Oedenburger Zeitung, 1920. Juli (Jahrgang 52, nr. 147-173)
1920-07-10 / nr. 155
Seite 2 der S Freiheitstampf der Albaner. (Drahtbericht der „Oedenburgereitung“.) Budapest, 9. Juli. Gegenüber den aus Varid und Belgrad herrührenden telegraphischen Nachrichten über durch die italienischen Truppen in Valonachhergenommenen ie erklärt die Budapester Italienische Misftion von neuem und zum legten male, daß die Nachrichten selbst aller Grundlage entbehren und lediglich ein Beweis der anrüchigen Mittel und Wege sind, deren sich gemwisfe serbische Kreise bedienen, um über Italien nachteilige Gerüchte im Umlauf zu sehen. Budapest, 9. Juli. Nach einer Meldung aus Paris hat eine Abteilung D’Annunzios die albanische Stadt Durazzo belegt. « Ins neue Wiener Kabinett. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Wien, 9. Juli. In der gesirigen Sigung der Nationalversammlung gab Staatssekretär Dr. Mayer in kurzen Zügen das Programm der neuen Regierung benannt. Er sagte: Als Vorlegender des neuen Kabinettes, welches eines politischen Kabinettchefs entbehrt, bin ich weder berufen noch befugt, eine Erklärung über die politischen Ziele und Absichten der gegenwärtigen Staatsregierung in der sonst üblichen Weise abzugeben. Trogdem will ich mir gestatten, mit wenigen Worten den Charakter und die wichtigsten Aufgaben dieses S Kabinettes wenigstend andeutungsweise zu kennzeichnen. Diese, auf Grund des Schon erwähnten Gejeges über die Abkürzung der Gesettgebungsperiode der Nationalversammlung gebildete Regierung, ist ihrem Charakter und Wesen nach eine unpolitische Hedergangsregierung schon zeitlich genau beschränfter Dauer. Ich hoffe zuversichtlich, daß dieses Hohe Haus, troß ferner nunmehr auf wenige Monate beschränften Lebensdauer in dieser Hebergangszeit auch die großen Fragen der Vermögendabgabe und der damit unmittelbar zusammenhängigen Finanzgeiege, Tomte des politischen Neubaues der demokratischen Republik dur die Schaffung der Bundesverfassung glückich erledgen wird. Zur Bewältigung dieser großen und schwierigen Arbeiten, sowie auch jener Geseke, vorwiegend sozialer und wirtschaftlicher Natur, die nach den Beschluß des Hauptausschusses diese Nationalversammlung noch beshäftigen wollen, erbitten wir im Der wußtsein der schweren Verantwortung Die auf und faltet, die Hinterstoßung dieses hohen Hauses. Die englisch-russischen Verhandlungen. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Kopenhagen, 9. Juli. Das Blatt „Sozialdemokraten“ meldet, da an Stelle Karajjiins Tschitsherin nach London reisen wird, um die Verhandlungen mit England amtlich fortzulegen. Die Verhandlung hat nicht bloß eine wirtschaftliche Vereinbarung, sondern auch ven politischen Frieden zum Ziel, um Ein Briefter in Deutschland Minister. . (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Berlin, 9. Juli. Der neue deutsche Arbeitsminister ist bekamntlich der katholische Briefter Brauns, der das Amt nur unter der Bedingung angenommen hat, daß der Papst hiezu seine Zustimmung gibt. Nun ist diese Zustimmung vom päpstlichen Stuhle eingelangt. Brauns ist der erste Briefter, der in Deutschland Minister geworden ist. Die Dividende der Oesterreichisch- Ungarischen Bank. