Oedenburger Zeitung, 1877. Mai (Jahrgang 10, nr. 52-64)
1877-05-02 / nr. 52
welchen Mitteln will man das geseßte Ziel ersreichen?Es wurde bereits in unserem Reichstage und im österr.Abgeordnetenhause mit allem Nachdrucke betont,daß die östqkr.-ung.Monarchie ohne Gefährdung ihrer wichtigsten politischen Interessen, ja ihres stattlichen Bestandes nicht dulden kann,daß Rußland zum Schaden der Türkei eine Gebietsvergrösßerung erlange oder die Balkanhalbinsel unter seine direkte oder indirekte Oberhoheit bringe;und daß die kommerziellen und wirthschaftlichen Interessen der Monarchie am empfindlichsten geschädigt würden,wenn die Pulsader ihres Handelsverkehres,die unter Donau oder die Donaumündungen, in die Hände oder unter die Oberhoheit Ruhlands geriethe.” Melder ehrliche Patriot stimmte nicht den Interpellanten im Budapester Parlamente in der Auffassung bi, daß es nicht nur das Necht, sondern auch die Pflicht einer Bollevertretung ist, in somritischen Momenten, wie der gegenwärtige ist, zu untersuchen, ob die Politik der Regierung auch den I Interessen des Bolfes entspricht. Von diesem Standpunkt aus können wir die entschiedene Sprache dessen Hauses durchaus nicht als einen Mißgriff auffassen. Im Gegentheil stehen wir nit an, zu erklären, daß wir diese fest auf's Biel so steuernde Sprache als einen Verzug der ungarischen Interpellation begrüßen. Wir wissen nicht, ob der Herr Graf Andrasfy diesmal unseren Geschmack theilt. Jedenfalls wird er si nicht befragen können, daß er diese Sprache nit ver» steht. 68 sind ja seine Landsleute, die dur das Spracherohr der ungarischen Regierung zu ihm reden, feine Landsleute, die dad Nei haben, vom Grafen Andraffy eine deutliche Antwort zu verlangen, eine deutliche, bündige Antwort auf die Deutliche, bündige Frage: Geht Gewalt vor Net?! wegt ich mein Leben dahin, bis ich zum ersten Mal Ihr Haus betrat. Seit jenem Abend glüht eine herbe Keidenschaft in meiner Seele. Ihr Fa oder Nein muß mein Schiedsal entscheiden. Wird es der opferfähigsten, achtungsvollsten Liebe gelingen, Ihre Gunst zu erwerben ? .... Ich dachte damit wär’d genug. Ich habe gleich das erste Mal nicht weiter gelesen. Wozu auch* „Dacht’ ich mir’s doch !" sagte Arthur mit freudiger Erregung. „Nun, thu' mir den Gefallen und ließ nur noch eine einzige Zeile:" „Run, meinetwegen !“ Und Frau von Bronting las: Dh lieb, nämlichy Ihre reizende Schwester, die ich an jenem ersten Abend kennen lernte, und von Ihnen hängt ed nun ab..." Reiter las Frau von Bronting wieder nicht. De Ichien das Schicksal jenes Briefes, nie zu Ende gelesen zu werden. Aber diesmal war Frau von Bronting entschuldigt, denn sie konnte nicht weiter lesen — vor Laden. ‚Also meine reizende Schwester, niht ich! OD, ich Thörin!..... Aber warum dann die unglücklichzweideutigen, langen Einleitungen ?* „Dad liegt an Birds Schüchternheit. Er muß sich erst Muth dateiben, ehe er mit der Sache heraus» rädt!. ... Und Du dachtest wirklich . . .?“ „Sprich gar, nicht zu Ende! Ich werde dem Baron abbitten.” — — — Bird wurde glänzend entschädigt. Leonie ist seit einer Woche feine Kah Wenn, sich aber Frau von Bronting wieder einmal Nachmittags langweilt, so denft sie nur an den nicht zu Ende gelesenen Liebesbrief und in ihrem Boudoir ertönt dann gewöhnlich ein langanhaltendes silberhelles Gelächter. Br - .-s«-.-—-«·««.»—sp ra EEE . Dauer feine Stätte finden. Also aufgerafft, Ihr Insdustriellen, an intelectueller Begabung fehlt es wahrlichem Oesterreicher, so wenig wie dem Ungar Der Mangel an Originalität bei unseren Babritaten. Die freundliche Aufnahme, welche unser Artikel in Nr. 49 dieser Blätter: „Die Schulwerkstatt vielseitig gefunden hat, bestimmt uns aber bald einen, schon darum gediegenen volkswirthleichaftlichen Auftag zu bringen, weil wir demselben auchzugdsweise aus der anerkanntermassen von Herrn Adolf Tanzig vortrefflich redigirten „Wiener Hausfrauen-Zeitung“ entnehmen, welches Journal wir besorderd unseren Damen zur Lektüre empfehlen zu dürfen