Oedenburger Zeitung, 1880. September (Jahrgang 13, nr. 105-116)

1880-09-17 / nr. 112

. _Breitag, 17. September 1880. _ XII. E Sahrgang. (vormals „Dedenburger Nachrichten‘“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Sortichritt zur Ehre! — Beorüsten zur, Mehr’ — ‚Der, Wahrheit eine affe,, den Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag, Be­k­en­nferate vermitteln: die Herren Hafenstein , Vogler, Wall­­ni Wihenueteüragn greife: : "| Adminisration, Verlag, Expedition, Redaktion: K­ aalle 10, Wien, budepen, 1. Sibenpatei 3 ET erzeu­ge 825 Momig in. Grabentunde Nr. AA. Neugasse Nr. 18, im, Stock. arb­itiong nochäßr: Für Auswärts: Ganzjährig 18 fl., Halbjährig 6 fl., Vier- Die­bentsparki EADEEAR, 10 er Rage Be Ki­­­en je teljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Nee Bere Plafue so Belanetsehähe ben 50 Ir­et­tzeile ex- A­ee einrufenden. Einzelne Nummern tosten a­m Kreuzer. Bei mehrmaliger Einschaltung entspreender Rabatt. Nr. 112. Die BVerfetzung der dynastischen Interessen in Berlin. Oedenburg, 16. September 1880, fands aus Noth und Drangsal ein ehrend Denkmal­­ befördert wurde. Es war dies m­ehr als eine Förmlichkeit­ geseßt, im zärtlicher Umbhaltung „Schaffer Weigbarts“. | Denn in einigen Tagen wird si der Kronprinz zu wet im Rufen der Optimisten beider Nationen | feinem brandenburgischen Uhlanen-Regimente begeben die frohe Ahnung einer ehren und freudenreichen Zus | und mit den Offizieren intim verkehren. E8 wird fmn Motto: „Er ging an meiner Seite, funft,­ welche sie Schulter an Schulter in brüderliger | eine Art Militärbrüdersgaft etabliren, wobei er, an de­­„Er ging mit mir zum — Streite | Vereinigung die Höhen der Menschheitsmission hinan= | deutsamen Kundgebungen nicht fehlen wird. Od, wir in „Dit gleichem Schritt und Tritt.” | führen wird! — Diese frohe Zuversicht wird aber | Ungarn aber Ursache haben uns herzhaft darüber zu Uhland. — wie gesagt — hauptsächlich von den zisleithanischen | freuen, daß wir unsern Thronfolger mit dem deutschen Die Geschichte Europa’d marfgirt jegt hörbar [J O­ptimisten gehegt. Einige Pessimisten hier in | Kronprinzen vereint marschiren sehen sollen, mit „glei­­nah preußischem Takt. Der weißledige Greif am [Ungarın dagegen glauben in der allzu innigen Ber: | dem Schritt und Tritt,“ scheint ung nit wenig — Throne Boruffiens und der eben in feurigster Lebens- | brüderung Deutschlands mit dem dießseitigen Neid­e eine | problematisch, kraft ftroyzende, jugendliche Thronfolger Oesterreich­ | ziemlich ernste Bezrohung unserer eigenen nationalen Die Art und Weise wie im Deutschland der Paz- Ungarns wandeln trug der Untersiede der Jahre | Rechte und Freiheiten erbliden zu sollen.‘ Und in der |­lamentarismus und die bürgerlichen Rechte und Frei­­„mit gleichem Schritt und Zritt“ einander zur | That, wenn nun vwirklich die „Ultras“ aus der Mitte­­ heiten der Nation begriffen und gehandhabt werden, Seite­ der­ „Unabhängigkeitspartner" Oberhand gewinnen und­­ will uns nicht sonderlich behagen, wir müßten un­ser Kronprinz R­ud­olFfE Aufnahme in der Niefen­­­ etwas heftig ihren Maditalismus im ungarischen Reichs- | gar eifrigst dagegen verwahren nach solchem Mutter­stadt an der Spree, der­ Metropole des Deutschen Reiches | tage hervorfehren sollten, wird danur nicht Oesterreich, | „beglückend“ regiert zu werten. Freilich ist eine ders hat sich in ihrer, so demonstrativ unsern Erzherzog aus- | gefragt auf den brüderlichen Beistand preußischer: Ba- | artige fatale Eventualität so lange eter so hochherziger, zeichnenden Weise zu einer Kundgebung gestaltet, die in | jonette den Muth gewinnen, mit einem Male mit dem | charakterfester uns Ungarn väterlich­ wohlwollender der ganzen politischen Welt als eine Offenbarung | ganzen Konstitutionalismus in Pe aufzuräumen ? | Monarch, wie König Franz Koser am Throne der eben vollzogenen Bersetzung der dymasti­ | Warum nit| die Schreier der B­erhovay’schen