Oedenburger Zeitung, 1880. September (Jahrgang 13, nr. 105-116)

1880-09-12 / nr. 110

«».—Y»s ,-’,« 7 EE ,«-T — YHIY IT,-ss­« , —Sonntag.122.Septemberslss0. xIII.-Jahrgag1. ner Seilung, Chormalig,,Oedenburger Yacht richten«.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Hortschritt zur Er? — Beorachten zur Mehr? — Der Wahrheit eine Gaffe,, . Das Blatt erscheint jede­ IMM an Julius acchzouuiaq. Dråmumerationsstreifeg Fürsocu Ganzj­ibrig 9 fl.,­halbjä­hrig 4 fl.50kk·, Vierteljä­hrig 2 fl.25 fl.,Monatlich 171. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. A2A.­Neugasse Nr. 18, im 1. Stock. Redaktion: Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertions­­gebühren sind um die Redaction portofrei einzusenden. Einzelne Nummern kosten MED Kreuzer. Nr. 110. EBE NETTE SE RER­en SInferate vermitteln: die Herren Be­n Vogler, Wall­­fishhgasse 10, Wien, Budapest. A. Oppelit, I., Stubenpartei 2 Wien. Heinrich, Schaler, I. Singerstrasse 8, Wien. Infersions-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. für die zweispalst­e, 15 fr. fü die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Petitzeile er­­ek­sive der Stempelgebühr von 30 kr. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt. Die Grundlage des menschlichen Daseins. Dedenburg, 10. September 1380. Wo Kräfte sich regen, da ist Arbeit. Der zarte Keim „arbeitet“ sich durch die Hülfe und die ihn deckende Erdschichte zur Oberfläche und grüßt freundlich das Sonnenlicht und den sinnigen, denkenden Menschen ; das Vöglein „arbeitet“ sich aus dem Ei heraus und zwitschert sein schwaches Danklied der Schöpfung zu; aber auch der Wein im False „arbeitet“, die Dampfmaschine „arbeitet, das „Arbeits­-P­ferd, so­­wie die Biene und die Spinne die Alle arbeiten" ; — die Elemente, ja die ganze Schöpfung arbeitet! Und vollends beim Menschen, dem edelsten Werte des Schöpfers, Bildet die Arbeit die Grundlage eines feines Selbst’­ würdigen Daseins. In dieser Hinsicht, nämlich zum Aufbau der in Nede stehenden Grundlage, besitz die Menschheit eine Lehrerin und eine Schule ; die Lehrerin ist die Noth, die Schule aber die Erfahrung; allein diese Lehrerin und diese Schule sind hart und streng und wir künnen e8 der V­orsehung nicht genug danken, daß im Laufe der Jahrtausende jene Schule und Lehrerin so reiche Schäge anzusammeln vermochten, daß wir es in unseren Tagen wahrhaftig so gut, so leicht haben. Die Geschichte — die oberste Lehrmeisterin der Wölfer — weist ung an, welche Mittel zu ergreifen seien, um die menschliche Thätigkeit möglichst nußbrin­­gend zu verwerthen, denn Jeder, der «8 in irgend einer Beschäftigung vorwärts und zu einem beachtenswerthen Ziele bringen will, muß si umsehen, was auf diesem Gebiete bereits erreicht worden ist, wo sich Yücen und Mängel vorfinden, die auszufüllen oder zu verbessern wären, und nach welcher Richtung hin eine weitere Aus­­­­bildung, eine Fortlegung des bereits Geleisteten noth­­wendig oder doch wünschenswerth ist. I Allgemeinen fan man dieses Streben nach vorwärts ein Streben nach Berufsbildung nennen, im Unterschiede zu jener Fortbildung, welche Alles in sich tat, was ung Allen, als Menschen, näglich und dienlich it, was ung Alle erfreut und interessirt, also im Unterschiede zur allgemein menschlichen Bildung. Wir haben es hier mit der Exsreren, mit der Berufsbildung zu thun. Zu diesem Ende tagt gegenwärtig in Buda­­pest eine Enquete, durch deren Berathungen und Vorschläge unsere gewerblichen Zustände all­mächlig einer gedeihlichen Entwickklung zugeführt wer­­den sollen. Beiläufig bemerkt ist auch die Oeden­­burger Handels und Gewerbekammer, durch that­­kräftige, erfahrene und berufstüchtige Vertrauensmän­­ner dabei vertreten. *) Nun denn die bewegte Enquete wird auch das Verhältnis zwischen Meister und Lehrling scharf ins Auge rassen