Oedenburger Zeitung, 1901. Mai (Jahrgang 34, nr. 101-124)

1901-05-01 / nr. 100-101

1. Mai 1901. denburger Beitung. 2 historische Orte und Bauten im Komitate Sopron. Mit VBenügung verschiedener Duellen mitgetheilt von Tome, Sopron und seine U­mgegend. (Fortlegung.) 1793. Der Bau eines Komitatshauses wird in Plan genommen. 1797. Am 16. August trifft Königin Maria Theresia, Prinzessin von Neapel (Gemahlin des Königs Franz I.) in Sopron ein und nimmt im Rosengarthause Wohnung. Am 17. kommt auch der König Hierher, worauf er mit seiner Gemahlin die Heimreise antritt. 1801. Palatin Erzherzog Sofef hält sich längere Zeit in Sopron auf, der Palatin sucht mit Vorliebe die unwaldigen Anhöhen bei Boz und Kis Ezenj auf. (Zur Erinnerung dessen : die sogenannte "Balatinak­apelle" und die Gloriette in Boz mit der Zivijchrift : „Josepho Austriaco, Palatino Hungariae“.) 1802. Die Franzi­sfanerkirche geht in den Besit des Benediktinerordens über. 1804. Ritter Ludwig dr. Benedef, (der nachmalige Feldzeugmeister, eine hervorragende Gestalt des Krieges vom Jahre 1866, gestorben am 27. April 1891 in Graz) erblicht in Sopron das Licht der Welt. 1808. Ein großer Brand verursacht in der Vorstadt immensen Schaden zwischen König Franz und Napoleon bricht der Krieg abermals aus, welcher zu Ungunsten DOesterreich-Ungarns endet. Die Franzosen belegen Wien und marschieren alsbald im Komitat Sopron ein. General Durute ‚und der Kaiserliche Intendant Ricce treffen am 17. Mai in Sopron ein. Einzelne französische Truppenabtheilungen werden in den Ortschaften Orlop, Szent-Margit, Rupt, Medgyes, Czinfalva, Nagyhöfldny und Ofa einquartiert, in der Stadt Kismarton aber ein Verpflegemagazin errichtet. Am 17. Mai Nachmittags 2 Uhr langten die ersten Franzosen vor den Mauern Soprong an, wo sie außerhalb der Stadt der Kom­­mandant der Bürgergarde, ein gewisser Bonz begrüßte. Bald darauf konferirten vor dem Stadtthore (Wienerthor?) ein französischer Dini­ier mit den Nathöherren. Das Gespräc erfolgte seitens des Offiziers mit dem Obersten Artner von der Bürgergarde in französischer Sprache. Stuhlrichter Torkos ließ Wein bringen. Oberst Artner trank auf da Wohl Napoleon, worauf der kaiserliche Offizier galant auf Ungarn und Sopron einen Trinf­­spruch aufbrachte. Die gemüthliche Konferenz endete aber dennoch mit Bmistigkeiten, weil Artner dem Franzosen vor Argmnwohn auf Schritt und Tritt folgte, was dem napoleonischen Offizier in nicht geringen Zorn verfegte. (Aus alten Aufzeichnungen). « Am 20.Mai ums Uhr Morgens bringen französische Jäger die Proklamation Napoleons in die Stadt. Am 28. Mai Vormittags legt die Soproner Bürgergarde auf der Wiese neben der Schönherrmühle den feierlichen Eid ab, dem Vaterlande treu zu bleiben. Am 29. Mai marsc­h­en die ersten größeren französischen Truppenabtheilungen in Sopron ein. Am 1. Juni (Fronleichnam) betheiligen sich auch die französischen Soldaten an der üblichen feierlichen Prozession. Am 4. Juni kommt Eugen, der Vize­­könig von Italien nach­ Sopron und nimmt im Széchenyipalaig Wohnung. Im Laufe des Sommers wird für die französischen Truppen ein großes Proviant­­magazin errichtet. Die Stadt und die um­­liegenden Ortschaften sind verpflichtet ein ge­­misses Quantum von Lebensmitteln einzu­­liefern. So werden im Juli und August 502 Stük Schlachtochsen im Gesammtgewichte von 786 ° 50 Rentner, 64016 Liter Wein und 6126 Liter Branntwein, außerdem große Vorräthe von Mehl, Hafer und Heu im Magazin er­­legt. Die kirchlichen und Zivil-Würdenträger, sowie auch die Bürger müssen hohe Abgaben leisten. Ende Juli verläßt Vizekönig Eugen von Italien die Stadt und verlegt sein Haupt­­quartier nach Kilmarton (Siehe: „Eventus invasionis Gallorum Sopronienses tempore 1809"). Am 15. August, dem Festtage zu Ehren Napoleons ist auch Sopron der­­ Schauplat großer Feierlichkeiten. In der oberen Stadt­­re­zelebrirt Abt-Stadtpfarrer Michael erghoffer