Oedenburger Zeitung, 1891. August (Jahrgang 24, nr. 174-197)
1891-08-01 / nr. 174
‚erschienen ; Von Enge. © Allerhöchste Auszeichnungen. Seine Majestät hat dem Bezirkshauptmann in Brunedf Josef vd. Ebner, ferner dem Oberingenieur im österr. Ministerium des Innern Theodor Hödl in Anerkennung seiner verdienstlichen Thätigkeit bei der Restaurirung des Amtsgebäudes de Finanzministeriums das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens verliehen. Dekorirung eines Paldas. Der Großwezir Kiamil Bajcha erhielt vom SKaiser-König Franz Josef das Großkreuz des ungarischen Stefan3-Ordens. O &irdfides. Der kanonische Informationsprozeß dereuernannten Herrn Bischoff von Munfacs, Dr. Beleß, mußte wegen deslüßlichen Ablebens des Kanzlers der päpstlichen Nuntiatur, Leonhard, auf unbestimmte Zeit verschoben werden. O Ein offizielles Dementi. Ein Wiener militärisches Blatt hat berichtet, daß im Lager zu Brudh a. d. Leitha Berfuhe mit einem neuen Gewehre, System Mannlicher, in der Absicht stattfinden, eine Herabminderung im Kaliber des Infanteriegewehres auf fünf Millimeter herbeizuführen. Daß Oberingenieur Mannlicher ein neues Gewehrmodell vorgelegt hat, ist wohl richtig, daß diese Konstruktion in der Schieß- Schule erprobt wird, ist auch richtig. Aber Hier wird eben Alles erprobt, nicht nur, was in Wien sondern auch anderwärts in der Welt konstruirt und dem militär-technischen Komite vorgelegt wird. Von einer derartigen Erprobung aller der Lpeeresverwaltung zur Kenntniß gelangenden waffentechnischen Neuerungen, die schon aus prinzipiellen und wissenschaftlichen Rücksichten vorgenommen wird, um e stets mit den Fortschritten der Zeit im Laufenden zu bleiben, biß zu der von jenem Delatte angedeuteten Absicht ist aber ein so weiter Schritt, daß derselbe umso weniger geleban werden wird, als glückicherweise auch seinerlei sachlicher oder technischer Anlaßiezu vorliegen. O Sulins Spaftics 7. Der Abgeordnete de Marczaler Wahlbezirk3 Julius Svafticz ist am 29. Juli gestorben. Die Kunde von seinem Hinsceiden hat Heute im Hause tiefe Theilnahme hervorgerufen. Die der gemäßigten Opposition angehörigen Abgeordneten haben ihrem Schmerze über das Hinscheiden ihres Parteigenossen in einem an die Witwe des Verblichenen gerichteten Beileide- Schreiben Ausdruch gegeben. Eisenbahn - Eröffnung. Aus Sarajevo, 28. Juli, wird veschrieben: Endlich sind die Kundmachungen betreffs Eröffnung der Strecke Sarajevo - Konjica -Mostar-Metrovic die Eröffnung findet morgen am 1. August statt. Um 7 Uhr 50 Minuten Morgens verläßt der Zug Sarajevo, langt um 10 Uhr 84 Minuten in Ivan, um 12 Uhr 9 Minuten in Konjica an, wo eine Stunde Mittagsaufenthalt ist und trifft um 5 Uhr in Mostar ein. Die Fahrzeit it nach Budapester Zeit gerechnet. Orie Ezernowißer Bollamts - Betrugs- Affaire. Die unmittelbare Veranlassung zur Enthüllung der Zollmalversationen gab eine direkt beim Ministerium eingebrachte Denunziation auch Humora und zwar bezüglich des Schmuggels von 30 Waggons mit Getreide, was auch durch die Untersuchung erwiesen wurde. Nach den Mittheilungen der rumänischen Regierung laut Ausfuhrstabellen, erleidet Oesterreich einen Schaden von weit über eine Million. Nunmehr wurde bat H Bollinspeftor Spendling in Suczawa