Oedenburger Zeitung, 1886. November (Jahrgang 19, nr. 251-274)

1886-11-03 / nr. 251

P Schluß folgt) Machtklänge zu des J Landes Jubelfeier. Gran, 2. November. Am 30. Oktober hat die Feier des fünfzig­­jährigen Priesterjubiläums Sr. Eminenz, des Kar­­dinals Fürsten­ Primas Dr. v. Simor, ihren würdigsten Abschlag durch den Allerhöchsten Besuch Sr. Majestät des Königs bei unserem erlauchten Kirchenfürsten gefunden, da eine noch glänzendere und ehrenvollere Manifestation der Verehrung des ganzen Landes für den AJubilar wohl nit ersonnen hätte werden können. Se. Majestät der König traf um ein Viertel 10 Uhr Vormittags des legten Samstags in Begleitung des Ministerpräsiden­­ten Koloman von Z­ipa hier ein und das glän­­zende Bublikum, welches am Perron des feith­ ge­­schmücten Bahnhofes die Ankunft des Monarchen erwartet hatte, empfing den König mit stürmischen Elfenrufen. Se. Majestät, in der Uniform seines Hufparen-regimentes, dankte durch huldreiches Kopfni­en für die brausenden Williommsgrüße. Nach dem König entstieg Weinisterpräsident v. Tzipa in glänzender Nationalgala dem Hof-Salonmwagen ; das Gefolge Sr. Majrstät bestand noch aus dem Hofrath Papay, dem Generaladjutanten Baron Bopp, den beiden Flügeladjutanten an. Nach der überaus herzlichen Begrüßung des Haren Kardinals durch den allergnädigsten Kandesvater, den der Monarch seiner unwandelbaren Huld in den schmeichelhaftesten und erhebenpcsten Worten versicherte, trat der König — zirka 11 Uhr — mit Allerhöghst dessen illustren Kortete die Rundfahrt durch unsere in festlicher Defori­ung, wie eine Braut mit buntem Schmud be­hangenen Stadt, an. Se. Majestät besichtigte die Bisilika, die St. Stephand-Kapelle, das Priester- Seminar, das Gymnasium, die Kaserne und das Spital. Auf den Straßen bildete sich ein dichtes Spalier; das Publikum jubelte dem Monarchen allenthalten zu. Auf dem Hauptplage erhob er eine prächtige Triumphpforte, welche mit dem Bildnisse des königlichen Paares geschmückt war. Am längsten verweilte der König in der Basilika, wo ihm besonders die Ausschmüdung der majestätischen Kuppel, das Grabmal des Fürstprimas und Erz­­herzogs­ Karl Ambrosius und die Bafäcs-Kapelle fesselten. Se. Majestät äußerte sich über die Kathe­­drale wie folgt: „Ein herrliches Gotteshaus, würdig de8 Kirchenfürsten, dem er seine Vollendung verdanft.* Se. Darrstät begab sich hierauf in das vom Fürstprimad vollständig eingerichtete Hospital des „Vereines vom rothen Kreuze.“ Von hier fuhr der König mit seiner Begleitung zum Gymnasium. Hier begrüßte der hohmwürdigste Herrr Erzadt von Martingberg, Dr. Klaudius v. Ba­gary, mit begeisternden Worten den Wionarden, der für den Hirzlichen Empfang dankte und zur Besichtigung der Lokalitäten tritt. Se. Majestät zeichnete mit goldener Feder seinen Namen in das aus diesem feiern­den Unlasse angelegte Fremden­­bug. Sodann folgte die Besichtigung der neuen Kaserne. Se. Majestät befahl nach Sulpizirung der Truppen die Offiziere zu sich, an die er eine kurze Ansprache hielt und der Befriedigung über die gute Haltung der Truppen Ausbruch gab. Nach Befiti­­gung der einzelnen Näumlieferten 309 fich Se. Diajestät in die Appartements zurück, Um halb 3 Uhr Nachmittags fand die Hof­tafel statt, an welcher Se. Majestät, an dessen W­ehten der $gürstprimas, neben diesem der Obergespan, an der Linien Sr. Ma­­jestät der Des­iterpräsident, an dessen Seite der Erz­­abt Bafardy, weiter die Bischöfe Balthasar Pa­­­lasthy, Majer, Hornigu f. w. saßen. Gegen 4 Uhr wurde die Tafel, während welcher sich der König wohl zumeist mit dem Kar­­dinal unterhielt, aber doch auch öfter den Erzabt Dr. Bagary und