Oedenburger Zeitung, 1884. April (Jahrgang 17, nr. 76-100)

1884-04-01 / nr. 76

WE­B Br jr. , jedoc­h allen diesem,. MR Fe­efegentwurf c eine Propaganda der Demoralisirung unseres Gewerbestandes, weil es dem Handwerker nicht den Impuls gibt, seine Ambition im­ie gründliche Erlernung seines Handwerkes zu fegen, um bie durch seine Zukunft zu siltern, sondern sein­­ ganzes Streben und Trachten auf die Erzwingung eines Kapitales hinleitet, welches ihm einzig und allein zum Wettkampf mit seinen Konkurrenten fähig macht. Unsere Gefeggeber sollen deshalb das Heil unseren Gewerbestandes nicht in der Aufrichtung der Zollschranken an der Leitha erbliden, sondern tollen ihr ganzes Streben dahin konzentriven, daß bei der Spezialberathung folgende drei Punkte in möglichster Vollkommenheit gewahrt werden : 1. D Organisirung des Lehrlingsinwesens ; 2. Befähigungs » Nachweis ohne Ausnahme und ohne Hinterpförtchen ; 3. apmperative Einführung der Gewerbes Korporationen. Nur dur die gewissenhafte Wahrung dieser drei Hauptmomente kann man noch „retten was zu retten ist.“ K—ch. 2 FREE FETT IE OETETER Wer sol nicht unser Ablegat werden? Dedenburg, 31. März 1884. In unserem legten leitenden Artikel fragen _ wir — mit Hinblick auf die hier zu sonstatirende amt nit genug zu befragende Indolenz Angesichts der nahen Reichstagswahlen wer soll unser Deputir term werden?eider konnten wir und selber Heine Antwort auf diese i Frage geben, denn alle Namen, deren Edall 6i8 jegt an unser Ohr Hang, gehören entschieden entweder solchen Männern an, die schlechterdings als Kandi­­daten ni­ ernst zu nehmen sind, oder — soferne sie denach ernst genommen werden wollten — feine zu­ propagirende Prätendenten für das Mandat der Stadt Oedenburg in den gefeggebenden Körper sein können. Wer sich auf Herrn U. von Trefort noch zu­ berufen vermißt — und der größte Theil der Hiesigen Regierungsanhänger schmeichelt si heimlich damit, er werde dennoch gelingen, den Kultusminister auf’s Neue für Deden­­burg durczufegen — der rechnet nicht mit Herrn = ©». Trefort selber, der — nach sicheren In­formationen — mündlich und faristisch auf’s BDündigste seinen na­men in Deden­burg erklärt hat, er werde nicht mehr in hiesiger Stadt auftreten; und zwar umso weniger, da er weder zu Kafchau, noch zu Preßburg, bei eventueller Kandidation, gegen eine so starfe, stramme und gut bdisziplinirte Opposition zu kämpfen haben würde, wie eben hier in Oeden­­burg, wo nicht nur die Volkspartei wie Ein Mann wider ihn stünde, sondern auch viele seiner früheren Anhänger von ihm abgefallen sind, mithin das Wahlergebniß zweifelgohne ein ihm ungünstiges sein müßte. Also wir wissen, wer nit Oedenburger Reicstagskandidat werden will, nun wollen wir aber auch sagen, wer es nicht werden so­ll. Auf­­treten möge lieber nicht Derjenige, welcher er auf politischem Gebiete noch seine Verdienste er­­worben und nicht vollgiftige Beweise dafür geliefert hat, daß er unsere Institutionen, unsere V­erwals­tung und überhaupt den ganzen Staatsmechanismus mit all seinen Bedürfnissen und Eigenthümlickeiten gründlichd Tennt; auch S Derjenige Tandidive nicht, dessen, rhetorisches Talent in unserer vaterländischen Staatssprage ein mangelhaftes ist, denn der Sende­bote einer Bürgersgaft, wie die Debenburgs, darf sich nit anders