Oedenburger Zeitung, März 1922 (Jahrgang 54, nr. 49-73)
1922-03-01 / nr. 49
Mäitwokkz,ss1.Miirz-1922. ---.;««s.sz-:«-CHIHHTHHHAFHIJFcis-,- s.«--;20---:-;» Dedenburger Zeitung “ 37 . -- · an _ Heute Afchermittio deute Afhermistwoch, gefteen) | « Wozu hlksjuebxkgaugiolgenanf Beseitess Lachemns und deB Tanzer die Wochen ernstsrsijökehr und strenger Entschaltsamkit Dych ehe Aichermittwoch die grauen Pforten der Fasten Zeit öffnet,macht Pickuz-Kakueval»von’s,einem Freiheitsbriefe «noch einmal vollen Gebrauch.»Alleshats,eine Zeit:es ist eine Zeit des Weineng und des Lachens,eine8ett des Klagens und eine Zeit des Tanzeng.« des königlichen Predigers Salomo haben t von jeher Geltung gehathchon in Griechenland bestand eine Gesellschaft von siebhzig lustigen Peronem dies alstleger I des Humoks weit über die ernten ihres Vaterlandes bekannt waren.Im Mittelalter wurden die Geden und Narrem,gesellschaften immer „häufiger. 1381 entsand eine solde zu Kleve. Die Ordens trat der Mitglieder bestand in gelbroter Lade, einer bunten Kappe, gelben Schellen und schwarzen Schuhen. An den Narren -Spielen beteiligten sie sogar die Geistlichen, ‚und dem Vorwurfe, daß der Ernst ihres Berufes mit dem Zartnahtäult nicht fd recht harmoniere, wußte der Franziökaner- Abt Antibes zu begegnen, indem er an die Barther Universität schrieb:: „Die,Zeter_ ist ur ein Scherz. Die angeborene natürliche Tarrheit de Menschen muß im Jahre‘ wenigstens einmal ausdünsten dürfen“ Selephonissche Nachtgespräche Budapest— Wien zum halben Preise. Nach einer Mitteilungministeriums können auf der baulinie Budapest—Wien vom ı. März ab jeder Zeit von der 21. Stunde sid morgens 8 Uhr im einer im vorhinein zu bestim itenden Stunde dringende Telephongespräche zum halben Preise auf Grund der Bereinbarung mit der Budapester Telegraphen- und Telephondirektion (Márta Zereztater 17—19) abgemuielt werden. Wiederherstellung des Personenverkehranschlusses mit Rumänien. Kac einer Urteilung der kön. ungarischen Staatseisenbahnen wird vom 1. März an Der Personenverkehranschluß nach Rumänien über Bihartereptes— Biparpüspolfi (gegen Nagyoárad) und über Debrecen— Nyir- Abräany—Gimihályfalva (gegen Szatmärnemett) wiederhergestellt. Der Preis des Schwefelkohlenstoffes, welcher zur Bekämpfung der Vhylorera ‚Verwendung findet, „wurde durch den ‚Aderbauminister von 6000 auf 7000 K erhöht. Beilegung der Sperrstunde in Friseurläden an Samstagen. Die Hiesigen Friseure und Rafeure haben aefiern Dem Ressortminister im Wege der Debensburger Handels- und Gewerbekammer ein Gesuch unterbreitet, in dem sie um die Genehmigung der Offenhaltung ihrer Geschäfte an Samödtagen bis 10 Uhr abends bittlich werden. Zeitungsnöte! Uns wird von einem Zeitungsbesißer geschrieben: „Noch nie war die Lage des Zeitungsgewerbes so schwierig wie heute! von Tag zu Tag kommen neue Belastungen, werden alte Belastungen drühender. Der Umiak wäcst ins Riesenhafte, während der Gewinn ständig zurückgeht. Man hat einen größeren Zeitungsbetrieb mit einer großen Festung verglichen. Diese Burg sieht sich aber jet von allerhand feindlichen Geschüßen bedroht. Bor uns die Mörser: „Maklos erhöhte Rapierpreise.“ Hinter uns die Riesenfanonen der Lohntarife. Rechts wahlen die Schnellfeuergeschüge der ungeheueren Postgebühren empor, Tints befehden uns seine ganze Anzahl Steuerfanonen. An„dere Rollen heißen: Lofalmiete, Maschinen und Maschinendefekte, gewaltige Ausgaben von Drudersschwärze,Schmier, DL und viele andere motwertdige Dinge. ‚Früher wurde ‚den Zeitungsbeziehern Die Zeitung so berechnet, daß mit den Betzugsgebühren die Ausgaben für Rapier gedecht waren. Heute muß ein großer Prozente der Anzeigeneinnahmen herhalten, was das Rapier der Leser bezahlt werden kann. Einen anderen hohen Prozentrat fressen die Löhne. Es kommt jet oft vor, daßs der Zeitungsdefiker die Roten der Betriebsführung ‚aus seiner eigenen Tasche bezahlen muß! Kein Munde, daß in den letten Medien eine ganze Anzahl Blätter ihr Erscheinen eingestellt haben, Natürlichen das nicht so bleiben; es muß und wird "besser werden. Aber werden alle Zeitungsbesiger genug Mittel bejiken. Diese noch nie Dagewesene fritische Zeit Zu oe» überstehen?