Kassa-Eperjesi Értesitő, 1866 (Jahrgang 28, nr. 1-101)

1866-05-05 / nr. 35

- Stadtpost. — (Todesfall.) Donnerstag um 11 Uhr Vors­mittag verschied die Vorsteherin des hiesigen Frauenver­­eins Frau Gräfin Klara Szirmay-Malaspina im 73,7 Lebensjahre. Das Leichenbegängniß findet heute um halb 4 Uhr Nachmittag statt. — (Marktdiebe.) Am legt abgelaufenen Jahr­­markte wurden von den städtiscen Sicherheitsorganen vier bekannte Diebe arretirt und der Behörde über. (Bahnabenteuer.) Gestern trug sich kurz bfahrt des Frühzuges folgender Zwischenfall zu, als eine kleine Verzögerung entstand. Zwei Personen Mutter und Tochter, die bereits im Wagen saßen, konnten beim Abverlangen der Fahrkarten nur eine vorzeigen, was der Kondukteur selbstverständlich beanstandete. Nun behauptete die Frau für 2 Personen gezahlt zu haben, was der Kassier wohl zugibt, aber auch 2 Karten verab­ folgt haben will, von welchen sie eine, wie er meint, weggegeben haben kann. Der Morgenzug ging ohne beide Damen ab. Die Sache sollte untersucht und festgestellt werden auf wessen Seite das Recht ist. — (Eine extreme Dame) kam dieser Tage zu einem hiesigen­ Lohnkutsc­ her und stellte die Anfrage, wie viel der Transport einer Leiche nach Liptau-St. Miklos koste.. Der Dame wurde von dem­ Lohnfutsc­her mit­ größter Bereitwilligkeit die gewünschte Auskunft ertheilt und an sie­ die Frage gerichtet, zu welcher­ „Zeit: der Leichnam schon jexpedirt werden soll, worauf die Dame antwortete: „Jebt­­ noch nicht, ic habe mich nur vorsichtehalber er­­erkundigt für meine eigene Person, weil ich gerne in St. Miklos begraben werden möchte.“ Neuestes aus der Heimat. «a In Misgfolcz hat sie unter dem Präsidium des Herrn Josef Lichtenstein ein provisorisches­­ Komite­­ehufs Errichtung einer Gewerbebank­ und Au­sarbeitung der darauf bezüglichen Statuten gebildet. == Wie man ferner dem „Pester Tagebl.“­aus Miskolcz schreibt fand dort die Versammlung der Wähler des Boxrseder Komi­­tats statt,­um bezüglich der Abfassung einer­ Vertrauens­­adresse an den Landtag zu berathen. Es hatten sich gegen 700 Wähler eingefunden und um 9 Uhr. Früh­ eröffnete der gewesene Wahlpräses Söltep-Nagy János die Ver­­sammlung mit einer kurzen Ansprache , in der er den Ewed des Meetings auseinandersete. Nach ihm ergriff Herr­­ Edes Albert, gewesener reform. Prediger in Tarjan, das Wort und hob in kurzen, kräftigen Worten die Noth­­wendigkeit hervor , den beiden Adressen des­ Landtages, welche die Wünsche und gerechten Forderungen“ der Mas­sion in sich fassen, durch eine Vertrauensadresse Nachdruck zu geben. Hierauf verlas Herr Dezss Majthenyi die durch ihn verfaßte Adresse, welche auch einstimmig angenom­­men wurde. x a Die sonft sturzende Generalversammlung des Sároser landwirthschaftlichen Vereines wird am 22. b. . Eperies , im großen Saale des Komitathauses, statt­­hden. 7 nt Man schreibt aus Pest, 30. April.“ Heute sind durch ein hiesiges Speditionshaus Möbel für die Apparte­­ments Ihrer Majestät der Kaiserin nach Füred spedirt worden. .*+ Sonnabend , den 28. v.i wurde in Pest der älteste ungarische Schauspieler Gál zur Erde bestattet. Dem Leichenbegängniß wohnten außer dem Theaterinten­­­­danten Herrn Radnötsay viele Kollegen des Verstorbenen bei. Die Leichenrede des Herrn Szilágyi machte an man­­chen Stellen tiefen Einvru> auf die Zuhörer, Bál besaß noch in­ seinen alten Tagen, einen unverwüstlichen Humor. Nor in seinen lezten Stunden, als er hörte, daß ein junges Mädchen in der Nachbarschaft im Sterben sei, sscherzte er: „Der Tod hat die­ Thüre­ verfehlt.