Oedenburger Zeitung, 1886. März (Jahrgang 19, nr. 49-73)

1886-03-02 / nr. 49

RN­­. &­esell­aft der kleinen Provinzstädte werjen Hat. Die sittliche W Verkommenheit, die pharitäische Verderbtheit, die sich in dem ehebreche­­tden Verhältnisse dreier angesehener Bürger zu einer und derselben Frau findgibt — all’ dies ist ein treuriges Zeigen unserer Zeit, die die moras­k­en Infektionskrankheiten der Großstadt bereits in das bieher seuchenfrei gebliebene ungarische Tiefe Sand hinausgetragen hat. Wenn Derartiges in dem Hause des Volke­­sbildners geschieht, der Sitte und Gottesfurcht zu lehren hätte, was soll man dann vom Volke er­­warte, was von der Generation, Die unter der Hand solcher Lehrer dem Leben erzogen wird ? —­­ — · Dem Tage. o Allehöchste Auszeichnungen. Se. Ma­­jestät der König hat dem Bergrath und pensionirten Bergamtsvorstand, Ignaz Szmit, in Anerken­­nung der während vieljähriger Dienstzeit und inb­­esondere um die Entwiclung des ärariischen Berg­­s und in Keljö-Bänya erworbenen Ber­­­dienste, das Nitterkreuz des Franz Josefordeng , und­­­­ dem Sym­pektor und Strebenchef der Donau-Dampf- Schifffahrts-Desel­aft, Heinrich Etibrune, in Würdigung seiner vielsagen D Verdienste um den ‚Österreichisch-ungariigen Verkehr, den Dcden­­ der Eisernen Krome II. Kaffe verliehen. CO) Spenden des Monarchen. Se. Majestät Dr König Hat für den Ersten Altofaer ‚Sröbelegrauenverein, als Beitrag zur Erhaltung ihrer drei im II. Bezirke errigteten Kindergärten, 200 fl. aus Allerhögiter Privat-Chatouille ge­­spendet. O Ihre Meseftät die Königin hat sich gestern Montag von Wi­en zu einem mehrwöchent­­­igen Aufenthalte nach Baden-Baden begeben, Erz­­herzogin Marie Balerie hat die hohe Frau­­ dahin begleitet. Die Königin gedenkt bis 15. April in Baden-Baden zu verweilen und zu den Oster­­­feiertagen wieder in Wien einzutreffen. Der Groß­­herzog von Baden hat der Königin sein neuerbautes EC Hl­. Eberstein zur Verfügung gestellt.­­ Militärisches. Das jüngste zur Ausgabe gelangte „Armee:verordnungsblatt“ meldet Die Ueber­­­ nahme die auf sein Anruhen überzählig mit Warte gebührt beurlaubten Generalmajors Heinrich dr. Nauen- Borff nach dem Ergebnisse der Superarbitrirung als dienstuntauglich in den Ruhestand. Zum Korps-Kommandanten in Brünn, an Stelle des verstorbenen Feldmarschall-Lieutenants v. Stubenrauch, wird gutem Bernehmen nach Feld­­marschall­ieutenant Baron Reinländer, derzeit Truppen-Divisionär in Pasbad), ernannt werden, ....0 der Rüktritt des griechischen Sta­­­binettes. Aus Athen schreibt man uns unterm­­ 28. Februar: In Folge der von den Großmächten so sehr begünstigten Friedenstendenz entschloß ich das Ministerium, seine Demission zu­­­Überreichen. a O Aus Sophia erhalten wir heute eine Mel­­dung dahin gehend, daß die Wahrscheinlichkeit des Friedensschlufses die Regierung veranlaßt habe, die freie Ausfuhr von Gerealien zu ge­­statten.