Neue Zeitung, 1985 (29. évfolyam, 1-52. szám)
1985-01-05 / 1. szám
Neue Zeitung WOCHENBLATT DES DEMOKRATISCHEN VERBANDES DER UNGARNDEUTSCHEN 29. Jahrgang, Nr. 1 Preis: 1,80 Ft Budapest, 5. Jänner 1980 Zum 12-Punkte-Programm der Baranya Punkc 12: Förderung der Beziehungen zu den Herkunfts- und Sprachnationen iie Beziehungen der einzelnen isch-national-sprachlichen Mineiten zu ihrer Herkunfts- oder ehnation bilden ein ganz beson- i Kapitel in der Geschichte und jnvvart der Nationalitätenpoli- Eine ausführlichere Darstellung .eser Problematik kann hier und etzt nicht geleistet werden, da weler der Raum noch die nötigen Vorkenntnisse dazu vorhanden sind. Das komplexe Nationalitätenprogramm der Baranya kann und will auf die Behandlung dieser Frage nicht verzichten, handelt es sich doch in dieser Region um traditionelle gutnachbarliche Beziehungen zu dem Staat Jugoslawien und den Minderheiten ungarischer Zunge. Auf der Grundlage der Gegenseitigkeit wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche gründlich organisierte Kontaktbereiohe mit dem Nachbarn im Süden gewonnen, die auf Staats- und Komitatsebene differenzierte Kommunikation;-;- und Kooperationsmöglichkeiten ergaben. Die Intensivierung der ökonomischen, kulturel len und Handelsbeziehungen, dire Partnerschaftsverträge zWischern einzelnen Orten, Betrieben, Bilr'iungs- und Kultureinrichtungem der angrenzenden beiden en, die Schaffung der gün- Reisemöglichkeiten für die niedenen Bevölkerungsschichlaben bedeutend dazu beigetra, daß Sprache und Kultur der r lebenden Südslawischen Minderit an Prestige zugenommen haben ad daß auch in die regionale Planung und Durchführung der nationalitätenpolitischen Vorhaben neue positive Züge einflossen. Die Aufnahme von Partnerschaftsbeziehungen zu dem Bezirk Schwerin in der Deutschen Demokratischen Republik konnte sich auf reiche Erfahrungen stützen und die minderheitenspezifischen Belange der ungarndeutschen Mitbürger in der Baranya stark fördern. Im Sinne der Förderung der Beziehungen zu den Herkunfts- bzw. Sprachnationen erhalten seit 12 Jahren die Studenten der Nationalitätenpädagogenausbildunseinrichtungen die Möglichkeit, ein volles Semester in Jugoslawien und in der DDR zu absolvieren. Es gibt auch sonstige Stipendien für ein Vollstudium in den Sprachländern der hier wohnenden Nationalitätenangehörigen. Diese offiziell gewährten Möglichkeiten wirken sich auch auf die private Sphäre der Betroffenen aus, indem Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen werden, die gegenseitige Besuche sowie einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch in beruflichen Angelegenheiten fördern. In der Zukunft können die vorhandenen Formen um weitere bereichert werden, so etwa Partnerdiaftsbeziehungen einzelner Schun und Schulklassen,Arbeitskollekaus Industrie und Landwirt- 1, Dorfgemeinschaften und remaier Instututionen. Ähnliche Ansätze gibt es auch zur Zeit. Man denke an den Kooperationsvertrag zwischen dem Getränkekombinat Berlin und dem Deutschen Klassenzug des Klara-Leöwey-Gymnasiums in Fünfkirchen. Die Förderung der Beziehungen zu den Herkunfts- bzw. Sprachnationen ist für das Programm der Baranya eine prinzipielle Frage, denn gewisse sprachlich-kulturelle Ansprüche einer Minderheit können erst auf dieser Basis befriedigt werden. Wenn es zum Beispiel gilt, das sprachliche Repertoire der Minderheitengemeinschaft nach Möglichkeiten zu vervollkommnen, so bieten die hier behandelten Beziehungen unentbehrliche Veranlassungen und Gelegenheiten dazu. Teils auf privater, teils auf offizieller Basis werden die Kontakte zu anderen deutschprachigen Ländern mit unterschiedlichem Gesellschaftssystem auch gefördert. Reisegruppen, Kulturgruppen, Theaterensembles, gemeinsame Veranstaltungen und dergleichen mehr finden sich hier als bereits praktizierte oder erst für die