Kaschauer Zeitung, April-Juni 1874 (Jahrgang 36, nr. 26-51)

1874-06-03 / nr. 44

XXXVI. Jahrgang 1874.­­ Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. fit­­ Pränumeration Kaschau vierteljährig 1 fl. .25 fr., mit Postver­­sendung 1 fl. 50 fl. ‚Pränumeration wird jeden Tag angenom­­men bei der Administration der­ Anschauer Zeitung, Hauptgasse Wr. 60, bei al­­ep" Postanstalten u. Buch­handlungen. Magjelon minden Szerdán és Szombaton, unfrankirte. Briefe an die Redaktion werden nicht angenommen. Anonyme Briefe werden nicht berü­ck­­sichtigt und Manuskripte nicht zurück­­gegeben. ) ; ; j Kardjan, Mittwoch 3. Juni. Inserate, 5 kr. für eine fünfmal gespaltene Petit­­zeile. — J Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige, entsprechender: Nachlaß. Fokalblatt für Volks-, Haus- und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben, (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) In Wien übernehmen Inserate für uns die Her­ren A. Oppelik, Wollzeile­­­­ Nr. 22, " Haassenstein , Vogler, Neuer­ Markt Wr. 11 und Rudolf Messe Annoncen - Expedition, Inserate übernimmt für uns die Inter­­nationale Annoncen - Expedition von Lang , Schwarz Pest, Badgasse und Wien, Wollzeile 6. — In Berlin S. Kornik. In Stuttgart E. Stöcke­hardt. In Paris Havas Laffitt- Kundschaftsblau­ für Kaschau } \ 3 : 3 + | ; ER 4 : 4 | ; Bei größeren Ankündigun­­­ <­gen und öfterer Einschaltung und Spezies, Bullier & Comp; SEN —— nn ös nn ———— Kasc­hau, 2. Juni.­­ Se. Majestät hat am vergangenen Freitag in Budapest eine Deputation des auf Initiative der Ge­­sellschaft für bildende Kunst eingeteten Landes-Comit68 in besonderer Audienz empfangen. Gegenwärtig sind wir in der Lage, den Wortlaut der vom Deputations-Präses, Se. Exz. dem Judex Curiae Georg v. Majláth an den Monarchen gerichteten Ansprache wie folgt mitzutheilen : „Im Auftrage der ungarischen Gesellschaft für bil­­dende Kunst treten wir vor das allerhöchste Angesicht Ew. Majestät mit der ehrfurchtsvollen Bitte, daß es uns gestat­­tet sein möge, Se. k. und k. Hoheit den Kronprinzen R­u­­dolf um die Annahme des Protektorats der Gesellschaft mit tiefer Verehrung zu ersuchen. . ; „Die auf neuen Grundlagen organisirte Gesellscaft beabsichtigt der Kunst eine eigene, wenn auch nur bescheidene Stätte zu errichten, und in diese auch das JIndustrie-Museum aufzunehmen in der Hoffnung, daß der wechselseitige Ein­­fluß, den Kunst und Industrie auf einander­­ ausüben und dessen überraschende­ Erfolge auch bei der Wiener Weltaus­­stellung wahrzunehmen waren, aug in unserm Vaterlande werde zur Geltung gelangen können.­­ „Die Kunst legt nämlich, wenn sie auf die Industrie veredelnd einwirkt, ihr Kapital zu reichen Zinsen an, denn in einer geistig­ gehobenen, materiell erstarkten­­ Klasse von Industriellen findet sie ihre zuverlässigste Stute. „Allein dies kann nicht das Werk einer nahen Zu­­kunft sein; unermüdliche Thätigkeit, verdoppelter Fleiß und der wohlthätige Hauch der Protektion sind nothwendig, damit diese Idee verwirklicht werden könne. „Gestatten Ew. Majestät, daß wir diese Protektion in erster Linie von Demjenigen erbitten, der dem väterlichen Herzen Ew. Majestät am nächsten steht, daß wir den Namen Desjenigen mit dieser Unternehmung verbinden, in dem wir­­ den würdigen Erben­­ der Tugenden Ew. Majestät und Höchst ihres huldreichen Wohlwollens fü­r unser Vaterland verehren. „Geruhen vemmnaH Ew. Majestät