“ nt. Die in Marmaros-Sziget bestehende einzige Druderei ist Eigenthum des Aerars, und wird, wie wir hören, aufgelassen. Aus dieser Ursache wird das gut re­­digirte Blatt „Marmaros“ für einige Zeit zu erscheinen aufhören, und wieder ausgegeben werden, wenn dort eine neue Drucerei etablirt sein wird, wozu die nöthigen Schritte bereits eingeleitet worden sind. kt­e In Arad ist ein großer Brand ausgebroch­en, der das städt­ge Bräuhaus nebst Mühle und Kühlwerk eingeäschert hat. Diese Gebäude waren bei der Ersten ungarischen Assekuranzgesellschaft versichert. 7x Ein äußerst verwegener Raubmord wurde am vorlezten Sonntag um die Mittagszeit in der Nähe von Arad verübt. Der Wiener Oc­hsenhändler Herr Reiß fuhr in Gesellschaft des Arader Spiritusfabrikanten Herrn Kohn, vom Pankotaer Wochenmarkte kommend, in einem Miethwagen nach Arad zu, als auf dem Wege zwischen Vilagos und Neu-Panat, drei bewaffnete Räuber auf einem mit drei kräftigen Pferden bespannten Wagen an den jährigen hart anfuhren und sie zum Stehen brachten. Die Räuber versetzten zuerst dem Kutscher einen deftigen Schlag mit einem Knüttel auf den Kopf, so, daß­ er so­­fort betäubt vom Wagen stürzte , dann erst schossen sie einen Revolver auf denselben ab und tödteten ihn vol­­lends. Hierauf wurde den Reisenden, und zwar Herrn Kohn ein Geldbetrag von 900 fl. und Herrn Reiß einer von 700 fl., außerdem aber wo Uhren, Ringe, Pelze, ja selbst die Kopfbedegung abgenommen. Der ganze Vor­­gang dauerte nur wenige Minuten, weil die Räuber sich sehr beeilten , da noch während des Raubes von der Ferne eine herank­ommende Wagenreihe sich zeigte. Die Räuber hatten, um sich unkenntlich zu machen , ihr Ge­­sicht mit einem weißen Tuch verhüllt, in welchem, nur zwei Löcher für die Augen geschnitten waren. Nach voll­­brachtem Raube hieben sie in die Pferde, und jagten wie rasend davon. Man ist ihrer no< nicht habhaft geworden. ++ Wie man aus Szegedin schreibt, wurde­ dort ein Sprachlehrer Namens Weiß in seiner Wohnung todt gefunden. Seine Halsadern waren durchschnitten und ne­ben ihm lag ein Raschmesser. Die Polizei fand bei der Durchsuchung seiner Wohnung eine bedeutende Baarschaft sowie Effekten und Pretiosen im Werthe von 1500­­. Die Motive dieses Selbstmordes sind bis jezt noch un­­bekannt. +» Wie man aus Veßprim berichtet , ereignete sich bei der fepigen Assentirung ein höchst komischer Fall, welcher alle Anwesenden in die größte Heiterkeit versetzte. Ein Assentirter, durc­­ den betreffenden Offizier gefragt zu welcher Branche er sich eintheilen lassen wolle, erwiederte ganz naiv : „az obsitos katonákhoz!" ein homerisches Gelächter war die natürliche Folge dieses Intermezzos. Welt-Panorama. 4. Se. Majestät der Kaiser hat dem Osip Iwa­­now Kommissaroff Kostromstoi „in Anerkennung des großen Verdienstes , welches er sich durch die glüliche Abwehr des gegen Se. Majestät den Kaiser Alexander I. von Rußland versuchten meuchelmörderiscen Anfalles erworben hat“, das Komthurkreuz des Franz-Joseph-Or­­dens verliehen. an An die im­ Pensionsstande befindlichen Militär­­ärzte wurde die Aufforderung erlassen, sich nach ihren Eigenschaften für Spitalsdienste­ zu melden. at. Die Offiziersfrauen der in Galizien und dem lombardisch-venetianischen Königreiche stationirten Regi­­menter haben den Auftrag erhalten, sich von der Regi­­mentsstation zu entfernen und Friedensdomicile zu wählen.­­ Die Auflage­ der Wiener Blätter ist nach dem „P. Fr.“ folgende : Wiener Tagblatt 35806, Debatte 3567, Presse Morgenblatt­ 16322 und Abendbl. 14216, Morgenpost 15903, Kiferski 15225 , Vorstadt-Zeitung 14838, Neue freie Presse Morgenblatt 12903 , Abend­­blatt 10870, Fremdenblatt 12096, Figaro 4562, Neues Grembenblatt Morgenblatt 3290, Abertwblatt 2612, Wan­­derer Morgenblatt 3225, Abendblatt 2 2500, Ostdeutsche Post 1951, Defterr, Bolks Vaterland 1454 , Wiener Sonntags-Zeitung form 1055, Oesterreichische Zeitschrift 838. "nt Aus InnsbruF wird­ geschrieben : Vor einigen Tagen trieb sie in Innsbruc ein italienischer Werkel­­mann herum, der es verschähte, Geldeslohn für seine Kunst anzunehmen. Stadtchronisten wollen sich erinnern, daß vor dem Ausbruche des Krieges im Jahre 1859 eben­­falls drei solcer uneigenmäßiger Künstler, die jede Gabe zurückw­iesen, die Ohren der Innsbrucer malträtirten, während sie wahrscheinlich­ ihre eigenen Ohren folgten, um Details über die österreichischen Kriegsrüstungen zu erhorchen. Hoffentlich wird die Innsbrucker Polizei derlei Leiermännern Eins aufzuspielen wissen. 