den Ministerpräsidenten in’s Gespräch zog, aufgehoben. Der Fürstprimas geleitete seinen hohen Gast bis an das Thor, wo Se. Majestät von der nach­h Taufenden zählenden Menfgenmenge mit enthusia­stischen Elsencufen begrüßt wurde. Im Bahnhofe von Gran-Nona langte Se. Majestät jammt der Kortöge um 4 Uhr an, nahm hier in leutseligster Weise Abschied und reiste mit einem Hofjevaratzug nach Gödöld zurück. Von für ihre geehrten Leser besonders inte­ressanten Episoden sei zunächst der Wortlaut der Mode des Herrn Deputirten von Matter­­s­dorf Professors Dr. Gustav von Degen an­geführt, der als „Sprecher“ für das ungarisce Parlament, respektive im Namen der ungarischen­­ Reichstagsabgeordneten wie folgt an den hochwür­­digsten Yubilar das Wort rigtete: Euer Eminenz | Gnädigster Stürfl-P­rimas! . Empfangen Euer Eminenz gnädigst die hier versam­­melten Reichstagsabgeordneten der ungarischen Legislative, welche heute , — am Bom­ben­de des großen Tages, — an welchen Euer Eminenz­, Gottv den Allmächti­gen das Danfopfer des 5oljährigen Briester­­jubiläums vorbringen werden — durch den Drang der höchsten Verehrung geleitet hieher geeilt sind, um hier im Zone der tief gefühlten Liebe um Achtung die aufrichtigsten Gludwünsche auszusprechen. E38 ist wohl eine große Gnade des Himmels, wenn Gott seinem Diener de Altar das Lebensalter verleiht, damit der Geelsorger sein S0jähriges Priesterjubiläum fereen könne ; noc seltener aber zeigt sich viele Gnade, wenn es dem Jubilar beschieden ist, viele Freude seines Jubiläums in solch’ Fülle der körperlichen Kraft, und ju­­gen­dlicher Geistesfri­che zu genießen, ald wir dies heute an Euer Eminenz und zu überzeugen die Ehre haben. Und soll viese göttliche Gnade uns nicht gleichsam ein Harer Fingerzeig dafür sein, daß der Allmächtige Euer fürstliche Gnaden deshalb mit vielem seltenen Geldente beglückte, und Euer Eminenz als einen ganz besonderen Sohn der Nation gab, auf welchen wir nit nur alle einfa­­chen Priester, bescheidenen Batrioten, flei­­ßigen, eingezogenen Apostel, und unverproffenen Geieß­­geber blicken mögen, fordern daß wir von der wahren Größe ver Gesammtleistungen auf Euer Eminenz hinaufblicken sollen, auf die große, und hervorragende hi­­storische Geficht am Gebiete unseres kirchen- Staats- und Völkerlebenß! Euer Eminenz haben stets und immer den vorgezeich­­neten Pfad Ihrer verdienstvolen Ahnen auf dem Stuhle der Graner Erzpiözese treu und zielbewußt betreten, und wir wiegen und in dem Bewußtsein, was wer Al gutige Himmel in dieser Eigenschaft Eure fürstliche Gna­den auch ganz besonders als siegreichen Helden ver Prävestination ung überliefert hat! Es war jahrer gesalbten Stunde vorbehalten und beschieden die schwalteten Mitverstände zwischen Thron und Nation durch die vollzogene Krönung unsereß am gebeteten Aposto­lischen Königs für immer vergeissen zu machen,und mit der Vorliehung dieses kostitutionell großen Astes die Nation in den Bollgenuß der Konsitution und Aus­­übung der daraus entspringenden echte zufegen!! a Aber Euer fürstlicher Gna­den sind ja vom ersten Augenblicke Ihrer Schaffenden Tätigkeit die fundirte Stage der Wissenschaft und Kunst der Nation und wo es sich um Wohlthätigk­­eitsakte im Lande handelt, erblicht ja überall die Nation in Eure: Eminenz den freigibig­­sten des Landes, Und überpdied sind ja Euer Eminenz und ver Lenker aller Fäden, daß dur die große Wirksamkeit ver SKicche, die Kinder ver Nation im Herzen gebildet werden md gen, und daß selbe als sittlich religiöse Bürger des Staates die Achtung per dejege alle G­laubensbekennt­­nis ausüben sollen, und dadurch hofft der Thron und die Nation