Hermannstädter Zeitung, 1995 (28. évfolyam, 1404-1454. szám)
1995-01-06 / 1404. szám
Vie wird es weitergehen? tuen dürfen Pfarrer scin/Neuer Bischofsvikar ist Hans Klein/Landeskirchenversammlung tagié vurz vor Jahresende, am 28, Dezember 1991, fand in Hermannstadt die Landeskirchen Versammlung der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien tt- Auf der Tagesordnung standen: die Ordination der Frauen, ein Beht Uber den Stand der Diskussion betreffend den Entwurf einer neuen rchenordnung und die Wahl des neuen Landeskonsistoriumslazu hat uns Wolfgang Rehner sen., vormals Hermannstad't, heute, Stadtrrer von Reen, den nachstehenden Bericht geschickt, der die Debatten i Beschlüsse der Landcskirchenversammlung aus der Sicht des Diasporairrers kommentiert. Pfarrer Rehner betreut nämlich auch die Gemeinden NordsiebenhUrgen und dem Buchenland. )ie Ordination von Frauen zum Glichen Dienst in den Gemeinden Evangelischen Kirche A.B. in Runien beinhaltet nicht mehr und ht weniger als die völlige Gleiehlung der Absolventinnen des Theoischc- Institutes (bzw. einer entgehenden theologischen Fakultät) t ihren männlichen Kollegen, wel;s heisst, dass — verheiratete oder ige — Frauen in unserer Kirche Pfarramt mit allen damit verndenen Rechten und Pflichten ernehmen können. Da die Nachge nach Pfarrern vorhanden ist und h zugleich die Frage stellte, wel* Berufsaussichten für Theologinnen unserer Kirche bestehen, war ein sprechender Beschluss fällig lie Lnndeskirchenversammhmg hat h eingehender Beratung festge- 11t, dass die Sache, die für verndesmSssig nüchtern urteilende Ute in Absehung vom biblischen ugnis unproblematisch erscheint, bei lauerem Studium der Bibel und r Auslegung anderer Kirchen doch :e Menge ungeklärter Fragen emit. Ohne all diese Fragen restlos antworten zu können, hat sich die Landeskirchenversammlung mit 52 :en 8 Stimmen für die Ordination n Frauen entschieden. Der Bericht über den Stand der Arbeit am Entwurf einer neuen Kirchenordnung sagt unter anderem aus: «Der Entwurf... bemüht sich, die gegenwärtige Lage unserer Kirche einzufangen, für künftige Veränderungen und Situationen offen zu sein, vertraute Grundsätze und Einrichtungen weiterzuführen .aber auch neue Einsichten und Aufgaben einzubeziehen.“ Die Vertreter Nordsiebenbürgens (Gemeindekurator Roland Karoli aus Bistritz, Presbyter Gerhard F Kloos aus Sächsisch-Regen und der Unterfertigte) schätzen die grosse Arbeit, die der Entwurf der neuen Kirchenordnung gekostet hat. stellen aber mit Bedauern fest, dass die Gemeinderealität in Nordsiebepbürge« und der Bukowina und ihre nun bald 23jährige Erfahrung mit Kvelspfärrelen, die in ihrer Struktur flexibler sind als zentral geleitete Kreisgemeinden, links Iiegengelassen wurde. In diesem Zusammenhang ist eine kleine Rechnung interessant, die sich aus den Papieren der Landeskirchenversammlung ergibt: Dividiert man die Zahl der Gemeindeglieder pro Bezirk (Stand vom 30. Juni 19S4) durch die Summe der Pfarrer plus sonstigen kirchlichen Angestellten pro Bezirk, so ergibt sich, auf wieviel Gemeindeglieder ein bezahlter kirchlicher Mitarbeiter kommt. Das Ergebnis lautet: im Kirchenbezirk Kronstadt 117 Im Kirchenbezirk Hermannstadt 152 im Kirchenbezirk Mediasch 160 Im Kirchenbezirk Mühlbach 190 1m Kirchenbezirk Schässburg 303. Das Gefälle ist eindeutig. Es besteht aber auch innerhalb des Kirchenbezirkes Schässburg zwischen Süden und Norden. Macht man nämlich dieselbe Rechnung für Nordsiebenbürgen und die Bukowina gesondert (die ebenfalls zum Sahässburger Bezirk gehören), so