Oedenburger Zeitung, 1877. Januar (Jahrgang 10, nr. 2-13)
1877-01-14 / nr. 6
Wir haben dieser Darstellung nichts hinzuzufügen,als daß Rußland wenigstens vorläufig— aufgehört hat die erste Geige im,europäischen Conspert«spielen zu wollen,denn es ist nicht gelungener mächtiger aufleben zu lassen durch den Konferenzipordus. Drange folgend.Sollte dies ein Erfolg der Liebe sein,die seines unerfahrenen Herzens sich bemächtigt. —Aber diese Liebe selbst!Konnte durfte,feines Vers sprechend eingedenk,Kuno dieß Gefühl sich einwurzeln, entfalten lassen in Ferdinand’s Seele?!——— Daran dachte der treue Freund nnmal ger neben dem Verwundeten saß und des Schienenspiel beobachtete.Dieß verrieth,daß die bangen oder schmerzlichen Zukunftsgedanken längst von ihm gewichen,wie Nordslands Wolfen vor dem belebenden Sonnenstrahlen und daß dieser Lichtgruß von der Erinnerung an den gestrigen Abend ausging, denn das Ferdinand derselben nachhing und in ihr schwelgte, konnte den scharfen Beobachter ebenfalls nicht entgehen. ‚Wer sie nur sein mag?!“ — murmelte Ferdinand jegt und bestätigte damit die Nichtigkeit der Wahrnehmungen Kuno’d. — „Du hättest dieß eigentlich schon erfahren Sollen, Kuno, wenn... ...." In diesen Worten, die er selbst unterbrach, um mit halb schaffhaftem Blice in des Freundes Zügen zu lesen, lag troß ihres heiteren Zones dennoch eine Art Lormurf. Denn ...21 ° — trug Kuno, ruhig die Arche von seiner Cigarre streifend. „Run, wenn du eben auch in dieser Sache als mein Freund handeln würdest!! — die Worte waren nicht böse gemeint. Wenigstend wollte Ferdinand dieß sofort beweisen, indem er Kuno mit treuherzigem Läscheln seine gesunde Hand hinreichte. „MS dein Freund . . . Jo?!" — entgegnete dieser, Ferdinand’3 Lächeln mit etwas wehmüthigem Ausdrucke erwidernd. — „Und weißt du auch, daß es vielleicht gerade Pflicht der Freundschaft wäre, Dich an allen Nachforschungen nach jener jungen Dame, an jedem weitesten Verkehr mit ihr zu verhindern ?! — Wer sie ist?.. frägst du! hast du nicht bereits erfahren, wie sie ist?! Und solte Dieß nicht genügen, dir... . wenigstens einige Zurückhaltung aufzuerlegen!" Ungeduldig hatte Ferdinand den Freund zu Ende reden lassen Ein leiser Schmerz zuchte seht über sein Antlig, dann richtete er seine Blicke mit vorwurfsvoller Frage auf Kuno. — „Ich verstehe dich nicht, begreife nicht, was dich gegen das arme Mädchen so einnimmt ! Über... . es thut mir weh, daß dem so ist!“ „Besser ein erster, Schnell vorübergehender Schmerz, als ein dauernd’ Leid! Bor Soldem möcht’ ich dich bewahren. Dein Herz hat si mir verrathen ... . so warmen Antheil nimmst du an diesem Mädchen, wie noch nie an einem weiblichen Wesen: glaubst du, das mir, dem Freunde, dieß gleichgültig sein Fan’? „Aber ist das ein Grund, dem Mädchen Uebles nachzureden, solches von ihm um zu denken! Sollte deine Freundschaft eifersüchtig sein ?!* (Bortregung folgt.) LocalsZeitung, Weinbaufond und Stadtkammerkasse, oder die Frage,ob der Erstere den Letzteren etwas schulig ist oder nicht,und wenn ja,auf Grund welch’ Namen haben den RechtegeschäfteöI Unter dieser Uebetschrift und mit Hinweisung auf unser Motto»dem Bedrückten zur Wehr’«wurde unsere Redaktion von competenter Seite ersucht,zur Orientirung sowohl des,hiebeibetheiligten weinbautreibenden Publikums,als auch und vorzüglich der Herren Stadtrepräsentanten,folgende,an die löbliche Stadtrepräsentanz gerichtete Eingabe in unserem Blatte zu veröffentlichen,welcher nächstens mehrere,hieher Bezug habende Schriftstücke,unter Anderen eine Abschrift des Weinbaufonds-Stiftungsbriefes aus dem Jahre 1319,nachfolgen werden.Die erwähnte Eingabe lautet folgendermaßen: Löbliche Stadtrepräsentanz. Nachdem wir durch eine mündliche Anzeige des, unserer heutigen Sitzung vorsitzenden substituirten