Neppendorfer Blätter, 1924 (Jahrgang 22, nr. 1-53)

1924-01-01 / nr. 1

Seite 2 Neppendorfer Blätter Rr,1 . Anno 12000 Di-Be, * Nun it also dody andy dieser kritische Termin vorübergegangen, ohne daß wir, mit­samt der Welt, untergegangen wären. Zuerst hieß es, dies würde am 1. Jänner 12000 geschehen, denn die Leute sind auch seit nach 10100 Jahren immer noch nicht viel gescheiter, als sie im Jahre 1900 waren. Auch jegt meinten die meisten, das Sahrtaufend sei am 1. Jänner 12000 oder schon am 31. Dezember 11999 zu Ende, ganz wie zur Zeit des lekten — aber dasmal leider nicht des besten — deutschen Astiers, der im Verein mit dem damaligen Bapsie an­to 1900 dieselbe Meinung vertrat. Erst, als die Welt am 1. Jänner 12000 nicht untergehen wollte, fingen sie an zu glauben, es werde das Jahrtausend blos am 31. Dezember 12000 voll werden, erklärten jedoch, der Untergang der sündigen Welt könne solange unmöglich mehr auf si warten lassen, er werde also spätestens in der Hälfte der zeitlichen Zeit, 1. Zuft schon eintreten. Die Gr. Dribodoren bedauern nun sehr, daß sie damals in Konstantinopel in die Streichung der dreis zehn Schalttage eingewilligt, die sie seit Gregors KII. Seiten angesammelt hatten, jeßt hätfen sie 13 Tage länger leben und sich das Schauspiel des Weltunter­­ganges in aller Gemütsruhe ansehen können. Über vielleicht wird auch zu Ende unseres Jahres 12000 ** immer noch nichts­ aus dem Untergang, da die Welt inzwischen ganz unzweifelhaft besser geworden it. Nach jenem merkwürdigen Kriege 1914— 1918, den man in der Geschichte — mit Rei! — als den „ver­­kehrten Arieg“ bezeichnet, weil die Sieger als Besiegte und die Besiegten als Sieger aus ihm hervorgingen, erkannten die Völker Europas, daß sie die Opfer eines großen Betruges geworden seien. Sie eigneten sich deshalb das Strandlied des G Seebades Borkum an mit dem Kehrreim‘: Doch wer da naht auf prallen Füßen, die Nase krumm, die Haare Kraus, der darf den Strand hier nit genießen, der muß hinaus, hinaus, hinaus! Das Lied wurde überall gesungen, in den Dörfern mit der Aenderung: der darf „das Land“ hier nicht genießen, in den Städlen: der darf „die Stadt“ hier nicht genießen und der Erfolg war — fabelhaft! Alles, was platte Füße, krumme Naffen und krause Haare hatte, zog „hinaus“ nach Palästina, Sy­­rien, Mesopotamien. Dann wurde sämtliger Stachel­­draht, der für den nächsten Krieg angesammelt worden, zur Seerstellung eines unübersteiglichen Z­aunes ver­­wendet, mit dem die genannten Ränder umgeben wurden, und nun begann ein Seitalter der Ruhe und des Friedens, wie es selbst die Urahnen der allerältesten Leute nicht geahnt. Die Engländer ließen die Irländer, die Aegypter und die Inder in Ruhe; — die weißen Marokkaner gingen zu ihren schwarzen Brüdern nach Afrika; — die Polen versöhnten sich mit den Rufen, die Tschechen mit den Ungarn und alle vier sangen im Quartet „Deutschland, Deutschland über alles“; — der DVvidtriller machte keine Schulden im Ausland m­ehr, der Porku stellte keine Permisse mehr aus, bei den Wahlen wurden keine Urnen mehr gestohlen, die Baltonaden hörten von selbst auf, selbst die Schwarzeiter Regattler nahmen keinen Baksihi­dy­ mehr, an Stelle der stehenden Heere wurden „Freiwillige Feuerwehren“ aufgestellt, mit einem Wort: „der Friede Gottes, der höher it, als alle menschliche Vernunft“, war mit einen Schlage in Europa eingekehrt. Und bei uns! Ebenfalls eine vollständige Um­wälzung! Statt der mehr als 200 Pfarrer nur noch ein Oberpriester! Dieser predigt am Sonntag und seine Stimme wird durch die in der Kapelle des ev. Fried­­hofes in SHermannstadt untergebrachte Zentralleitung des V­olkskinos allen Gläubigen der Landeskirche vermittelt. Wie aus andern Welten tönt seine Stimme in den 240 Kirchen zu gleicher Zeit an die Ohren der andächsig lauschenden Gemeinden. Nach demselben Spystem wird auch der Schulbetrieb eingerichtet. Welche ungeahnte Erspernis an Seil und Geld! Die übrige „völkische“ Arbeit leistet ebenfalls nur Einer, aber was für einer: Otto Hellmuth der Große, ein Enkel jenes Hans Dilo, der unser Volk in der­­ Zeit nach dem „verkehrten Kriege“ geführt und der selbst von si gesagt haben soll, er sei der „größte Sache“! Alle Volks- und Nationalräte, alle Kreis- und Quadrataus­güsfe haben ihre teure Organisation aufgegeben. Und noch eines: es gibt keine Spieber mehr und selbst die Zollämter tun nur noch ihre Pflicht und auch die Eisenbahnwagen sind wieder beleuchtet. Schiede auf yaisai und den Menschen ein Wohl: gefallen ! —ıt Neda. Was ließ sich ein mit einem Schwan die gute Leda gar? — Das kam, weil weit und breit kein Mann in ihrer Nähe war... An Bor Gericht. Aidler: „Sie sind also wegen Einbruchs an­­geklagt. Sind Sie früher schon mal eingebrochen ?* — *Ungekt­agter: „Sa, auf dem Eise­nmal.“ d.i.am * Dionpfisch-Bedensiihe Zeitrechnung. * Dieser Artikel sollte in der vorigen Rummer erscheinen.

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