Kaschauer Zeitung, Januar-März 1886 (Jahrgang 48, nr. 1-37)

1886-02-23 / nr. 22

EEE SRTTHORSCSTEGT N TRETEN EEE a a, rt 22. XLVIII. Jahrgang 1886. Brämumerationspreis ohne „illustr. Unterhaltungsblatt“ jähr. §. 2.50, vierteljähr. § 1.25 ür Kaschau: ganzjährig fl. 5.— , halb Mit Postversendung: „ . 6.60, 9 § . Bei Inserzien wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr für jede Anzeige. . 5. . 4.07 blatt“. ; RR: Mit dem „lluftr. Unterhalb­ ? Erscheint von Donnerstag in Kaschau: ganzjährig A. 7.—, halbjähr. A. 3.59, viertelfähr. a. 1.75. und Samstag. it Postversendung: „ fi­n60, il. 4.39 „ A. 2.15. Redactions- und Expeditions - Baro­n Kaschau, Hauptgasse Nr. 66. Kaschau, Dienstag, 23. Feber. "Kaschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITO. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschelt­ werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Neueste Nachrichten. Ungarn. Budapest. Nachdem es bisher stets üb­­lich war, daß ähnliche Gelegentwürfe den beiderseitigen Par­­lamenten gleichzeitig unterbreitet werden, und es auch diesmal zwischen beiden Regierungen vereinbart war, die Land­­sturmvorlage an demselben Tage im österreichischen und im ungarischen Abgeordnetenhause einzubringen, erregte es um so größeres Aufsehen in hiesigen parlamentarischen Kreisen, daß es die österreichische Regierung für angezeigt fand, gerade an dem Einen Tage, an wel­­chem das ungarische Abgeordnetenhaus seine Sinung hielt, diesen Gesezentwurf dem Reichs­­rathe zu unterbreiten. . A­gram. Sämmtliche Beamten der ungarischen Staats­­bahn wurden von der Opposition aus der ständigen Wahlliste gestrichen. Oesterreich. Wien. Graf Khevenhüller geht ng, 27. Februar, auf seinen Posten nach Belgrad zurück. Deutschland. Berlin. Der Reichstag setzte am 19. d. die Berathung über die Verlängerung des Sozialisten­­geseges fort und verwies die Vorlage über die fünfjährige Verlängerung des Sozialistengeseßes an eine Kommission. Großbritannien. London. Das Unterhaus ver­­warf mit 234 gegen 104 Stimmen das von der Regierung bekämpfte Amendement zu Gunsten der Suspendirung der Exmission der Kleinbauern in Schottland, wor­­auf die Adresse ohne besondere Abstimmung ang­e­­nommen wurde. In Betreff 3 r gejehe nicht beabsichtigt. land wird die Erneuerung der Zwang.­ Die Regierung ist mit der Prüfung der Vorlagen in Betreff Irlands beschäftigt und hofft sämmt­­liche, sicher aber einen Theil etwa am 22. März vorzulegen. Die Bill, unabhängigen Frauen das Wahl­­recht zu gewähren, wurde angenommen. Der Regierung liegt ein Plan zur Prüfung vor, nach die beschäftigungslosen Arbeiter wo­­bei Erdarbeiten zur Befestigung der Mündungen der Themse und anderer großer Flüsse verwendet werden sollen. Frankreich. Paris Die Initiativ-Kommission genehmigte mit 11 gegen 6 Stimmen den Antrag Rivet's, welcher dem Ministerium einfach das Recht der Ausweisung für den Fall zuspricht, als die Agitationen der Prinzen die­ Sicherheit des Staates gefährden sollten. Die Veranstaltung der Ausstellung im Jahre 1889 sci­en ist troß der ablehnenden Erklärung der ausländi- Industriellen wahrscheinlich und wird in jedem Falle eine internationale Ausstellung sein. Spanien. Madrid. Die Auflösung de Cortes ist für die erste Märzwoche angesetzt ; die Wahl der Deputirten erfolgt am ersten, die Wahl der Senatoren am dritten Sonntag des April. Portugal. Lissabon. In verschiedenen Städten Portugals haben Meetings stattgefunden, in welchen gegen die Verzehrungssteuer protestirt wurde. Dem Meeting in Oporto haben 6000 Personen beigewohnt und wurden auf demselben heftige Reden gegen die Monarchie gehalten. In Braga riefen die Theil­­nehmer: „Es lebe die Republik! Nieder mit der Verzehrungssteuer !