als mit parlamentarischer Würde und Feinheit ausdrücken. Was er spricht, wird ja in allen Theilen der zivilisirten Welt gelesen und muß demnach ebenso wohl durchdacht, als gewählt ausgedrückt sein. Die jungen Streber mithin, welche ss befähigt glauben, gleich Marshälle zu werden, weil sie in einer gewissen Sompagnie Hauptleute sind, dürfen in diesem Vorur­­t­eile nicht ermutbigt werden, denn die Stelle eines Abgeordneten, welcher seinen Play nit voll und ganz ausfüllt, ist eine befragenswerthe Lüde und gereicht der Stadt, die sie verschuldet hat, wahrlich nit zum A Ruhme Ein Abgeordneter von der Sorte, wie sie leider ein gutes Drittel repräsent ist, der nämli hhöchstens dazu da ist, um bei Abstim­­mungen den Ausschlag zu geben, ein solcher Deputirter ist ein Uebel für ein Parlament, welchem er nut nur die Würde, sondern an die ernste, zielbewußte Beurtheilung seiner erhabenen Mission beeinträchtigt. Volltönende Nadomoniaden blenden mitunter gewisse Konventitel, wo ein glückicher „Schlager”, ein gelungener Geistesblog mehr Wir­­rung machen, als die lichtvollste und gründlichste Vertiefung in den zu behandelnden Gegenstand, aber solche urwürdstg und drastig gestaltete Kaps­tivirungen der Hörer, verlangen beim Neichstage ganz und gar nicht. un , folder ann nahe uns wahre­­ic­h­t ans im Randtage vertreten, der nur Opportunitätspolitik treibt, der sich mit Niemandem verderben möchte, weil er nach Hohen Ehrenämtern für sich anclugt. Leute, die gleich mit aller Welt paktiven und in wichtigen Fragen Kon­­zessionen machen, damit dann an zu ihren @ün­­ften eine Hand die­ Andere wäscht, taugen nicht zu Abgeordneten. Terner verdient Derjenige unsere Stimmen nit, der seine vollgiftige Probe dafür geliefert hat, dag er den Werth des friedlichen Einverneh­­mens der Bürger zu schägen weiß und dasselbe, soweit dies in seinen Kräften liegt, aufrecht zu erh­alten trachtet. Das Land hat die Mitwirkung aller seiner Söhne nöthig, um einen gedeihlichen Zustand zu erzielen und zu erhalten. Ein Heger und Lähhrer der bösen leidenschaften des Wolfes aber kann und sol feinen Plag unter den Landes­­vätern haben. Wählt nicht und zwar erst recht nicht Menscen zu Abgeordneten, meldhen das Mameluten­­thum in Sleich und Blut übergegangen ist und deren ganze Tätigkeit sich auf das Salagen be­schränk­t. Wo es so viel abzustellen, neu einzurichten und zu verbessern gibt, wie in unserem Lande, muß man die geistige und moralische Kraft bisigen die Regierung mit Erfolg zu­­ bekämpfen, wählt endlich nicht solche Männer zu Abges­ordneten, deren Gefichdelreis nicht über den Hori­­zont ihrer lokalen Interessen hinausgeht und die im Reichstage nur eine Richthurmpolitik treiben könnten. Bei alledem aber fell und muß der Abges­­andte unserer Bürgerscaft die städtischen Interessen Dederburgs nach Kräften wahrnehmen und fördern und und nicht wie­­ 8 Trefort so oft geihan, nur zu Gunsten anderer Städte übergehen. Wenn diese allgemeinen regeln, mit welchen wir uns nicht Schmeicheln, etwas Neues mitgetheilt zu haben, befolgt werden, so können wir uns würdig und erspringlich im Nerkstage vertreten sehen, allein und das ist nach wie vor die brem­­nende Frage: Wo ist der richtige Mann? E.M. Dom Cage. D­ie Majestät im vorgestern Sonntag Morgens 5 Uhr 45 Minuten mit dem Personen­­zuge