glauben, da er jeden Stoff, der nur irgend in den Wissensfreis der Frauenwelt gehört, ebenso belehrend als anregend be=handelt, gemeinüßiges mit Unterhaltendem geschhct verbindet und für Haus und Familie ersprießliche Winfe enthält. Herr Wolf Tanzig schreibt: Die Klagen über den Nothstand der heimischen Gewerbe und Industrien Mringen seit Langen von allen Seiten und in allen Tonarten wieder, und sein Zweierfel besteht mehr selbst in jenen offiziellen Steilen, welche die Krisis seit 5 Jahren in geringschägender Weise beurtheilt haben, dab der auf die alerengsten Grenzen eingezogene Erwerb, die außerordentlich verringerte Konsumtionsfähigkeit der Bevölkerung, die moralischen und materiellen Kräfte des Dorfes bereits arg heruntergebracht haben. Nun erst hat man begonnen, durch local wirkende Palliativmittel eine Rettung der bedrohten Existenzen zu versuchen, und die Mitglieder de Monarchenhauses waren es, welche den Impuls zu diesen Werken der Rettung gaben. Der Kaiser und König selbst indem er aus Anlaß seines 26jährigen Regierungs-Jubiläums die Bildung der „Sailer Franz Jo= jefs-Stiftung“ zur Unterfrügung der Kleingewerbetreibenden protegirte,unsere geliebte Landesmutter,indem sie für die am Hungeriuchenagenden Bewohner des Erzgebirges ihre für sprechende Stimme erhob,die mildthätige Hand öffnete.Daß solche Anstrengungen den gewünschten Erfolg nicht haben konnten,daß sie der allgemeinen Noth,nicht steuern konnten,das beweisen die immer wieder gesteigerten Ansprüche der Kleinges werbe an den Franz Josefsstond,andererseits dabauschen nach Mitteln,um den Absag in Spuhen zu hebem mittelbar,um den arbeitslosen Erzeugern im Erzgeirge Arbeit zu verschaffen.Die Absicht ihre Majestät der Königin die Spitze als Aufputz in Mode zu brinngen,kann bis nun noch keine Erfolge aufweisen.Wir zweifeln nicht an dem patriotischen Sinne dbevölkerung allein wo es sich nicht um Wohlthaten,sondern um die Mitwirkung zur Erstarkung der heimischen Produktion handelt,da muß auch diese so viel bieten können,daß die fremde Concurrenz mindestens in Schach gehalten,den Consumenten dagegen Gelegenheit geboten wird,ihre Bedürfnisse nach den individuellen Geschmacke und den Vermögensverhältnissen aus den heimischen Erzeugnissen zu befriedigen.Wir würden einen hohen Werth darauf legen,wenn der patriotische Sinn der Bevölkerung so scharf sich ausprägen könnte, daß diese in dieser Zeit der Noth in erster Linie auf den Verbrauch von inländischen Fabritäten Bedacht nehmen würde. Aber noch freudiger möchten wir ein Mittel zur Hebung der Industrie begrüßen, wenn es die Industrie selbst zur Anwendung brachte: die Originalität. An diesem Mangel an Originalität frankte die inländische Production von jeher, auch in den Zeiten des lebhaftesten Verkehres, und heute ist sie so entmuthigt geworden, daß sie sie zur Anspannung ihrer geistigen Kräfte nicht mehr leicht ae vermag. Wir mögen hier die vielen Vorwürfe nicht wieder aufzählen, die unseren Gewerben und Industrien seit vielen Jahren gemacht wurden, daß sie in ihren Erzeugnissen die minutische Genauigkeit vermissen lassen, daß sie der äußeren Erscheinung ihrer Sabritate (der Emballage) nicht die nöthige Sorgfalt zuwenden, daß sie dem heimischen Gonium nur meist Nachahmungen importirter Orignale bilden, daß sie endlich im Außen» handel dem Geschmade und den Bedürfnissen der im«portirenden Ländergebiete so ganz und gar nicht Rech» nung zu fragen wissen u.. w. &. sei uns hier nur gestattet, einen Meinen gewiß markanten Fall aus vielen den Lesern vorzuführen, um darzuthun, daß er die inländische Production an einiger Anstrengung nicht fehlen lassen darf, um dem Konsum jeden Anlab, seinen Bedarf vom Auslande zu beziehen, zu benehmen. In den legten Tagen haben die Agentinen von zwei resnommirten Pariser Firmen für Damentoilette die Residenzstadt Wien mit ihrem Besuche beehrt, sich den höchsten aristokratischen Cirkeln vorgestelt, um die Besptelungen entgegenzunehmen. Diese weiblichen Goms miße Voyageurd