“ Das Cabinet Fontes hat seine Demission eingereicht. Der Chef der Progressisten wurde mit der Cabinettbildung betraut und hat sich dieser Mission unterzogen. Griechenland, Athen. Der neue türkische Gesandte traf am 19. hier ein und conferirte des Längeren mit Delyannis, welcher unwohl ist (?) und das Zimmer hütet. Der gleichfalls unpäßliche (?) Kriegsminister hat die beabsichtigte Inspirirung der Truppen an den Grenzen verschoben. Die griechische Flotte wird Salamis nicht verlassen. Die Situation ist gespannt, doch müssen die Gerüchte über eine Aenderung der Politik mit großer Reserve aufgenommen werden. Rumänien. Bukarest. In Folge eindringlicher Vorstellungen des Königs, welcher an den Patriotismus Bra­­tiano’s appellirte und der am 17. vor dem Bureau des Se­­nates abgegebenen Aufklärungen des Präsidenten der Kammer, Lecca, dessen Intervention in der Debatte die Demission Bra­­tiano­s veranlaßt hatte, zog das Kabinet das Entlassungs­­gesuch zurück. Ostrumelien. Philippopel. Fürst Alexan­­der wurde am 17. d. Mittags hier großartig empfangen. Die­­ Stadt ist festlich geschmückt und beflaggt ; auch die Consulate sind in Gala. Viele Kränze und Adressen wurden dem Fürsten überreicht. Alle Consuln, der russische ausgenommen, haben dem Fürsten sofort ihre Aufwartung gemacht. NR TE­KT BEK­­­ H - Lokal-Nachrichten. — Generalversammlung Das Bürgerkasino hält am 28. d. 10 Uhr Vorm. im eigenen Locale eine Ge­­neralversammlung. Näheres siehe im heutigen Inserate. — Evangelische Schule Ueber Anregung des mit 25 Jahren emsig und aufopfernd thätigen Inspectors der hiesigen evang. Kirche, Hrn. Jonathan Br 5­ß, welcher selbst 500 fl. zur Errichtung eines Schulbaufondes spendete, cursirt ein Collectenbogen unter den Gläubigen, auf welchem diesem edlen Beispiele bereits folgten : Hr. Aladar Bielek mit 500 fl. und Herr Karl Szakmary mit 500 fl. Wenn diese edeln und munifizenten Beispiele noch­ recht viele ähnliche opferfreudige Nachahmer finden, so kann das vorgestelte Ziel recht bald erreicht sein. Es steht außer, allem Zweifel und zu hoffen, Gläubigen der hies. evang. Kirche gleiche Opferwilligkeit, daß die besitzen und nach ihren Kräften dazu­­ beitragen werden, damit ihre Schule zeitentsprechend erbaut werden könne. Die Sammlungsbögen sind bereits ausgegeben und kursiven unter den Kirchenmitgliedern. — Einstellung des Unterrichts. In Folge daß in der I. B Classe der Elementarschule schon etwa 12 Fälle einer Scharlacherkrankung vorkamen, wurde der Unterricht in dieser Classe auf 14 Tage sistirt. — Eine strenge Verordnung. Der städtische Bürgermeister erließ eine Verordnung, wornach Eltern, wenn dieselben zu ihren scharlachkranken Kindern auch etwa keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen würden, den Erfrankungs­­fall anzuzeigen haben, ansonst dieselben einer Bestrafung ge­­wärtig sein können. — Fiaker-Prüfung. Vorgesternt wurden die letzten Fiakerkuts<er auf ihre Tüchtigkeit im Lenken, Fahren, Aus­­weichen, auf ihr Orientirungstalent und ihr Benehmen geprüft; die Herren von der Gewerbebehörde fuhren, je zwei und zwei mit jedem Fiaker und notizten ihre Wahrnehmungen, nach welchen sie die Zeugnisse ausstellten. Nicht jeder blieb da am Bode und so mancher wird einen geschichteten, „sauberen und nüchternen Nachfolger erhalten. — Trauung. Am 21. d. M. führte Herr Michael Tahy, Kaufmann in Nyiregyhiza, hier in Kaschau von früher her bekannt, zu Wien das Frl. Marissa Nathe zum Altar. — Das Bürgerfasino­ Közvacsova vom 21. b. verlief bei