die Verhältnisse in der Walachei gestaltet. Hier fehlte den fanatische Druck Bruti’s von oben. Es blieb bei den geistigen u. see­lischen Kämpfen, die unter den Nächstbeteiligten al­lein ausgefochten wurden. Dass die römische Kirche dabei nicht nur Zuschauer war, ist ja selbstver­ständlich. Bald hatte die eine, bald andere Richtung mehr Vorsprung. Um 1600 berichtet G io vani Boiero ("„Relazioni universali“ Venezia) ein wenig resignirf, dass die Katholiken von Tîrgovişte und von Câmpulung, da es an katho'l. Priestern mangelte, sich mit einem lutherischen Pastor behelfen müssen. Nach ihm gab es zu seiner Zeit in Tîrgovişte 1000 Häuser der Rumänen, 22 Häuser der Katholiken, Sachsen u. Ungarn; in Câmpulung 900 Häuser, darunter 40 Häu­ser der Sachsen (etwa 350 Protestanten); in Rîmnic Vâlcea 20 Häuser der Sachsen (c. 100 Protestanten), zusammen also etwa 450—500 Evangelische. Aus dem Ende des XVI. Jahrhunderts sind uns einige Pastorennamen erhalten geblieben: 1574 Marcus Romnicensis (Rîmnic) 1575 Martin Leo (Tîrgovişte) 1577 Benedikt Beiaham (Rîmnic) 1579 Christian Wolkendörfer (Tîrgovişte) 1587 Christianus Roth (Câmpulung). Im J. 1641 stirbt in Rîmnic der Pastor Ananias. Der siebenb. Chronist Kraus (Kurz „Magazin“ Ii. S. 212) berichtet über das dortige Deutschtum und über ihn folgendes: „Die Weiber, so sächsisches Ge­schlecht gewesen, tragen dergleichen Schleier2') wie unsere Weiber haben auch noch jeizunder auf unsere Manier weiss gemauerte schöne Kirchen21 22) und ich selber habe noch zu meinen Zeiten einen sächsischer^ Pfarrer gekannt, Popa Ananias genannt; er trug einen sächsichen .Pfarrers Chorrock, einen breiten Hut, an Füssen aber graue walachische Hosen“. Nach dem Bericht des Minoriten Petrica da Sonnino Angelo an den Kardinal de Sanata Croce (kurz vor 1639—40) waren eie Deutschen von Câm­pulung noch Protestanten „von einem Heretiker irre­geführt“. Zwischen den Jahren 1679—88 erfahren wir vom Bischof Stephani .(Stepanchich) von Nikopolis, dass die Câmpulunger Sachsen zur „heresis Lutheri“ neigen und dass etwa 50 Häuser derselben in der „heresis“ verharrten, bis sie sich zum Katholizismus bekehrten. Zwischen 1602—10 wird der „grămăticul“ der sächs. Pfarrer von Câmpulung, unter Radu Şerban, von anderen Steuern (als den bisherigen) u. von den Leistungen an Vorspannpferden (cai de olac) befreit. („Istoria Poştelor Române“ de C. N. Mihescu, Bucu­reşti, 1916. S. 114). 1640 Raport des Bischofs Peter Baksich. 1699 Bericht des Bischofs von Prizrend, Bernabei, über die kirchlichen Zustände seiner Gläubigen in der Walachei. Er hatte viel Grund zu Klagen. (Näheres darüber in meinen Ausführungen im Korresp. bl. in Hermannstadt „Neues von der Langer-Aw“). 1678—88 unter Şerban Cantacuzino erschallt doch auch, der (für die Walachei ungewohnte) Ruf in Câmpulung den Sachsen gegenüber: „Botea­­ză-te păgîne“. Es wurden ihnen dafür Steuernach­lässe in Aussicht gestellt. (N. Iorga, „Călători, am­basadori si misionari“ S. 63.) (Schluss folgt.) Die Sehülerbiblioíhek der höheren Kiiabenschulaiistalten in Bukarest. Nach langer, durch den Krieg bedingter Pause, konnte die Schülerbibliothek zu neuem Leben erweckt werden. Gross sind die durch den Krieg entstandenen Lücken, ln den verhängnisvollen Novembertagen 1913 wurden die Werke der Bibliothek buchstäblich in alle Winde zerstreut. Nur schwer gelang es, einen Teil der Bücher wieder zu er­langen. Die aus den zurückgelassenen deutschen Soldaten­büchereien zugeflossenen Schriften bedeuten zumeist nur quan­titativ einen Zuwachs; auf keinen Fall konnten sie die ver­loren gegangenen Werke ersetzen. Mehrfache Zuwendungen von aussen, die Einführung einer Lesetaxe und die Abhaltung von Schülerabenden — der am 15. Dezember veranstaltete „Französische Abend“ brachte einen Reingewinn von 5541 Lei — werden es in verhält­nismässig kurzer Zeit ermöglichen, die Verluste zu ersetzen, Neuerscheinungen zu erwerben und die Schülerbiblfbthek auf diese Weise auf ihre frühere Höhe zu bringen. Einen grossen Uebelstand für die Bibliothek bedeutete bisher die häufige Notwendigkeit der Uebersiedlung von einem Raum in den anderen. Durch die endgültige Einrichtung der neuen, eigens für die Schülerbibliothek errichteten Regale in einem Neben­raum des Physiksaals scheint auch dieser Uebelstand beho­ben. Bei den Neuanschaffungen für die Unterstufe werden hauptsächlich Werke technischen Inhalts und Reiseschii­­derungen berücksichtigt. Der spannende Inhalt soll die das Deutsche noch nicht völlig beherrschenden Jungen zu fleis­­siger Lektüre veranlassen. Daher ist auch der vielgerühmte und vielgeschmähte Karl May ausgiebig vertreten. Bei den Anschaffungen für die Oberstufe wird den Neuerscheinungen der Weltliteratur, mit besonderer Berücksichtigung der deut­schen, erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet. Der Bücherbestand betrug am Ende des Schuljahres 1918' 19 1600 Bände; heute sind 2117 Bände in die Bücherlis­ten eingetragen. Der Zuwachs von 517 Bänden in zwei Jahren ist durchaus erfreulich. Hiebei müssen die hohen Bücherprei­se mit berücksichtigt werden. 21) Der sächs. Ausdruck darür lautete „geschiogdert uch gebockelt“ (mit Bockeinadeln festgesteckte Schleier, in die der Kopf eingehüllt war. 22) Im J. 1911 fand ich in Rîmnic nur einen (in der Wohnung des dortigen Pastor’s Meier hergerichteten) Bet­saal. Die neue Kirche wurde erst im J. 1912 vom sieb, sächs. ■ Superintend. D. Fritz Teutsch eingeweiht. An der dortigen deutschen Schule wirkte damals ein deutscher und ein rum, Lehrer und eine deutsche Lehrerin. An unsere Leser. Die p. î. Bezieher unseres Gemeindeblat­­tes, weiche den Bezugspreis für das 2. Viertel­jahr im Betrage von Lei 12.— noch nicht be­glichen haben, werden höfl. ersucht, diesen Betrag umgehend bei unserem Kassenamt, Str. Lutherana 10, gefl. entrichten zu wollen, da es für das Weiterbestehen des Blattes dringend nötig ist, die Anzahl der ständigen Bezieher festzustelien.

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