Oedenburger Zeitung, 1881. Juli (Jahrgang 14, nr. 78-91)

1881-07-01 / nr. 78

Jahren rüftig deksalig für die Unter­­drücker der Nation gezimmert,aber auch zugleich die Strebepfeiler zugehauen werden sollen,für das Kapitol des ungarischen Volkes. Ueberhaupt ist die heutige Wahlkampagne —obschon im Allgemeinen die«Regierungs­­partei natürlich auch dießmalm der Majori­­tät blieb­ doch ein drohendes,ein erschütterndes Menetekel für Tipa.Die Hand des Bel fazar zeichnet si bereits scharf am positisgen Hori­­zonte Ungarns ab und schreibt: ‚Sieh Dich v­or und geh in Dich! Ob der allmägtige Premier diese Warnung beherzigen wird ? Wir zweifeln daran E. M. ! tant pis pour lui Schon erlagen mehrere der angesehensten ‘Mitglieder der bisherigen Reichstagsmajorität wie z. D.: Kau­g, Brilegty, Ladislaus Ti­fa, der Bruder des Minister­­präsidenten, Simon ,c. den Kandidaten der äußer­­sten Linken. Speziell die Niederlage Julius Ka­ug’ in Raab wird nicht verfehlen, in weiten Kreisen eine gewisse Sensation hervorzurufen, umso mehr, als wenig Aussicht vorhanden ist, den angesehenen Professor der Nationalökonomie in irgend­einem anderen Bezirke durch­­zufegen. Auch einer der typischen Repräsentanten des jungen Strebertrums, Kornel Emmer, ist in Zirnau durcgefallen, womit eine kurze politische Karriere bis auf Weiteres ihren Abflug fand. Die Unabhängig­keits-P­artei hauft fürchterlich in den Neihen der Regierungs - Anhänger und es läßt si­cit läug­­nen, daß sie an der gemäßigten Opposition großen Schaden verursat. Auffallend ist die Ausbreitung der staatsregtlichen Opposition in den Städten. Diese Partei hat der Majorität bereits die Städte $unflirden, Raab, in Siebenbürgen beide Wahlbezirke von Kla­u­­senburg, dann Marosnäjärhely, Kezdi- V­äfärhely und Torda entriffen, sie hat gesiegt in Gyöngyds gegen Ladislaus Kovad, in Waigen gegen den Grafen Gebeon Räday, in Orosháza gegen den Grafen Stephan Karolyi, sie erlangte in Gyoma, Ungarn-Altenburg die Majorität, in Mistolcz und Arad flog sie angesehene Mit­­glieder der gemäßigten Opposition aus dem Felde, in Kranizsa behauptet sie auch diesmal die unlängst er­­oberte Position, in St. Gotthard mußte ihr Kolo­­mann Sz6Ill gegen Helfy weichen, in den Wahl­bezirken von Röbölkut und Nagy-Igmäand — legterer die Heimatd Koloman Ghyczy’8 — errang sie den Sieg über die Kandidaten der gemäßigten Op­­position und der Regierungspartei. Es sind dies Er­­scheinungen, welche nit ignorirt werden können. Sie bedeuten die Erstarrung jener Partei, für welche Dörfler und Szigethy­­ Pionierdienste leisteten, nicht blos im Abgeordnetenhaufe, sondern — wo mehr — in der öffentlichen Meinung. Nur die immer mehr zunehmende Erbitterung der Gemüther, die tiefgehende Unzufriedenheit mit den beste­benden Zuständen erklärt das auffallende Umsichgreifen einer Partei, welche vorläufig nur nationale Begeisterung leitet. Die äu­ßerste Linke siegt nicht so sehr der eigene Kraft, als durch die Schhwäche jener Elemente, welche fs anstrengen ihre Ausbreitung zu verhindern. Erbit­­tert Durch einen unerhörten Steuerbruch und entmu­­thigt duch die ununterbrochenen Mitgriffe einer gedanftenlosen und blos um die eigene Existenz besorgten Regierung, ent­wickeln die Anhänger der staatsrechtlichen Basis nicht jene BZähigkeit und Begeisterung in der Vertheidigung ihrer Position, welche einzig die Bürgschaft des Erfolges ist. Eine krankhafte Gleigistigkeit hat sich zahlreicher und zu einer maßgebenden Rolle berufener Gesellschafts­­begichten bemächtigt, er fehlt denselben jene geistige Kirche, jene Schwungkraft, ohne welche auf politischem Gebiete der Sieg immer zweifelhaft ist, weil nur diese Eigenschaften es einer Partei möglich machen, fi geistige und materielle Eroberungen zu sichern. Parteien, von denen fi die jüngeren Elemente