Neue Zeitung, 1967 (11. évfolyam, 1-52. szám)

1967-01-06 / 1. szám

XI. JAHRGANG NUMMER X Umstellung auch in der Anschauung Ein glückliches neues Jahr! Ich glaube, das ist der einzige, beinahe phrasenhaft klingende Glückwünsch, den wir auch im Innern unseres Herzens etwas ernst nehmen. Denn gibt es irgend jemanden weit und breit in unserer Heimat, der in den folgenden 365 Tagen nicht glück­lich sein möchte, und findet sich wohl einer unter uns, der nicht mehr Glück vertragen könnte, als ihm das Schicksal bis jetzt zugestanden hat? Natürlich können wir jetzt keine Betrachtungen darüber anstel­len, was denn nun eigentlich Glück ist... Das kann so vielfältig sein, wieviele Menschen es gibt. Manche Menschen sind geneigt, alles nur mit ihrem privaten Leben in Verbindung zu bringen, andere wiederum berücksichtigen auch ihre Umgebung, ihre Mitmenschen. Es gibt Leu­te, die nur die Posten auf der „Haben”-Seite zusammenrechnen, und andere, die fühlen und wissen, dass es demgegenüber auch noch etwas anderes gibt, nämlich die „Soll”-Seite. Das Glück ist irgendwo dort zu finden, wo die beiden Spalten im Gleichgewicht sind. Die Quelle des Glücks ist irgendwo dort, wo der Mensch die Harmonie finden kann, deren Grundlage zweifelsohne nur die Arbeit sein kann, in der wir uns messen und zu der wir auch andere Dinge in Vergleich bringen können. ^ Der Anfang eines neuen Jahres verlockt immer zur Aufstellung einer Bilanz. Zu diesem Punkt gelangt im allgemeinen jeder erwach­sene Mensch, ja es fehlt auch nicht an gesprochenen und stummen Ge­lübden. Und trotzdem: oftmals halten wir nicht einmal die uns selbst gestellten Normen ein. Wir neigen gleicherweise zu Begeisterung und zu rascher Erlahmung. Heute, wo wir die Herren unserer eigenen Be­schlüsse sind, wo jedermann unsere Heimat mit allen Gegebenheiten zusammen als sein eigen nennen und fühlen kann, müssen wir diese Schatten der Vergangenheit hinter uns lassen. Mehr Entschlossenheit, Zielstrebigkeit in unserem alltäglichen Handeln ist notwendig, nur auf diesem Wege können wir das neue Jahr beginnen, uns an die Lösung der neuen Aufgaben heranmachenT Die Menschen setzen im allgemeinen vor die Zukunft ein grosses Fragezeichen. Auch dies ist nur zum Teil berechtigt, denn gerade un­sere Gesellschaft ist diejenige, die infolge ihrer Einrichtung imstande ist, die Zukunft zu konkretisieren, in Plänen zusammenzufassen. Sie ist fähig, nahe und weiter liegende Ziele festzulegen, um im Interesse ihrer Realisierung alle Kraftquellen des Landes, alle seine Bürger zu mobilisieren. Das Jahr 1967 sieht für unsere Aufgaben einen nüchternen, beson­nenen Rahmen vor, infolgedessen sind sie auch durchführbar. Es wer­den von niemandem übermenschliche Anstrengungen verlangt, nur anständige, ehrliche Arbeit und ein kleiner Vorblick auf 1968. Unter uns sprechen wir sehr viel darüber, denn in einem Jahr folgt die Ein­führung des neuen Wirtschaftsmechanismus in unserer Heimat. Wir müssen uns darauf vorbereiten, aber nicht so, dass wir uns einmal da­für begeistern, ein andermal unsere Zweifel darüber laut werden las­sen. Viel eher sollten wir uns an den grundlegenden Gedanken ge­wöhnen, dass dieses Land uns allen gehört und dass wir in diesem un­seren Land — gleich auf welchem Posten wir unsere Arbeit verrich­ten — mit der Umsicht eines guten Ökonomen vorgehen müssen. Vor allen Dingen sparsam, unsere Kräfte und Möglichkeiten gut aufeinan­der abstimmend, bedachtsam in unseren auf klugen Entscheidungen beruhenden Handlungen. Eine volkswirtschaftliche Anschauung! Das ist die Forderung, die notwendig ist, um die in unserer Wirtschaft ver­borgenen Kräfte ans Tageslicht zu bringen. Sie kann jedoch keine Spekulation bedeuten, sondern nur eine Anschauung, die den Nutzen der Gesamtheit vor Augen hält und nicht mit dem tiefen humanen Charakter unseres gesellschaftlichen Systems im Widerspruch steht. Dieses Jahr muss im Grunde genommen der Vorbereitung auf al­len Gebieten des Lebens dienen, damit der Übergang nicht plötzlich eintritt. Unsere Regierung brachte ihre Vorstellung hinsichtlibh der Reform zur rechten Zeit vor die