Evangelischen Gymnasiums, Nagyszeben, 1886

[reTWi MACtY. AKADÉMIA j KÖNYV TÁRA 1 Ueber die atmosphärische Ebbe und Fluth von Moritz Guist. Seit Newton die Erscheinung der Ebbe und Fluth im Meere durch die Wirkungen der Gravitationskraft des Mondes auf die Wasserbedeckung der Erde erklärt hat, ist auch die Meinung herrschend geworden, dass die Erdatmosphäre in ähnlicher Weise, wie das Meer, von dem Mond beeinflusst werden müsse. In der That musste diese Meinung um so berechtigter erscheinen, je genauer man die Wirkung der Gravitationskraft und die Eigenschaften der atmosphärischen Luft kennen lernte. Die gegenseitige Anziehung der Materie erwies sich in allen Fällen als ausnahmsloses Gesetz nicht allein innerhalb unseres Sonnensystems, sondern die fernsten mehrfachen Fixsterne bestätigten in den Bewegungen ihrer Glieder die Geltung des Gravitationsgesetzes auch für diese Theile der Körperwelt und keine einzige Erfahrung deutete auf eine Ausnahme in dieser Richtung. Die Gasarten aber und darunter die atmosphärische Luft waren der Wirkung der Schwere unterworfen, wie alle andern physischen Körper und bewiesen durch dieses Verhalten, dass die allgemeine Gravitation, von welcher die Schwer­kraft nur eine besondere Wirkung ist, auch für sie ihre Geltung habe. Wie hätte man also daran zweifeln können, dass der Mond wie auf das Meer auch auf die Atmosphäre der Erde seine anziehende Wirkung ausübe! Dieser Einfluss des Mondes auf unsere Lufthülle ist denn auch wirklich, wenigstens insoferné die Gravitationskraft selbst nicht bestritten wurde, niemals in Abrede gestellt worden; ja Rudolf Falb hat sogar auf denselben seine Wettertheorie gegründet, und wenn dieser widersprochen wurde, so geschah es nicht deshalb, weil man den­selben theoretisch nicht für wirksam, sondern weil man ihn für zu geringfügig hielt, um die von Falb behaupteten Veränderungen in der Atmosphäre hervorzubringen. In Wirklichkeit hat eine Ebbe und Fluth der Atmosphäre nicht bestimmt nachgewiesen werden können, obwohl der Gedanke nahe lag, das Barometer müsse eine solche sicher erkennen lassen. Denn wenn der Mond bei seiner Annäherung zum Meridian die Luft immer mehr und mehr anziehe und so gegen sich emporhebe, so müsse, glaubte man, der Druck, den die Luft auf die Oberfläche der Erde ausübe, geringer werden und das Barometer fallen. Von dieser Voraussetzung oder auch vielleicht von der, dass der Luftdruck bei der Culmination grösser sein müsse, als vo;rher Und nachher, weil sich dann die Luft über dem Meridian anzuhäufen scheint, sind auch Laplace, Bouvard, Luedicke, Heinrich, Flaugergues, Bergsma, Van der Stok und Eisenlohr bei ihren Untersuchungen ausgegangen, ohne jedoch solche periodische vom Mond­lauf' abhängige Barometerschwankungen nachweisen zu können. Laplace stellte die auf der

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