Herrn Präfes Josef v.Glozer Stadthauptmanns in die Kenntniß gefeht wat dem daß eine löbl.Stadtrepräsentanz auf Grund eines früheren Beschlusses,aus dem,unter unserer Verwaltung stehenden»Weinbaufond«nicht nur seit mehreren Jahren,sondern auch im laufenden Jahr unter dem Titel,,Wegauslagen«gewisse Summen beansprucht,welche bereits 1200 bis 1500 fl.ausmachen und welche sogar im bürgermeisteramtlichen Administrationsbericht als eine die Stadtkammercasse active,den besagten Weinbaufond aber passive betreffende Schuld aufgenommen erscheint, —weswegen obtituierter Herrsubstit.Prüfeöder Ansicht ist,es solle der geforderte Betrag entweder einbei zahlt,oder wenn die Weinbaus Versammlung den Rechtsgrund einer Schuld nicht anzuerkennen gesonnen ist,dagegen rekonstrirt werden;—So haben wir in Anbetracht dessen,daß diese Angelegenheit,als an einem augenscheinlichen Irrthum beruhend,blos und einfach aufgeklärt werden darf,beschlossen.Einerlebl. Stadtrepräsentanz folgende Darlegung des wirklichen Sachverhaltes ergebenst zu unterbreiten: Unserel.Eingabe vom 10.Oktober 18693ahl v63,weisernach,daß wi rang eigenelentriebe, nämlich freiwillig und ohne hiezu von irgendwelcher Seite aufgefordert worden zu sein, bezüglich des Wegmachens im Weingebirge, an die löbl. Stadtrepräsentanz einen Antrag gestelt haben, laut welchem wir und, aus Nachsicht der, während der langen Zeitdauer des Absolutismus arg vernachläßigten Weingartewege geneigt erklärten, die, jährlich 300 fl. übersteigenden Wegaudbesserungskosten auf eigene Rechnung zu übernehmen, mit der ausdrücklichen Beschränkung jedoch, daßs wir diesen Antrag bloß für die nächsten Jahre (die weitere Zukunft vor der Hand nicht berücsichtigend) gestellt wissen wollen. Auf diese unsere Eingabe hat die löbl. Stadtrespräsentant mit Beicheid vom 23. Februar 1870 Zahl 618 eine Kommission entsendet und natürlicherweise ausdrücklich angeordnet, daß der Weinbaufond zur Kommissionsfigung eingeladen werde. Aus unserer 2. ebenfalls an die löbl. Stadtrepräsentanz gerichteten Eingabe vom 5. Februar 1871, Zahl 110 ist klar ersichtlich, daß wir den, durch die entsendet gewesene Strasfenbau » Kommission, — zu welcher die, den Weinbaufond vertretende Weinbauversammlung, trug ausdrücklicher Anordnung der Löbl. Stadtrepräsentanz, nicht beigezogen worden ist, — unter sich festgestellten Stipulationen, laut une jerem angescloffenen Sißungs » Protofol nie beir getreten sind und irgend eine Verpflichtungsurkunde nie unterfertiget haben. Diese unsere 2. Eingabe scheint durch eine L öbl. Stadtrepräsentanz nicht verhandelt worden zu sein, — wenigstens haben wir auf Die zu Ende unserer Eingabe aufgestellten 4 Punkte feine Erledigung oder Verständigung erhalten, — mußten demnach annehmen, daß eine fems missionelle Verhandlung mit und abzuhalten, nicht mehr in der Intention einer Löbl. Stadtrepräsentanz liege ! — Wir bitten demnach die, mit der Unterschrift des Herrn Bürgermeisters Kurcz versehene und an und ges richtete Aufforderung der Wirthschafts-Kommission vom 12. November 1870, Zahl 2857, welche derart lautet: „In Gemäßheit der heuer gepflogenen Transartion hat die Löbl. Weinbauversammlung die Hälfte bis 600 fl. der Weingartewels Herstellung drosten zu tragen”. Auch weiterhin jammt Allem, was auf Diele angebliche, nie zurecht bestandene Transaction widers rechtlich aufgebaut wurde, zu beseitigen, und und eine Erledigung unserer oben erwähnten 2. Eingabe, besonderd ded 2. und 4. Punfted derselben, gnädigst zusommen zu lassen. Endlich stellen wir auch noch das ergebene Ansruhen, die Erledigungen unserer Eingaben immer an unseren rechtmäßigen Präses, Herrn Bürgermeister und fün. Rath Andreas v. Kurcz zustellen zu lassen, da wir nach dem ausdrücklichen Wortlaute des drittlegten Punktes des