Kirchliche Blätter, 1903. Mai -1904. April (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1903-11-25 / nr. 30

mr. Az. 30. a Wolfen greift und die unsere faßt. Gottes Geheimnisse lüftet ein wenig der erste Advent. Er zeigt uns von ferne den Netter aus Todesnot, den Erlöser von Sündensast. Du, Mensch, mußt suchen und forschen und auch das Dunkle ergründen. „Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verbergen, aber der Menschen Ehre ist es, eine Sache zu erforschen,“ sagt die Schrift. So foriche und finne, die volle Wahrheit wird sich dem leiblichen Auge immer ver­­bergen, doch ist dir erlaubt, in ahnungsvollen Stunden einen flüchtigen Blick in Gottes Geheimnisse zu tun. Advent offenbart dir ein Stick seiner Liebe: er sandte seinen Sohn. Vor ihm beugt sich die Schar der Leugner und Spötter, und mag der Kampf um die Weltanschauung noch so laut toten, vor Jesus verstummt aller Streit, seine Berson kann nicht angetastet werden, als erhabenes Vorbild steht er vor der Welt und ihren Kindern, alle be­­rufen si auf ihn. Nun wohl, das genügt, er sei unser aller Führer, eines andern bedürfen wir nicht. Advent ist da, er bietet sie uns an. Gott will seine Fäden mit uns wieder un er schieft seinen Sohn, willkommen Advent! | Wie trübe ist ein Novembertag ohne Adventsstimmung, wie trostlos ist die Dezembernacht ohne Adventsahnung ! Hegst du in dieser Adventszeit ein wenig Hoffnung in deinem Herzen, spürst du ein Sehnen nach neuer Kraft, richtest du deinen Blik auf die Binnen der Ewigkeit, ist dir eine Ahnung von Erlösung und unzerstörbarem Erden­­glüc aufgegangen? Siehe, „deine Seele regt die Flügel schon wie traumbefangen, ob ein Erinnern sie bewegt, ob neues Hoffen und Verlangen ?“ Ein Zweiglein hat sich schon bewegt vom Morgen­­dauch, es dämmert in der Menschenbrust. Auch durch­ meine Seele zieht ein leises Ahnen von der trostreichen Gewißheit: Mein­­e kommt­ doc, „er wird kommen zu der Stunde, da ihr es nicht meinet.“ | Portrag über einige Buffat-Adolf-Gemeinden des Unterwaldes.*) 4. Reingartskirchen. Nicht minder beschwerlich als die Fahrt nach dem lieben Gergersdorf ist es, nach der andern Seite wieder daraus herauszukommen, denn auch dieser Weg ist nichts weniger als annehmlich und verlobend. Es war mir, der ich ähnliche Expeditionen schon des öftern miterlebt habe, geradezu erheiternd, das wachsende Erstaunen auf den Mienen­de Herrn Archidiafonus H. Jakobi aus Weimar zu beobachten, während die Vorbereitungen zu unsrer Weiterreit getroffen wurden, als die Vorspann vor unsere Pferde geführt wurde und ein wegfundiger junger Mann das Gattelpferd bestieg, als die „Gabel“ unter dem Wagen freigemacht ward und endlich der aadere Kirchenvater mit einem langen Stechen ausgerüstet erschien, der, wie wir ihm unsere Freude daı­er und auch das Geleite geben , selbstverständlich erwiderte: „Ich in den Wagen halten, daß Sie nicht über ausdrückten, daß alle, ruhig und ganz uß an manchen Stellen überdrehn.“ — Die Straße schlängelt sich zwischen Wiesen, Maisfeldern und Wald ziemlich, eintönig dahin, da die niederen Hügel ringsumher versp ” Fernblie durch trt wird, wo der Weg gar zu halsbrecherisch wird, da nimmt der nicht sehr rücsichtsvolle Roffelenker seinen Ruf den hohen Kufuzug zu fahren, mit Entschuldigung: „Es ist ja mehr Weingartzfivchen Lichtet sich die Geg weit bis ins Maroschtal hinab, un­genehme Knarren und Knirrchen der den Wagenrädern flingt nach jo ja dem Neisenden wie angenehme Mu So erlauben Sie denn, vereh nach jo mühsamer Fahrt zu kurzer Weingartskirchen begeben, u Adolf­ Berein unterstüßte Gemeinde jchein zu nehmen. Ich muß immer, der er auch mitten durch ewig ftichhaltigen hat. Erst kurz vor end; die Umschau wird d­aß Sonst so m­an­­ersten Steinchen unter Fr Mozastgeplatsch fi­­tte Zuhörer, daß wir Ra­ung in das nahe­n diese vom Gustav­­ein wenig in Augen­­wenn ich dieses Dorf betrete, an die Geschichte unserer Pfingsttagepittel denten, da die Leute Kreter und Araber, Ba verwundert fragen: „Wie hören wir Sprache, darinnen wir geboren fin V­ölfer- und Sprachengemisch, twie hie ist jedenfalls nur nahe an der östl­icher und Meder usw. denn ein jeglicher feine­r?“ denn ein solches nun Weingartskirchen, d­en Grenze Europas möglich und seit den Zeiten des babylonischen Turmbaues schwerlich sonstwo anzutreffen. We­niger der dortigen Güter und­­ natürliche Zuneigung zu Arbeitern Geschlechtes und ihrer Sprache wie man es begreiflich, daß alle Nationali unseres engern Baterlandes unter d­­ieser Gemeinde vertreten sind. De greiflicher Weise nur unsere Glaube interessant, und vorab die Frage: Wi Was führte unabhängige sächsische ın man aber die Be­­aldungen und deren nd Bediensteten ihres rücksichtigt, so findet täten und Konfessionen en 3120 Einwohnern , uns sind hier de­­n3- und Bolfsgenossen e fommen die hierher ? Bauern vom freien Königsboden in das Jobaggentum? Die Antwort ist wahr­­scheinlich darin zu suchen, daß Glieder Gräfenhauses von Kelling in Weil der nicht so mächtigen gartskirchen begütert waren und dorthin übersiedelten. Mit ihnen aber zog ein Troß gut besoldeter Diener und Abeiter in die neue Heimat, und aus diesen und ihren Gefreundten entstand allmählich eine sächsische Kolonie, deren heute noch in Weingartskirchen jeßha einst ihre Väter als arme, unbemittelte sind, so sind bis auf den heutigen Tag di evangelischen Sachsen arme, unbemittelte Kleinbauern ge­­blieben, die, 750 Seelen starb, in der mehr als 3-mal größeren Zahl der Anderskonfessionellen fast ganz ver­­schwinden und in dem Öffentlichen Leben der Gemeinde on­achkommen auch sind. Aber wie jener eingezogen Weingartskircher Vgl. Nr. 21-23. ©. 9.

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