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Wien, 9. Juli Sn der legten Generalversammlung der Oesterreichisch-Ungarischen Bank tonede bekanntlich die Auszahlung einer 5%, tigen Dividende beschlossen, doch unterblieb die Auszahlung der Dividende infolge eines Protestes des tschechischen Negierungskommissards. Nun hat der Chefredakteur der „Wiener Som und Montagszeitung“ Dr. Ernst Kleebinder als Aktionär eine Klage gegen die Bank auf Auszahlung der Dividende von 100 Aktien angestrengt. Die Klage steigte sicharauf, daß der Negierungskommissär für die Tschechoslowakei überhaupt sein Negierungskommissär im Sinne der Etatisten der Bau sei und daher die Aufschiebung der Auszahlung der Dividende dem Gerege t widerspreche. Nachdruck verboten . . EEE TETEEELEEETEEEETLEEEZEETETERIL ET Dedenburger Zeitung 10. Zult. Oldenburger Starhrichten [Ssisioisioisisioisioının vilidıe siimlwhennı ajfioin einldimaiin, Dr. Karl Heimler seines Amtes enthoben. Der Oberstadthauptmann. Dr. Karl Heimler wurde vom Minister für Inneres von seinem Amte enthoben; provisorisch tritt Dr. Adalbert Nagy von Felsöbüf an seine Stelle. Bom Rathanse. Den geitern er franften Bürgermeisterstellvertreter Dr. Schindler wird auf Krankheitsdauer Dr. Gerenceder vertreten. Transferierung. Der hierorts allgemein bekannte und beliebte Obercontrollor der Südbahn Dr. Georg Hußär wurde nach Budapest verlegt. Bisher war er beim hiesigen Südbahnhofe zur Dienstleistung eingeteilt. Die Reifeprüfungen an der höheren Handelsschule wurden am 7. d. M. beendet. Das Resultat ist ein sehr gutes. Von 19 Anwärtern bestanden 2 mit Vorzug, 12 gut und 5 einfach. Dies ergibt einen Äußerst günstigen Durchschnitt. Promotion. Der Sohn des seinerzeit gut bekannten, hiesigen Papierhändlers KRlenfa, der Obercontrollor der Sanft Stephans-Gesellschaft Hans Klenka, wurde in Budapest zum Doktor der Philotophie promoviert. Yeberzahlungen zu Gunsten der Kriegsgefangenen. Anläßlich der Heimkehrervorstellung des russiischen Künstlers Sefremro am 1.8. M. im städtischen Theater wurden folgende Heberzahlungen geleistet : Regierungskommissär Dr. 33emberg 200, Bürgermeister Dr. Thurner 200, Komitatsmilitärkommando 100, N. N. 14 und N. R. 16 Kronen. Besonderen Dank verdient der Spediteur Friedrich, der unentgeltlich das vom Staufenburg Verein großherzig umsonst beigestellte Klavier vom Stasino in das Theater und zurück befördern ließ. An die Kriegsinvaliden, Witwen und Maisen. Wenn man mit Kriegsinvaliden oder Kriegswitwen über ihre Versorgungsangelegenheit spricht, so hört man nichts als Klagen und Erbitterung über die mangelhafte, ungenügende Versorgung und troßdem fommen sie ihren eigenen Interessen, daß sie die in den Zeitungen veröffentlichten Aufforderungen, sich als ordentliche Mitglieder des Kriegsinvaliden-, Kriegswitwen- und Kriegswaisen-Nationalvereines in der ABer Kaserne, Offiziersgebäude, Tür Nr. 9, melden mögen, nit nach. So wird durc diese Gleichgültigkeit Die Gründung des Vereines in Frage ge jtellt und die gute Absicht, Die nötige Hilfe zu bringen, dur) die Hilfsbedürftigen selbst vereitelt. Aber nicht nur die eben Hilfsbedürftigen von heute müssen sich bei der Gründung des Vereines mit Eifer bestreben, sondern auch diejenigen, die in guten materiellen Verhältnissen sind, denn niemand kann willen, ob er in Zukunft nicht auch den Verein in Anspruch zu nehmen gezwungen sein wird. Aber auch aus Kameradschaft müßte jeder dieser geringen Verpflichtung nachkommen, um seinen Kameraden, respektive deren Familien, die Möglichkeit einer ausgiebigen Hilfe haften zu können. Es werden daher nochmals alle Kriegsinvaliden, Kriegswitwen, die Vormunde der Kriegswaisen aufgefordert, sich unverzüglich in dem oben angeführten Zofale zu melden. Die Herbstausstellung