Öffentlichkeit An der Ausarbeitung beteiligten sich viele tausend Fachleute, was an sich schon eine Ge­währ dafür bietet, dass wir sie erfolgreich durchführen. Die andere Sicherheit ist das wohldurchdachte Realisierungsprogramm, das kei­nerlei überstürzte Schritte zulässt. Die Aufgaben des zweiten Jahres im dritten Fünfjahrplan sind schon den Reformerwägungen angepasst, und ihre Erfüllung bietet den entsprechenden Übergang zur Wirt­schaftsführung auf neuartiger Grundlage. Wir müssen also unsere Auf­merksamkeit auf die Erfüllung unserer Jahresaufgaben konzentrieren und die Zeit zu unserem Vorteil dergestalt nutzen, dass wir schon in diesem Jahr aufgrund der neuartigen Richtlinien zu denken lernen. Das Erwecken von Verantwortung, das Zusammenfassen guter Er­fahrungen und Gedanken, die Ausarbeitung neuer Methoden, Ideen sind zusätzliche Aufgaben zur Erfüllung der Pläne des Jahres 1967. Selbständig zu denken, mit Verantwortung einhergehende Ent­scheidungen zu treffen, eventuelle Unannehmlichkeiten zu tragen und auch Kritiken hinzunehmen — das verlangt in der Lenkungsarbeit und auch selbst in der Arbeitsverrichtung ganze Menschen. Die Ände­rung der Anschauung wird das erste Gebot sein und, gestehen wir es nur ruhig ein, wir haben es uns auch bisher ein bisschen bequem gemacht, wir selbst haben auch etwas dazu beigetragen, dass die Ver­antwortung verschwommene Konturen annahm, wenn wir nach ir­gendwelchen Ursachen forschten. Wir sprechen vom neuen Mechanismus. Und in der Tat, wir müssen noch sehr viel darüber sprechen, und wir werden auch wahr­scheinlich im Laufe des Jahres an zahlreichen Besprechungen teil­nehmen, bei denen dieses Thema auf der Tagesordnung steht. Einen Erfolg können wir jedoch nur in dem Falle zu unserem und des Landes Vorteil sichern, wenn wir uns auch in unserer Anschuungsweise auf das Geleise des neuen Mechanismus umstellen. Wenn das gelingt, ver­fügen wir über die entsprechende Basis dazu, dass jedes begonnene Jahr eine glücklichere Zukunft verspricht als das vorangegangene. Tibor Molnár Preis: 60 Fillér WOCHENBLATT DER DEUTSCHEN WERKTÄTIGEN IN UNGARN Einkaufsbummel Als ich vor Weihnachten den grossen Einkauf machte, dräng­ten sich die Menschen in jedem Geschäft. Wie ist’s jetzt nach dem Fest? Kaufen die Menschen auch kurz nach Weihnachten und wenn ja, was? Um dies zu erkunden, machte ich mich auf den Weg durch Budapest. Hinter einem hübschen blon­den Mädchen betrete ich das Uh­ren- und Schmuckwarengeschäft am Lenin-Ring. Sie verlangt für ihren Verlobten, der nächste Wo­che Geburtstag hat, ein Geschenk: ein silbernes Zigarettenetui. — Viele solche Etuis fanden vor dem Fest ihren Abnehmer — er­zählt mir die Verkäuferin. — Wir hatten aber genug auf Lager und können auch jetzt allen Wün­schen entsprechen. Schauen Sie sich bitte um — sagt sie mir —, es ist eine grosse Auswahl von Wa­ren da. Sie hat recht. Jede Art von Mo­deschmuck, aber auch Gold- und Silberwaren, die verschiedensten Uhren liegen aus. Im KERAVILL-Geschäft Nr. 10 sind nur wenige Kunden. — Beim Weihnachtseinkauf nahm man uns hauptsächlich Fernseher und Plattenspieler ab, aber auch die deutschen Kaffee­maschinen und der holländische Haartrockner waien gesucht. Schade, dass wir von letzterem nicht mehr bekommen haben — so die Geschäftsleiterin. Die meisten Kunden hier kau­fen Glühbirnen. Ein hagerer Herr betritt eben den Laden. — Bitte eine Glühbirne, 60 Watt für 220 Volt — wendet er sich an die. Verkäuferin. Ich gehe schon dem Ausgang zu, da zieht derselbe Kunde ein Paket aus sei­ner Aktenmappe. Er und die Schwiegermutter hatten densel­ben Fön für seine Frau gekauft. Er möchte nun den einen in etwas anderes Umtauschen, weiss aber nicht, in was. Die Verkäuferin weiss Rat und zeigt einen Brot­röster. Er gefällt und wird einge­packt. Im Spezialgeschäft für Herren­mode auf der Mártírok-útja wa­ren Schlafanzüge aus Perlon, Pull­over, weisse Nylonhemden und Krawatten die Weihnachtsschla­ger. Im Modewarengeschäft für Damen am Krisztina-Ring kaufte man am meisten Strumpfhosen, Nachthemden und die italieni­schen Pullover. Leider waren die