abwenden, welche feinen Nachwuchs haben , haben auch keine Zukunft. Damit aber eine Politik auch auf die jüngeren Generationen, welche erst in die polis­tische Arena eintreten, Attraktionskraft ausübe, darf sie eines idealen Auges nicht entbehren, sie muß an die edleren Antr­ifte die Mens­chen appel­­liren können. E$ ist zumeist big jegt mehr noch leidensaftlicher Pathos, als wirkliche Argu­­mentation, von welcher die Thätigkeit der Un­­abhängigkeitspartei getragen wird, aber selbst die geist«­volle und feurige TZirade übt eine größere Ans­ziehungskraft auf die Gemüther aus, als der kraffe Utilitarismus der Regierungspartei und der angeb­­liche, wenn auch patriotische Skeptizismus der gemäßigten Opposition. Nun denn i dr Same — wie gesagt — ist dort wenigstens bereits in gutes Erd­­reich gestreut, dort wo­nit heute schon der Sieges­­zweig von der Bolfspartei gebrochen worden ist, und darum wird er an dort zu blühenden Zwei­­gen so entwickeln. OÖ Blutige Wählerzeffe. Leider ist der Korruption, zumal bei den Wahlen in der Bro» pinz, durch die strengere,­cießfällige Seseßgebung neu­­eren Datums nicht, oder da nur wenig gesteuert worden. Zwar untersagt schärftens das Gefeg jeglichen Be­­stechungsversuch, aber auch dieses Gefek ist nur dazu da­s umgangen zu werden. Man abl­­­iegt eben statt greifbarer, moralische Pressionen aus. Aber nicht genug damit, es werden Triniger Lage systematisch arrangirt und der Wahlbürger in einen unzurechnungsfähigen, also leichter lenkbaren BZustand verlegt. In dieser Stimmung, seiner Sinne nicht mächtig, an die Wahlurne zu treten, Halten wir für ein Ver­brechen an der Würde der Nation. eber, der nit über die volle Herrschaft seiner Sinne ge­­bietet, sollte sofort vom Wahlplage entfernt und seines Wahlrechtes verlustig erklärt werden. &o meldet man ung aus Alt-Kanizfa, daß, gel­­egentlich der Wahl, wo die Parteien Podmanigky’s und Fürjessry’s einander gegenüberstanden, der Expe­­ditor des Zentner Bezirksgerichtes St. Kiss todtgeschlagen wurde. Der Leichnam wurde am nächsten Morgen im Straffengraben gefunden. In Großgwardein kam es nach der Wahl zu wah­­ren Entgegensszenen. Man berichtet hierüber : Nachdem das Wahllokal gesclossen wurde, und sich die anständigeren Elemente der „Unabhängigkeitspartei“ nachhause begeben hatten, blieb vor dem Wahllokale noch immer eine volltrunkene aufgehegte Menge zurück. Dieselbe stieß auf einen­­ Trupp der liberalen Partei, der mit seinen Fahnen friedlich dahinzog. Sofort wurde dieser mit Steinen attaquirt, die Fahnen weggenom­­men und zerbrochen, worauf mit den Fahnenstielen auf alles Lebendige und Leblose, was ihnen im Wege lag, losgeschlagen wurde. Der Stadthauptmann wurde mit Steinwürfen verwundet. Nun erschien im Lauffchritte Militär. Es hagelte Hierauf Steine gegen dasselbe, und dieses griff mit Bajonnetten an. Endlich stob die Menge auseinander, nachdem noch mehrere Personen, darunter der Nedakteur de libe­­ralen „Nagypärad“ schwer verlegt worden sind. An in Ugra kam es gelegentlich der Wahl zu einer blutigen Nauferei, so daß auch hier Militär ein­­­reiten mußte, bei welcher Gelegenheit zwei Wähler erhoffen wurden. Jın Margitta blieb die Wahl, trog, dem der Regierungskandidat Jon bereits mit 400 Stimmen in der Majorität war, resultatlos. Die Ge­­genpartei stürzte nämlich, al das Wahlresultat ver­­kündet werden sollte, in das Wahllokale, und zerriß unter heillosem Spektakel sämmtlige Protokolle, wes­­balb eine Neuwahl ausgeschrieben werden muß. O Malerstudien der Kronprinzessin. Wie aus Prag berichtet wird, weist der Maler Canon gegenwärtig daselbst, um auf Wunsch des Kronprinzen Rudolf der Kronprinzessin Stephanie Unterricht in der Malerei zu ertheilen. Die Madonna mit dem Greuer­­büchel. In der Maria-Einsiedler Kapelle hielt der Pfar­­rer dieser Tage, wie man „Bp. 9.