­ ­ Banernrevolte in Stroatien. Zwilden ‚ den Bauern von Prekripje (Saskauer Bizegespans­chaft) und ihrem Pfarrer herrscht seit längerer­­ Zeit ein gespanntes B Verhältniß. Der Pfarrer Fick ‚bereite seit zwei Wochen die Gloden nicht läuten und vollzog zehn Begräbnisse ohne Glockengeläute, weil die ‚alzuhohen Gebühren nicht bezahlt wurden. Aus dem­­­selben Grunde wurden feine, Trauungen, Taufen, Be­­­gräbnise vollzogen. Die Bauern beklagten sich mehr:­­mals beim Konsistorium. Die Unzufriedenheit erreichte ‚den Gipfelpunkt jeten Sonntag, als Pfarrer Pero­| Topics mit Gensdarmen vor der Kirche erschien „und dem versammelten Volke bedeutete, daß Fein Hoch­­aut stattfinden werde, weil die Bauern revoltiren. Der Pfarrer zog sich ins Pfarrhaus zurück und lief die Gewehre laden, worauf die Bauern das Pfarrhaus stürmten. Der Pfarrer flüchtete in die Kirche und sperrte dieselbe von innen ab. Abends kehrte er zurück ins Pfarrhaus, wo er unter Gen­­­darmerie-Bewachung verblieb, bis Assistenz anlangte. Fürsterzbischof von Wien, Dr. Cölestin Josef Gangl­­bauer, von dem Hofburgpfarrer Dr. Laurenz Mayer und den Oberhofkaplan Haubner in die Kirche geführt. Unmittelbar darauf erschien der päpstliche Nuntius Erzbischof Banutelli in Begleitung des Kanonismuss Mige­ Amoni und ließ sich auf dem für ihn im Presbyterium bestimmten Plage nieder. Um zwölf Uhr meldete der erste Obersthofmei­­ster dem Monarchen, das Alles bereit sei. Der König in der Marschalls-Uniform, welc­her nun in die Kirche trat, war von dem Oberst­­fämmerer Grafen Z Trautmannsdorff, den Gardekapi­­tänen ©. 8. æ. Baron Koller, ©. d. E. von Fran­trichevich, ©. d. æ. Grafen Neipperg und vom ©. d. E. Fürsten Thurn und Taxis, sowie vom ersten Gene­­ral-Adjutanten, SZM. Baron Mondel begleitet. Dem Monarchen unmittelbar folgte die Kaisserim Kö­­nigin vom Obersthofmeister Baron Nopcfa und der Obersthofmeisterin Gräfin Go&ß begleitet. Nun kamen die Erzherzoginnen, zwischen beiden die Braut, Frau Erzherzogin Marie Therese, dann Fron­­prinzessin Stefanie, Erzherzogin Marie Bas­serie, Erzherzogin Maria Theresia, Erzherzog­in Alice und Erzherzogn Marie. Worauf als­­bald die Trauung vor sich ging. Nachmittag fand im Palais der Eltern des Herrn Erzherzog Carl Stefan, ein Guter statt, welchem die Mitglieder der Kaiserlich-tiniglichen Familie beimwohnten. Nach dem Festmahle fuhr das neuvermählte Baar nach der Weilburg bei Baden, um dort einige Tage zu verweilen. Von Baden aus wird der Erzherzog Karl Stefan und Erzherzogin Marie Therese über Fiume nach Luffin-Grande reisen, woselbst das junge Paar die Flitterwochen ver­­leben wird. Ende März wird das hohe Paar seinen feierlichen Einzug in Pola halten. Erzherzog Carl Stefan Fliegt bekanntlich im dieser Hafenstadt in Sarnison. Hochzeit im Hause Habsburg. In prunkvoller Weise hat Samstag Mittags in Wien die Trauung des Erzherzog Carl Stefan mit der Erzherzogin Marie Therese in der Hofburgkapelle stattgefunden. Schon in den ersten­­ Vormittagsstunden herrschte in den zur Hofburg füh­­renden Straßen ein lebhaftes Wagen und Drängen. Die Auffahrt jener Persönlichkeiten, welche der Trau­­ung beimwohnten, begann um halb einf Uhr und dauerte eine Stunde. Die Erzherzöge, die Fürstlichkeiten, die Vertreter der auswärtigen Mächte und die Aristokratie kamen zumeist in prachtvollen Galastarosten vorge­­fahren. Um halb zwölf Uhr wurde der Kardinal I . Lokal-Beitung. Lokalnotizen .Der zweite Balldercserrengsirths­­chaftsbürger am letzten Samstag in der hiesigen Turnhalle hat sich zu einem fast noch frohsinnigeren Festavende gestaltet,als esheuer ihr er stargehaltener Ball im großen Kasinosaale gewesen ist,welcher Ball