Kunstfaserpullover für 240 Forint das Stück fast sofort ausverkauft. Man hätte davon mehr gebraucht, Ich höre vom anderen Laden­tisch her eine aufgeregte Stimme: — Das ist der dritte grüne Pull­over, den mir mein Mann dieses Jahr kaufte — entrüstet sich eine Kundin. — Bitte, tauschen Sie mir diesen in einen hellblauen um! Der Wunsch wird gern erfüllt. In allen Geschäftendie ich be­suchte, wurde das unwillkomme­ne Geschenk anstandslos und zur Zufriedenheit der Kunden umge­tauscht. In manchen Läden tauschte man sogar ohne Block um. Und wie ich erfuhr, werden — sollte sich jemand die Sache erst später überlegen — sogar noch im Januar nach der Inven­tur Tausche vorgenommen, da­mit, wenn auch verspätet, alle zur richtigen Freude über ein gut gewähltes Geschenk kommen. Christine Merly nach dem Fest Hängelampen waren der Schlager im Weihnnchts­­verkauf in Tatabánya BUDAPEST 6. JANUAR 1967 JJBitte, tauschen Sie um! — Bitte, tauschen Sie mir diese Puppe um — wendet sich ein grauhaariges Mütterchen zur Ver­käuferin der Spielzeug-Abteilung des frisch eröffneten Vértes-Wa­­renhauses in Tatabánya. — Meine kleine Enkelin, die Marie, hat auch von ihrer Tante dieselbe Puppe bekommen, doch auch die andere Grossmutter kam aus Budapest an, und sieh da! Sie brachte ge­nau dieselbe Puppe mit. — Was wünschen Sie dafür? Ei­nen Teddy, oder irgendein anderes Spielzeug? — fragt die Verkäufe­rin lächelnd und schon sitzt die Puppe wieder auf ihrem alten Platz auf dem Pult. Einige Schritte weiter ist die Abteilung für Modewaren. Ein verzweifelter junger Mann gesti­kuliert dort mit einem hübschen Halstuch in der Hand. — Sie sagten mir, dass dieser Schal meiner Frau bestimmt ge­fallen wird, und er gefiel ihr doch nicht — sagt er der jungen Ver­käuferin. — Wir hatten schöne Feiertage! Ich musste kleinen „Vorträgen” über den Geschmack zuhören. Aber jetzt weiss ich schon, sie will keinen so bunten Schal, sondern einen hellgrünen haben, denn ein solcher passt zu ihrem Mantel. Bitte, könnten Sie ihn mir Umtauschen? Ja, der erste Tag nach Weih­nachten vergeht in den Geschäf­ten auch im Vértes-Warenhaus mit dem Umtauschen. — Ausser den Spielzeugen wer­den Handschuhe, Strickwaren und Schuhe am häufigsten umge­tauscht — erklärt mir die Direk­torin des am 21. November einge­­weihten Warenhauses, Frau Hele­na Tasnádi. — Wenn möglich, er­füllen wir ohne weiteres die Wün­sche unserer Kunden. Sie haben beim Weihnachtseinkauf viel Geld hiergelassen, sollen dann auch ih­re Freude an den Geschenken ha­ben — sagt sie lächelnd. — In den Vorweihnachtstagen verkauften wir täglich Waren im Werte von 650 000 Forint, so dass unser Um­satz seit der Eröffnung 22 907 000 Forint beträgt. Im neuen Warenhaus war vor dem Fest alles zu finden. In den 9 Abteilungen bedienten rund 200 Verkäufer die Kunden. Kronleuch­ter, Möbel, Badewannen, Radios und Fernseher waren „Schlager" des Weihnachtseinkaufes. Ausser­dem fanden Modewaren, Damen­­und Herrenhüte, Schlipse, Hand­schuhe, Halsschmuck, Manschet­tenknöpfe, Fotoapparate, Pullo­ver und Nylonstrümpfe die mei­sten Abnehmer. — Wir haben in unserem Wa­renhaus auch eine Lebensmittel­abteilung mit Selbstbedienung er­öffnet, die in den Warenhäusern unserer Stadt bisher gewöhnlich keinen Platz bekam — erzählt mir die Direktorin. — Somit konnte die Losung „Kaufen Sie alles auf einem Platz in unserem Waren­haus’’ völlig wahr werden. Die Hausfrauen, die bei uns einkehr­ten, um Geschenke für die Familie zu kaufen, konnten gleich auch Lebensmittel, Getränke und Sü­­ssigkeiten besorgen. Allein die Le­bensmittelabteilung wickelte ei­nen Umsatz im Werte von 1 100 000 Forint ab. Im hellen, modernen Gebäude verkehren auch jetzt, nach den Feiertagen, viele Kunden. Die Verkäuferinnen sind dabei, die Regale zu ordnen, die leeren Ge­stelle wieder zu füllen, um eine grosse Auswahl an Waren anbie­ten zu können. — Vor einem Jahr, gerade an diesem ersten Tag nach Weihnach­ten verkauften wir Waren für 142 000 Forint, und heute für 308 000 Forint — sagt Frau Helena Tasnádi einige Stunden vor Schluss. Eva Mayer

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