der Dedenburger bildenden Künstler wird auch heuer abgehalten. Dieses Jahr war besonders reich an künstlerischem Schaffen und es it eine äußerst reiche Beschrkung der Ausstellung zu gewärtigen. Eine unverbesserliche Preistreiberin. S Die Inhaberin des Milchgeschäftes Alter Kornmarkt Nr. 1, Therese Moderer, wurde bereits zum zweitenmal angezeigt, daß sie die Milch statt K 5,50 ım K 8— per Liter verkauft. Die unver» besserliche Preistreiberin wird num einer exemplarischen Strafe entgegengeführt. Heimkehrernachrichte ih Der auf russische Treflungenschaft zurückgekehrte Oberleutnant Albert Acel verständigt die Angehörigen,daß Fähnrich d.Nes. Leopold Kirchmayer vom 18.Honvedregiment im Sommer 1919 in Irtutgh aus der Nuhr gestorben ist.Oberli. Acels Adresse ist Balogpalothjfalm Origsonagyar im C Sother Heim«kehrerslagenrafen folgende Heimkehrereim Johann Vargaa-u5Vag,Josef Hor- Viith aus Sopronhorpac5,Emmerich Horviithi aus Dapti,Alexander Binder aus Hidling,Jgsnaz Asbothaug Szany,Johann Neiteriig sang Baumgartem Thomas Sauwald aus Mühlendorf. Die Inanspruchnahme der gesperrten Einlagen als Staatsanleihe. Die Regierung erlaeg am 30. Juni eine Verordnung, wonach alle im Sinne des S 11 der Regierungsverordnung Nr. 1700/ 1920 M.E. gesperrten Beträge über 16.600 als Staatsanleihe derart in Anspruch genommen werden, daß die Beträge über K 25.000 ganz, von den Beträgen unter K 25.000 jedoch nur der K 10.000 überschreitende Teil an die Staatsfajja abgeliefert werden muß. Die irrige Auslegung dieser Verordnung gab Vielen zu grundloser Beunruhigung Anlaß. Von der Regierung wurden nämlich nicht sämtliche Einlagen über 10.000 als Staatsanleihe in Answpruch genommen, sondern nur jene Beträge, welche im Sinne der erwähnten Verordnung gesperrt wurden, d. h. welche zwischen dem 8. und 18. März als Einlage — also nicht zur Tilgung einer Schuld — eingezahlt wurden, während bezüglich der vor dem 8. März und nach dem 18. März deponierten Beträge die Forderungen der Eigentümer unverändert aufrecht bleiben. Der Prozeßt gegen Dr. Strider. Die Angelegenheit des vor einigen Tagen verhafteten Dr. Strider interessiert die Deffentlichkeit um so mehr, als nur wenig Anhaltspunkte über die zur Last gelegte Handlung oder Haltung bekannt”” geworden sind. Erst die bereits festgelegte Hauptverhandlung am 15. d. M. wird volle Aufklärung bringen. l »Bergili!« Originalroman von H.Evurih5-Mahlek. (16.Fortsetzung.) „Ruf mit dem Heiraten — Baby — das ist so ein Ding. Da gibt man doch alle persönliche Freiheit auf. Mit dem Flirten ist es dann ganz vorbei.“ „sa, damit mußt du nun aufhören. Das drückt dich wohl am meisten?“ — wehte sie. Er seufzte Herz brechend und in seinen Augen funfelte es schon wieder. „&s war aber do sohön, Baby — all die Lieben, hübschen Dinger!“ „Du bist wie ein Schmetterling von Blume zu Blume geflogen, du Unband,“ Ihalt sie lächelnd, „sa, und nun muß der Schmetterling bei einer einzigen Blume jejbgen. Er wird am Faden gehalten und darf nicht mehr fliegen. Dabei wird er dich und behäbig. Du, Lori — stell dir vor, wenn ich Fett anrege und eine Glaße kriege — biir — schauerlich.“ Sie lachten beide. „Mit dem Fett und der Glaße hat es wohl noch lange Zeit. Feitjigen mußt du nun freilich, armer Schmetterling.“ „Schauerlich!“ stöhnte er. Endlich fragte Hans-Georg unver. Dann sahen sie eine Weile stumm und sahen hinaus in den blühenden Garten, mittelt: „Je gefällt dir Traute Y Lantwig — 2ori?