Oedenburger Zeitung, 1886. April (Jahrgang 19, nr. 74-98)

1886-04-08 / nr. 80

Donnerstag, S. April 1886.­­ — nn xIXx. Jahrgang. Dedenburger Bei . (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Bebrühten zur Wehr” — Der Wahrheit eine Gaffe.” mr» Blatt OR täglich, mit Ausnahme des auf einen Bonn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations­­reife: gür Loco: ‚Langjährig 9 „" Halbjährig 5 fl, Bierteljährig ‚ Monatlich 1 fl. gür Auswärts: Ganz an fl., „gelbjärig 7 fl., Biertel­­jährig 3 Alle für das Blatt bestimmte iellrinen, mit Ausnahme der Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Verlag und Inseratenaufnahme: Buchdrukerei­­, Nomswalter­­ Sohn, Grabenrunde 12, EI Einzelne Rummern Rofien 5 Kreuzer. En Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wale u­ffe 10, A. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrig Schaler, ollzeile 12, NR. Moffe,­­Seilerstätte 2, MM. Dules, ı., Nie­mergaffe 12. In Budapest: Paulus Sr. Dorotheagaf­el, Sepp Lang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplaf s Infersions­-Sebüßren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die bdreis, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 Tr. für Die durchlaufende Betitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender nass „Oedenburger Zeitung”. Mit 1.April 1SSG 21 gen wir ein neues Abonnement auf die in den AIX. Jahrgang getretene, s­echsmal in der Woche erscheinende, an Sonntagen aber mit einer „allustrirten Romanbei­­lag­e“ versehene „Oedenburger Zeitung. Pränumerationspreise: Ganzjährig 9 halbjährig 5 fl., vierteljährig 2 fl.50 Er. monatlich 1 fl. Loco Oedenburg. Aus­­wärts : Ganzjährig 12 a halbjährig 7 fl., vierteljährig 3 fl. 50 fl. — Das Abonne­­ment kann auch mit je anderen belie­­bigen Tage entirrt werden. Ar. 80. — Der Stanz Yulßki über das neue Gemeinde­­geseb. Oedenburg, 7. April. Selten haben Debatten in unserem Abgeord­­netenhaus einen so schleppenden und, wie es scheint, für alle Parteien interesselosen Verlauf genommen, als wie der Tifa’sche Gelegentwurf über die Ge­­meinden. Man weiß in jedem Lager der Parla­­mentarier ohnedem, daß die Vorlage, vielleicht einige kleine, unwesentliche stylarische Wenderungen abgerechnet, nach sorgfältiger Durchberathung doc ganz s­o angenommen werden wird, wie sie auf den Tisch Des Hauses gelegt wurde, obgleich selbst der „PB. 21.", das Negierungsblatt par ex­­cellence, das Elaborat für seine „große Schöpfung“ Hält und die Verdienste desselben als sehr mager bezeichnet ; ja sogar eigentlich nur ein einzi­­ges OBerdienst dem Gelegentwurf zuerkennt, (vor­ausgefegt, daß die ein Verdienst wäre) daß er nämlich in jenen Rahmen hineinpaßt, melden der Minister des Innern ERS das von ihm geschaf­­fene neue Verwaltungsgefeg für die fünftige Administration an die Hand gegeben hat. Es ist nicht uninteressant hierüber die Ansicht Franz Bulgki’s zu vernehmen, der sich bezüglich der Organisation der Verwaltung wie folgt äußerte : Die Regierung fand es für unnöthig, eine besondere Städteordnung vorzuschlagen ; die großen Städte werden mit den Komitaten, die Treineren mit­­ den Kommunen und den Dorfgemeinden in einen und denselben Topf geworfen, und statt daß in dem Gelegentwurfe sich das Streben Fund gäbe, die städtische Kultur zu Heben, wird es im Gegentheil erleichtert, daß die Kommune mit geordnetem Ma­­gistrate, also die Stadt, wieder in den Stand der Großkommune zurückkehre. Die Ausdehnung des Wahlrechtes ist in dieser Hinsicht geradezu Schädlic.