unsere diesfällige Bitte mit gewohnter Huld aufzunehmen und uns die Hoff­­nung zu gestatten, daß wir durch die Gewährung derselben ein netterliches Unterpfand der väterlichen Liebe besitzen werden, für welche Ew. Majestät alle Bürger des Landes bereits zu­ ewigem Dank verpflichtet haben“. Der König antwortete, daß er dem Kron­­­prinzen die Erfüllung der vorgetragenen „Bitte vom Herzen gern erlaube, und hoffe und wünsche, daß die zum neuen Leben er­wachende Gesellschaft mit verjüngter Kraft erfolgreich fortstreitend, der Kunstentwick­­lung einen neuen und heilsamen Impuls geben werde. » Jedes einzelne Mitglied der Deputation, namentlich Erzbischof Ludwig Haynald, Nikolaus Barabás, Gustav Keleti, Baron Béla Lipthay, Franz Pulpky, Oberbürger­­meister Karl Räth, Georg Räth und Moriz Than, wurde von Sr. Majestät mit genauer Detailkenntniß der persön­­lichen Verhältnissen und der wichtigeren Tagesfragen bekun­­­denden Fragen beehrt. — Ministerpräsident Bittó empfing am 28. v. M. “Vormittags, eine aus nahezu hundert Mitgliedern beste­­hende Deputation, welche von Groß-Becskerek und Umgegend in die Hauptstadt entsendet worden, um bei der Regierung sich für den Ausbau der­ Eisenbahnlinie Kilinda-Pandsopa zu verwenden. Advokat. Dr. Demks, als Sprecher der Deputation, trug in längerer Rede das Petitum seiner Sender im Wesentlichen wie folgt­­ vor: Aus den Zeitungen habe man erfahren, daß, die Re­­gierung die Absicht hege, zugleich mit der Einbringung des Gesetzentwurfes über die Concessionirung der Linie Temesvár- Orsova den schon früher eingebrachten Geseßentwurf wegen­­ Concessionirung und Ausbau der Linie Kikinda-Panc8ova zurüczuziehen. Das Gerücht habe in Groß-Becskerek­ und Um­gegend, für welche diese­ Bahn eine Lebensfrage ist, große Besorgniß erregt, und damit ein stillschweigendes Verhalten nicht für Gleichgiltigkeit oder Zustimmung ausgelegt werde, glaubte man dem Beispiel des Torontaler Comitats folgen zu sollen, das an Regierung und Reichstag die Bitte ge­­richtet, das erwähnte Gerücht zu widerlegen und die Con­­cessionirung des Baues der Eisenbahnlinie Kikinda-Panch0va je früher zu unartikuliren. „Indem wir nun glauben, daß unsere diesbezügliche unterthänige Bitte der h. Regierung bereits vorliegt, beeilen wir uns, im Namen der Stadt Groß-Becskerek und ihrer Umgebung, geleitet von stets empfundenen Gefühle unserem Ew. Excellenz gegenüber des Vertrauens und der Hoch­­achtung, an Ew. Excellenz die unterthänigste Bitte zu rich­­ten, daß Sie unser Gefuh um baldigen Ausbau der er­­wähnten Eisenbahnlinie im Interesse des Torontaler Comi­­tats, im Interesse unserer Stadt und Umgebung, sowie der benachbarten Stadt Pancs8ova, ja in Anbetracht der Wichtigkeit dieser Linie für das Land, auch im Interesse des Baterlands, nachdrüclich unterfragen und dessen Erfül­­lung huldvoll veranlassen mögen“. Der Herr Ministerpräsident erklärte in der hierauf ertheilten Antwort, daß er es nur natürlich finde, wenn die bei der Sache interessirte Gegend den Ausbau dieser Linie urgire, die Regierung habe jedoch vor Allem die In­­teressen des Ganzen ins Auge zu fassen und sei am besten in der Lage zu beurtheilen, wann es an der Zeit sein werde, den betreffenden Gesetzentwurf einzubringen. Gegen­­wärtig, wo die Anschlüsse der Ostbahn an die rumänischen Eisenbahnen von präponderirender Wichtigkeit, dürfte jener Zeitpunkt noH nicht gekommen sein. Durch diese ablehnende Antwort entmuthigt, hat dem Vernehmen nach auch die Deputation es aufgegeben, weitere Schritte zu thun, und hat beim Communikationsminister, der sie um 3 Uhr Nachmittags empfangen wollte, ihr Nicht­­erscheinen entschuldigen lassen. — In Betreff des israelitischen Schulfonds hat Cultusminister Trefort, nah , B. N.