Neue Zeitung, 2008 (52. évfolyam, 1-52. szám)
2008-01-04 / 1. szám
NZ 1/2008 GEMEINSCHAFTEN DER U N G ARNDEUTSCHEN Mit Freude verfolgte der am 13. Dezember verstorbene pensionierte LPG-Vorsitzende Josef Zwick vor 36 Jahren den Aufruf der beliebten Zeitung „Szabad Föld“, Leute sollen ihren Heimatort vorstellen. Er meinte, er gehöre zur letzten Generation, die das Volksleben vor dem Zweiten Weltkrieg noch in seinem ursprünglichen Zustand miterlebte. Josef Zwick besuchte nach der Bürgerschule die landwirtschaftliche Fachschule in Nagykőrös. Obwohl seine Familie mit 40 Hektar Land zu den größeren Bauern zählte, wurde er schon ganz früh in die Arbeit eingespannt. Mit 12 Jahren mußte er alle landwirtschaftlichen Arbeiten verstehen und auch machen. Als junger Bube hatte er an einem Tage 2 000 Klafter Stoppelfeld zu ackern und mit 16 Jahren Roggen zu säen, Kukuruz zu legen, Heuschober zu setzen. Seine Familie war für die moderne Technik aufgeschlossen, sie kaufte in Budapest bereits 1936 veredelten Kartoffelsamen, um die Erträge auf das Mehrfache zu erhöhen. So erhielt die Familie in den 30er Jahren den Titel „Goldene Ähre“. Nach dem Krieg wurde der tüchtige erfolgreiche Bauer zum Kulaken erklärt. Eine noch größere Wende erlebte er 1960, als in Schorokschar die LPG „Goldene Ähre“ gegründet wurde. Die Bauern, die 250 Jahre lang auf ihrem eigenen Boden wirtschafteten, mußten nun plötzlich eine Genossenschaft bilden, die vierte im Ort, mit dem übriggebliebenen schlechtesten Boden, ohne Kapital, ohne Maschinen, ohne Kenntnisse - so fingen die ersten 23 schwäbischen Mitglieder in einem großen Agrarbetrieb an. Zwick hatte als Agronom die fachliche Arbeit zu leiten. Das erste Jahr fiel überraschenderweise gut aus. Die Genossenschaft zahlte für eine Einheit mehr als die anderen Großbetriebe mit besseren Möglichkeiten. Allmählich wurden die Mitglieder wohlhabend. Michael Lebrengut, der erste Vorsitzende bekleidete das Amt acht Jahre lang. Ihm folgte Sebastian Wedinger. Dann wurde Josef Zwick Vorsitzender der LPG. Er hatte kühne Pläne, ging oft ein Risiko ein. Im ganzen Lande und sogar im Ausland wurde man auf die Erfolge der Genossenschaft aufmerksam. 1974 brachte eine Augsburger Zeitung einen langen Beitrag mit dem Titel: „Besuch in der Herz-Jesu-Kolchose in Ungarn“. Zwick war ja gleichzeitig 25 Jahre lang Kirchenvater und viele Bauern waren Mitglieder im Kirchenvorstand. 1974 besuchten die Reporter der Kölnischen Rundschau, der Süddeutschen Zeitung und des Magazins Spiegel den Agrarbetrieb und gaben ihren Beiträgen Titel wie „Genossenschaft der Millionäre“. Es gab damals kaum Genossenschaften, die so viel für eine Arbeitseinheit gezahlt hätten und die so viele Gesellschaftsreisen in alle europäischen Länder, aber auch nach Asien und zu den „biblischen Orten“ in Jerusalem durchgeführt hätten, wobei die Genossenschaft bis zu 70 Prozent der Kosten bezahlte. Zwick ging Anfang der 80er Jahre in Rente. Er war Sekretär des Kreises der Kleingartenfreunde. Dann nahm er sich vor, mit einigen begeisterten Lokalpatrioten einen deutschen Chor zu gründen. Die 35 Chormitglieder konnten bald schon die gesammelten 60 alten Lieder singen. Als Rentner hatte er auch mehr Zeit, die Geschichte der Vorfahren zu erforschen. Dank seiner Initiative und Mithilfe wurde in Schorokschar ein wertvolles Heimatmuseum