“ Sie sah ihn nicht an und rührte si nicht, aber ihr Herz trampjite sich wieder in wildem Schmerz zusammen. — Sie wahte, warum er sie nach Traute Lantwig fragte. Und sie dachte, wie seltsam es da war, daß sie Traute Lantwig nie hatte leiden mögen. In Lori war eine starre Antipathie gegen dieses scheinbar je rührend findliche Geschöpf. Weil sie mit Gemeißheit fühlte, daß Trautes Liebenswürdigkeit einstudiert war, genau wie die rührenden Posen zarter Kindlichkeit. Traute war mnehr — unwahr — und das widerstrebte Loris ehrlichem ‚Empfinden. Sie hatte, wenn die andern jungen Leute herumtollten, zuweilen Beobachtungen gemacht und ‚mit feinem Instinkt hatte sie die Lüge in Trautes Mesen erfannt. Aber — ging sie nicht nur zu scharf mit Traute ins Gericht, weil diese ihr unisympathisch war? Oder war es nur ihre Empfindlichkeit, weil‘ Traute ihr gegenüber einen herablassenden Ton hatte? Ac nein — das alles war es nicht, es lag ihr eben im Gefühl! Aber weil es eben nur im Gefühl lag, durfte sie dieser Abneigung seine Worte geben. Wäre Lori nun selbst im Herzen unbeteiligt gewesen, so hätte sie Hans- Georg offen und ehrlich ihre Bedenken über Trautes Charakter sagen können. Aber so vermochte sie sein Urteil abzugeben. ··»Hm!·Ich wollte nur wissen,wie sie dir gefällt!« »Warum?«fragte sic unsicher: „Weil ich mit Vater erörtert habe, ob Traute Landwiß zur Herrin von Hohenstein passen würde. Wir sind übereingenommen, daß ich um sie anhalten will, wenn sie an dir gefällt. Denn, siehst du, Lori, ich muß wissen, ob sie dirympathischst. Du mußt doc wie eine Schwester mit meiner künftigen Frau leben. Würde dir das mit Traute vielleicht schwer fallen?“ Lori saß ganz still — aber ihr Herz klopfte schmerzlich. Kein Zug ihres Gesichts verriet ihre Empfindungen. Und es stieg wie eine heike Ladung in ihr auf: „Sage ihm, daß du sie für falsch, für unwahr Hältst, dann wendet es si von ihr ab.“ Aber sie zwang das nieder. Sie durfte nicht in sein Schiesal eingreiffenne sie zu wenig. Hans-Georg. Wir kommen selten zusammen und dann fast nur in größerer Gesellsschaft. Sie ist sehr schön — aber das weikt du so gut, als ich.“ Jen. War es nur Traute, so wählte er eine andere. Keine aber würde ihr würdig scheinen, Hans-Georgs Frau zu werden. Keine. So sagte sie ruhig: „Rein, es wird mir nicht schwer fallen. Auf mich sollst du überhaupt seine Rücksicht nehmen — die Hauptsache ist dDoH, daß du glüklich wirst.“ Er lachte ein wenig überlegen: „ch, Baby, du träumst wohl von so etwas wie rosenroter Glücseligkeit für mich? Nein, das darfst du für mich in der Ehe nicht vorauslegen. Weiht du, das ist mehr so eine Art notwendiges Uebel. — Du fleines, dummes Baby träumst natürlich von einem großen und romantischen Glück, von einer alles bezwingenden Liebe. Das besteht aber nur in der sehnjährigen Phantasie junger Menschen, Lori. Ich habe auch einmal daran geglaubt — habe gesucht und gesucht nach diesem Glück. Wie oft glaubte ich, Die wahre Liebe, von der die Dichter singen, gefunden zu haben! Aber es war immer eine Täuschung — ein kleiner Rausch, in den man ji selbst Hineinsteigert und aus dem man mit einem Rabenjammer erwacht. Na, jet gebe ich das Suchen auf. Ich begrabe meine Ideale, ohne die vielbesungene Liebe kennen gelernt zu haben und bescheide mich mit meinen Erfahrungen. (Fortlegung folgt.) , Möbel, Wein- und Schnapsjä Schreibtische, Wandupfen, komplette Reitsattel, Gold- und Silbergegenständeräte fünnen Sie ich preiswilch tas Verus bazystraße . Schaffen im Charité, Oedenburg, Eiter