“, seinen dem Abgeordnetenhause zu unterbreitenden Bericht schon ange­­fertigt und wird denselben an einem der nächsten Tage­­ vorlegen.­­ — Den Strebungen der Sachsen gegen­über — schreibt „Hon“ — beginnt auch die patriotische Bevölkerung jener Gegenden ihre Stimme hören zu lassen. Die Einwohnerschaft der 10 ungarischen Dörfer des Kron­­städter Distriktes hat an den Minister des Innern eine Erklärung abgesendet, in welcher gesagt wird, daß sie sich jener Repräsentation des Kronstädter Distriktes, welche den Minister des Innern wegen seines Vorgehens in Angelegen­­heit der sächsischen Nations-Universität in den Anklagestand zu versetzen bittet, durchaus nicht angeschlossen habe, ja daß sie sofort an Ort und Stelle gegen diese Repräsentation Protest erhoben habe. Sie erklärt dies ausdrüclig, damit sie vor dem Lande nicht mit jenen gleichgesinnt erscheine, deren vaterlandsfeindliche Bestrebungen von der öffentlichen Meinung mit Recht verurtheilt werden. — Die Verhandlungen, welche mit der rumänischen Regierung in Betreff der rumänischen Eisenbahnanschlüsse stattfanden, nahmen nicht den gewünschten Verlauf. Die un­­garische Regierung verlangte die gleiche Tarifbegünstigung für­ die Orsovaer und Tömöser Linie, damit nicht der Kron­­städter Anschluß duch Begünstigung der Orsovaer Linie brachgelegt werde. Die von der ungarischen Regierung ge­­forderte gleiche Tarifbegünstigung für die Bahnstre>e Orsova und Tömös wurde von Seite des Kabinets mit der Bemer­­kung verworfen, daß es nicht Sache des Nachbarstaates sei, zu sorgen, daß die Bahn eines fremden Landes nicht zu Schaden komme. — Das Wiener Dichesanblatt vom 30. Mai ver­­öffentlichte das erste confessionelle Gesetz und zugleich die­­ Antwort der Bischöfe auf die päpstliche Encyklika und die Erwiderung des Papstes. Die Bischöfe erklären ihren­­ Ge­­horsam nur den mit dem Concordat übereinstimmenden Geseßesbestimmungen. Der Papst dankt den Bischöfen für die Kirchenvertheidigung durch ihre Herrenhausreden. — Die „Presse“ erblicht in diesen Publikationen die Prokla­­mirung eines Confliktes zwischen Kirche und Staat. — In den berüchtigten Vierteln von Paris brach eine Emeute aus, die gegen die Mairie gerichtet war. Das Volk forderte gebieterisch Beschäftigung und nahm eine sehr drohende Haltung an. Der Abgeordnete Daguim, welcher herbeigerufen wurde, berchtwichtigte die aufgeregte Menge, welche sich, noch ehe das Militär anwildte, zerstreut hatte. — Hohenzollern'sche Agenten, die über bedeutende Summen verfügen, agitiren in Madrid für den spanischen Thron zu Gunsten ihres Auftraggebers. Die Agitation voll­­zieht sich unter der Protektion des Ministers Sagasta. Aus New­ York wird unterm 20. Mai berichtet : Staatssecretär Fish hat ein Geset in Vorschlag­ gebracht, nach welchem mittellose Einwanderer, Vagabunden und Verbrecher, welche in Amerika landen, durch dieselben Schiffe welche sie brachten zurüFgesehit und den Gesellschaften, denen diese Schiffe gehören, so were Geldstrafen auferlegt werden sollen. Der Bodenbau Ungarns. Die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ brachte, in ihrer