­her, mit Ausnahme der Wintermonate, die ganze Woche hindurch vielleicht meilenweit auf der TZanya figt, der Hat Heine Syntereffe daran, daß die Straße in der Stadt beleuchtet und gepflastert werde, oder gar ein Zrottoir sich an den Häu­­sern Hineinziehe; feine Syntereffen sind nicht die städtischen. Die Städte haben diese Fehler des &efegvors­­chlages tief gefühlt. Doch als der Abgeordnete der Stadt Preßburg verlangte und ihn Herr Anton von Zi­cny, Dedenburgs Deputirter, darin unterftügte, vas alle Paragraphe, die ss auf die Städte beziehen, in ei­­ner besonderen Städteordnung zus­­ammenge­stellt werden mögen, flimm­­ten die Abgeordneten vieler Städte dagegen, ans dere entfernten fi, um bei der Abstimmung nicht gegenwärtig zu sein. Nie Hatte sich das Miame­­ludenthum auffallender geäußert, al bei diesem Anlasse, bei welchem es si zeigte, wie streng die Negierungspartei D­isziplinirt ist und wie firamm Gesimse, ist dieses Fenfter mit zahllosen Blumen und Pflanzen aller Gattungen und Barden ge­­schmückt. Außer diesem Lurus jedoch gibt es nur wenig im Stübchen : zwei Betten mit Rinnen bes zogen, ein altmodischer Leffel, eben solche Kom­­mode, dann ein Tisch und zwei Stühle, ein Spie­­gel und Kleinigkeiten machen den ganzen geringfü­­gigen Komfort aus. Ein Blid über das Zimmerchen genügt, um die Ueberzeugung gewinnen zu lassen, daß hier Fleiß und Ordnung walten ; der Fußboden so blendend weiß, die wenigen Möbel so blank und sauber, ebenso wie das Geschirr, welches auf dem Tüschen im Winkel steht, die Wälce in den Schubläden sorgfältig geordnet, jedes Stückhen auf dem Nähtisch hat seinen Plag. Am mehl­­gefälligsten aber ruht ohne Zweifel das Auge auf dem Mädchen mit der üppigen Fülle feiner goldenen BZöpfe, mit dem schmachtenden Beilchentranz feines unschuldigen Bildes, das vor seinem duftenden Paradies mit Unermüdlichkeit seine Nadel zieht. Hört man 20h nicht gar selten Ausrufe der­­ Be­­wunderung von den Vorübergehenden und Nach­­barn, wenn zufäliger Weise das Mädchen sein liebliches Antlig­am­enster zeigt! Gleicht doc ihre holdselige Erscheinung einem Engelsbilde, das ein Zufall aus Himmlischen Negionen in Dieses profane Erdenleben hernieder geführt ! Elja ist es, unsere kleine arme Elja, das­­selbe Kind, welches wir vor Jahren zurücklassen mußten, mit aller Kraft ihres jungen Daseins an» sie nach Kommando abstimmt. Wir können uns übrigens darüber nit wundern. Wenn wir die e. Liste der Abgeordneten durchsehen, finden wir, daß die große Mehrzahl derselben eigentlich den Grunde besig repräsentive; es ist die sogenannte Gentiy, Zandjunier, katholische Geistliche, Aevoluten, Pro­fessoren und einige Journalisten ; nur ausnahme­­­­weise befindet es unter ihnen ein Kaufmann oder Habrisamt, es ist eine vorwiegend adelige Körperlaft, in welcher die I­ndustrie kaum ver­treten ist. Die Komitatsordnung hatte daher für sie eine viel größere Bedeutung, als die Gemeindeord­­nung, und während es einen vollen Monat brauchte, His die erstere nach hartem Kampfe doch mit ger­­ ringen Hinderungen angenommen wurde, wird die Diskussion der leteren allem Anscheine nach nict einmal die Hälfte dieser Zeit erfordern. Es gibt wohl kaum einen größeren an­theil für unser Vaterland, als den, daß das Stadtelement sig nicht stärker ent­­wickelt und die eigentliche Bourgeoisie beinahe ganz fehlt. Nur die Hauptstadt blüht immer mehr auf, natürlich muß das ganze Land dafür die Kosten tragen , die Städte in Oberungarn und die industriellen Kommunen in den Karpathenthalten haben im Laufe der Zeit ebenso wie die Städte des