großem Zuspruche äußerst­ gemüthlich und tanzten an 60 Paare die Duadrille ; vom Männergesangsverein sangen die Herren einige schöne Weisen (Tavasz­elmult 2c.) und der Tanz hielt die schöne Gesellschaft bis Früh beisammen. Bei Tische, den Frau Sichert prompt und bestens besorgte, sprach den ersten Toast Herr Professor Görög, Vereinscassier, in welchem er einflocht, daß, wie in keinem Blumengarten die gefiederten Sänger fehlen, auch hier im Flore herrlicher Frauen die Sänger sich einfanden, den Gäste­­kreis erhebend zu beleben und zu erfreuen. Der zweite Toast galt dem Bürgermeister als Vereinspräses u. s. w. Hrn. Stefanovics Buffet erntete alles Lob. Es wunderte uns nur, daß der Bürgerverein sich nicht des R 4 c3 Jani versichern konnte und mit einer auf niederem Niveau stehenden Nationalkapelle sich begnügte. — Der geschlossene Bau­ der Dombaustein­­maße war von einem zahlreichen distinguirten Publikum besucht, das in den Saal- und Nebenlokalitäten des ersten Tractes im Hotel Stiff be > kaum Raum fand. Die Ver­ . Des Vaters Schuld. Original-Novelle von Mr. Dobson. (22. Fortsetzung.) Du wirst zugeben, Friedrich, daß dies Alles noch nicht die Neigung zu einem Andern bedingt — Uebrigens sieh hin, und aus dem Fenster blikend, sahen sie die Komtesse mit den Grafen Sternfeld in heiterem, leb­­haftem Gespräch im Garten umherwandeln Jetzt stehen blei­­bend pflücte Letterer mehrere der hochstämmigen Rosen, die den Rasen zierten, und überreichte sie seiner Begleiterin, die sie mit offenbarer Freude empfing, an ihrem Genuß sich labhte, und dann eine kaum entfaltete, roth angehauchte Rose brach und sie mit einigen Worten ihrem Gefährten überreichte, der sie in einem Knopfloch an der linken Brustseite seines Rocces befestigte, worauf sie in ernsterem Gespräch als bisher weiter gingen. Sich seinem Neffen wieder zuwendend, der das nichts8­­ahnende Paar mit Argusaugen verfolgte, sagte der Graf, das­­selbe mit sichtlicher Befriedigung betrachtend : Nun, Friedrich, gta Du noch, daß Thekla verliebt ist ? — I< bin der einung, wir thun ihr Unrecht — Es mag sein, Onkel -­­Sie empfindet wie wir Alle große Dankbarkeit gegen den durch viele Vorzüge ausgestatteten jungen Mann, und durch Kunos Krankheit und den täglichen Umgang ist auch eine gewisse Vertraulichkeit unter ihnen entstanden — das ist aber auch Alles, Friedrich, verlaß Dich darauf. So werde übrigens, so lange noch Roderich Blum bei uns ist, Beide scharf­ beobachten, und auch, sobald wie möglich, mit Thekla reden, und ihr meinen Willen bezüglich Eurer Verlobung kund thun, die nach meiner Ansicht nach den Manövern, wo Du gewiß wieder kommen kannst, stattfinden soll ! Und wenn sie sich Deinem Willen widersetzt, und wirklich Roderich Blum liebt? So muß sie ihn vergessen, Friedrich, entgegnete ernst und streng der Majoratsherr, denn Graf Rodens Tochter legt mit der Bewilligung ihres Vaters ihre Hand nur in die eines ebenbürtigen Mannes­­­ in die Deinige, die Du nie einem bürgerlichen Mädchen reichen würdest, wie Du uns ja noch kürzlich versichert hast! — Jetzt aber laß uns von der Sache schweigen; Thekla wird uns morgen früh nach Ro­­denberg begleiten. Während dieses Gespräches im oberen Sto>werk des Schlosses, ruhte die Fürstin auf einem Sofa in ihrem Wohn­­zimmer, und sämmtliche Gäste beschäftigt wissend, leistete ihr ihre Nichte Gesellschaft. Beide blätterten in den verschiedenen Zeitungen, pröglich aber die ihre bei Seite legend, sagte Com­­tesse Mathilde: Tante, es ist seit gestern eine eigenthümliche Stimmung in Sternfeld, und ich glaube kaum Unrecht zu thun, wenn­­ ich die gestrigen Unfälle