die Befestigung unserer staatlichen Integrität. Dody was sind alle unsere schwachen Orte, um Euer Emm­en, den innigen Grund unserer Liebe, Ve­r­­ehrung und Kodachtung zu verdolmetschen! Es ist ja seine Zunge und sein warm podenndes Herz geeignet, dies zum Ausdruch zu bringen, deshalb bitten wir auch, uns von dieser Aufgabe zu entbinden, welche die Pflicht ver Kanpes­­und Kirchengesc­hichte sein wird, den fünfzigen Generationen zu schildern, waß Euer Emineng bis jet­ner Nation waren, und waß Euer fürstliche Ganaven an­ diesem großen Tage der Nation jıno! Und gestatten Durchlauchtigster Fürst nın, daß wir aus Anlaf des 50jährigen Pristerjubiläums auch unser Gebet, unsere Herzenswünsche an Gott von Almächtigen­­ und Algutigen richten mögen: wir bitten die Allmacht = Gottes darum, ed möge Guer Eminenz der Himmel die Gnade verleihen, die Früchte Ihrer großen Schaffungen noch lange zu genießen, gebe Gott Euer Eminenz Kraft und Gesundheit damit Euer fürstliche Gna­den bis an di äußerste Grenze des menschlichen Lebens zum Wohle der Kirche, zur Zier­de der Nation, und all Sörverer ver Ful­­turellen Interessen des Staates und ver Gesellschaft wir­­­ken mögen! Gebe Gott der Nation viele so begeisterte Patrioten, viele so gottge­weihte energische Kirchenfürsten, — Elsen!! * Und nun noch­h­ überaug gemüthsvolle Szene beim Fürsten- Prima 8: Hochderfelde hat nämlich unter Anderen an die Deputation seiner eigenen Verwandten empfangen. Ein alter grauer Mann, ein Vetter des Yubilard, trat als Kepner hervor und begann: „Em. Eminen;, hof: würdigster Kardinal und A Zurftprimas .. ." — „daß 88 gut sein“, unterbrach der Hohepriester den reis, „dergleichen habe ich heute schon genuug gehört. JH weiß, daß Du Dir eine schöne Gratu­­lationsrede einftudirt hast. ES soll aber jemand spiegen, der nicht vorbereitet ist. Zum Beispiel diese Kleine da.“ Und der Kirchenfürst ergriff ein mitgenommenes dreizehnjähriges Neffentöchterchen beim Arm, 3098 e8 an sich und streichelte dem Kinde die Wangen: „Nun, Kleine? Weißt Du mir nichts zu jagen ?“ Das Heine Mädchen bes­gann zu weinen und und fjtammelte: „Der liebe Gott erhalte den „eminenezius bäcsi* vet Tange!“ Der Kardinal führe das Kind und sagte gerührt zu seinen Verwandten: „Seht, wahrlich D­ieses Kind hat die beste Rede gehalten " G.K. Kleinkreuz des Sault Stephan Ergen Berhältnisse ermöglicht würde — thatsächlich wird das Gegentheil eintreten — selbst dann wäre für die Beseitigung des Defizit nichts gewonnen. Treibt da von allen Großmächten unsere Monarchhie den im Verhältnis zu den Einnahmen geringsten Militäraufwand €&3 ist Selbsttäu­­­schung, ist eine befragenswerthe Förderung desteiht sinnig, diesem Aufwande die Schuld an unserer eischrechenden Bimanzlage zuzu­­schreiben. So lange wir nicht die wirkliche Duelle de3 Uebel suchen, so lange ist auf Verstopfung nicht zu hoffen. Die Ursache des Defizits und seine Heilung sind rein ungarischer Natur. Unsere Staatsausgaben sind im Verhältnis zu den Einnahmen ungebührlich hohe. Eine weitere Anspannung der Steuer­­kraft ist unmöglich, da die jenigen Lasten schon Zehn­­tausende und Hunderttausende von Steuerzahlern ruinirt haben. Neue Steuern würden seinen Mehrertrag bringen, weil der Nationalwohlstand fin. Erhöhung der Zölle und der indirekten Abgaben würde den Ber­ Brauch einschränken, fintemal jest schon viele, einst auch den Minderbegüterten fast unentbehrliche Bedürfnisse den Nichtmillionären längst unbezahlbar sind. Das rapide Sinsen der Zollerträgnisse ist eine eindringliche Mahnung. Die vom Baron Paul Sennyep­oft geforderte Schonzeit für Steuerzahler is gegenwärtig das dringendste