Kirchliche Blätter, 1911 (Jahrgang 3, nr. 1-52)

1911-01-14 / nr. 2

Bezugspreis: chlichegblätter ar­­ S Verlag: aus der ev. Landeskirce FB oe Kalk­chi een in den siebenbürg. Landesteilen Ungarns Ev. Wochenschrift für die Glaubensgenosen aller Stände Der Raum einer einspaltigen Petitzeile kostet bei einmaligem Einrücen 20 Heller, bei jedem weiteren Einrücken je 15 Heller Ar. 2 Bermannftadt, den 14. Januar 1911 III. Jahrgang Snhalt: Karl Albrich 7. — Rüdihau. I. — Eine Deputation Evangelischer bei den Ministern. — Ein Erinnerungstag. (Schuf.) — Bilder aus dem Leben Jesu in der Kinderlehre. (XL. Gethsemane.) — Nachrichten aus Nah und Fern. — Amtlicher Teil. — Anzeigen. Fe Ausland: Ganzjähr. ME 10, halbj. ME5 Erscheint jeden Sonnabend Beet Snfertionspreis: Karl Albrich 7. Nach langem Leiden, müde des Lebens und doch noch voll innerer Lebenskraft, ungebrochen an Geist und Charakter, ist am 12. Januar d. h. Karl Albrichdt, Gymnasialdirektor a. D., im beinahe erreichten 75. Lebensjahr gestorben. Mit ihm ist einer der gottbegnadeten Schulmänner aus dem Leben ge­­schieden, deren Wirken noch nach Generationen fegen­­bringend nachleuchtet. In einer Zeit, da ebenso die herrschenden Anschauungen wie die obwaltenden Ver­­hältnisse das Mittelschullehreramt zumeist nur als Durchgang für das geistliche Amt einschäßten, wagte er in vollem Bewußtsein der in ihm liegenden Fähig­­keiten den Bersuch, „allein im Lehrfach sich eine angesehene, das Lebensstreben befriedigende Stellung“ zu erringen. In der Tat hat denn das, was Karl Abrich auf allen Gebieten unseres Schulwesens, in organisatorischer Arbeit wie im persönlichen, vorbild­­lichen Unterricht geleistet hat, ein volles, ernstes Berufsleben ausgefüllt und ihn auf einen Ehrenpla unter den Führern und Förderern unserer Kultur­­gemeinschaft erhoben. Und wenn unter den Lehrern unserer höheren Schulen ich immer Kraftvoller das Be­­wußtsein eines eigenen Berufsstandes durchlegt, so dürfen sie sich in der Betonung der innern Berech­­tigung und Reinheit eines solchen Strebens mit Recht gerade auf Karl Albrich berufen. Albrich stammt aus einem alten Pfarrer- und Lehrergeschlecht, dessen ältest auffindbare Spuren in das Kleine Pfarrhaus in Beichendorf bei Schäßburg zurückführen. Geboren wurde er am 1. Februar 1836 als das jüngste Kind des Advokaten und Professors der Rechte am evang. Gymnasium in Hermannstadt Johann Karl Albrich. Schon mit drei Jahren verlor er den Vater, in herber Selbständigkeit mußte er von Anfang an seinen Weg gehen. Schon auf dem Gym­­nasium brach in ihm eine starre Begabung und Vor­­liebe für das mathematische Studium durch. Er folgte seiner Neigung, indem er von 1853—57 auf dem Polytechnikum und der Universität in Wien sich aus­­schließlich dem Studium der Mathematik und Physik widmete und hier auch die Staatsprüfung zur Bek­­leidung einer Professur an Oberrealschulen ablegte. Die ersten Lehrjahre brachte er als Professor der Mathematik und Phys. am evang. Lyceum in Schemnig zu, fir ihn dadurch von Bedeutung für sein ganzes Leben, daß er hier im Haufe des nach­­maligen evang. Superintendenten von Wien, Dr. Szeberingi, in Therese Szomora die edle, treue Lebens­­gefährtin fand. Doch schon nach zwei Jahren wurde er in die Heimat zurückgerufen, 1860 al Lehrer am Gymnasium. 1865 wurde er mit der szientifischen Leitung der neuerrichteten Realschule betraut. Nun folgten Jahre reicher,­­weitausgreifender Berufstätigkeit. Albrich hatte die Aufgabe über­­nommen, die Realschule stufenweise zur vollen Ober­­realschule auszubauen, wenige Jahre später wurde wesentlich duch seine Bemühungen die Gewerbeschule errichtet, an deren Spiße er als Direktor trat. Die bescheidenen Gehaltsverhältnisse nötigten ihn dazu zur Uebernahme einer reichlichen Zahl von P­rivat­­stunden, in seinem Hause beherbergte er am Tusch und im Unterricht Jahrzehnte lang auswärtige Schüler. Er hat später, wenn er auch einer der gewichtigsten Ursprecher einer zeitgemäßen Aufbesserung der Lehrer­­gehalte gewesen ist, gerne darauf Hingewiesen, daß er es gerade in jenen auch ohnehin schon arbeitsvollen Fahren troß des mehr als bescheidenen Lehrergehaltes möglich gemacht habe, sein ererbtes Haus auf der Wiese wieder schuldenfrei zu machen. Ein glückliches Lächeln ging dabei über sein Anteit. Er galt der stillen, fleißigen Hausfrau, die ihm dabei treulich geholfen hatte. Aber auch in anderer Richtung dachte er gern an jene Zeiten zurück. Es knüpften sich dadurch persönliche Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler, die dauernd blieben und in der tüchtigen Lebensentwicklung einzelner Schüler dem ehemaligen Lehrer rechte Freude bereiteten, wie denn andererseits freilich­ auch der ehemalige Lehrer manchen dieser Schüler noch lange mit seiner Liebe begleitete und ihm mit Nat und oft auch mit der Tat den Lebens­­weg gebahnt hat. Die reiferen Lebensjahre stellten ihn in den Dienst auch der größeren Gemeinschaft. Schon 1870 en EEE

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