Zukunft geplante Formen. Die Beziehungen zu den Herkunfts- bzw. Sprachnationen haben für die Entwicklung und Festigung der ethnischsprachlichen Identität eine große Bedeutung, wobei sie zugleich die staatsbürgerlichen Bindungen an das eigene Heimatland fördern. Der freie Austausch bildet und entwickelt das Bewußtsein der Gemeinsamkeiten und Unterschiede und trägt somit zur Formierung der Identität bei. Das 12-Punkte-Programm der Baranya fordert durch seine differenzierte Anlage, ideologisch, politisch und soziologisch wie demographisch fundierte Konzeption eine komplexe Durchführung, wobei die einzelnen Schwerpunkte von Ort zu Ort zwar einen leicht abweichenden Stellenwert bekommen können, im großen und ganzen jedoch den gleichen Nachdruck bekommen müssen. Daher verlangt das Programm immer wieder nach einer Vereinheitlichung der Betrachtungs- und Verfahrensweise und überhaupt nach einem aktiven, engagierten und verantwortungsbewußten Herangehen seitens aller Beteiligten. Es ist zu hoffen, daß dieses 12- Punkte-Programm in so manchen Hinsichten wirklich eine neue Etappe der nationalitätenpolitischen Bestrebungen eröffnet. Zahlreiche Kinder beteiligten sich mit niuttersprachlichen Beiträgen am Reichl-Koinitatsentscheid in Tschasartet/Császártöltés am 16. Dezember. Besonders erfreulich war die Teilnahme der Frankenstädter Hochschulstudenten, die sich zu einer „Gelegenheitsbiihne“ zusammengefunden haben. (Siehe unser Bild!) über den Reicht-Entscheid berichten wir ausfiihlich in unserer nächsten Nummer. Foto: L. Papp Vorstand beriet Noch im alten Jahr trat der Vorstand des Demokratischen Verbandes der Ungarndeutschen zu einer Sitzung zusammen, um das Jahr 1984 auszuwerten und den Arbeitsplan für 1985 zu erörtern. Dementsprechend standen zwei schriftliche Dokumente zur Diskussion, die dem Landesrat zur Billigung unterbreitet werden. Die Sitzung des Landesrates findet im Januar statt. Die Verbandsarbeit sei im Sinne des 6. Kongresses verlaufen, heißt es u. a. im Arbeitsdokument über das Jahr 1984, in dem zweifelsohne viel erreicht worden sei. Die Ungarndeutschen hätten auch 1984 sowohl in der Wirtschaft als auch im öffentlichen und im geistigen Leben gewissenhaft und fleißig an der Lösung der anfallenden Aufgaben mitgewirkt. Dies sei bei allen Unterredungen der Verbandsvertreter mit Leitern auf verschiedener Ebene festgestellt worden. Der Rechenschaftsbericht ging auf alle wichtigen Sparten des Verbandslebens ein, wobei er Erfolge wie Mängel festhielt. So heißt es zum Beispiel: Während sich das kulturelle Leben recht vielseitig gestaltete und auch neue Gattungen eingebürgert bzw. gefestigt werden konnten, sei man in der Pflege der Muttersprache — so in der Verbreitung des zweisprachigen Unterrichts — auch im zurückliegenden Jahr nicht in erwünschtem Maße woite’-gekornmen. Allerdings seien bedeutende Schritte zu einem erfolgreicheren Sprachunterricht in den kommenden Jahren unternommen worden. Im Arbeitsplan für 1985 sind allen Körperschaften des Verbandes detaillierte Aufgaben gestellt worden. Die herausragenden Aufgaben des Jahres 1985 ergeben sich jedoch aus den Ereignissen, die die ganze Gesellschaft, so auch das Leben der Ungarndeutschen, betreffen. Im März^findet der 13. Parteitag der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei statt, im April wird der 40. Jahrestag der Befreiung Ungarns begangen, und anschließend kommt es zu den Parlaments- und Kommunalwahlen in Ungarn. 1985 stehen auch weitere wichtige Ereignisse bevor: Der Verband der Ungarndeutschen feiert sein 30jähriges Bestehen. Die Festveranstaltung soll im September gleichzeitig mit dem 5. Ungarndeutschen Bläsertreffen in Fünfkirchen stattfinden. Die Landesentscheide des „Reicht brüderlich die Hand!