Landwirtschaftliche Blätter, 1912 (Jahrgang 40, nr. 1-52)

1912-01-14 / nr. 2

landwirtschaftliche Blätter für Siebenbürgen. Organ des Siebenbürgisch-Tächsischen Landwirtschaftsvereines und des Verbandes der Zaiffeisenschen Genossenschaften a. D. Nr. 2. Hermannstadt, 14. Januar 1912, XL. Jahrgang. Diese Blätter erscheinen jeden Sonntag 1?­, Bogen­mark. PIE­NEREEBEN für ag­atieter, ganzjährig 5 K, Insertionspreiß: %­, ©. (480 D-cm) 56K, 4, ©. (240 D-cm Für den fachlichen Teil dieser Blätter bestimmte Aufsäte­gene 92 K 50h, vierteljährig 1­5 M­­itglieder, zwie zwei Teilnehm­er des Vereines alten das Vereind- | 1.,&. (30 D-cm) 4 K 50 h, 1 .(5 DO. 232K50h. wad Mitteilungen sind an die Oberverwaltung, für den | organ unentgeltlich, und wird dasselbe fumulativ an die | ( an. ne ER­De) unterhaltenden Zeit bestimmte Busendungen find an­| Ortsvereine gesendet, die die Verteilung zu besorgen haben. Bei größeren Aufträgen entsprechender Nadia. Pränumerationsgelder sind an die Oberverwaltung | Inserate und Infertionsgebühren übernimmt der Verleger bed Siebend­-fähri­gen Landwirtscgaftevereinen zu enden. | 8. Krafft in Hermannstadt und alle Annoncen-Bureau? w Nachdruck nur nach vorher eingeholter Genehmigung und mit voller Quellenangabe gestattet. Prediger Augus Schufler in Hermannstadt zu richten. Manuskripte werden nicht zurü­ckgestellt. . 30K,­­/,, ©. (120 O-em) 16 K, 1/, ©. (60 D-cem) 8SK 50b, Anhalt: Zuchtwahl im Obstbau. — Der Umgang mit Dienstboten. — Landwirtschaftliches aus Norwegen. (Schluß.) — Aus dem Sächsisch-Neener Bezirk. — Wanderversammlung des Elisabethstädter Landwirtschaftlichen Bezirksvereines. — Weinbau-Arbeitskalender. — Mitteilungen. — Notizen. — Mearktberit. — Unterhaltended und Velehrended. Etwas für Herz und Gemüt: Sehnsucht. (Betrachtung) Zei. 60, 1—2.:— Aus dem Leben für das Leben: Vom Landwaisenhaus in Birthälm. Eine Warnung vor allerlei Heilmitteln. — Am Familientisch: Ein Soldatenstücdchen. (Fortjegung.) De Gehonnestlef van Angderten. — Der Hausarzt: Die Pflege der Haut. (Fortlegung.) — Unser Rechtsfreund. — Wocentchan. — Etwas zum Lachen. — Wer m­acht die Nuß? — AInserate. | Buchtwahl im ObAban. Seit einer Reihe von Jahren teilt die Opstbaukommission­­ unseren Land­wirtschaftsvereines an die Ortsvereine unentgeltlich Edelreifer von Sorten des Normalsortimentes aus. Diese Arbeit ist hoch anzuschlagen und es ist wünschenswert, daß hieran fest­­gehalten werde. Nur ist es durchaus nicht gleichgültig von wo diese Edelreifer genommen werden. Wer sie­cie Mühe genommen­­ hat in Obstanlagen mehrere Jahre hindurch die Obsterträge zu beobachten und zu vergleichen, wird bemerkt haben, daß Bäume derselben Sorte, obgleich sie in gleichem Boden standen und in ganz gleicher Weise gepflegt und gedüngt wurden, oft sehr ungleich gedeihen. Während der eine Baum einen gesunden und kräftigen Wuchs zeigt und reichliche Ernten Schöner Früchte liefert,­­wächst der andere weniger gut und bringt wenige und mangelhaft aus­­gebildete Früchte. Hin und wieder kommen auch Faulenzer vor, die wo nie nennenswerte Ernten brachten, sich vielmehr an der reichlichen Laub- und Triebbildung genügen lassen. Bisher ist dieser Erscheinung, trogdem sie sehr oft beobachtet werden kann, seine genügende Bedeutung beigemessen worden. Im allgemeinen begnügt man sich bei einer Obstanlage mit dem Gesamt­­ertrag, ohne dem Fruchtertrage des einzelnen Baumes größere Beachtung zu scheinen. Und doc ist es unbedingt erforderlich, daß jeder einzelne Baum zum Gesamtertrag seinen Anteil beiträgt; nur dann kann die Einträglichkeit der Obstanlagen erreicht werden. Wie läßt sich nun dieses verschiedene Verhalten von Bäumen ein und derselben Sorte erklären? Es