kommt mau auf die Zahl 313. Würde man die Angestellten der Diakonie, die in den obigen Zahlen nicht inbegriffen sind, hinzunehmen, so würde die Diskrepanz noch wesentlich grösser sein, da im Raum Nordsiebenbürgen keine Kräfte der Diakonie tätig sind. Trotzdem funktionieren in Bistritz und in Sächsisch-Regen je eine Medikamentenverteilstelle, laufen Paketakvionen, Kleiderverteilungen und anderes mehr. Die Lebendigkeit der Gemeinden wird nicht durch die Zahl der besoldeten kirchlichen Mitarbeiter garantiert. Auf der dringenden Suche nach einem Pfarrer für Bistritz aber begegneten wir manchem Unverständnis und konnten sogar den Hinweis hören, dass die Not und der Personalmangel in anderen Bezirken mindestens gleich gross sei. Da kann man nur schmunzeln. Doch zurück zur Landeskirchenversamralung. Die Wahlen verliefen in vielem überraschend- In der Pause vor der Wahl, als das alte Landeskonsistorium zu einer kurzen Sitzung zu* sammengekommen war, sagte Frau Use Philippi zu mir: -Nun haben wir (Fortsetzung auf Seite 2) ■’.uiosteuer erhöht Ilermannstadt. — Beginnend mit m 1. Januar ist die Autosteuer gehoben worden- Die jährliche "tosteuer beträgt jetzt 12 000 tj für einen PKW mit einem T,Jbraum von bis zu 1 200 Kubikntimeter, zuzüglich weiterer Je •00 Lei pro 500 Kubikzentimeter der Bruchteile davon), wenn der Jbraum grösser ist. Hinzu kommt o Haftpflichtversicherung ln ihe von 15 000 Lei, die gleichitig mit der Autosteuer zu entditen ist- Mit anderen Worten: ■ r einen Dacia 1300 sind jetzt 000 Lei an den Fiskus abzuhren-Ebenfalls zum l. Januar wurden - Haussteuern und dig kommu.ien Taxen erhöht, und es wurde zeitweilige Befreiung der Wirflaftsträger von der Profitsteuer geschafft. Des weiteren Ivat sieh - 5 Landwirtschaftssteuer ver* ppelt (1994 war sie nur für ein ilbjahr berechnet worden, weil 's betreffende Gesetz erst ab dem Juli Gültigkeit hatte). * t Frauen einmal unter sich Ein Wochenendseminar für alleinerziehende Frauen in Muhelsherg/Heeindruckende Vielfalt persönlicher Schicksale Eine Woche vor Weihnachten veranstaltete das Frauenforum der Evangelischen Akademie Siebenbürgen im Michelsberger Elim-Heini ein Aufbauwochenende fllr alleinstehende Frauen mit Kindern. Das Angebot war haupi sächlich an Frauen herangetragen worden, die „nie dran kommen“ (die wegen ihrer Armut oder sozialen Kontaktlosigkeit nie in den Genuss solcher Einladungen kommen), wobei die Veranstalterinnen (Dorothea Koch Möckel, Annemarie Weber, Mariana Tcdea) darauf geachtet hatten, dass diese Frauen nich! unter sich bleiben, sondern in Kontakt gebracht werden mit Frauen aus anderen nationalen, konfessionellen und sozialen Schichten Die Gruppe war — wie auch das Frauenforum Insgesamt — ein Experiment -multikultureller Frauensoltdai Hät- Dass es sehr gut gelang, war zuns Schluss ein erhebendes Gefühl für flile, auch wenn die gewonnene’ Frauenpower ausgerechnet beim Ansehieben des in der Kälte abkrepierten „Dacia" unter Beweis gestellt werden musste- Schon bei der Kennenlern-Rundeam ersten Abend und erstreehf bei der von Elfi Dörr, der jungen Gemeindepädagogin aus Mediasch, geleiteten biographischen Selbstdarstellung der Teilnehmerinnen kam in einer Gruppe von nur fünfzehn Frauen und Mädchen eine beeindruckende Vielfalt von persönlichen Schicksalen, viel leidvolle Erfahrung trotz relativ kurzer Biographien (die' To'lnéhnierinnonwareri alle ausser einer unter vierzig) zum Ausdruck. Das Bedürfnis der Frauen, sieh mitzuteilen, war unerwartet gross u l bestätigte die Veranstalterinnen darin, dnss :hre Initiative, die