Kirchliche Blätter, 1902. Mai -1903. April (Jahrgang 7, nr. 1-52)

1902-06-25 / nr. 8

TR g Y Du 8.­­ Erfächt jeden Miltwoe, 8. Für daß Inland: Halbjährlich K. 3.—. Mai—Oft., Nov.— April. Bermannfat, den ai Sot. Böen fh­ie EM­irchliche Blätter aus der eb. Landeskirche R.B. in den siebenb. Landesteilen Ungarns. für die Standengenossen aller Stände. Inhalt: Das Kirchengeläute. — gesu Hoheit — Gottlieb Bubaker +. — Aus dem R­aus Schule und Kirche. — Bücherb­au. — Anzeige. t­ 1902. E FB A VI. Jahrg. "Administration: MD. Krafft, Hermannstadt. Für das Ausland: Halbjährlich ME. 3.—. Mai—Ost., Nov. — April. Kircenbegier. — Die Rede des deutschen Kaisers in Aachen. — Nachrichten Das Kirchengeläute. Woher, woher, du Feierflang, * Fortwallend in mächtigem Schwunge? . Du tönst so voll, so fröhlich, so bang —­­ Du wogest und Halleft, wie Heil’ger Gesang, Doch nicht von menschlicher Zunge. Du rufft nicht auf den Markt der Welt, Sonst müßtest du luftiger Klingen; » Du Luft nicht hinaus auf das bunte Feld, Wo taumelnde Luft ihr Gelag­ sich bestellt, Soast müßtest du. „ Buelenige singen. Du tönst so Bang, als zeigst du Leid Um alle, die Hörend nicht hören, Als tönnten sie räumen und fehlen der Zeit, Zu laufen den Frieden der Emigfeit, Wie wenn sie daran nichts verlören, als­­ Du tönst so fröhlich her und laut 'Iu’s irdische Sorgen und Bangen, Al wolltest dur sagen: &3 sei euch vertraut: Ber gläubig aufs Kreuz des Erhöhten haut, ‚Soll Teen und Gnade erlangen. Ich renne dich, du Fesd­lang Icon, Du Bote, aus Äther gemwoben, > Bijt mehr als der Lüfte vergänglicher Sohn, Dem Munde des tönenden Erzes entflohn, Bist lebende Stimme von Oben! ... Bon Oben wie ein Wasserfall ».­.-«’Entquillst dn­»dei­ Schoße des Äthers; Aus Erzen geboren, verklärt sich dein Schall im tiefen Gemüte zum Widerhall Der Andacht des gläubigen Beters. Und geht er dir mit Sehnsucht nach,­­ so läßt du die Welt ihm verschwinden, Die wechselnde Welt voll Weh und voll Ach, Und führest ihn unter ein heiliges Dach, Die ewigen Hütten zu finden. 9. Möwe, er . »F­ reiu Boheit. Joh. 18, 35—38. Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus, und rief Jesum und sprach zu ihm: bist du der Juden König? Jesus antwortete: redest du du das von dir selbst? Oder haben es dir andere von mir gesagt? Pilatus antwortete: bin ich ein Jude? Dein Dorf und die Hohenpriester haben dich mir über­­antwortet: was hast du gethan? Jesus antwortete: mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein R Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, daß ich den Juden nicht überant­­wortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen. Da sprach Pilatus zu ihm: so bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekomm­en, das ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit is, der höret meine Stimme, Spricht Pilatus zu ihm, was ist Wahrheit? Und da er das gesagt, ging er wieder hinaus zu den Juden, und spricht zu ihnen: ich finde Feine Schuld an ihm. Man hat jenen weltgeschichtlichen Augenblick oft darzustellen versucht, da Jesus vor seinem Nichter und seinen Anflägern stand. Aber es ist schwer, Gegenjage mit Stift und Pinsel wiederzugeben, wie sie da in die Er­­scheinung traten, Gegensäße, die im innersten Wesen wurzeln und vor allem in der Centweise sich offenbaren. Aber auch die Worte reichen nicht aus, diesen Gegenjah wiederzugeben, weil doch nur einer, der Jesu ebenbürtig wäre, sein innerstes Wesen, seines Geistes Eigenart darstellen könnte. Auch­ von seinen Lebensbeschreibern, den vier Evangelisten, ist nur einer Dieser Aufgabe gerecht geworden, Johannes, der Jünger, der an seiner Brust geruht hatte. Wie die anderen Evangelisten läßt auch­ Johannes den Landpfleger das Verhör beginnen mit der Frage: „Bist du der Juden König?” Aber nun die Antwort sesu: „Nedest du das von dir selbst, oder haben es dir andere von mir gesagt?“ 3 ist, als sähe man, wie der Heiland sein klares, leuchtendes Auge aufschlägt und den Fragenden Stil anschaut, als läfe er in seiner Seele. Vor diesem Blif wird der gewandte Weltmann unruhig, die einfache Gegenfrage bringt den selbstsicheren Richter aus seinem gewohnten Gleichgewicht. Die Rollen haben mit einem Male gewechselt: er wollte mit einer plößlichen Kernfrage den Angeklagten verwirren und zu einer unbedachten,

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