und | St. Stefans figt, nicht zu befürchten; denn unter ei­­chen Interessen Oe­sterreich-Ungarns und Deuts­­­ Helfy’schen Fraktion fangen­ an Thon fürchterlich unbe­­­haltener, in Budapest gefrönter Landesherr befigt ein lands zu einem unverbrüchlichen Bestande, gedeutet wer»­­ quem zu werden und der beste Damm gegen eine po= | zu viel reelles Gemüth um auch nur ein Titelchen wer den wird. litische Strömung, welche die Autereffen der deutschen | von Allerhöchst denselben beschworenen und verbrieften Der Enkel Rudolph I. von Habsburg am Busen | Reichshälfte zurücktauen will, Liege sich aus preußischen | Rechte der Magyaren ihnen abzureic­hen. Allein die Wilhelm’S des Siegreichen von Hohenzollern sol­len | Pichelhauben aufrichten. Verhältnisse können sich gründlich ändern, die äu­ßerste Völkern der beiden Weiche als herzerhebendes Symbol Daß Herr Erzherzog Rudolf II derselben für Opposition in Ungarn kann dermaßen begehrlich des Friedens, als das weithin strahlende Sternbild der | alle Fälle zu versichern nach Berlin ging, liegt auf der | und aufdringlich werden, dak sich Seine Majestät Berbrüderung dieser Völker gelten, die leider Jahr: | Hand; zwar wußte Höchstberfelbe ohnedem, daß er am | unser König trog aller bisherigen Nachgiebigkeit endlich hunderte lang dur Zwietracht und Entfremdung uns preußischen Hofe eine sympathische Persönlichkeit sei, 8 | zu Schritten gemethigt sieht, die eine kompfette­s fäglies Leid einander zugefügt, namenloses Elend,­­ galt also nur diese Sympathieen, wo möglich noch zu­r Reaktion ermöglichen, ohne ss selbst ein Dementi Schmach und Erniedrigung über das Vaterland ges­­ befestigen und zu steigern. Nun denn, es ist eine der zu geben und träte dann diese traurige Nothiwendigkeit bracht. Der Enkel jenes Habsburgers, dem die­ses­­ ganzen Welt augenfällige Auszeichnung gewesen, daß­­ ein, so würde die Bersetzung der dynastischen Schichte des deutschen Volkes als dem Vetter Deutsc-­s Kronprinz Rudolph zum preußischen Generalmajor Untereffen zwischen Berlin und Wien $euilleten — * Auf einsamer Wacht. (Foctregung.) im Geheimen, denn er hatte etwas Imponirendes an­­ wohlgemuth zu bleiben, gab ich den Kampf auf. Jh fi, das mich abhielt, es offen zu thun, hatte nichts — gar nichts zu thun, worauf ich hoffen, großdem aber war er mir noch unangenehmer | nichts, das ich erwünschen konnte, nichts, um mich darum alle zuvor und das Schicsal wollte, daß der Tag nicht, | zu sümmern, nichts, was mich irgendwie anregte. Und ohne einen tüchtigen Streit zwischen ung zu Ende ging, | nit nur zu geistiger, nein, all­zu förperlicher Unthäs Der kam so: X hatte mir­ wiederholt einen Schluc |­tigkeit war ich verdammt. So konnte mich nicht durch „ewig“, verfegte ich, „aber ein Leuchtthurm ist | Grog gemacht, mehr aus langer Weise, als weil ich das | Körperbewegung erholen, denn ich war in den schlanfen do kein Schiff. Unser Fahrzeug hat Feine Bde zu | Bedürfung fühlte. Er bemerkte dies, da der Rum in | Thurm eingepfercht und ein einziger Schritt brachte fürchten; Brandung gibt es genug ringsherum, aber | der Slafhe fich der Niederwalsermarfe immer mehr | mich an die Grenze meines Käfige. YH begann die Raif­­ffe­ist nicht gefährlich — wenigstens nicht für uns.“ näherte. Er verschloß darauf den Wandschrank, wo die­­ Losigkeit wilder Thiere in der Gefangenschaft zu verstehen ‚Das ist’s eben. Das it­eben die Geschichte.