doch gewiß auch im­ hohen Grade amüsant und mit feinem Geschmackarrans girt vom inder Turnhalle herrschte wom­öglich noch mehr Anime,und obgleich sich die Ballgäste in zwanglosester Gemüthochzeit prächtig unter­­hielten,so verleugnete sich doch niemals der er­­staunliche Takea der Anwesenden,insbesondere der Herren Arrangeure,so daß nicht der geringste Mißton,die mindeste Störung vorkam,vielmehr sich Alles und Jedermann nach den Gesetzen des feinsten Anstandes bewegte.Bemerkens­­werth war das Arrangement der Quas­drillen(an denen sich gegen sohisss Paare betheiligten),und deren Leiter,der junge,gewandte Wirthschaftswürger,Herr Friedl,so schöne und so neue,originell ersonnene Figuren aufgab, daß wir noch auf keinem Eliteball eine schönere A Abwicklung dieses Konversationstanzes sahen,der so zierlich und korretc absolvirt wurde, als kämen alle Theilnehmer direkt aus der Tanzs­­chule.Bei den Rundtänzen,die ebenfalls zwar mit allem nur denkbaren Feuer,aber doch dabei mit strenger Beobachtung von Regel und Ordnung durchgeführt worden sind, zählten wir­­ über Hundert paare. Von Honoratioren waren mehrere Herren Stadtrepräsentanten aus der Volkspartei erschienen. Die anmwesenden Damen, meist in voja Toiletten, waren­ fast d­urpmege Hübse, ja,es gab darunter welche, die ganz ungewöhnlich reizend zu nennen sind und fiel uns in dieser Dichtung namentlich eine V Ballnovize auf, deren sechzehnjäh­­rige blühende Ersceinung so Lieblich war, daß wir und um den Namen dieses schönen, knospenfrih­en Wesens erkundigten; wir vernahmen daß es ein Fräulein Zei war. Allein auch die tanzenden Wirthcchaftsbürger selbst sind zumeist Schmude Burschen, stattlich und behende in Erschei­­nung und Wesen und von mustergiftiger Artigkeit im Benehmen. Die Militärkapelle leistete ihr Bestes und sowohl die Restauration der Frau Y­by, wie die Konditorei des Herrn Falk befriedigten alle, selbst sogespannte Erwartungen. Mit einem Worte: e8 war ein sehr gelungenes Fest, das erst um 5 Uhr Morgens endete. * Das Kränzchen des Kath. Lesevereines. Dem Arrangirungs-Komite des Lath. Lesevereines werden wir erfuhr, dem­ P. T. Publitum mitzu­­theilen, daß der Beichluf, das Kränzchen zu arranz­­iren, exit innerhalb der vergangenen 8 Tage ge­faßt wurde, und da, nachdem die Zeit fon zu furz ist, der Substriptionsbogen nit ziekuliren wird, daher erfuht, ihre Eintrittsfarten in der Papier»­handlung des Heren Y. Pring, Drabenunde­r oder am 3. d. M. an der Abendkafsa zu lösen. * Der I. Militär-Referatenverein verans­­taltet am Falchingsdienstag, den 9. März, in den Gasthaus-Lokalitäten zum „Palatin“ ein gemüth­­liches Tanzfränzchen, unter Mitwirkung der Nationalkapelle des Herrn BPapai Sitvan. Das Entrée beträgt, bei vorher gelöten Karten 80 Er., an der Abendkafja 1 fl. per Person. Wirkliche und unterftügende Mitglieder an der Abendkafja 50 Er. per Person. Unterftügende Mit­­glieder wollen gefälligst die Einladungen an der Abendkafja vorzeigen. Karten sind zu bekommen: An der Huts­niederlage des Heren Sr. Supper, Draben­­runde 125, beim Zuderbäder Herrn Karl Falk, Kirchgasse 25 und beim Gastwirth Herrn Michael Wurm, Neustiftgasse 1. Der Neunertrag dieses einen gewiß sehr starker Besuch verheißgenden Kränzchene, da sich die Unter­haltungen unserer Herren Veteranen