Bukarester Gemeindeblatt, 1932 (Jahrgang 24, nr. 1-52)

1932-01-03 / nr. 1

Nr. 1 BUKARESTER GEMEINDEBLATT Liebe und Dankbarkeit unserer ganzen Brüderschaft fotgt dem alten treuen Manne über das Grab hinaus. Lukas 2, 29 und 30.“ Diesem ehrenden Nachruf schliessen auch wir uns an und wollen dem Dahingeschiedenen ein freundliches Andenken bewahren. V. EL und Oesterreichs Freude darüber empfinden, dass — wie es der Führer des Gustav Adolf-Vereins D. Rendtorff in diesen Tagen ausdrückte — „wenigstens für das evangelische Kirchenleben jetzt die Grenzen aufgehoben sind, die sonst noch trennen, was nach Blut und Geschichte, was von Gottes und Rechts we­gen zusammengehört“. Der österreichische Bruder. Der durch den Zusammentritt der verfassung­gebenden Generalsynode der Kirche Oesierreichs ver­­anlasste Besuch des Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses in der allen Kaiser­stadt hat die Verbundenheit des österreichischen und reichsdeutschen Protestantismus in schöner und war­mer Weise in die Erscheinung treten lassen. Die Be­ziehungen zwischen den evangelischen Kirchen der beiden Länder sind ja nicht erst neueren Datums. Als vor 80 Jahren die „Eisenacher Kirchenkonferenz" als eine eráte lose Arbeitsgemeinschaft der zer­splitterten deutschen Landeskirchen ins Leben trat, da war unter den Kirchen, die diese Konferenz be­schickten, von Anfang an auch die „Evangelische Kirche Augsburgischen u. Helvetischen Bekenntnisses“ in Oesterreich. Aber erst die Ereignisse der letzten 11/2 Jahrzehnte, als deren kirchenpolitische Frucht in Deutschland ein Bund der Landeskirchen mit einer festen rechtlichen Organisation ins Leben trat, schufen die Voraussetzung für eine engere Verbindung, die dann in dem Anschluss der österreichischen Kirche an den Deutschen Evangelischen Kirchenbund im Jahr 1926 Wirklichkeit wurde. Auf dieses bedeutsame Geschehnis wies Dr. Kapier in seiner Ansprache auf der Wiener Generalsynode hin. „Das Gestern, fügte er hinzu, hat uns nicht getrennt, das Heute vermag es nicht, und das Morgen soll uns, so Gott will, nicht .scheiden“. Wenn heute in dem ganzen Prote­stantismus ein neues Bewusstsein der Verantwortung der Kirchen für die Kirchen erwacht sei, — „sollte dann nicht zwischen den Kirchen gleicher Sprache und gleichen Volkstums, enger Nachbarschaft, geschicht­licher Verbundenheit, gemeinsamer Schicksale, der Ring umso fester geschlossen sein ? Für Staatsmacht und Rechtssatzung gibt es den Begriff des Auslan­des; für Bruderkirchen gleichen evangelischen Glau­bens hat der Begriff keine Macht.“ Das Begrüssungswort des österreichischen Ober­kirchenratspräsidenten Dr. Capesius war auf den gleichen Ton der Freude über das Zusammengehören und Zusammenstehen gestimmt. Auch der Empfang des Führers des Deutschen Kirchenbundes durch die staatli­chen Würdenträger Oesterreichs, den Bundespräsiden­ten, den Bundeskanzler, den Vizekanzler und den Unter­richtsminister, vollzog sich in den liebenswürdigsten Formen und führte zu einem eingehenden Gedan­kenaustausch, der insbesondere der kirchenpolitischen Lage galt So wird man in weiten Kreisen Deutschlands T 3 Dr. Söderbloms Dachfolger. Ernennung Prof. 6 i d e m s zum Erzbischof uon Upsala. Zum Nachfolger Erzbischof Söderbloms ist Prof. Erling Eidern-Lund ernannt worden. Der neue Erzbischof von Upsala ist seit 1928 Professor für neutestamentiiche Exegese an der Uni­versität Lund und widmet sich hauptsächlich der Paulus-Forschung. 1915 bis 1917 war er Mitglied der Bibeikommission, die zum Reformationsjubiläum 1917 die neue schwedische Bibelübersetzung zu Ende führte. Mehrere Studienreisen führten ihn nach Deutschland, Palästina, Aegypten und Griechenland. Sein besonders Interesse gilt der neutestamentiichen Theologie Englands. Erzbischof Eidern geniesst in Schweden bei den verschiedenen religiösen Richtungen dank seines tief christlichen Charakters grosses Vertrauen. Als Pre­diger und Verfasser religiöser Erbauungsschriften ist er weithin bekannt. In der ökumenischen Bewegung ist Erzbischof Eidern bisher nicht hervorgetreten, doch ist er sich der Aufgabe der schwedischen Kirche, Söderbloms Lebenswerk fortzusetzen, stark bewusst. Der neue Erzbischof ist am 23 April 1880 ge­boren, steht also im 51. Lebensjahre. Er studierte zunächst klassische Philologie in Göteborg und wandte sich darauf in Lund dem Studium der Theo­logie zu. Sein theologisches Examen bestand er 1906, wurde 1912 Lizentiat der Theologie und 1913 Do­zent für neutestamentiiche Exegese in Lund. Nach seiner Promotion zum Doktor der Theologie (1918) hat er Lehrämter an den Universitäten Upsala und Lund innegehabt, 1924 — 1928 war er Oberpfarrer in Gardstanga (Südschweden). Seit 1923 war er auch Hofprediger. (I. C. P.) Die bdaisenhauswoche. Es ist lange her, dass wir eine Abrechnung über die für die Waisenhauswoche gespendeten Be­träge vorlegen konnten. Wir sprachen damals die Befürchtung aus, dass die grosse wirtschaftliche Be­drängnis der Gegenwart zur Folge haben würde, dass die Anzeige „Waisenhauswoche“, die wir in früheren Jahren allwöchentlich in den Anzeigenteil unseres Blattes einreihen konnten, ganz verschwin­den würde. Wir dürfen aber dankbar feststellen, dass diese Befürchtung nicht in vollem Umfange einge-

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