Gebot der Selbsterhaltung. Nur in der Verminderung der An­lagen liegt die Rettung, und zu diesem Ende muß unausweichlich das gesanmte Staatswe­­sen Ungarns auf einen vilbescheideneren Typ, als er bis jegt erhalten wurde, reduzirt wer­­den. Belügen wir uns nicht selbst: der Großf­­staat, der zu sein wir und einbilden, sind wir nit und wenn wir den Schein da­­­von aufrecht erhalten wollen, so gehen wir unabänder­­lich zu Grunde. Um fat hundert Millionen Gulden jährlich sind während der zehnjährigen Herrschaft Koloman Tipa’s die Brutto-Staatseinnahmen, d .h. die Anzapfungen der Steuerzahler, gesteigert worden und doch bleiben diese ungeheuer gesteigerten Erpressungen an den Staats­­bürgern um mindestens 22, wahrscheinlich (weil Präli­­minare immer überschritten werden) Dreißig Miss­­sionen hinter den Staatsausgaben zurück. So haben wir eine riesige Verwaltung, die an Kopfzahl der Beamten die preußisch und die österreichische weit übertrifft und nicht zum Berwalten, nur zur Beh­or­­gung von Protektionskindern, quinirten­handjunfern und eifrigen Negierungsfortesten vorhanden ist. Dieser Verwaltungsapparat verschlingt den größten Theil der Staatseinnahmen, verschuldet das Defizit und schädigt durch Unfähigkeit und Pflichtwidrigkeit Die Nation um noch größere Summen, als ihr der Steuererefator oder die Furcht vor demselben abnöthigt. CS gibt nur eine Möglichkeit, dem finanziellen Zusammen­­sturze zu entrinnen und das ist die Beseitigung der vielhunderttausendköpfigen Staats- und Munizipal­­verwaltung und ihre Erregung duch eine, zum Wir­­ken im Interesse des Landes fähige und willige, dabei einfache, der Ausdehnung des Landes, der Bolfszahl und unserer Finanzkraft entsprechende, redliche Admini­­stration. Das Gespenst des Staatsbannerot­­tes ist nur dur obige Zauberformel zu bannen, heftig fest, daß die halbe Schleppe ihres leiten Seidenkleides an den Flügelthüren hängen blieb. Sie stürzte in’8 Sopha nieder, die Arme an den mnwogenden Yaufen, die Hände auf’ Herz, o, wie e8 pocht, wie ed tobt! — Luft, Rettung, Race, Daß, Liebe ! — Warte, flügelnder Barbar! Deine Räufe aufhede, dann zittre ! Sinnlos nimmt sie ein Blatt Papier, will schreiben. Dog nein, wohin und was? Was nügen Talte, schwarze Worte auf fahlen, weißgewaschenen Lumpen? V­erlegte Eitelkeit, Stolz, Eifersucht tobten in ihr. — Er liebt diese unbedeutende Person, diese Person, diese fromme Gans, schluchzt sie in ihr Sadhtuch hinein. Einen Augenblick aber nach diesem Ausbruch wirkt sie auch schon die Thrännspuren von ihrem Gesichte und Liegt in den Armen des soeben ein­­getretenen Gatten, der sich vor Angst nicht zu fassen weiß darüber, daß Ludwine geweint hat. — Himmel, Qudwine! — Das erste Mal Thränen — ich flehe Dich an, was kann der Grund fein, daß Du weinst? Und er liegt vor ihr und faßt den Staub vom Saume ihres Kleides. — Ach, verseßte sie zögernd, meine Nerven sind seit einiger Zeit — so erregbar, wer weiß, warum ? — und sie verbirgt verschämt ihr Gesicht hinter den Fächer und­­ lächelt malizids dahinter, während der überquellend selige Gatte sich in Zärt­lichkeit und innigem Zuspruch überbietet. Wenn ih­r * Se­ee­ re - See Dom Tagt. O Spenden des Königs. Seine Majestä­t hat dem Präsidenten der Wiener- Polizei-Direktion den Betrag von 4000 fl. zur Unterfrügung wahr­­­haft bedürftiger und würdiger Personen in Wien überweisen lassen.­­ Allerhöchste Auszeichnungen. Se. Ma­­jestät hat dem pensionirten Senats Präsidenten der Kurie Samuel Szadó, in Anerkennung seiner auf der Nichterlaufbahn erworbenen BVerdienste dEr Fi­a­A y­4­ut Er Aegisälie - «

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