geschaffen. Zwick sammelte die Texte und die Melodien des von ihm herausgegebenen Gebet- und Gesangbuches 1996. Er tat sehr viel für die Renovierung der 1779 gebauten Kirche und organisierte regelmäßig Wallfahrten zu mehreren ungarndeutschen Gnadenorten und nach Mariazell. Er kämpfte dafür, daß in der Heimatkirche wieder Gottesdienste in deutscher Muttersprache gehalten werden. Er war Mitbegründer des St. Gerhards- Werks Ungarn e. V. und des Budapester Deutschen Kulturvereins. Er war ein leidenschaftlicher Mitstreiter der Paneuropa-Bewegung und nahm am 19. August 1989 am berühmten Paneuropa-Picknick teil. Zum Internationalen Präsidenten der Paneuropa-Union Dr. Otto von Habsburg pflegte er freundschaftliche Beziehungen. Auf seinen Vorschlag hin wurde Otto von Habsburg Ehrenbürger des Bezirkes Schorokschar. Gegen viele Widersacher rang er erfolgreich dafür, daß der 1950 in Budapest eingemeindete Bezirk wieder ein selbständiger Bezirk wurde. Für seine Verdienste wurde ihm der Titel „Ehrenbürger von Schorokschar“ zugesprochen. Josef Zwick wurde am 28. Dezember zu Grabe getragen. Wendelin Hambuch Zum Tode von Josef Zwick (1919-2007) Weihnachtsfest im HdU - Abschied vom Jahr 2007 Zu einem schönen Weihnachtsfest gehören: gute Musik zum Entspannen, heiße Getränke zum Aufwärmen, süßes und salziges Gebäck zum Energie-Tanken, nette Freunde zum Plaudern ... und ein bißchen Unterhaltung zum Zurücklehnen! Eine bunte Mischung von Informationen, Unterhaltung und Musik wurde daher dem ebenfalls bunten Publikum am 13. Dezember im Budapester Haus der Ungarndeutschen geboten. Zu den zahlreichen Gästen gehörten die einzelnen Institutionen sowie Stammgäste des Hauses, aber auch neue Bekannte und zur Freude des Hauses auch Mag. G. Kilzer, Gesandter der österreichischen Botschaft. Bei Glühwein und besinnlicher Musik nahmen die Institutionen Abschied vom vergangenen Jahr und stimmten sich auf Weihnachten ein. Auf Initiative der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher und mit der tatkräftigen organisatorischen Unterstützung der LdU fanden sich zahlreiche Menschen im Veranstaltungssaal ein, so daß sowohl Stühle als auch der Glühwein schnell zu Neige gingen. In gemütlicher Runde stellten sich dann die einzelnen Organisationen vor: Es gab allerlei Einblicke in das Leben der Institutionen - die Entstehung des HdU wurde dabei ebenso erläutert wie die Aktivitäten des Bundes Ungarndeutscher Schulvereine, der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher, des Landesrats Ungarndeutscher Chöre, Kapellen und Tanzgruppen sowie des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums, der Neuen Zeitung und des Verbandes Ungamdeutscher Autoren und Künstler. Darüber hinaus stellten sich der Verein Deutscher Hochschüler Budapest sowie das Hartai-Haus und das Institut für Auslandsbeziehungen am HdU vor. Dabei wurden Rückblicke gehalten, Zukunftspläne geschmiedet, Bekanntschaften geschlossen, neue Ideen angeregt und alte ausgetauscht. Ein gelungener Abend im Jahr 2007 und ein guter Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit der Institutionen im Jahr 2008! Für den schönen Abend hiermit noch ein herzliches „Danke schön“ an alle Teilnehmenden und Gäste und einen guten Rutsch ins Neue Jahr! G. H. Der Frauenchor aus Sanktiwan bei Ofen erfreute die Teilnehmer des Weihnachtsfestes im HdU 3