haben ihr Geschäftchen gemacht, sie wurden nirgends abgewisen, wohl aber soll es vorgenommen sein, wie man uns mittheilt, daß frühere Aufträge der Herrschaften bei Wiener bestrenommirten Firmen in Folge dieser Concurrenz zurückgezogen wurden. Daraus soll und fann nun den schönen Käuferinnen, selbst vom exelativ patriotischen Standpuntte aus, micht leicht ein Vorwurf gemacht werden; man wird vielmehr annehmen müssen, dab die Franzosen entweder eine bessere, oder eine geschmachvollere, oder billigere Waare, oder endlich eine Neuheit im Genre angeboten und damit den Sieg davongetragen haben. Wir sind überzeugt — und die Erfahrung lehrt dies täglich , daß unsere Fabrikanten alsbald das Neue der Franzosen nachgeahhmt haben werden, allein, gerade darin liegt das Verderben, denn wenn die Genekurrenz ich eines Artikels bemächtigt, drückt sie den Preis und schädigt sich selbst dadurch am meisten, ganz ungerechnet hefjen, daß die Hlavische Nachahmung fremder Originale die Anziehungskraft auf die Käufer sehr starr vermindert. So lange also unsere Industrie mit Originale zu bringen weiß, die sie unter Beihilfe der ausgezeichneten heimischen Krätte an den Museen und Sachschulen leicht produeiren kann, insolange wird unsere Mode-Industrie keine Selbstständigkeit erringen, ihren Einflus auf den inländischen Consum nicht vor größern Ffamen und im internationalen Berkehre zur bescheidensten Rose verurtheilt sein. Unsere Geschäftsleute und Industriellen, sowohl büben in Ungarn, als drüben in Oesterreich, sind leider indolent, selbst dort wo sie mit aller Leichtigkeit konkurriren könnten, da lasfen sie si vom betriebsameren Auslande zuvorkommen und bei solchem heimischen Indifferentismus wäre eine fünftliche oder gewaltsame Ausschließung fremdländischer Gonkurrenz nicht einmal eine billige Forderung, denn der Konsument würde geschädigt. Nein! die ungarischen, ebenso wie die österreichischen Industriellen mögen zunäcst ihre geistigen Kräfte etwas mehr anstrengen, um originale Schöpfungen, wir möchten da, eine nationale Mode-Industrie zu schaffen, möchten sie dann reell und solid fabrieiren und dem Leihmode und den Bemahnheiten der wichtigeren Abtraggebiete alle möglichen Zugeständnisse machen, möchte endlich auch der Verkehrs- Vermittler, der große und Heine Laufmannsstand, dem Gehege des fteten Horte Schrittes huldigen, und der Notbstand wird ein Ende finden, ebenso in den fahlen Gebirgen Nordböhmens, wie in den schlotbefränzgten Emporien der Zuch-Industrie und den gewerblichen Werkstätten unseres theuren ungarischen Vaterlandes. Frankreichs geniale Industrien können augenbliclich durch politische oder sociale Einflüsse eine Stodung erleiden, aber ein Notbstand, wie er leider bei uns kauft, wird bei einem durch seine Industrien immens reich gewordenen Lande auf die Lokales Militärisches. Ein in den legten Tagen „bherabgelangter“ ‚Erlaß der Landeskommandirenden von Oesterreich fordert die Regimentsfommanden auf, ein größeres Augenmerk auf die Heranbildung von Offiziersstellvertretern zu legen und geignete Unteroffiziere fürdiese Charge heranzuziehen. Es wird in Ddiesem Grlaffe zugleich betont, daß von einzelnen Truppenkörpern troß ded anerkannt vorzüglichen Mannschaftsmaterialen, aus dem sie sich ergänzen, im Vergleiche zu anderen, minder günstig bestellten Truppen eine auffallend geringe Zahl von Unteroffizieren zum Offiziersstellvertreterdienste „für gewählt“ erscheint und bemerkt, daß namentlich auch das bisher nicht allseitig genügend besrücksichtigte Materiale der Einjährig Freiwilligen in dieser Richtung entsprechend in Betracht zu ziehen und auszuwügen sei. Ferner tagt in unserem gemeinsamen Kriegsministerium eben eine Kommission, welche sie mit Berathungen über eine eventuelle Mobilisirung eines Armeekorps für den Fall einer im Interesse De»sterreich- Ungarn nothwendig werdenden Belegung Bosniens beschäftigt. Die betreffende Studie sol bereits vor längerer Zeit ausgearbeitet worden sein und jegt nur noch