in Begleitung des Generaladjutanten Tyeld­­zeugmeisters vu. Mondel in Budapest einge­troffen. Am Perron erwarteten Allerhöchst denselben der DObergespan Graf Stefan Szapary, Ober­­bürgermeister Karl Rath und DOberstadthauptmann Thaisz, welche von Gr. Vajeftät mit Ansprachen ausgezeichnet wurden. Dem Oberbürgermeister gegen­­über drückte der Monarch Allerhöcft sein inniges Beileid anläglich des Hinscheidens seines Sohnes aus Nach einem Aufenthalte von einigen Minuten fuhr ©ie. Vrajeftät in die Festung. Mittags 12 Uhr begab sich der König in Begleitung seiner Suite in die Goldschmiedekunste Ausstellung und wurde vor dem großen Portale des Museumgebäudes von sämmtlichen Ministern, von Pulsty als Museum-Direktor, sowie von den höchsten Zivil- und Militär-Soigen endlich von der hohen Geistlichkeit erwartet. Als Se. Majestät dem einfachen Halbgedechten Wagen entstieg, wurde er von der mittlerweile dicht angesammelten Wolfsmenge mit berzligen Elfen- Rufen begrüßt; nachdem er freundh­aft gebauft, wendete er si­­ofort an Bischof Spolyi-Stummer und erbat sich ihn zum Führer. Seine Majestät besichtigte jede Abtheilung mit intensiver Aufmerksamkeit und sichtlsichem An­­t­resse und verblieb volle 3 Stunden in den Räum­­ligkeiten der Ausstellung. Se. Majestät verabschiedete sich vom Bischof poly mit den h­erzlichen Worten: „Tudtam En, hogy oly kalauzhoz fordulok, kitö] sok szepet € s­erdekest tanub­atok.“ Die mittlerweile auf mehrere tausend Köpfe angesammelte Menge rief ihrem geliebten Könige beim DBesteigen des Wagens, und noch lange nach dem Abfahren desselben, begeisterte Elfen nach. Sodann reiste Se. Majestät nach Göpöllö ab. O Aus dem ung. Zeihstage. Im Ober bause wurden die Berichte de Kommunikationsmini­­ster ® über eine Weihe von Bizinalbahnen zur Kenntniß genommen. Dann folgten die Berichte des Imumunitit3-Ausschus­ses über die Immmunitätsangelegenheiten des Baron Edmund Spre­­ngi (dessen Auslieferung von den Gerichtshöfen Bu­­dapest und Sarisburg verlangt wird), des Baron Paul Bornemißa und des Baron Andor Sofika. Der Ausschuß beantragt in allen vier Fällen die Au­fs­hebung der Immunität, welcher Antrag auch ange­nommen wird. — In der legten­digung des Abgeordnetenhauses überreicht der Ministerpräsident einen Gefegentwurf in Betreff der Flüssigmagun y ug zum in der Budapester großen N Ringstraße erforderlichen Summe von 1.716.193 fl. und über die Modifikation einiger Bestimmungen des Oejegartifel 42 vom Jahre 1871, sowie über die einigen auszuführenden Neu­­bauten in am rechten Donau-Ufer gelegenen Theilen der Hauptstad­t zu gewährende Steuerfreiheit. Die genannten Vorlagen werden dem Finanzausschusse überwiesen. E85 folgt sodann die Vortregung der General­­debatte über den Gewerbegelegentwurf. Bay findet zwar an dem Entwurfe noch Viele zu bemäns­teln, erkennt jedoch an, daß die Vorlage in mehrf­­acher Beziehung einen Fortschritt bedeute, und da au­ der Ministerpräsident diese Vorlage nur als einen Webergang zum Befferen­ bezeichnete, so algeptive ex dieselbe al Grundlage zur S­pezial­­berathung.