Königsbodens in Siebenbürgen durch die Ren­­derung der Handel estragen und den Rückgang des Bergbaues an Reichthum und Einfluß verloren, sie waren mit K­unde immer nur Stiefkinder des Staates hatte,durch fremde Kolonisten vor Jahr­­hunderten gegründet, sich streng an ihre Privilegien und Spezialvorrechte hielten und es versäumten doch die Sprache sich der herrschenden Adelslaste zu nähern. Der Gegenzug zwischen dem Bürger und dem S Komitatsjunier hat sich selbst bis jegt nicht ausgeglichen, im egentheil ist er jegt fhrof- -—;.k--.s—»,-«-,3· -­­ie « B »Es-syst EEE Ca R Iris-;­­Mk »­­,.k.««--.·«.-«;js..d.... deuillelon. Die Seanhenburg. Original-Roman von M. Romany. ° (Sortlegung.) ein anderer V­erwandter befand Dob no­fi im Hause. Baldrian war der um 15 Leute jüngere Bruder des Morig, doch hatte er, trogdem er nie­­mals verheirathet gewesen war, bei seinen 55 Jahren nichts weiter erspart als die geringe Summe von 500 Thalern, als­wohl einige wei­­tere Gegenstände von beseidenem Werthe, da ihm das Glüc, nit wie eben seinem Bruder, Hold gewesen war. Baldrian war seit dem achtzehnten Lebens­­jahr als Portier in dem Hotel einer kleinen Pro­­vinzialstadt bedienstet gewesen und endlich zu dem Posten eines Hausverwalters vorgerückt ; aber vor einiger Zeit hatte sich der Inhaber dieses Hotels infolge schlechter Geschäfte genöthigt gesehen, seine Insolvenz zu erklären, und durch dieses unglückkic­he Ereigniß befand sich Baldrian nicht nur außer Stellung, sondern mußte sogar eine für ihn nicht unbedeutende Summe einbüßen, deren Betrag bei seinem Diensthören auf Zinsen angelegt war. Auch Hat das Berg’sche­ Haus noch einen oberen Stod. Nur ein Heiner Raum it e8,­­licht und einfach; ein schmales enster mit baummolle­­nen Vorhängen lacht und entgegen und macht in seiner Einfaheit den größten Zierrat des Zimmers kämpfend gegen die unerbittliche Strenge des Schid- fals, welches sie so fummervoll und elend in’s Gens aus; denn vor demselben, auf dem breiten Leben geführt. Elsa ist es, zur Jungfrau erblüht , in der vollen Unschuld ihrer 16 Jahre, die schönste und liebliste der Blumen, welche jemals im Eden der Reinheit herangeblüht. Nicht drei Monate waren vergangen, seitd­em das holde Kind im Berg’schen Hause weilte, und ihon war sie der Lichling Aller, von denen sie umgeben war; man hätte sie zur Göttin erhoben, wäre es nur um die Alte gewesen, die noch un­ausgefegt in ihrer Gesellshaft war. Da die Alte­ in einem der Betten lag sie fest von einer tiefschmerzlichen Krankheit heimgesucht. Ihre Glieder zitterten, ihr Arm fieberte ; es war augenscheinlich, Madelaine fühlte, daß das Ende ihrer Tage gekommen sei. E38 war heute ein heißer Junitag gewesen, die Sonnenstrahlen hatten verjengend auf die Erde gebrannt, und da fror­­en Madelaine unter ihren doppelten Deden; jet, da die goldene Himmels­kugel sich dem Untergange zeigte, beleuchtete ihr Scheidegruß die reten Augenblicke dieser alten Sünderin, bevor sie, um Redenschaft, ‚über ihre “er Handlungen zu geben, in’s Jenseitd ging. , An ihrem Bett lag Elja und neben if Su­ IR fanna, doch an Onkel Baldrian war in dem­­ feinen Stübchen zugegen, denn auch er wollte der jungen Freundin in dieser Stunde der Beküimmerung zur Seite sein. „Wie glücklich pfeife ich mich, in Eurem Hause zu sein“, sagte Elja in der Bek­ommenheit des Augenblices sich an die schwesterliche Freundin [mie­gend, „wäre ich jet in Luzern, so einsam wie vordem, ich liegen mich die nächsten Stunden ganz verwaist in der Welt.“ (Sortfegung folgt.) 5;::iT-»·. % <„ Re S “

Next