und den Anforde­­rungen der Lel­zeit entsprechend regeln. Bor Allen soll in Zukunft sein Lehrling aufge­nommen werden, der nit die Volfsschule absolvirt hat­ und nicht etwa die jegt bestehende vierklassige Volksschule Nein! Die Regierung hat die Verpflich­tung, die V­olfsschulen derart zu reformiren, daß sie — mit sechs Klassen normirt, — jenen Knaben, die si dem Gewerbe widmen, die Bürgerschulen entbehrlich machen. *) Wir erfuhen Herrn Georg Dörfler dieß nicht et­wa wieder ald eine gegen ihm gerichtete Satyre aufnehmen zu wollen, wir schreiben ihm die obigen Eigenschaften Malte zu, MM: In diesen so gestalteten Volksschulen sol Alles das gelehrt werden, was der unge braucht, um sein Gewerbe geistig auffassen zu können. Er soll nit nur schreiben, lesen, rechnen lernen, er sol auch im Zeichnen und in den technischen Fächern einen solchen Unterricht erhalten, der ihn in den Stand legt, mit tüchtigen Vorkenntnissen ausgerüstet, um die Praxis seines künftigen Berufes eintreten zu können. Der Meister aber, der einen so vorgebildeten Lehrling in eine Werkstatt aufnimmt, soll mit ge­wissenhaftem Eifer, das, was der Knabe in der Theorie sich mühselig und freilich noch ladenhaft angeeignet hat, doch die Praxis zu ergänzen und zu vervollk­ommnen suchen. Er muß darauf verzichten, den Knaben zu allem Anderen, nur nit zur Erlernung seines Metiers zu verwenden. Der Meister muß in seinem Lehrling ein fost­­bares Gut erblidhen, das ihm von den Eltern anver­­traut wird, damit er die Keime, die in der Volksschule in die junge Brust gelegt wurden, zur Entwiclung bringe; er muß den Lehrling nicht für häusliche und sonstige Privatzwecke ausbeuten, sondern dessen ganze Arbeitskraft nur im­nteresse seiner Ausbildung und ausschließlich für gewerbliche Zwecke in Anspruch nehmen. Der Snabe, der nach absolvirter sechsflaffiger Rollschule zu einem Meister in die Lehre geht, hat überdies Anspruch auf eine menschenwürdige Behand­­lung. Er darf nicht, wie dies fest so oft geschieht, fein elendes schmugiges Lager mit versiedenen Hausthieren theilen, er muß als Mensch behandelt werden, damit er nicht wie so viele unserer heutigen Gesellen den Stempel thierischer Nahheit mit sich umhertrage, son­­dern damit er jenes menschlicheun Adels eingedenf bleibe, deuilleton. Auf einsamer Wacht. IH konnte er Anfangs kaum glauben, dass sie alle todt seien, — daß ich niemals wieder eine Stimme von Eltern oder Geschwistern hören sollte, — daß ich ganz allein in der Welt stand. Aber dennoch war es so. In­­nerhalb zweier Jahre — so sagte mir der würdige Pfarrer — hatte sich das Grab über all meinen An­­gehörigen gesclossen. Ein Trost war es mir, daß meis ne Mutter mich wo auf dem Todtenbette gesegnet hatte, aber trog dem bereute ich er jegt bitter, zur See gegan­­gen zu sein, anstatt, wie ich hätte thun sollen, zu blei­­ben und sie in ihren alten Tagen zu pflegen. Doc sie war mit dem Schritt, den ich that, einverstanden ge­wes­sen, und, Alles in Allem, ich that ihm in guter Absicht. Set wurde es nothwendig, weiter für die Zukunft zu sorgen; und da ich ein leidlicher Seeman war und seine andere Aussicht sah, so beschlug ich bei dem einzi­­gen Beruf zu bleiben, den ich erlernt hatte und ein anderes Schiff zu suchen. Als ich Devonport erreichte, erfuhr ich, das zur­zeit sein Fahrzeug zum Auslaufen fertig war ; weil ich aber noch etwas Geld besaß und eine oder zwei Wochen aushalten konnte, so nahm ich mir vor, eine kurze Zeit abzuwarten, was si bieten würde. Ich logirte in einem Kosthaus, das „Matrosenheim" hieß, und die Zeit ver­­flog mir schnell genug, denn ich war no nie in der Gegend gewesen, und dort gibt es sehr viel zu sehen. Nach Verlauf von vierten Tagen wurde mir jedoch meine Rechnung im „Matrosenheim“ zugestellt, und beim Bezahlen ergab sich, daß mir nit mehr genug übrig blieb, um mr noch lange über Wasser zu halten. So theilte dem Wirth, einem sehr wenhslichen Deanne, meine Lage mit, und dieser meinte, er sei nit wahr­­­­scheinlich, daß sobald ein Schiff von Plymouth aus in See gehen werde. Als wir eben bei einem Glafe Grog darüber sprachen, kam ein Mann herein und sagte: „Das ist doch toll, Jem (so hieß der Wirth), der andere Kerl ist nun auch fort vom Stein! Jch will verdammt sein, wenn er nicht schon der Dritte in zwei Monaten ist !