­­ Der Banus in publizistischer Beleug­­nung. Die „Agramer Zeitung“ publizirt einen inspir­ierten Leitartikel, welcher den Banus als den Träger­­ der ungarischen Staatsidee in Kroatien bezeichnet. Sein Regierungsprinzip­ sei mit zwei Wor­­ten gesagt: Produktive Arbeit. Der Banus werde so bemühen, bei den Bevorstehenden Wahlen eine Negierungspartei zu bilden, in welcher hervor­­ragende­ Männer der Nationalpartei, die mit dem Bas­nus gleiche X Tendenzen verfolgen, Play finden können. Das Wahlmanöver des Banus bestehe in Thaten , auf jede Brmähung gegnerischerseits werde der Banus mit einem wirtsschaftlichen Erfolg antworten. Die Wähler Kroatiens werden dur ihr Votum Gelegen­­heit haben, zu beweisen, ob sie vom politischen Kampf­ gelüfte oder von dem Gefühl der Pflege die materiellen und geistigen Wohle des Frontischen Volkes geleitet werden. oO Der Sampf in Angelegenheit des österr. Beitungsstempels. Der Beitungsstempel­­ausflug des österreichischen Reichsrathes beschlug Samstag mit 5 gegen 3 Stimmen, die Aufhebung des Zeitungsstempels in Oester­­reich von 1885 angefangen zu beantragen. Der Antrag is­t aussichtslos;die Regierung erklärte entscieden, auf den Zeitungsstempel nicht verzichten zu können. Beide Parteien werden aber sehr scharf im Neid­erathe wider einander zu Velde ziehen.­­ Die Yudapester Anardisten. Bon neune zehn Anarchisten, welche von der Polizei dem Unter­­suchungsrichter übergeben wurden, erscheinen fünf Per­­sonen, und zwar; Fried, Prager Ruß, Schäffle u­nd Nagy, schwerer Ber­bredhen verdächtig und bleiben weiter in Haft. Die übrigen Inhaftirten werden morgen­s der Polizei übergeben, um von derselben abgesch­o­­ben zu werden. O Adermals eine Fusion. Die äußer­ste be­fuht eine Annäherung an die gemäßigte Opposition, und eine Ber­sion beider Parteien ist noch vor den Reichstags­­wahlen wahrscheinlich. Die äußerste Linke wird, um das Zustandekommen der Fusion zu ermöglichen, einige ihrer Programmpunkte w modifiziren müssen, wogegen die gemäßigte Opposition bereit wäre, offen für das fel­tständige Zollgebiet einzutreten. Jeden­­falls ist nach den Wahlen der Anschluß der jüngeren Elemente der äußersten Linken an die gemäßigte Oppos­­ition zu erwarten. Aus den Kommtaten. Konstantinopel, 31. März. Aus Bolhara wird gemeldet, daß der Khan Muzzafar Eddin gegen den dort aufgetauchten Mahpdi ein Trup­­penkorps von 800 Mann ausgefhicht hat. Kineinnati, 30. März. Bei den hier statt­­gehabten Unruhen wurden 21 Personen ver­­wundet, davon vier fehner; eine B Person ist ges­­torben. Der entsprungene V­erbrecher wurde wieder gefangen. Die Unruhen haben ss nicht, wiederholt. Oberwarth, 31. März. Heuer.­ Gestern ist im hiesigen Markte’ ein Schadenfeuer zum Aus­­bruchh gekommen, welches binnen einer halben Stunde fünf Häuser und Scheuern eingeärgert hat. Der Schaden dürfte 2500 fl. sein, welcher von der Affeluranz Phönix und derselben Gesellschaft, für das übernommene Risiko der Tipa, gedecht werden muß. Esäkany, am 29. März. (Indolenz.) In Hegy hát Maras, zunächst Esäfkny (Bezirk Kür­­mend) entstand am 27. I. M. ein Schadenfeuer. Der Feuerwehrkommandant von Csafány begab si mit 17 Feuerwehrmännern nach Marócz, um zu löschen, mußte aber nach kaum 10 Minuten die Ar­­beit einstellen, da wohl viele Gaffer sie einfanden, aber Niemand zu bewegen war, Wasser herbeizuschaf­­fen und Hand anzulegen, so daß si die Thätigkeit der Feuerwehr darauf beschränfen mußte, die Brände auseinanderzumerfen. Telegramme.

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