gibt Vorgänge im Pflanzenleben, in welchen sich an einer bekannten und schon längere Zeit genau beobachteten Pflanze ganz plöglich­ und unvermittelt ein Sproß bildet, der ganz andere Formen annimmt als die Stammpflanze, der andere Blätter, anders gefärbte Blüten oder andere Früchte zeigt. Solche V­or­­gänge sind auch schon der Ausgangspunkt für neue Sorten ge­­worden. Man bezeichnet derartige Abweichungen als nospen­­variationen oder Sports. Im Dopftbau ist der Rote Gravensteiner eines der be­­kanntesten Beispiele von Sportbildung. Er soll zufällig als Sport­­zweig auf dem gewöhnlichen gelben Gravensteiner entstanden sein. Aus meiner Erfahrung sei folgendes angeführt. In einem Garten in Großau steht ein Baum der Blutbirne (lokale Bezeichnung). An diesem Baume nun hat sich in Form eines Wasserschoßes aus dem Stamm ein Trieb gebildet, der Früchte trägt, die nicht im Entferntesten den anderen Früchten dieses Baumes gleichen. An das Gebiet der Knospenvariationen gehört noch etwas sehr wichtiges: Wenn eine Pflanze aus ihren Knospen Zweige­­ hervorbringen kann, die nicht genau übereinstimmen, sondern unter­­ Umständen verschieden gefärbte Blüten oder Früchte von ver­­­schiedener Art tragen können, wenn also jede Knospe des Baumes gleichsam ein besonderes Einzelwesen darstellt mit eigenen Anlagen, dann ist es auch notwendig, der Auswahl der Edelreijer eine größere Sorgfalt zuzumenden, als es bisher geschah. Wir haben wichtige Gründe anzunehmen, daß es z. B. bei den Obstbäumen Knospen­ gibt, die gefurdete und fruchtbarere Zweige dringen, und andere Knospen, aus denen weniger gesunde oder weniger frucht­­bare Zweige entstehen, und wenn dann Zweige als Edelreifer von Baum zu Baum weiter verwendet werden, ohne daß eine Prüfung stattfindet, dann besteht die Gefahr, daß eine geringwertige Abart immer weiter verbreitet wird. In diesem Sinne ist es eine be­­rechtigte Forderung für Obstzüchter, daß die Edelreifer nur von tragbaren D Obstbäumen geschnitten und nur von den besten, die nicht allein daraufhin geprüft werden können, ob ihre Zweige gesund, sondern auch daraufhin, ob sie zuverläsig in der Frucht­­barkeit sind. Die Klagen über ‚verschiedene Fruchtbarkeit von Bäumen der gleichen Sorte, die unter gleichen Verhältnissen stehen, lassen sie nicht leichter erklären, als durch solche Knospenvariation. Es sollte geradezu verboten werden, von jungen Baumschul­­bäumen, die noch nicht getragen haben, Edelreifer zu schneiden. Wenn das einmal für eine Generation geschieht, mag es ja nicht schlimm sein; geschieht es aber fortgefeßt, werden immer wieder aus der Baumschule Edelreiter geschnitten und von den jungen Bäumen von diesem Holze im nächsten Jahre von neuem, so geht nicht nur jede Kontrolle darüber verloren, ob nicht durch kleine Knospenvariationen der ursprüngliche Hohe Wert der Sorte herab­­gedrückt worden ist, sondern es wird dur­ ein derartiges Ver­­fahren geradezu eine gefährliche Knospenvariation hervorgerufen durch den fortgefegten Anreiz zu neuem Treiben. Wer also aus der Baumschule Schöner von Bosfoop bestellt und glaubt Boskoop ist Bosfoop, wenn nur die Sorte echt ist, der irrt gewaltig. Echten Ursprungs mögen wohl beide Bäume sein, aber der eine stammt aus der guten, fruchtbaren nospe eines guten, fruchtbaren Baumes, der andere aus der schlechten holztreibenden Knospe eines seit Generationen verehrt behandelten, falsch vermehrten Baumschul­­baumes. Zwischen beiden werden sie in Wuchs und Fruchtbarkeit gewaltige Unterschiede herausstellen. So, bin überzeugt, daß die meisten, wenn nicht alle, ‚der bis jeßt an die Ortsvereine Hinausgegebenen Edefreifer von jungen |

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