ein Te Deum laudamus. Nach­­mittags findet ein großes Bankett statt. Abends aber werden das Jankovics’sche Haus, die Kaserne und d9s Lager iluminirt. Im damaligen Kasino kostet beim gemeinsamen Souper ein Gedecht ohne Wein 16 Gulden. (Alte Chronik). (Bortregung folgt.) Engelbericht aus Oedenburg nach Westungarn. Tageskalender. Mittwoch, 1. Mai. Katholiken Phil. u. Zac. — Protestanten: Phil. n. Zac. — Grie­­chen: 18 Johann D. — Donnerstag, 2. Mai. Katholiken : Ahanasius. — Protestanten : Sigmund. — Griechen : 19 Paphnutiug. Dedenburg, 30. April. BEE Anläßlich des morgigen 1. Mai­­tages und der damit der Arbeiterschaft im Lande gewährten Feier dieses Tages, geben wir morgen kein Blatt heraus, sondern er­­scheint die nächste Nummer der „Dedenburger Zettung“ am Donnerstag Abends. * Personalnagrcchten. Prinz Friedrich zu Schaumburg&ippe bat sich mit seiner Gemahlin, Brinzessin Louise von Däne­­mark zum Besuche seines Vaters, Feldmarschall- Lieutenant Prinz Wilhelm zu Schaumburg- Lippe nach Wien begeben. — Die fürst­­lichen Brüder Dr. Nikolaus und NAudolf Esterház,y Sowie der­­ Reichstags­­abgeordnete des 2 Nagymartoner Wahl­­bezirkes, der E. u. E. Truchseß, Dr. Gustav v. Degen wurde gestern in Budapest von St. Majestät in Audienz empfangen — Dr. Wilhelm Gaar, der gewesene Redakteur des „Sopron“, gegenwärtig Sekretär im Fr. ung. Justiz­­ministerium, welcher während seines Hierjeing eine in allen Kreisen überaus beliebte und hochgeachtete P­ersönlichkeit war, meist gegen­­wärtig zu Besuch seiner hiesigen Verwandten und Bekannten in unserer Stadt. * Designation. Baron Anton Augusti­­nek hat an den Vizepräses des Theater­­untersftügungsver eines Adporaten Abel Berecz ein Schreiben gerichtet, in welchem er bekannt gibt, das er von dem Ehrenposten als Präses des genannten Vereines zurücktrete. * euer Prüfungskommissär. Der Kultur- und Unterrichtsminister hat Dr. August Scholg zum Maturitätsprüfungs- Kommissär der Soproner Staats- und der Pozsonyer höheren Gremial - Handelsschule entsendet.­­ Wahlbewegungen im Siomitate. Ob­­wohl der Termin der Reichstagsabgeordneten­­wahlen nicht bestimmt ist, werden schon überall im Komitate lebhafte Bewegungen ins Leben gerufen. In­ Cgornaer Wahlbezirke soll Alexander Sugär mit liberalem Programme ala Gegen­­kandirat Stefan v. Rakovsky's (Voll­­partei) aufgestellt werden. Auch im Esterházner Wahlbezirk­ scheint die Position der­ Volks­­partei erschüttert zu sein. Der bisherige Abge­­ordnete, Abt Johann Molnár hat es für gut befunden, sich noch bei Zeiten mit einem anderen Wahlbezirke in Kontakt zu legen, um auf diese Weise — hier oder dort — doch eines Mandates sicher zu sein. — In Esterháza wird Graf Paul Szapáry als Abgeord­­netenkandidat (liberal) auftreten. — Im Szabadbärän der Wahlbezirke tritt, wie mir bereits berichteten, Graf Paul Niczty gegenüber Graf Johann ZichYy mit liberalem Programme als Kandidat auf. — Aus dem Löpder Wahlbezirke liegen und zwar seine näheren Daten vor, man muthmaßt jedoch, daß auch Hier die Volkspartei respektive deren bisheriger Abgeordneter, Rudolf Pauß der schweren Stand haben werde. — Im Kapu­­bärer Bezirke endlich ist noch Alles ruhig, die nahenden Wahlen haben dortselbst noch seine politischen Wogen hervorgerufen. * Begrüßung. Sonntag Nachmittags 3 Uhr wurde die in der Blüthe ihrer Jugend dahingeraffte Tochter Gisella des städtischen Doberfizlalg, Friedrich Rund im ebang. Friedhofe zur ewigen Ruhe bestattet. Außer den nächsten Verwandten betheiligten sich viele Sorgen der hiesigen Gesellschaft an dem Begräbnisse, auch Bürgermeister Josef dr. Gebhardt war im Friedhofe erschienen. Die Hilfegenossenschaft für Handel und Gewerbe, deren Anwalt Herr Kund ist, war forporativ vertreten. Die Trauerzeremonie vollzog Pfarrer Josann Brunmer, der eine tiefergreifende 2. hielt, bei der fast sein Auge thränenb­er­ieb.