7." Wie Bismar> mit seinem Könige mandöyrirt, Weber die Gewandtheit, mit welcher der Schlautopf Bis­­marc den altersschwachen Preußenkönig „herumzufliegen“ verstehen soll, wird neuestens folgendes pikante Geschicht­­chen erzählt : In den Kreisen der verwitweten Königin, welche bekanntlich den Krieg in Deutschland verabscheut, kam letter Tage einmal in Anwesenheit König­ilhelm's die Rede auf jene Prüfezeiunng von Lenin, deren Weissagungen annehmen lassen, daß der jegige König Wilhelm der l­6­. König von Preußen sein soll. Tags darauf sprach der König, in düsterster Stimmung, hievon zu Bismarck. „Das glaube ich selbst", erwiederte der pfiffige Graf, „denn Ew. Majestät mein allergnädigster Herr werden als Erwählter des deutschen Volkes der erste Kaiser von Deutschland sein." Schweigend und mit einer Freu­­denthräne im Auge reichte der König seinem Verführer die Hand, „ * Ein Eingemauerter. Ein soauderhaftes Ver­­brechen ist in Braunschweig verübt und entde>t worden. Man schreibt darüber : Vor einem Thore waren Arbeiter mit Abbruch eines Hauses beschäftigt. Dabei stießen sie auf ein zum­ nebenan gelegenen Grundstüc gehöriges fensterloses­ Gemach, in dem eine menschliche­­ Gestalt sich zu bewegen schien. Auf näheres Nachforschen wen­dete man wirklich einen 80jährigen Mann , auf verfaultem Lager liegend und mit Ungeziefer bedegt. Daß der Un­­glücliche schon lange dort gelegen, bewiesen Nägel und Haar, Erstere zolllang, letzteres, sowie der Bart s<nee­­weiß und länger als eine Elle. Ein Auge war ausge­­laufen. Wovon der Gefangene gelebt, das zeigten die Nahrungsreste, die um ihn her lagen. Es war sogenann­­tes Schweinefutter, aus rohen Kartoffelsc­halen und Ders­gleichen bestehend. Bereits hat man ermittelt, daß der Greis ein gewisser August II. ist, der von seinem Bru­­der, dem reichen Partikulier K. N. dort gefangen gehal­­ten worden. Lepterer behauptete im ersten Verhör, diese teli valank, sei auf seines Bruders eigenen Wunsch ges­ehen. a x + Ein Rekrut aus königlichem Geblüte. Unter den Konskribirten des Bezirks San Ferdinando in Nea­­pel figurirt auf ein Retter des Erkönigs Franz als­­ Luigi Borbone, Sohn des Luigi (Graf von Aquila) und der Maria Januaria von Braganza. — So ändern sich die Zeiten unter der Gleichheit vor dem Geieg. ZE ——— — e DiE Afier. Novelle von K. B. H. (Fortsetzung.) Der Geburts- und ursprüngliche Heimatsort Mar­­­jor von Krippmanns war Chodau in Böhmen gewesen, Ps . Zudem hatte sie Lindholm seit jenem Morgen nicht gesehen, wo er auf den Erercierplaß geritten. Seine Abwesenheit fiel ihr auf, ohne daß sie ihn vermißt haben würde, Daß Ritter die Spielbank zu­­weilen besuche, hatte sie anzunehmen Grund. — Daß­ er es jet bhat, fand sie abscheulich. Wenn das Gassengerücht seiner Verunglükung und seiner Flucht auf Wahrheit beruhte, dann war Eglantine für ihren Hochmuth und ihre Triumphe jetzt schon vom Himmel gezüchtigt worden. Es schnitt ihr dabei die mehr mal gemachte Erfahrung tief in­s Herz, daß ihr trefflicher Vater mit alle seinen Tugenden bei seiner subjektiven und sanguinischen Weltanschauung sich als ein schwacher Menschenfenner bewähre. So dankte sie — dem Gerüchte wirkli Glauben sc­heinend — dem Himmel, daß der Bater Viktor den Fehdehandschuh hingeworfen hatte und dieser nict mehr zu besänftigen gewesen war. Sie dankte Gott, daß