“ schreibt, folgende An­­­prache an die Gläubigen: „Von den milden Gaben, die seit Jahren eingetroffen sind, ist die heilige Kapelle ausge­­befsert worden, damit aber auch das Innere schön herge> ftelt werden könne, müßt er, Jeder nach seinen Kräften, beisteuern, denn fürwahr, auch der heiligen Jungfrau Maria hat man schon ein Steuerbügel angehängt, ganz so, wie man Euch damit schlank­t. “ Das Urtheil in dem P­rozesse wegen Ermordung des Sultans Abdul Aziz, wurde am 29. Juni in Konstantinopel gefällt. Neun der Angeklagten, nämlich: Midhat Pasha, Mahmud (Damad) Pasha, Nuri (Damad) Baia, Fahri Bey, Ali Bey, Nedjib Bey, Mustapha Pehliwan, Dezairli und Had­­ji Ahmet wurden zum Tode, Said Bey und Nizga Bey zu zehnjähriger Einwangsarbeit verurtheilt. $oßalfes. * Allerh­öchste Auszeichnungen, eine Majestät der König hat dem Agramer Stadtrathe und­­ Oberkommandanten der dortigen freiwilligen Feuerwehr, Herrn Georg Dezelicz, in Anerkennung seiner in dieser Eigenschaft erworbenen­­ Verdienste das Ritterkreuz des Franz Joseph- Ordens, den Vizekommandanten derselben Feuerwehr Herren Dito Jolus und Franz Neidhardt, für die gleichartige Thätigkeit das goldene B Verdienstkreuz mit der Szene, be­­ziehungsweise das goldene Verdienstkreuz verliehen. — Auch die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht mehrere Ordensverl­­eihungen an Persönlichkeiten, welche an dem Zustandekom­­men des neuen reichen Landestheaters in­ Prag mitge­­wirkt haben, ferner an den Bürgermeister und einige Stadt­räthe der böhmischen Landeshauptstadt, welchen die Auszeich­­nungen aus Anlaß der Vermalung des Kronprinzen zuer­­kannt wurden. In seiner Eigenschaft als Präsident des Baufomu­ls für das zechiische Theater erhielt Dr. Franz Ladislaus Rieger den Orden der Eisernen Krone zweiter Klasse, wodurch er Baron wir. * Kronprinz Rudolf als Divisionär. Der Divisionär FML. Baron Doumoulin begibt ei von Prag zur kommissionellen Inspizirung der Militärak­a­­demie nach Wr.­Neustadt und tritt sodann einen sechsnwö­­chentlichen Urlaub nach Karlsbad an. Auf die Dauer seiner Abwesenheit übergab Doumoulin mit 25. d. M. das Trup­­pen-Divisionskommando an den Kronprinzen Generalmajor Erzherzog Rudolf. * Eisenbahn-Angelegenheiten Die Generalversammlung der Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisen­­bahn genehmigte den Rechenschaftsbericht für 1880 und bevollmächtigte ferner die Direktion, mit der Regierung wer­gen endgültiger Konzession der Eisenbahn Ofen-Raab zu unterhandeln. ”» Stier-Austland-Ergebni der am 29. Juni abgehaltenen Izitation von je an Stieren, welche der Dedenburger „landwirtschaftliche Verein“ aus Napagedl (M­ähren) bezogen hat, wurden nachtstehende Prei­­se erzielt: Nr. 26, 11 Monat alt ist mit 195 fl. bezahlt worden. Nr. 28, 14 Monat alt ging gegen 240 fl. ab Beide wurden von Hrn. Fran Bauer erstanden Nr 6, 14 Monat alt taufte um 254 fl. Hr. Ludwig v. Rupp­recht. Nr. 3, 13 Monat alt um 256 fl. Hr. Johann v Rupprech­t. Nr. 15, 16 Monat alt, endlich konnte bis demt Grunde nit an den Mann gebracht werden, da diesed Thier am Tage der Lizitation auf den einen Vorder-Fuß aus Een Bet krumm geworden ift, a8 „sunialis der Hochfaule, welches für gestern Pa­ar­en wegen ungünstiger Witterung nicht abgehalten werden konnte, soll heute Freitag stattfinden ; sollte aber auch diesmals schlechtes Wetter eintreten, so wird die Abhaltung auf den nächsten Monta­g verschoben. “ Der heutigen Nummer liegt ein Pro­­spekt über Heilung von „Bandwurm“ bei. Der Heil­­künstler ist Herr Rigard Mohrmann in Nofsen (Sach­sen) und machen wir die geehrten Leser hierauf beson= dere FT die Mittheilung, daß am 9. a­d. 5%. der IR­an­burger Kasino»Berein“ ein Sommerfest nächst der „Warish“-Restauration mit Tanz, Feuerwerk 2c. SAHER nn geselligen Vergnügungsabend, BR