“­­ Geister eingesperrt waren und steckte den Schlüssel in die | und mitzuempfinden. IH s h­ätte sie weit glücklicher als Mir sind wohl ziemlich sicher, aber wenn etwas mit | Zafche, ohne ein Wort zu sprechen. Ih that im Augen- | mich, weil ihre Haft sich nicht, gleich der meinen, auch der Rampe vorfiele, was würde aus denen, zu bderem­­ blie, als sehe ich es nicht, aber­ al ich nach längerer Zeit­­ auf die Seele erstrebte. Bei dem der Leuchtthurm erbaut wurde , wieder trinten wollte, ging ich zu ihm — er war oben Die gelegentlich herbeifahrenden Schiffe gewährten „Aber in fünf Minuten —“ auf der Galerie — und sagte höflich: nicht das Interesse und die Aufregung, welches auf der See „Nicht einen Augenblick dürft Ihr vom Posten „Seid doch so gut und gebt mir den Schlüssel | der Anblid eines Segels stets herr­orruft. Ich wußte, gehen‘‘, unterbrach er mich. „Ahr seid hier, um auf­­ zum Wandfchranf, wo der Rum ist,* dag ihre Mannschaft gesellig untereinander — fröhlich, das Licht aufzupassen, und wenn der unsere Nad­ät­­„Nein, junger Mann", antwortete er, „den geb | unbefümmert und glücklich war. Die Erscheinung­­ eies figfeit irgend etwas damit passirte und ein Schiff ginge an | ich Euch nicht. Ihr­ scheint nicht zu wissen, wann e8 Zeit | Fahrzeugs quäste mich nur, ich fühlte mich als’ elenden diesem Felsen zu Grunde, dann säme der Zod jedes | ist, aufzuhören, darum fällt hr täglich Eure regelmä­­ß Ausgetrogenen, an dem ein Schiff vorüberzieht, das ihn nicht einzelnen von der Mannschaft auf uns Wir wären­­­ige Ration bekommen, und mehr nicht.“ bemerkt. Das Land machte denselben Einbruck. Mit dem Zodtschläger " Mörder. W­ersucht night Euch zu recht- Was?" sagte ich: „Mit welchem Met Könnt’ | Lerngrafe vermochte ich mehrere Häuser zu unterscheiden, fertigen, denn hr wißt, das Yhr im Unreht seid. | Ihr ihn mir in der Weise vorenthalten ? Gebt mir den | dort fand der von der Arbeit Heimkehrende die Seinen, Wenn ich dähte -- — aber ich hoffe, e8 war nur Un= | Schlüffel — ich will ihn Haben !“ ich aber war zu gänzlich und ununterbrochener Einsam­­überlegtheit von Euch, Ihr werdet’s nit wieder thun ? So wollte darnach greifen, aber mit Bliges schnelle | Fest verdammt. Yuweilen brach ich in Thränen aus und für diesmal sol’s vergessen sein.‘ und ehe ich ihn daran Hindern konnte, warf er den­­ weinte wohl eine Stunde lang wie ein Kind, aber die Und ich vergaß es für diesmal, das heißt, ich be­­i Schlüssel über das Geländer in die See. Thränen brachten mir seine Erleichterung. Jeder Tag actete sein Neben nicht. Aber spätere Ereignisse u ad „So“, sprach er, „Ahr dachtet, Ihr könntet mich­­ ihren, als wolle er nimmer­ enden, und ging er zu sie kamen nur zu bald! — gruben feine Worte in | zwingen, weil ihr jünger und stärker seid als ich. Nun | Ende, so war mir das auch feine Genugthuung, denn mein­e Gedägtnis ein! „Wenn durch unsere Nachläsfig­ | seht iHr die Folgen! Set bekommt hr gar feinen | ich wußte, alle fommenden ‚würden ebenso fein. Weit ein Schiff zu Grunde ginge, dann fäme der Zod | Srog mehr, denn hr, dürft den Schranf nit erbre­ SH hatte gehört, dag oft Leute Fämen, die fi der Mannsgaft, auf uns!“ Wie oft hat der Igredlige den ! Wenigstens werdet ihr­ nicht wagen, weil es für | den Leucttturm ansahen und sehnte mir begierig nach Ausspruc in meinen Ohren wiedergehallt — wie oft habe | si selbst sprechen würde. Aber wenn ihr ihn in Ruhe | diesem Öenuße ; aber Niemand kam während meiner ich die quälende U Weberzeugung niederzukämpfen gesucht, | läßt, will ich still sein, denn ein Klatschmaul bin ich | Zeit. So verging ein Tag wie der andere. Ich brauche , daß er wahr sei. Todtschläger — Mörder ! Lange, nachs | nicht.” nicht jeden einzelnen zu schildern — ich könnte es nicht, dem jenes Mannes Mund für immer stumm geworden von dem Augenblicke an waren wir Feinde, und | wenn ich an wollte, denn ich Habe Feine Have Erinne­­r war, fienen, feine, Worte mir, in’s, Ohr zu bröhnen, | nachdem ein oder zwei Tage vergangen waren, sonnte | Jung mehr; ja, ich vergaß sogar die Zeitrechnung und wie die Stimme des anfragenden Engels ! Dog wie ges | ich e8 mir nicht länger verhehlen, daß meine Stellung­­ wußte nicht mehr, welcher Tag des Monats oder der jagt, damals machte ich mir nichts daraus, ja ich lachte ! unerträglich war. Nach langem fruchtlosen Bemühen" Woche e8 war, E8 schien mir eine Gwigfeit, bie ich da a­n Ex .-.- Fr BE Fr ’", F A­­ 4

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