veraftet. An der kön ung. Hebammenschule zu Szegedin sind für den nächsten, am 1. Oktober beginnenden ungarisch - deutschen Lehrkurs für 12 Schülerinnen Staatsstipendien zu je 40 Gulden systemieirt. Die Hierauf bezüglichen, mit Geburts- Schein, Sitten und Armuthszeugniß ausgestatteten und an das fün. ung. Kultus- und Unterrichtsministerium gerichteten stempelfreien Gesuche sind bis 31. August beim Direktor Brofessor Dr. Mann einzureichen. ke Bes E Br E Er STERNE ah e men Zee T ” ne daß wirklich Jemand bei Ihnen duch das Fenster in’3 Zimmer gelommen, daß wirklich eine andere Person außer Ihnen den Vorhang durchriß, die Waffen von der Wand warf und überhaupt die Unordnung in Ihrem Wohnzimmer anrichtete ?* Mit ruhigem ernsten Blid den Herrn v. U. ‚betrachtend, erwiderte v. M. mit imponirender Würde: „Sie, lieber, wie die anderen Regiments-Kameraten, rennen mich zwar erst seit wenigen Monaten,llein so weit müßt Ihr doch alle schon in der Burtheilung meines Charakters gekommen sein, um mich nicht für einen furchtsamen Knaben, oder für einen thörichten Gespensterjeher zu halten ?“ „Davon kann seine Pede sein lieber Freund,“ entgegnete dvd. U. verdrießlich, und er hängt auch mit der allgemeinen Ansicht gar nicht zusammen;; aber das werden Sie mir doc nicht bestreiten wollen, daß Symptome, welche einer so heftigen Nervenkrankheit als Sie unmitelbar darauf erfaßte, nothwendig vorangehen, den Körper und Geist derartig aufregen, daß wir äußerlich durch die phantasmagorische Saupe, welche eine, die Gehirnnerven bis zum Zerreißen anspannende Tieberhnge erzeugt, Dinge jegen und fühlen, welche nur in unserer Einbildung bestehen !* „Sie sind heute seltsam Lieber U.,“ entgegnete m M., „Sie sprechen von dem Seziermesser der Regel von mathematischen Gewißheiten und Beweisen und sprechen sich in eine S Heftigkeit hinein, die mie an Ihrem sonst so ruhigen Haren Wesen wirklich neu ist. Sie sprechen ferner von Fieberhige, welche meiner Nervenfrankheit, wie Sie Die, nennen so gütig sind, herangegangen selbe zu Sein Soll, und doch entsinne ich mich der kleinsten Umstände, die nur allein der S Katastrophe vorangingen, sondern auch jener, welche ihr folgten. (Sortjegung folgt.) Bee Telemamme, Sudapest, 31. Juli. Die ungarische Handels- Uhrengesellschaft hat das seit mehr als 10 Jahren bestehende Gerbstoff- und Kommissionsgeschäft der Diener Firma Polla3 Sohn unvkomp, sowie deren Filiale in Smyrna und die Einlaufstelen in den Dardanellen-Plagen übernommen, den Sichejed Geschäftszweiges nach Budapest verlegt und für die Leitung desselben den bisherigen Afjocie der obgenannten Firma, Herrn 3. Graf, als geschäftsführenden Direktor gewonnen. Karlsbad, 31. Juli. Gestern fand eine Konferenz zwischen Baron Hirsch, dem Vorstand des deutschen Zentralsomites für die russischen Juden, Bankier Goldberger, und dem Schriftführer dieses Vereins Sustizratd Breslauer statt. Eine neuerliche Publikation über die weiteren Entschließungen des Baron Hirsch in seinem grandiosen Hilfswerteteht unmittelbar bevor. Klagenfurt, 31. Juli. Die neu erbaute, vom Südbahnhofe durch die Stadt bis zur Militär- Schwimmschule am Wörthersee führende Trammay wurde dem Vereht übergeben. London, 31. Juli. Der Gesandte in Teheran, Sir Drumond