Kirchliche Blätter, 1916 (Jahrgang 8, nr. 1-44)

1916-08-05 / nr. 32

YäirchlichexMter in von Siebenbürg. Wandeszeilen Ungarns Snfertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Poetitzeile kostet bei einmaligem Einrücken 20 Heller, bei jedem weiteren Einrücken je 15 Heller Ev. Wochenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände Zir. 32 Hermannstadt, den 5. August 1916 VOII. Jahrgang Inhalt: Heldenhafte Demut. — Religion und Recht. — In Transsylvanien und Pennsylvanien. (XVIII. Sü­nder und Eltern.) — Nachrichten aus Nah und Fern. — Bücherschau. — Amtlicher Teil. — Anzeigen. Bezugspreis: Anland: Ganzjähr. K 11, halbj. K 5­50 Ausland: Lanzi. ME. 11, halbj. ME. 5 ° 50 Erscheint jeden Spmmabend aus der vv. Landeskirche #8. Verlag: 3of, Drotleff, Hermannftadt »H­­ Deldenbafte Demut. 2. Kor. 12, 10... „Wenn ich schwach bin, so bin ich starf.“ Die Hoffnungen auf eine vertiefte Frömmigkeit, die unter den W wuchtigen Eindrücken des Kriegs­­anfanges und angesichts der ersten vollen Gottes­­häuser so manche hegten, Haben sich nur schwach erfüllt. Kriegsfrömmigkeit? Kann von einer solchen überhaupt gesprochen werden? Mit Recht Heißt es in der ‚„Ch­ristlichen Welt“: „Ziv­ den Belfimisten ist es zum Verzweifeln, und der Optimist muß ein herzlich oberflächlicher Mensch sein.“ (Nr. 27). Biele forschen nach­ der Ursache des Beffagens der erwarteten Kriegsfrömmigkeit. Sollte sie nicht in jenen Gefahren zu finchen sein, die unserer protestantisch-individualistischen Religiosität von vor­­neherein innewohnen ? Als Solche Gefahren bezeichnet Konstantin von Zastrow in der Christl. Welt: das Unvermögen der Sachbeherrschung in religiösen und kirchlichen Dingen, die troß des Grundlages vom allgemeinen Christentum in Laientreffen sehr groß ist, ferner die Scheu der Gebildeten vor Profanierung des Sunenlebens und schließlich den Widerwillen gegen alle Re­ligiosität, weil sie, man kann es ruhig sagen, fast durchwegs als Schwäche ange­sehen wird. In den allermeisten Bällen scheint dieser Lebte Grund vorzuliegen und in verhängnisvoller Weise gegen eine Vertiefung unserer Frömmigkeit zu wirken. Wie sind doch so viele, die in der ersten Aufwallung des Gefühls zu Anfang des Krieges staunend an si die Erfahrung machten, wie fromm sie noch — wieder — oder steiS gewesen seien, und die dann gar bald mit „leiser Beschämung über sen­­timentale Schwächeanwandlungen“ wieder bei Seite traten. Woher solche — nun in anderm Sinne — d­er wahrhaft besch­ämenden Schwächeanwandlungen? Sind es nicht die Nachwirkungen jener selbstgerrlichen Beit vor dem Kriege, in der sich viele — oft ganz unbewußt — den Einflüssen h­ingaben, die von Haedel und Niebssche ausgegangen sind und die so viel Haltlosigkeit und Eigendünfel erzeugt haben? Was ist aus jener Selbstherrlichkeit in und durch den Krieg geworden? Steht nicht die ganze Mensch­­heit aller Selbstherrlichkeit entkleidet vor ihrem Schöpfer da, schwach und ohnmächtig, selbst einen Ausweg aus der furchtbaren­­ Verkettung zu finden, in die die Völker im Vertrauen auf die eigene Kraft sich veri­riet haben? Erfahren wir in diesem Kriege doller Widerschriftlichkeiten, bei Sieg oder Niederlage, ob es vorwärts oder südwärts geht, ob unsere eigene oder die G Selbstsucht anderer und Enttäu­­schungen bereitet, ob Leid und Schmerz­ung trifft, erfahren wir e3 nicht tag­täglich, daß all das im Grunde nichts anderes ist als unsere eigene mensch­­liche Schwäche? Und finden wir in solcher Erkenntnis irgendwo und irgendwann einen sichereren Halt als dann, wenn wir und bereit finden, un vor hm, dem Allmächtigen, in Demut zu beugen und von niemand anderem Hilfe aus d­iesen Nöten zu erwarten als nur von ihm? Sa! Unsere Schwäche kann unsere Stärke sein, da nur im Aufblid zu dem Allmächtigen! da aber wird solches Demütigen zum Heldentum, das starr und fromm macht. AS neulich in einer Gustav Adolf-Bereing­­verssammlung ein von allen Hocgeschägter und ehrwürdiger Amtsbruder mit ergreifenden, bewegten Worten von diessen lebten und tiefsten Dingen unseres Glaubenslebens sprach und sie als den Ertrag seiner reichen Lebenserfahrung einstellte, da ging durc die zahlreich anwesenden städtischen Teilnehmer zwar ein verwundertes Aufhorchen, aber sein Verstehen und Begreifen. Wie kein und eingebildet erscheint da unser Geschlecht neben den großen Männern, die solches Demütigen vor Gott gefannt und in ihrem Leben bezeugt haben! Es sei diesmal nicht an die Frömmigkeit der sog. Gottesmänner, der Priester und Propheten, gedacht, sondern an die großen Weltlichen, an die tiefe Demut des ge­­waltigen Bismarck und an das schlichte

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