einer groß Beliebtheit erfreuen, wird dem sanften” des Bereines zugewendet. * Auf der Insel, der malerisch Restauration des Herrn Tobias, bei hendes Gebäude, über dem Gewässer­­ inmitten dr­evinterlich Krystalisizten­zen, wenn es heil beleuchtet ist und­­ daraus in die sternenlele Nacht Klingen einladend ausnimmt, fand am legten € auch eine gef­ lossene Zanznn tung statt. Auch wir waren zu derselbe und ed freute und daseloft die Wogen gnügens so hoc geschwellt gefunden zu hat gleich sich der Raum für die tanzenden PBaı selbst als ziemlich unzulänglich erwies, erlitt diesen Umstand doch das Bergnügen Feiner. druh und Alles unterhielt­­ sich vortrefflich. Es waren nämlich mehrere sehr schöne gewandte junge Sängerinnen anmwesend und Herren, darunter auch einige Offiziere und Jon... Repräsentanten aus der distinguirten Gesellschaf kragten die beste Laune mit, die sich in eifriger Huldigung Terpsihorens manifestirte. Zu den obe­­ren Räumlichkeiten wurde den Tafelfreuden an zahlreichen Tischen gemüthlich zugesprogen und in anregender S Konversation bei sehr preißwürdig zu­­bereiteten Speisen und labenden Getränken eine genußvolle Haltungsnagt verlebt. * Bodestal. Sonntag Morgens ist Frau Anna v. Dorner in ihrem 85. Lebensjahre ents­chlafen. Die irdische Hülle der DVerblichenen wird heute Nachmittag um 4 Uhr, im Trauerhause Alter­ Kornmarkt Nr. 13, eingesegnet und am Fried­­hofe zu St. Michael zu ewigen Wuhde bestattet werden. * Zum gegenwärtigen Markte Hat ji auch wieder Herr Franz Nidt aus Wien mit seiner reichen Kollektion von Meiedern und schönste gearbeiteten Weigwaaren für Damen eingefunden und da die Erzeugnisse dieser Firma hier schon verdientes Nengininee genießen, so machen wir bloß auf die Annonze des Herrn Nicht im Heukiger Nummer aufmerksam. « VZUIth Die CGestern Montagvormittag unternahm es ein junger Kraelitegm hiesigen Viehm­arkte einem Bauern im Gedränge den Rock aufzuschneiden,um aus dessen Sack eine Briefs­tasche mit 300 fl Inhalt heraus zu eskamotivem Der Langfinger wurde jedoch rechtzeitig ertappt,festge­­nom­men und von zwei Poszei­ploatern unter­ Be­­gleitung einer großen Volksmenge,der Behörde stellig gemacht. ·«Versitäanetgelaus vmin Institut­« in Eisenstadt veranstalter Samstag,dens. und Kostümball.Der Eintritt für Nichtmitglieder­ ist auf 1 fl. festgelegt. Der Kartenverkauf ist bei Heren Oliinger,Glashandlung in Eisenstadt. März, im Saale zur „weißen Rose“ einen Massen- 1 · wahrhaft Die 2. R. geladenen Gifte werben Ti Volkswirthschaftliche Dritung, nannten Genossenschaft beehrt. Wir verfügten und 8 vom „Oedenburger Spar- und Darle­­henverein.“ Wie alle Jahre, so wurden wir auf heuer mit einer Einladung zur Theilnahme an der XVI. ordentlichen Generalversammlung der ges in die Turnhalle, die wir, als wir sie vor­­gestern Sonntags um 10 Uhr Vormittags betraten, bereits ziemlich starl von den P. X. Vereinsmit­­gliedern befugt fanden. Alsbald eröffnete der Herr Bräfes­t, Sr­edrich, die Verhandlungen, deren Brototol­d-Authentikatoren die Herren­ Kär, Dukovich und Anton Shmwark ernannt wurden. Su . Su einem ausführligen, äußerst interessant geigriebenen, die Gehahrungen des Vereines Licht­­voll erläuternden Re­genschaftsberichte, m zu

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