Weinbaufond- Stiftungsbriefe öd blos den jeweiligen Herrn Bürgermeister, selbst wenn derselbe Fein Weingartenbesiger wäre, anzuerkennen bes fugt und bemüßiget sind. Oedenburg am 8. Oktober 1876. Aus der Sittung der Weinbaugeneralversammlung. Sosef Olczer m. p. Stadthauptmann, als subst. Präses, Karl v. Györy m. p., als Schriftführer. Beilage A. Auszug aus dem Protokolle der Weinbaugeneralversammlung vom 5. Februar 1871. Gegenwärtig die Herren: Andreas Kurcz, Bürgermeister, uld Präses. — Dann die Mitglieder: Michael v. Väghy sen. — Signag von Flandorffer, — Karl v. Peöty non dem Grafen Herrn Georg Feltetich, Johann Demy, Ferdinand Greilinger, Matthias Stagl, Matthias Thamm, Georg Labah, Emerich Gigi, Michael Brunner, Michael Wurm, Michael Zehtner, Karl Karner, Karl Schilling Michael Grafl, Joseph von Reichenhaller und Karl v. Gydıy, Lepterer zugleich als erbetener Schriftführer. Zahl 110. Die söchs. städtische Wirthschafte- Kommission erfuhr mit Note vom 12. November 1870 Zahl 2857 um Einzahlung eines Betrages von 150 fl. 87'/, fl., welcher den Weinbaufond zufolge einer gespflogenen Transaction als Wegauslagen pro 1870 trifft, — die gleiche Hälfte trägt die Stadt-Commune. Hierauf wurde beschlossen: Nachdem diese Weinbaugeneralversammlung von einer zu Stande gekommen sein sollenden Trandacetion nichts weiß, und zu einer Solden gar nicht eingeladen wurde, — sich auch bisher weder mit eigenem Beichluße, wodurch Bevollmächtigte in Bezug auf die Wegauslagen zu irgend einer Leitung verpflichtete, ja gegen den klaren Wortlaut des Stiftungsbriefes fi auch nicht verpflichten konnte und dann, so wird der, von der löbl. Wirthschaftd-Goms mission geforderte Betrag von 150 fl. 87%), fr. einfach verweigert. Der mündliche Bericht der zwei Mitglieder Hrn. Matthias Thamm und Karl v. Györy, daß sie von Seite des Magistratsrathes und Wirthschaftsreferenten Karl Schlauzer blos als private Weingartenbesiger am 6. Mai 1870 zu einer Commission eingeladen wurden, in welcher die ermittlete städtische Kommission mit 8 Herren Repräsentanten, die Strassenbau-Kommission mit 4, die Löwer-Stommission mit 3 Mitgliedern, der Weinbaufond aber gar nicht vertreten war, — bei welcher Gelegenheit ein Kommissionäberschluß, gegen welchen oben benannte beide Weingaretenbefiger Protest einlegten, jedoch überstimmt wurden, — gefaßt wurde, wird zur Kenntniß gesnommen und ist diese Thatsache zur geeigneten weiteren Verfügung der Töbl. Stadtrepräsentang zur Kenntniß zu bringen. Bei dieser Gelegenheit erklärt die Weinbaugenes talversammlung, daß sie dad am 10. Oktober 1869 Zahl 63, an die löbl. Stadtrepräsentanz aus freiem Antriebe und im Wege der Initiative gemachte Anerbieten auch weiterhin aufrecht erhält und geneigt ist, die auf den Weingartewegen alljährlich 300 fl. übersteigenden Ausbesserungstosten auf eigene Rechnung zu übernehmen, bei einem nothwendigen Neubau über die Hälfte des zu verwendenden Betrages zu tragen, jedoch mit dem ausdrücklichen Zusage, daß wir in Bezug auf den eigenen Betrag das Wegmachen selbst besorgen werden. Die Löbl. Stadtrepräsentanz wäre auch zu erfuschen, in Bezug auf den, dur die Kommune zu leistenden Betrag pro 300 fl. das Wegmacen der Weinbauversammlung zu überlassen, da diese in der Lage ist, biliger und immer unter Aufsicht ihrer Mitglieder, besonders aber bei Zeiten, nicht wie ed immer zu geschehen pflegt, zu spät und nur dann, wenn die städtischen MWegeinräumer gerade ab« fommen können, arbeiten zu lassen, — wobei der Umstand den Weingartewegen zu Gute füme, daß wenn in einem oder dem anderen Jahre auch was immer für einer Ursache sammtliche 300 fl. nicht verwendet werden könnten, der Rest auf das nächstfolgende Jahr verbliebe, nicht aber zum Schaden der Wege durch die Kommunalfaffa absorbirt