Kapelle des Heren 8. Munczi. Anfang 6 Uhr Abends 8 ur: Abmarsch zum Neuhof, daselbst Zangkränzchen. Erzehirende Garpolisten Am legten Sonntage mußten zwei städtische Sicherheitswärter, die miteinander kauften, arretirt werden. Der eine % T war im Dienste in einem Tanzlokale anwesend Andere, 2. Sch. befand sich nicht im Dienste und provozirte eines Mädchens wegen, einen Streit. Als Ersterer seinen Kameraden aufforderte das Lokale unge­­räumt zu verlassen, leistete Legterer Widerstand und auf diese Weise kam es zu lebhaften Händeln. Endlich legten sich die Säfte in’s Mittel und z. Sch. wurde zur Behörde gebrant, wo er exemplarisch bestraft worden ft. * Sahrläsfigkeit. Ein Wandorfer Sufafje Namens ©. ©. wurde sereils abgestraft, weil er sein erst dreijährige Söhnen allein und au­ssichtslos auf einem Wagen zurückließ, mit dem ©. a. hieher in die Neustiftgasse gefahren war. Während der Vater dort in einem Wirthshause echte, Eco der Heine Knabe — „des langen Harrens müde” — vom Gefährte herab und fiel so unglücklich auf das Pflaster, daß er eine­n RN davontrug. In hiesiger Windmühlgasse als Glan­eier vermißte am 27. d. seine Taschenuhr und glaubte das ihm Ddiefelde mehrere Landleute aus Baumgarten, die bei ihm einkauften, entwendet hätten. Er brachte seine Anklage beim Stadthauptmannamte vor, da dieses eruh­te alsbald, daß die Angeklagten huldlog seien. Später ergab es sich, das ein Freund des Czid­­menmachers, aus alberner Nedkerei, die Uhr heimlich weggenommen und sie aber wieder, während der, seiner Meinung nach, gestohlene Klage führen ging, auf ihren alten Plan zurückgelegt hatte. Der schlechte Scherz N „losen PARDER. übel bekommen. rutalität Einige Wirthchaft sei unbefriedigt vom hiesigen Wahlresultate, ne­id gegen Abend des fegten Dienstag in einem Hause der Schlippergasse und besprachen dort ihre ges­täuschten Hoffnungen. Da gesellte sich der hiesige Maurer­­gehilfe U. 3., der auf dem Heimwege begriffen war, zufällig zu ihnen. Dieser äußerte sich zu Gunsten des Wahlergebnisses, woraus ein Streit und endlich eine Prügelei sich entspann, wobei der Maurer ziemlich arg zugerichtet wurde. Das Stadthauptmannamt pflegt hie­­rüber jegt die Strafamtshandlung. * Berlaufenes Borstenvieh.Am Morgen des 28. d. M. ist beim Austreiben der Schweine Auf die Weide, vom Szehengiplag ein Schwein, im Werthe von 20 fl. entlaufen und konnte bisher nicht ausgemit­­telt werden. Es wird daher der rebliche Yinder, sowie Seder, der von dem Aufenthalte des Thieres Kenntniß hat, erfught, ‚dasselbe an den hiesigen Wirthschaftsbürger Medits (Szehenyiplag) zurückzustellen, oder hierüber dem Stadthauptmannamte die diesbezügliche Anzeige zu er * Herr Heinrich Flandorffer berichtet über das Ergebniß seiner von seit Jahren­­­gebung und unsäglicher Mühe vorgenommenen Samm­­lung gebrauchter Briefmarken: Im Jahre 1877—1878 löste er hiefür 110 fl. im Jahre 1878—1879 70 fl. 50 fl., 618 zum Mai 1880 57 fl. 39 kr. und heller 56 fl. 23 fl. Hievon wurden stets fleisigen und braven armen verwaisten Kindern Kleider und Schuhe ange­­schafft. Vom Ganzen betheilte der edle Wohlthäter im ersten Jahre 20, in jedem folgenden Jahre je 11 arme Kinder. Herr H. Standorffer dankt den p. t. Frauen und Herren herzlich­ für die ihm zugemittelten Brief­­marken, mit dem Beifügen, daß englishhe rothe zu einem Pence, deutsche Neidspott zu 10 Pfennigen jegiger Emmission und auf die jüngsten öfter» reichischen , 5 fr. leider nicht mehr verwerthet werden können. Alle andern, auch die ungaris­chen, werden mit wärmstem Dante noch immer ent­­gegengenommmen, efteam Warifd. Wir machen iuft Hörer der Zeit das Nähere, er „Hrohfinn“ arrangirt morgen Samitan ,­Balide Beschuldigung. Kobann­i ver­­ei­ne der ©. 2 aller in Bom Tage. EEE TEEN

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