Wolff, wurde zum Gesandten in Bukarest und der bisherige Gesandte in Bukarest Lascelle3 zum Gesandten in Teheran ernannt. Berlin, 31. Juli. Bei der Deutschen Bank wurde eine bedeutende ZäAlchung entdeckt. Ein mit der Abstempelung der Schlußscheine betrauter Beamter hat gemeinsam mit einem hiesigen bekannten Börsenmailer in russischen Nobelnoten seführt. Die Engagement wurden von dem Börsenmailer als angeblich im Auftrage der Deutschen DBanf abgeschlossen vermittelt. Durch eine Fälschung der Bücher wurde die Manipulation der Kenntnis der kontrollrenden Beamten und der Direktion entzogen. Die Engagements betragen fünf Millionen zweihundertundsiebzigtausend Rubel. Die Kurse bewegen ss zwischen 244 und 218. Wenn die Deutsche Bank, wozu sie gezwungen erscheint,iese Engagements als die ihrigen anerkennt, so beträgt der Verlust, den sie erleidet, unegefähr eine Million einmal hbunderttausend Mark. Die Mairegeln zur Bestrafung der Schuldigen sind bereits getroffen. Pokal-Beitung. Lokalnotizen. * Seine k. u. k. Hoheit, Herr Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este ist Donnerstag Nachts in unserer Stadt eingetroffen. * Unser Diözesanbischof, Dr. Johann v. Balfa wurde — wie wir mit tiefem Bedauern vernehmen — am rechten Sonntag während des Lesens einer Messe in der Schloßkapelle von einem heftigen Unwohlsein befallen und brach vor dem Altare zusammen. Seine Umgebung brachte den fransen Oberhirten sofort zu Bette, welches er — obschon er sich seitdem einigermaßen erholte — noch immer zu hüten genöthigt ist. * Offiziers-Sceibenschießen. Heute Samstag, den 1. August, Nachmitta, 5 Uhr, findet das diesjährigelegte Offiziere-Scheibenschießen, verbunden mit einem Bettschießen statt. Alle Herren des Zivilstandes, welche vom vorigen Jahre Einladungskarten zum Offiziersschießen befigen, sind Hiezu sammt ihren Damen höflichst eingeladen. * Laut Erlaß des Kultus- und Unterrichts- Ministers, welcher dieser Tage den Munizipien zuging, können Jünglinge mit an der Bürgerschule absolvirten 6 Klassen, wenn sie die Prüfung aus der lateinischen Sprache für die 6. Klasse des Gymnasiums mit Erfolg bestehen, als Apotheker-Braiiilanten aufgenommen werden, jedoch genießen dieselben nicht das Recht die Einjährig-Freiwilligen-Dienste. * An Schlagfunß gestorben. Der Registrator bei derBetriebsleitung der „Raab-Oedenburg- Ebenfurter Bahn“, Herr Franz Beitl, ist Donnerstag Abends gegen 8 Uhr auf der „Alm“, wohin er nach den Amtsstunden einen Spaziergang unternahm, vom Sclage gerührt worden und war augenblicklich todt. Erst vor mehreren Wochen starb Beitl’ Frau und nach kurzem Alleinsein folgte er ihr und Grab. Der Dahingeschiedene Hinterläßt einen Sohn und eine Tochter. * Neupflasterung der Theatergasse. Bei den jegt so häufig vorkommenden Regenmettern hat sich als großer Uebelstand bemerkbar gemacht, daß das Erdreich, welches gelegentlich der Pflasterung ausgehoben wird, nicht rasch genug weggeführt wir. Begonnen wurde vor einigen Tagen damit am Yildmarkte, von wo zwei Erdhaufen weggeführt wurden, aber so, daß auch von diesen noch etwa eine Schichte übrig blieb; weiter hinauf gegen das Theater zu, wo die Straße enger wird, liegen ganze Erdhügel, welche durch den täglichen Regen zu einer breiartigen