sie aus einer Spende Magdeburger Frauen finanzierten. einer echten Notwendigkeit entsprochen hat. Auch an manche 'dunkle Seite der eigenen Biograohie, deren Erinnerung Schmerz verursacht, wur. de offen erinnert, wobei manche Erzählung auch wie ein Hilfeschrei anmutete. Etwa die Geschichte der 29jährigen Elena, die während der Revolution, in der Silvesternacht, heiratete und in derse’ben Nacht von ihrem Mann verlassen wurde, der sie nur mach besucht, um sie unter Druck zu setzen, seine Wohnung zusammen mit d"ns gemeinsamen Kind zu verlassen. Da» rumänische Eherecht würde es Elena bei einer ' eidung nicht erlauben, diese Wohnu-q zu behalten. Eine andere kann sie sich nicht leisten. Um einigermassen schön leljen zu können (mit Auto und hübschen Klamotten), schleppt die ehemalige Handballerin neben ihrem Dienst auch mal Säcke, oder sie schleift bei reichen Leuten die Parketten, ab Marioara muss von Cr legenhoitsar bo:ten vier Kinder grosiziehen, drei eigene und einen fünfjährigen Neffen, dessen Eltern unter bisnoch ungeklärten Bedingungen während der Revolution ums Leben kamen. Ileana 1st etwas über dreissig und schon seit acht Jahren Witwe. Ihren Mann fand sie an einem Abend, als sie aus tier Spätschicht kam, tot im Bott. Der schlecht brennende Kachelofen hatte ihn umgebracht. Seither versucht sie. allein mit ihrem neunjährigen .Sohn zurechtzukommen. T'eana war besonders dankbar für die Kinderbetreuung- Sie freute sich, dass sie zusammen mit Marius Ferien machen konnte (was sie sich seit 1989 nicht mehr geleistet hat — eine andere Frau hatte sogar seit 15 Jahren nicht mehr Urlaub gemacht). Sie wünschte sich „für ein nächstes Mal“ ein pädagogisches Seminar für alleinerziehende Mütter. (Fortsetzung auf Seite 7; L i ■■ STR AM íutsches Wochenblatt für den Kreis Sibiu / Hermannstadt Kalender 1995 (Seite 4-5) K)i* dcuikui clÜih jßeiiMi, JÜLtaybiltim Luid Qr.mLn.dui cUr „ 'dei f.m.&ntutcLdtir Ühltimg.“, dibt am zu lOilluiuihtui and zum QdltFULDialtuL ktgliieku^am^kt kakinrDielJ2 idakti&n Neuer Generalkonsul Ilermannstadt. — Die Bundesrepublik Deutschland wird ab dem 15. Januar d-J. einen Generalkonsul nach Hermannstadt entsenden, gab Konsul Manfred Ilogetzky vom Hermann« Städter deutschen Generalkonsulat ba< kannt. Rolf Breth (38), der Im Januar das Amt antreten wird, 1st Jurist und unverheiratet. Bislang hatte Manfred Rogetzky diese Funktion ad Interim inne. Ab 15. Januar wird er als Stellvertreter des Generalkonsuls noch etwa weitere drei Jahre in Hermannstadt tätig sein. -- IUL 2C05 Gedenken an die Deportation Kronstadt. — Am kommenden Freitag. dem 13- Januar, beginnt in Kronstadt eine dreitägige Veranstaltung zum Gedenken an die vor 50- Jahren stattgefundene Deportation der Rumüniendeutschen in die Sowjetunion. Freitag. 16 Uhr findet in der Schwarzen Kirche ein Gedenkgottes • dienst stätt, den die Bischöfe Christoph. Klein und .Sebastian Kräuter gestalten, und an den sich Mozarts .,Requiem“ anschliesst, aufgeführt von, den Bach-Chören von Kronstadt und Hermannstadt-Sämstag, 9 Uhr beginnt im Theatersaal eine Tagung über die Deportation. Zu Mittag wird ins Kunstmuseum eine Ausstellung des Künstlers Friedrich von Bömches eröffnet und am Nachmittag, 17 Uhr findet im Theater ein vorwiegend musikalisches Kulturprogramm statt. Für Sonntag ist um 10 Uhr in der Schwarzen Kirche ein weiterer Gedenkgottesdienst angesetzt. Am Nachmittag, 16 Uhr im Kronstädter Forum, liest Joachim Wittstock aus seinem noch nicht abgeschlossenen Deportationsronfan und wird der Videofilm „Wunden“ vorgeführt