“ — Wettbewerbes werden 1985 bereits das fünfte Mal ausgetragen. Was bemängelt wurde für 1984, steht jedoch als hervorgehobene Aufgabe für das kommende und auch die kommenden Jahre. So wurde ein Großteil der Sitzung gerade dem Unterricht gewidmet, denn es gab über Wichtiges zu entscheiden. Der Verband hat nämlich Stellung zu nehmen und Vorschläge an die Zuständigen weiterzuleiten, was die Einführung des zweisprachigen Unterrichts in verschiedenen Orten betrifft. Konkret geht es nun um vier Ortschaften, die jetzt ihrerseits bereit sind, Schulen für diesen Unterrichtstyp zur Verfügung zu stellen bzw. neue zu errichten, zum Teil aber auch um entsprechende Hilfe ersuchen. Diskutiert wurden Entweder-Oder-Vorschläge, zu denen auch der Vorstand Stellung nehmen mußte. Ungarndeutsche Grundschulen und auch Schülerheime sollen nun nach bisheriger Kenntnis in Fünfkirchen/Pécs, Bonnhard/Bonyhád, Frankenstadt/Baja und Werischwar/Pilisvörösvár eingerichtet werden. Die Sitzung endete auch diesmal mit aktuellen Informationen an die V orstandsmitglieder. AUS DEM INHALT NZ-Gespräch Zufriedenstellende Ergebmit dem ersten nisse in der Tolnau Nationalitätensekretär Seite 3 Seite 2 Unser Kindergarten Ich schmeass mein Huat Seite 2 Seite 4 Ungarndeutsche Grundschulen Im Dezember führten Verbandsleiter weitere Gespräche über den Bau bzw. die Einrichtung ungarndeutscher Grundschulen für den zweisprachigen Unterricht und dazugehörender Schülerwohnheime. Bekanntlich hatten 1983 vier Komitate (Batschka, Branau, Pest und Tolnau) einschlägige Angebote gemacht. Die Kongreßdelegierten nahmen mit Genugtuung zur Kenntnis, daß im 7. Fünfjahrplan (1986—1990) Investitionsmittel für diesen Plan bereitsgestellt werden sollen. Generalsekretär Géza Hambuch und Sekretär Johann Wolf art sprachen in Budapest mit dem Leiter der Abteilung Bildung beim Komitatsrat Pest, István Novák. Bei der Unterredung, an der auch der Ratsvorsitzende der Gemeinde Werischwar/Pilisvörösvár, Josef KeszMri, und Schuldirektor Sebők teilnahmen, ging es um den Plan, in der Großgemeinde Werischwar bei Budapest eine ungarndeutsche Grundschule für zwölf Klassen sowie ein Schülerwohnheim für Kinder aus entlegenen Orten zu errichten. Der Komitatsrat kann den Plan — wie István Novák informierte — nur mit beträchtlicher zentraler Finanzhilfe verwirklichen. Das Interesse für den zweisprachigen Unterricht sei allerdings da und in Werischwar müssen auch sonst weitere Klassenräume für Grundschüler errichtet werden. Das Schülerwohnheim wäre auch für verschiedene kulturelle Zwecke (Sommerlager für Schüler, Fortbildungskurse für Deutschlehrer, Bibliothek, Klubräume, Filmarchiv usw.) gedacht. In Werischwar wirken übrigens ein Gymnasium und eine Fachmittelschule für Ökonomie * (Fortsetzung auf S. 2) Die Nationalitätenpresse im Komitat Békés Auf der Tagesordnung der Sitzung des N ationalitäten-U nterausschusses des Komitatsrates Békés am 13. Dezember in Jula/Gyula standen die Kontakte der hier wohnenden Slowaken, Rumänen, Serben und Deutschen zur Nationalitätenpresse sowie Rolle und Möglichkeiten der Nationalitätenzeitungen und der — rundfunk- und — fernsehsendungen. Wie Volksbildner, Pädagogen, Vertreter der Nationalitätenverbände und der -presse beim Erfahrungsaustausch u. a. betonten, erhebe die Nationalitätenbevölkerung des Komitates Anspruch auf ihre Presseorgane. Hinsichtlich der Rundfunksendungen in der jeweiligen Muttersprache gelangte der Unterausschuß zu dem Schluß, daß diese auf einer im ganzen Lande zu empfangenden Wellenlänge gestrahlt werden müßten. Auch sollte es mehr solche Rundfunk- und Fernsehprogramme geben, die auch die ungarische Bevölkerung ansprechen, indem bei letzteren beispielsweise ungarische Aufschriften gegeben würden. Dies sei deshalb notwendig, damit die Ungarn besser kennenlernen, was die mit ihnen in einer Straße, in einem Dorf wohnenden, in einem Betrieb arbeitenden Menschen anderer Muttersprache beschäftigt. (MTI).