Vik­­tor ihr gegenüber perfid sich bewiesen hatte. Elsbeth schüttelte nur verwundert mit dem Kopfe. Sie war froh, daß dieser inhom­ete Mann nicht mehr die Schwelle des Hauses betrat, die am morgenden Tage verwaist sein und einzig von ihr bewohnt und bewacht werden sollte. Es war der geschichtlich denkwürdige Ort, wo schon in den grauen Zeiten des zwölften Safulums­ ein Stift für Prämonstratenser-Chorfrauen bestand. Hroznata,­­ein böhmischer Magnat, verwandelte im Jahre 1196 das­ an unübersteigbare Klippen gerathene fromme Werk eines Kreuzzuges in die bleibende fromme Stiftung eines­ männlichen Prämonstratenser - Klosters unweit Chodau. Er wußte seine beiden Schw­estern Ida und Wieselslawa dafür zu gewinnen, daß sie ein gleiches Frauenstift stifteten. Diese beiden Klöster­­ waren zu des heiligen Wenceslaus, des böhmischen Landespatrons , Ehren errichtet worden. Diese Klöster standen auf einem Felsengrund. Un­­weit der Grenze des Baierlandes, wo schon nur vor ihrem Bestande die Boser von den Gebieten Besitz ge­­nommen und einem slavischen Stamme sorann gewichen, rüttelten an den Pforten dieser Klöster durt Jahrhunderte Heerscharen fremder Stämme, die in das Land Einlaß begehrten und sich diesen endlich erkämpften, es schlugen an ihre ehernen Pforten mit mächtiger Faust die Glau­­bensneuerer, die Hussitenscharen berannten das Kloster, und ihre Helden Zizka und die Prokops. Auch der dreißig­­jährige Krieg schlug seine Wellen herüber über das stille Chodau­­ unter Mannsfeld , wer es belagerte. Auch die neue Lehre Luthers,­das schimmernde Glaubenslicht, schien in die dunkeln verschlossenen Zellen dringen zu wollen. Alle diese A K­ämpfe der Jahrhunderte gegen das Frauenstift zählten­ reizende Episoden. Nicht immer war es Glaubenseifer, nicht immer die Sehnsucht, Proseliten zu machen, nicht immer Kampf der Volksstämme, Plün­­derungssuc­ht und Schäßegler einzelner versprengter Her­ren und Haufen — gar oft war es der Reiz eines Frauenklosters, was­ dieses Stift zum Brennpunkte der­ Fehde „machte. Alle die Historien und Histörchen, welche, die Chronik des Klosters, aufbewahrt hatte, und dazu noch, ein gut Theil „ungeschriebener, Ueberlieferung mündlicher“ Tradition wußte, die sogenannte letzte Klosterfrau Chodau's, Liboria Klarissa Agatha von Krippman, die Tante jener beiden „Neffen , deren einen, den wadern Major, wir schon im Verlaufe dieser Erzählung kennen gelernt. Schwester Klarissa war so ganz eigentlich die leben­­dige Chronik des Stiftes Chodau gewesen. Ihr Gedächt­­niß, rur< ein Buch unterstüßt, das „niemals aus ihren Händen gekommen war, und um dessen Besit fid seiner Zeit manche Kabale und und matrischer Scwesternstreit erhoben — war ein wahres Raritätenkästlein von Sagen und Geschicten. Nichts kam dem großen Wort gleich, welches Schwester Klarissa in Sachen der Klosterge­­sc­hicte im Konvent autokratisch zu sprechen verstand. Die Schwestern nannten sie deßhalb­ auch „Mei­­sterin“ Klarissa, ihr volltönendes schönes Organ schwellte figy — wenn sie von Geschichte sprac — ruhig uns pathetisch zu einem Kanzelton an, der in den hochge­­wölbten Hallen des Refektoriums weithin verhallt. Alles schwieg, wenn sie sprac­ ß, und die­­ Anderen, selbst die Priorin, wagten ihren Vortrag blos durch gras­gen zu unterbrechen. Seltsam­ war die Ausbreitung dieses Stiftes von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zu vernehmen, von größerer Prosperität als­ die Familie, welche durch Fortpflan­­zung von Kindern und Kindeskindern sich festigt. So wuchs das kleine Chodaut zu einem riesigen Stift und das kleine Stammkapital" Ver todten Hand verbreitete ss nach und­ nach durch "Stiftung auf Stiftung zu­ einer riesig abgegrenzten Herrschaftsmacht, unter deren Krumm - NI.

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