Lieutenant von Mo­den zuschreibe ! Wie kommst Du auf solche Gedanken, Mathilde? forschte die Fürstin mit den klugen, blauen Augen zu der Nichte hin­­überblidend. Ich will Dir das ganze Resultat­ meines Nachdenkens und meiner Beobachtungen mittheilen, Tante, und dies lautet, daß Friedrich von Roden nur hier ist, um die von ihm wie von seinem Onkel gewünschte Familienverbindung einzuleiten, und möglichst bald abzuschließen. Der Ansicht bin ich auch, mein Kind . Er hat auch gewiß schon zwischen ihm und Thekla eine Unterredung stattgefunden, denn Beide sind, wie ich gesehen und Albrecht weiß, der ihnen begegnet ist, diesen Morgen früh­ im Garten gewesen. „Später war Thekla noch­ einmal allein dort, kehrte aber mit verweinten Augen zurück, wes­­halb ich ihr aus dem Wege ging, um eine Begegnung mit ihr zu vermeiden ! Du magst in mancher Beziehung nicht Unrecht haben, Mathilde und auch ich habe schon lange meine besonderen Gedanken, unsere Nachbarn betreffend — Darf ich sie wissen, liebe Tante ? fragte schnell die Komtesse. Ja, doch mußt Du darüber schweigen, wie ich bisher ges­wiegen habe — Natürlich, Tante, denn ich weiß zur Genüge, daß wir damit den verschiedenen Parteien am besten wüßen können ! So viel hat schon Dein Scharfsinn herausgebracht ? Der meinige wie Albrechts, Tante, was ich aber nur seinen Blicken entnommen, da er nie offen darüber reden würde! — Aber Du wolltest mir noch Deine Gedanken mit­­­­theilen — Mathilde, ich glaube nimmer, daß Thekla ihren Vetter heirathet, der vielleicht gar diesen Morgen ihr einen Antrag gemacht, wenngleich Graf Roden diese Verbindung will, wie er mir noch kürzlich anvertraut ! Ich weiß auch weshalb, sagte traurig die Komtesse, und fügte sogleich ungewöhnlich erregt Hinzu: Doch, Tante, Kuno wird genesen, und müßte ich ihn auch mit meinem Leben dem Tode abringen ! Still, still, Mathilde, warnte die Tante, und höre mich ruhig an. Die Ursache von Theklas Weigerung auf den Wunsch ihres Vaters einzugehen ist, weil leider ihr Herz ihr nicht mehr gehört, und vielleicht haben auch die gestrigen Er­­eignisse ihr verrathen — § Daß Roderich Blum sie liebt? sprach leiser als bisher die Komtesse. Nein, Tante, ich glaube entschieden nicht, daß er auch nur mit einer Silbe seine Neigung zu ihr ange­­deutet — Aber auch die Blicke reden, mein Kind, obgleich Beide bisher die ihrigen streng gehütet, und sicherlich nicht ahnen, daß wir sie durchschaut haben ! . Das aber hat, wie ich fürchte, auch Friedrich von Ro­­den gethan, erwiderte die Gräfin, denn er ist offenbar eifer­­süchtig auf Doktor Blum, und taktlos genug, seine Eifersucht deutlich zu zeigen, die ihn auch gestern zu allem Unheil an­­getrieben — Sein Gewissen mag ihm gerechte Vorwürfe machen — übrigens geht er ja schon morgen und auch Thekla und­ Doktor Blum werden bald getrennt werden. (Es ist auch für sie am besten so, und scheint der Graf kaum Lust zu einer Reise nach Italien zu haben, wo dann auch seine Tochter hier bleiben muß. Was die Zukunft bringt, liegt noch tief und uner­­gründlich in ihrem Schooß verborgen Ja, tief und unergründlich, wiederholte leise und sin­­nend die Nichte. Doch fürchte ich, sie wird den Liebenden Entsagling bringen, die das harte Los so vieler vor ihnen gewesen, und auch nach ihnen sein wird! — Jeßt aber möchte ich schlum­­mern, mein Kind, ich fühle mich wirklich angegriffen und will doch diesen Abend unten bleiben ! und das Haupt der Fürstin lehnte in die sc­hwellenden Kissen des Sofas, rend ihre Nichte sich wieder mit einer Zeitung beschäftigte. mwäh­­(Fortsetzung folgt.) ”

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