Beilage vom 30. Jänner d. J. unter­ dem Titel: „Transleithaniens Bodenbau“ einen Artikel aus der Feder Bernhards v. Cotta, — des ersten Geologen der Jetztzeit — der von so außerordentlichem Interesse für unser­ Vaterland und dessen industrielle Entwicklung ist,­ daß, wir nicht anste­­hen, denselben in seinem ganzen Umfange zu reproduciren, und wenigstens unsern Lesekreis damit bekannt zu machen. Freilich wäre zu wünschen, daß dieser Artikel in alle Spra­­chen übersetzt, und, um jeden Bewohner von jeder Zeitschrift mitgetheilt wurde, unseres Landes damit bekannt zu ma­­hen. Die Sache hat nicht nur ein sehr großes Interesse, sondern auch enorme Wichtigkeit. Herr 9. Cotta hat unser Vaterland wiederholt bereist und dessen Bodenverhältnisse genau untersucht, und wenn man berücksichtigt, daß es gegen­­wärtig keinen Geologen gibt, der die Geseke des Bodenbaus genauer kennt, und in seinen Vorschlägen zur industriellen Verwerthung der Bodenschätze vorsichtiger und gewissenhafter ist, wie Cotta, so wird man das ganze Gewicht, die ganze hohe Wichtigkeit seiner auf Wissenschaft und Ueberzeugung beruhenden Aussprüche erkennen. Zu wü­nschen wäre ferner, daß entweder die Regierung, oder der Reichstag, oder eine Gesellschaft von Großindustriellen die Initiative ergreife, um die­ betreffenden Untersuchungen zu veranlassen, wobei es vielleicht auch nicht unmöglich wäre, letztere unter der Lei­­tung des genannten Gelehrten selbst vornehmen zu lassen, wodurch sehr viel an Zeit und des Gelingens gewonnen würde. die größte Wahrscheinlichkeit Wir lassen nun Herrn v. Cotta sprechen. Im Eingange seines Artikels bespricht er die Ende des vorigen „Jahres erschienenen “ Blätter der geologischen Uebersichtskarte der gesammten österreichischen Monarchie, deren einige Ungarn und seine Nebenländer behandeln, und fährt dann fort : : : : „Die Karpathen umschließen als mächtige Gebirgskette in weitem Bogen­ die großen, fruchtbaren Becken von Ungarn und Siebenbürgen, während nördlich das­ galizische­­ Hügel­­land sich allmällic zu den flachen Küsten der Ostsee herab­­senkt. Sie bilden geologisch wie, geographisch eine Fortsetung der Alpen. Bekanntlich weichen die sedimentären­ Formatio­­nen des Alpen- und Karpathengebietes in ihrer Gliederung und durch­ ihre organischen Reste sehr wesentlich von den im übrigen Europa bekannten ab, während­ analoge Ver­­steinerungen in gleich alten Ablagerungen des Himalaja, sür wie durch v. Hochstetter vereinzelt sogar auf Neuseeland gefunden worden sind. Die ungemein mächtige­­ Nummuli­­tenzone der alpinisch-karpathischen Tertiärgebilde läßt sich sogar durch die illyrische Halbinsel nach Kleinasien, Nubien und Ostindien, bis auf die Inseln Banka­ und Billiton ver­­folgen, so daß nach dem allem die besondere fossile­ Fauna der Alpen und Karpathen eigentlich ein weit größeres Ver­­breitungsgebiet zu besitzen scheint, als diejenige, welche für die gleich alten Ablagerungen (Trias bis Eocan) in Deutsch­­land, Frankreich und­ England carakteristisch ist. 2 Die nördliche Hauptkette der Karpethen,­­welche von Preßburg an der Donau als natürliche Nordgrenze Ungarn und Siebenbürgen bis in die Moldau fortsetzt, besteht ganz vorherrschend aus gehobenen, aber weniger als in den Alpen gefalteten und zerrissenen. Ablagerungen der Trias bis Ter­­tiärperiode, fast ohne alle Unterbrechung oder Durchbrechung

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