Masse verwandelt, die ganze Masse ungangbar machen. Daß diese Erde weggeführt werden muß, unterliegt doch seinem Zweifel und so ist es doch am besten, Dieselbe gleich wegzuführen und zwar gründlich, weil jegt die Straße ganz unproftitabel ist, die Erdhaufen versperren den Weg und das Trottoir ist noch nicht fertig, somit ist die ganze Gasse sozusagen nicht passirbar. Von einer Beaufsichtigung des Verkehres und der Durchführung der Arbeiten ist sehr wenig bemerkbar. Vielleicht will man durch diese absichtliche Absperrung der Gasse unsere Streif- und Wirthschaftsfuhren endlich auf die Straße am alten Kornmarkt renfen, denn mit den Warnungstafeln, welche dem schweren Fuhrwerke den Verkehr durch die Theatergasse verbieten, wird man, wie die Erfahrung zeigt, ebenso wenig ausrichten, als mit dem Verbote des Schnalzeng und zwar umso weniger, als die Berbotatafel so angebracht ist (am Hause Nr. 13), daß der Betreffende sie erst dann sejen kann, wenn er bereits in die Gasse Hineingefahren ist. * Marktbericht. Die regnerische Witterung hält in unserer Gegend wo immer an, wodurch die Druscharbeiten nicht vorwärts kommen. Die auf dem Felde lagernde SGrucht leidet sehr an Dualität und wenn ein Witterungsumschlag sich nicht baldigst einstellt, ist der Schaden ein unermeßlich großer. Die Heutige Zufuhr an Getreide war am hiesigen Plage noch immer eine geringe und sind die erlösten Preise, sowohl für Weizen als Gerste mehr nominel. Weizen wurde verkauft von fl. 9.80 bi fl. 10.50, bessere Gerste bis fl. 7.60. Korn erzielte fl. 8.40. An Weizen waren zirka drei, an Gerste bei vier Waggons am Blape. K+K. * Don Dedenburg nach Wien, ober Ebenfurt. In unserer Freitagsnummer erwähnten wir bereits, daß vom 1. August I. 3. angefangen ein direkter Berfeht auf der Raab - Dedenburg- Ebenfurter Bahn mit der Österreichischen Staatsbahnı und Aspangbahn nach Wien stattfinde. Mean wird sonach von Oedenburg aus über Ebenfurt, Sollenau u. |. w. mit direktem Anschlusse — ohne umzusteigen — nach Wien fahren können und zwar kommt hiebei der Zonentarif in Anwendung. Die Züge verkehren, wie bekannt, dreimal täglich von hier nach Wien und zwar geht der erste Zug von hier gegen Wien ab um 6 Uhr 2 Minuten Früh, der zweite um 10 Uhr Bord mittags, der dritte um 3 Uhr 25 Minuten Nachmittags. Die Fahrzeit ist 2%/, Stunden. Die Breite des Zonentarifes sind folgende: Von Dedenburg nach Wien 1. Klasse fl. 2.95, 2. Klasse fl. 2.10 und 3. Klasse fl. 1.15; man wird jonach von Dedenburg nach Wien und zurück fl. 2.30 in der 3. Staffe zu zahlen haben. Die Zwischenstationen betreffend foftet die Fahrt von Dedenburg nach Sollenau 1. Klasse fl. 1.60, 2. Staffe fl. 1.20 und 3. Klasse 70 kr., von hier nach den Stationen der Aspangbahn und zwar nach Zwattendorf, Traiskirchen, Truman und Oberwaltersdorf, welche in eine Bone fallen: 1. Klaffe fl. 1.90, 2 Kaffe fl. 1.40 und 3. Klaffe 50 kr.; nach M.Lanzendorf und Zentralfriedhof 1. Klafse fl. 2.50, 2. Slaffe 1.80 und 3. Slaffe fl. 1.—; nac) Biedermannsdorf (Lorenburg) 1. Klaffe fl. 2.20, 2. Slaffe fl. 1.60 und 3. Klasse 90 kr. &3 stellen sich jenach die Fahrpreise der benannten Anschlußbahnen zwischen hier und Wien beträchtlich billiger heraus, als die auf der Südbahn. Ba . s. « .s.)-..."