würde. Datum et supra. Kurz m. p. Bürgermeister. Karl v. Györy m p. als erbetener Schriftführer. = Communal-Zeitung. Aus der Generalversammlung des bierstädt. Töbl. Munizipalausschusses vom 10. Jänner 1877. Die gut besuchte Versammlung unter dem Borfipe unter dem. Bürgermeisters, Hrn. f. Rath Kurcz wied diemal gegen sonst eine etwas veränderte Philipsonomie, da mehrere neue Herren Philisten an der diegmaligen Sigurg theilnahmen. Der erste Programmpunkt bezog sich auch auf sie, da der Bericht des BVerifikationsausschußes der 1. Freistadt Oedenburg die Zusammenstellung jener Hochhiftbesteuerten enthielt, welche für das Jahr 1877 die Birislisten bestimmt, deren Namensverzeichniß vorgelegt wurde. Mit entnehmen der gedachten Tracweilung folgende Veränderungen. Ausgetreten sind: die Hrn. Alois Ballogh, Josef Lampert, Instituts-Direktor Friedrich Kühne, Alexander Pauffy, Dr. August v. Pottgondy, Johann Ruß sen. und Adolf Weisler. — Hiefür neu in die Repräsentanz eingetreten, die Hrn. Karl NRommalter, Karl Töpfer, Dr. Bild. Savallär, Anton Schaffer, Yol.v. Reischenhaller und Michael Tröppler. Auf das ihnen zustehende Recht alle Virilisten zu fungiren haben verzichtet die Hrn. Franz Bauer, Soft Mede, oh. Bay. Ruf, Martin v. Szilvaff und I. 2 Banifhef. — Hr. Joh.Meyne, welcher im Virilisten- Verzeichung aufgenommen erscheint, konnte nicht in den Munizipalausschuß aufgenommen werden, da daß Sejep ausdrücklic hierzu den vorausgegangenen Aud« tritt aus dem Unterthanen » Verbande eines fremden Staates vorschreibt und Hr. Meynenod immer großherzogl. Braunschweig’scher Unterthan ist und das ungarische Staatsbürgerrecht noch nicht erworben hat. Desgleichen wurde an mit weit überwiegender Majovität die Hingabe des biel. Hrn. Realgymnasiumd Dir. Fried. Lähme (worin derselbe Klage führt, hab ihm bei Zusammenstellung der Biblistenstifte die Steuer nicht doppelt angerechnet und er mithin in dieselbe nicht aufgenommen wurde) im Sinne des Geseßes abweislic entschieden. Hr. Dir. Lähne versaumte nämlich den geieglich vorgeschriebenen Termin zur Anmeldung des ihm sonst zugestandenen Rechtes und konnte also seinem Besuhhe — obgleich beregter Berläumung durch Kranksheit und sonstige Abhaltungen gehörig motivirt wurde und Hr. Repräs. Ado v. Tomfich sehr warm für Hrn. Zähne eintrat — seine Folge gegeben werden. Der Hr. vorfigende Bürgermeister beantragte den scheidenden Munizipalausschußmitgliedern den Dank für ihre seitherige ersprießliche Müherwaltung protofollarissh) auszudrücken und die neueintretenden Herren Repräsentanten herzlichst zu begrüßen (allseitiges Essen !) Die Herren Repräsentanten Ignaz Ritter von Standorffer und August Rap meldeten ihre Versziptleistung auf deren Mitgliedschaft im Verwaltungsausschuße an und da die Hrn. Dir. Friedrich Lähne und Advokat Dr. August von Pottyondy (als nicht mehr der Repräsentanz angehörig) ipso facto auch dem Verwaltungsausschuße getreten sind, so werden nunmehr vier andere Hrn. Munizipalausich übe für sie zu wählen sein, welcher Gegenstand auf das nächte Programm gejegt werden wird, damit acht Tage darauf die Neuwahl erfolgen könne. Hr. stadt. Steuererofutor Anton Basteiner renonert auf sein seitheriges Amt und wird der Massgiftrat ermächtigt wegen Neubelegung dieser Stelle den Soncurs aufzutreiben. Laut genehmigend zur Kenntniß genommenen Berichte der Finanz- und Kontrolleseftion über Vertheilung des städtischen Steinsohlenquantums an die Bezugsberechtigten wird Ddieselbe nach dem Schlüßel des Vorjahres bewirkt werden. « Das in Oedenburg und Konkurrenz stationirte ‚Graf Wrangel‘ 2. Dragoner -Regiment, von welchem noch ein Feiner Theil bieher verlegt werden so, bittet um pachtweise Heberlastung einen geeigneten Ererzierplaped. Diesem Geruch wird auf die Dauer eines Jahres wile *