“ „Sapperlot“, sprach der Wirth zu mir, „das ist gerade was für Euch, Weann — das heit natürlich voraus­­gesett, Ihr habt nichts gegen ein bisher Eingesperrtsein und regelmäßigen Dienst !” „Was ist es denn ?" fragte ich. „Ei, einer der Leichtthurmmwächer auf dem Stein“ verlegte er, „hat seine Seite aufgegeben. Was denkt Ihr davon ? Es wäre gerade Das Richtige für einen Dean, wie hr, der ein bisschen was gelernt hat und sich nicht gern überarbeiten zu wollen scheint.” Nichts konnte im Augenblicke mehr nach meinem Geschmach sein, denn ich hatte seine Ahnung von der Art der Stellung. Ich bewarb mich, ohne Zeit zu verlieren darum und da meine Papiere gut und — wie ich da­­mals glaubte ganz unbegreiflicherweise — seine weiteren Bewerber erschienen waren, wurde ich fast augenblicklich angenommen. Dean sagte mir, ich müsse mich auf sechs Monate verbindlich machen, da man ed müde sei, daß die Wächter, wenn kaum angenommen, den Boten so­­fort wieder verliefen. Jh antwortete, ich würde mich auf ein ganzes Jahr verbinden, wenn sie wünschten, aber man lächelte darüber und sagte, jehs Monate seien für’8 Erste genug. AS Alles in Ordnung war, wünschte ich mir zu meinem guten Erfolge Glüd. Ih date, wie der Wirth, daß er gerade das Nichtige für mich sei. Ich konnte e8 nicht fassen, weshalb meine Vorgänger den Dienst aufgegeben hatten, und meinte, e8 müßten wohl Leute geween sein, die nit wüßten, wann e8 ihnen gut gin­­ge. Dessen ungeachtet Dachte ich mir wohl, daß es dort manchmal etwas langweilig sein möge, und um eine Unterhaltung zu haben, kaufte ich mir Karten, um mit dem anderen Wächter zu spielen, eine alte Spieldose und ein prächtiges Buch mit allerhand Scherzen, das gleich eine Liedersammlung enthielt. Am nächsten Mor­­gen ging ich an Bord des Leuchtthurm-Lichters und wir segelten nach dem Eddystone. Unterwegs machte mir einer der Schiffsleute mit bedeutungsvoller Miene da­­rauf aufmerksam, daß heute Freitag sei. „Was thut das ?“ erwiderte ich. „Alle vernünfti­­gen Menschen laden über Eure Freitagsfurcht !“ „Na, na! Werden ja sehen“, sprach er. Das Wetter war gut und der Wind günstig. Ju faum drei Stunden erreichten wir unser Ziel und landeten ohne Beschwerde. Die mitgebrachten Vorräthe wurden schnell ausgeladen ; nach einer halben Stunde wendet der Lichter wieder nach Plymouth und ich wi­r­­de zurückgelassen, um mir so gut als möglich in meiner neuen Wohnstätte einzurichten. So", sprach ich, mich umschauend, zu mir selbst, „da bin ich nun bequem und geborgen." Nachdem man so viel in der Welt herumgeworfen ist, wie ich, da ist es viel werth ein solches Nutheplägchen zu finden ; die Kälte und Selbstsuchr der Menschen eselt mich an, und so it e8 noch das Beste, ganz von ihnen abgeschlossen zu sein. Der andere Wächter — ich werde ihn in meinem Leben nicht vergessen — war ein ältlicher Mann und ein Schotte. Er machte durchaus seinen angenehmen Eindruf auf mich, denn er sah finster und abstoßend aus und seineswegs wie ein guter Gesellschafter. Andes­­sen zeigte er sich anfänglich ziemlich freundlich, machte mir mit dem ganzen Leuchtthurm vertraut und erklärte mir auch die verschiedenen Apparate und meine bdienst­­lichen Obliegenheiten. (Sortfegung folgt.) BT .... — .« « --,-::--p.-.--:--... TE ee ee euere er ee Zusam . 7 =

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