Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-12-14 / 100. szám

R8A4. Pesth und Ofen, Snnoabend, 14. Denember. lOO« DER SPIEGEL für Kunst, Eleganz und Mode. Siebzehnter Jahrgang. —<*m>— Redakteur: Sam. Rosenthal. Verleger: Fr. Wiefen'S Wittwe und S. Rosenthal. Die Gefahren -er Koketterie. (Fortsrzung.) un hatte die Sennora keinen Grund mehr sich zu beklagen, dennoch gab eS einige Augenblike, wo daS Andenken an die verlorne Geliebte berge» ^ fialt in seinem Innern auftauchte, als wollte er daS neue Bild daraus verdrängen; dann machte Don Guzman sich Vorwürfe. Trat aber deS Kindes Liebe für Donna Maria vor feine Seele, beruhigte er die innere ^Stimme bei dem Gedanken, daß nicht Selbstsucht sein Verhältniß be­­? stimmt habe, und daß dessen Ursprung weniger auS ihrer Schönheit sich herschreibe, als aus Liebe zu dem Knaben, dem Sohne feiner geliebten, engelgleichen, lange betrauerten Gattin. — Donna Maria fühlte Ach­tung für das würdige Benehmen Guzmans, und feine Zurükhaltung hielt ihren natürlichen Leichtsinn und ihre Koketterie in Schranken, bis ihr Einfluß auf fein Herz so bedeutend wurde, daß selbst die Entdekung ihr keinen Eintrag thun konnte, bis er zu ihrer großen Freude ihr einen förmlichen Antrag machte. Nun aber begann fie seine Aufmerk­samkeit weniger zu schäzen, und der zärtliche Liebhaber schien ihr weniger anziehend als der stolze Hidalgo, welcher beim Beginn ihrer Bekanntschaft ihre Reize unbeachtet ließ. Dennoch liebte sie ihn mehr als alle Andere, so weit eine Kokette lieben kann. Don Guzman kehrte als Bräutigam in fein Schloß zurük, um Anstalten zum Empfang seiner künftigen Gemahlin zu treffen. Auch sie wollte ihren Vater in daS väterliche Haus zu­rük begleiten um ihren Hochzeitsstaat in Ordnung zu bringen, und sie bat so dringend den jungen Guzman bei stch behalten zu dürfen, daß der zärtliche Vater, welcher sich noch nie von seinkm Sohne getrennt hatte, endlich einwilligte. Der Abschied der Liebenden war ein sehr zärtlicher, allein der Anblik seines Schlosses rief Don Guzman so lebhaft daS Andenken seiner ersten Gattin in’8 Gedächtniß zurük, daß er sich beinahe wunderte, wie er eS so lange verbannt haben konnte, um eine andere heirathen zu wollen. An jedes Gemach knüpften sich so manigfaltige Erinnerungen, daß die Todte eine Weile der Lebenden den Vorrang streitig machte, und eS gab Augenblike, wo er wünschte seinen Entschluß, Wittwer zu bleiben, nicht geändert zu haben. Nun, da Donna Maria nicht zugegen war, um ihn mit ihrer Stimme zu entzüken, schwand die Anziehungskraft dieser Reize, da hier nicht jene Seelengemeinschaft und Gleichheit der Gefühle, die stärksten Bande der Liebe, herrschten, die selbst in der Ent­fernung unS an einen geliebten Gegenstand binden. Die Erinnerung an Donna Maria rief ihm nur ihr holdes Lächeln, ihre strahlenden Augen, ihr stummes Zugeben aller seiner Wün­sche zurük; die aber, die er in der reichsten Blüthe der Schönheit verlor, mit dem ruhigen, doch denkenden Geiste, ihrer innigen Sympathie mit seinen eigenen Gefühlen und Ansichten, schwebte ihm verklärt mit Engelreinheit vor. AlleS dieS kehrte jezt mit erneuerter Kraft in sein Gedächtniß zurük, um daS Andenken Donna Maria'S auS demselben zu verdrängen, und viel­leicht erinnerte er fich nie mit größerer Innigkeit seiner verstorbenen Gattin a!S nun, da er ihr eine Nachfolgerin geben wollte. Mein Sohn wenigstens wird sich dieses neuen Ehebundes freuen, dachte Don Guzman; und diese Reflerion tröstete ihn, der noch vor einigen Tagen nach der Vereinigung schmachtete, die er, wenn eS stch mit seinen Grundsäzen von Ehre und Recht­

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