­­ Der Arbeiterfeiertag. Der 1. Mai am­ Arbeiterfeiertag wird voraussichtlich Hier in Sopron wie immer ruhig und würdig ver­­laufen, denn die hiesige Arbeiterschaft ist viel zu besonnen und loyal gesinnt, um ss von den wenigen h­ierartigen Agitatoren für die zur Zeit noch unerfülbaren Klassenforderungen des Proletariates zu tumultuösen Demon­­strationen hinreißen zu lassen. Unsere Arbeiter, denen auch hier von den meisten Fabrikanten und Arbeitsgebern der 1. Mai freigegeben wurde, werden den Tag zur Erholung und harmloser Luftbark­eit im Freien verwenden, (wozu mit ihnen das günstigste Wetter unwünschen) und es gewiß unterlassen durch lärmende Ver­­sammlungen und aufregende Manifestationen den Ernst und die Würde, welche die Oeden­­burger Arbeiterschaft bei allen ihren Aktionen bis jeßt bekundet hat, aufzugeben und so ihren guten Ruf als eine der mustergiftigsten im Lande auf’8 Spiel zu sehen. * Todesfall. Gestern Abends 7 Uhr B_ hier der B. u.­ubestandes Andrea Wellanschig nach langem schmerzvollen Leiden, im 67. Lebens­­jahre. Hauptmann Wellantschik diente mit Auszeichnung im 48. Infanterie-Regimente und hat die Tyeldzüge 1859 und 1866 in Italien und den Aufstand in Dalmatien mit­­gemacht. Seit dem Jahre 1882 in Pension, zog er zulegt im Jahre 1886 nach Sopron zu seinen hier lebenden zwei Brüdern, und widmete sich seither mit großem Eifer den Angelegenheiten der Schule und des katholischen SK Konventes. Sein Verlust wird in einem weiteren Kreise tief beklagt, besonders aber von seinen nächsten Angehörigen, Herrn Mathiad Wellanschig jammt Frau und Kindern und Herrn Johann Wellanschik, kön. Post- und Telegrafen-Inspektor jammt dessen Kindern und Schwiegersohn, sowie von den Familien Spac­h und Ullein. Das Leichenbegängniß des Dahingeschiedenen findet mit den seinem Range gebührenden­­ militäri­­schen Ehren morgen­sMittwoch um 3 Uhr Nachmittag nach dem fath. Friedhöfe statt. * Besondere Begünstigung für Klassen­­logläufer, deren Lose nicht gezogen werden, bietet die größte Klassenlos-Verlaufs­­stelle de Landes, die Rationale Wechsel­­stuben- Willengesellschaft in Budapest. Prospekte versendet genannte Anstalt auf Verlangen gratis und franko. * Ein Schen gewordenes Pferd ver­­ursachte Heute Vormittag zwischen 9 und 10 Uhr in der Stadt große Panik. Das Thier, welches vor einen kleinen Wagen gespannt war, raste von der Langen Zeile durch die Kirchen- und Klostergasse und über den Rath­­hausplag zur Spitalbrücke Bmwar wurde wiederholt der Versuch gemacht, das scheue Pferd in seinem Laufe aufzuhalten, aber erst dem an der Ehe der­­ Heiligengeistgasse posterten Polizeimachmanne Nr. 16 gelang es, das Thier zum Stehen zu bringen. Der Kutscher war so unvorsichtig, den Wagen aus­­sichtslos vor einem Haufe in der Langen Zeile Halten zu lassen. Er wurde daher gegen den Kutscher die Anzeige erstattek. * Aus dem Gedenburger Matrikelamte. Vom 27. April bis Heute wurden folgende Geburten angemeldet: Der Anna Schaul, Biegelarbeiterin ein Mädchen (Theresia, r. £.); der Marianna Springer, N­äherin ein Mädchen (Anna, r. 1.) ; dem Karl Maär, Weingärtner und Gattin ein Mädchen (Karoline, ed.); dem Samuel Schwarz, Advokaten-Diurnist und Gattin ein Mädchen (Margarethe, ifr.); dem Michael Zalka, Wagner und Gattin ein Mädchen (Mlcisia, r. E.); dem Ludwig Boor, Gardist und Gattin ein Mädchen (Rosina, ev.); dem Satob Schwaby, Spezereimaarenhändler und Gattin ein Mädchen (Georgine, r. f.); dem Karl Ring- Hofer, Weingärtner und Gattin ein Mädchen (Theresia,­­ Verkündigungen: Johann Berger, Anstreicher- _ gehilfe (Wien) und Kristine Tomjkis, Näherin (Sopron); Anton Rezl, Bädergehilfe und Anna Sattler, Näherin (Sopron); Michael Binder, Schlossergehilfe und Sofie Tremmel, Näherin (Sopron). Eheschließungen: Franz Greiner, z. E. Maschinenwächter (Sopron) und Anna Big, r. f., Dienst­­fe. Hauptmann des Bi ir­ee. ee Dil 0052 he RRRERBERETE, PEN: Bern

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