der Schlußredaktion unterzogen werden. Wie man sieht, ist man im Reichs- Kriegsministerium bestrebt, fi für alle Eventualitäten, die fi auch den gegenwärtigen politischen Verhältnissen ergeben könnten, vorsichtigerweise vorzubereiten. — »Hier in Oedenburg wurde militärischerseits der Eintritt des Wonnemonats,nämlich der gestrigel.Mai,mit einem i olenen Tagkeveille begrüßt; die Witterung aber war eben nicht sehr malartig, es wehte ein kühler Wind und Wolkenzüge verdunkelten das leuchtende Antlig der Sonne. * Der Maie Markt. Der nächste Sahrmarkt, wozu bereits die zerlegbaren Hütten zu Aufstelung gebracht werden, wird am 7., 8 und 9. Mai abgehalten. Vielleicht gelingt es diesmal den Fieranten bessere ® er ihäfte als gewöhnlich zu machen, denn die Witterung wird hoffentlich dem Marktbesuche hold sein. * Zur Firmung. Sonntag den 13. Mai wird in der hiesigen Domliche der Alt der heiligen Firmung nahezu an 600 Firmlinge celebrirt werden. Sr. Gnaden der Herr Bischof aus Raab, Dr. Johann v. Zalkta, in dessen Diöcese unsere Stadt gehört, kommt zum Vollzuge der gedachten hohen firchlichen Bei«erlichkeit bieder. * Die Leichenfeier weiland des hochehrwürdigen Herrn Pfarrers Christian Poßver fand am vorigen Montage unter zahlreicher Begleitung Seitens der Bevölkerung Dedenburgs statt; der Sarg, werden drei große Kränze aus friichen Blumen, wovon der eine die Aufschrift trug: „die evang. Gemeinde ihren verdienstvollen Pfarrer” zierten, wurde von der nahen Wohnung des verblichenen, in die Kirce getragen, also ein kurzer Gesang mit Orgelbegleitung den Trauerast begann, dann bestieg als ältester Pfarrer, der hochehrwürdige Herr Kolbenheyer die schwarzdrappirte Lanzel und hielt eine ergreifende Rede, worin das 36jährige edle Wirken des Verewigten ausführlichstger schildert und der tiefgerührten Gemeinde in die reinnerung gerufen wurde, daß der vom Allmächtigen abberufene liebevolle und hochherzige Serlenhirt der Gemeinde, ein ebenso zärtlicher Gatte und Bater, als verträglicher,toleranter, seelenreiner Priester war. Nach Beendigung dieser schönen, ehrenvollen Abschiedeworte für den aus dem Leben Geschiedenen wurde abermals ein kurzer Choral gesungen und der Sarg auf den außerhalb der Kirche befindlichen Leichenwagen gehoben, dem fi dann die Trauergäste zahlreichst anschlossen, worauf fi dann der imposante Zug in Bewegung fegte. Auf dem Friedhofe vor der Pfarrergruft angelangt, hielt der hochehrwürdige Pfarrer Brunner ebenfalls eine kurze, aber auch sehr schwungvolle Rede, und mit einem weiteren Chorgesang fand die Feier ihren Abschluß. * Sobann Florenz FT unter langjähriger Herr Domkapellmeister, gewesener Director des Oedenburger Mufitvereines, Lehrer der Mufit und des Sesanges an hiesigen fath, Lehrerbildungsanstalt, ist ehevorgestern den 29. April nach langem Leiden (er erlag einer Gesthirnerweichung) im Alter von 55 Jahren in ein besseres Zenieite abberufen worden. Der dahingeschiedene Herr Regenshorn war ein Kirchenmusiker von großer Bedeutung, wiederholt für seine oratorischen Kompositionen preisgekrönt, galt sein Name in der Kunstwelt als ein verdientermachen gepriesener; jedenfalls verlor Dedenburg an ihm eine musikalische Gelehrität, seine zahlreichen Verwandten, Freunde und Bekannten einen ehrenwerthen, strengrechtlichen Biedermann, seine trostelose Witwe einen zärtlichen Gatten und dessen zwei hinterlassenen, unmündigen Kinder einen liebenden Vater. Die entseelte Hülle ded Verewigten wurde gestern unter zahlreicher Leichenbegleitung und ehrender Theilnahme der Bevölkerung zur legten N Ruhestätte gesbracht worden. * Ein neuer Club. Wie wir aus gut unterrichteter Duelle erfahren, will si in unserer Stadt "ein „Athletischer Club" nach dem Muster des Pester Clubs constituiren. Die Aufgauie sich der Club stellt,besteht inder allseitigen Ausbildung des Körpers.Als Mittel zur Erreichung dieses Zweckes werden außerdem ordentlichen Turnen,noch Fechten Säbel und Rappiey Distanzgeheimingen, Boren u. dgl. m. genannt.