“ Kameradschaftsabend der 18:er. Der populäre, angesehene und beliebte Name des hiesigen Kameradschaftsverbandes der Regimentsangehörigen des ehemaligen 18. Honved-Ltist.-Negid. übte die erhoffte Anziehungskraft aus und der große Kasinosaal fülte sich mit einem festlich gekleideten schwächzen Landes nahmen die Brubber- Publikum, in dessen Reihen wir u. a. folgende Persönlichkeiten jaben: Bürgermeister Dr. Michael Thurner, Vizegespan Edwig Gerday-Wolff, Stationskommandant Oberst Flud de Ragamb und städtischen Oberfisial Dr. Eugen Zeraenyi. Nach den Eröffnungsworten Dr. Mihäalyis ersuchte derselbe den Bürgermeister Dr. Thurner, seine festliche Ansprache zu halten. In derselben kam er in formvollendeter Weise auf die unhergänglichen Verdienste der namenlosen Helden des Weltkrieges zu sprechen, die ihr Leben in der Hoffnung hingaben, die Grenzen des Vaterlandes hiedurch jringen zu können. Die Nachkriegszeiten braten den Zusammenbruch und dem roten Schrecen, der unsere Feinde triumphieren ließ. Nach der Ueberwindung dieser traurigen Periode im der Gesichte unserer zerstückelten und gekämpfe, die inneren l Umeinigkeiten ihren Anfang. Gegen diese müssen wir jegt mit allen unseren Kräften ankämpfen, um dem beginnenden gefährlichen Nationalitäten, KRonierlond und gesellshaftlichen Hader die Sorge zu nehmen. Diesem Zweck und der Erhaltung der steten Schlagbereitschaft dienen die kameradschaftlichen Verbände der früheren Regimenter, die auszubauen unsere vornehme Pflicht sein sol. Dr. Thurner betonte die Wichtigkeit desen, daß im 18.er Verbande auch die Angehörigen des ehemaligen Oedenburger 76-er Regiments aufgenommen werden. Seine besfällig aufgenommene Rede, die über eine halbe Stunde dauerte, schloß er mit folgenden Worten: „1S.er und 76.er bereinigt Euch iny Interesse der zu fordernden Heiligen Zwäte. 18 er in die Schwarmlinie! 76.er zur Verdichtung derselben ! Auf zum Siege der Ideale, auf zum großen Erfolg! Vorwärts Kameraden!” Als fuhl keine Einmengung der Entente in die ungarische M Wahlkampagne. Während der letten Tage wurde die tendenziöse Nachricht verbreitet, daß die Entente den Hergang der ungarischen Wahlen überwachen werde. Wie von zuständiger Seite erklärt wird, entbehrt dieses Gerücht jeglicher Begründung, die laut dem Friedensvertrag seiner äußeren Macht das Recht zusteht, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes einzumengen. der totende Beifall, in dem mit Nationalflaggen verzierten Saal gelegt hatte, trug die Schauspielerin Arania Molnar zwei sehr gelungene und freundlich aufgenommene Gedichte vor. Nach ihr fegte freld Oberstleutnant Barcsay, der das größte Verdienst um das Gelingen de Kameradschaftsabends hatte, an den Bortragätiih undan- padende Episoden aus den heldenhaften Kämpfen des Regiments vor. Um viertel 11 Uhr wurden die Vorträge beendet und mit einem Cöardach, zu dem die Militärkapelle aufspielte, der Tanz eröffnet. Die gutbesuchte Unterhaltung währte in bester Stimmung bis A Uhr morgend. « Mittelgegensalonschmerz.Auch der stärkste Zahnschmerz soll bei Anwendung folgenden Mittels augenblicklich verschwinden:Man gieße,etwag Rummn,die flache Hand,nachdem man zuvor ein wenig geschabte Kreide hineingetan.Von dieser Lösung ziehe man—noch ehezu viel Kohlensäure aus der geschabten Kreide entweichen kann-möglichst viel in die Nase. Ist letztere gefüllt,so halte man die Nase eine bis eine halbe Minute lang zu,damit das Eingesaugte nicht sofort wieder heraus« laufen kann.Fast in demselben Augens blicke,»indem man die Flüssigkeit einsaugt, verschwinden die Zahnschmerzen,gleichviel melcher Art dieselben sind.Es ist natürlich kein Mittel,das den Zahnschmerz für die Dauer beseitigt,ein solches gibt es ja bekamntlich nicht. Es hat aber vor allen anderen den Vorzug, daß es sehr billig i in und dabei ausnahmslos ganz sicher wirkt. Die Wortel Telepr „der 1. it da! .. Der gestrige „Chemie“ -Salamander der Hörer des zweiten Jahrganges der montanitischen Fakultät der hiesigen Hochschule lockte gegen Halb 7 Uhr abends eine arobe Anzahl Menschen in die Straßen, längs welchen die Hörer mit heiteren Gesängen, Grubenlichtern und im magischen Scheine sprühender, buntfarbiger Raketen in die Rafoczigalle vor Die Wohnung des Chemieprofessorss Tomasonksy zogen. Hier verabschiedete sich Karl Bauer im Namen seiner Kollegen mit herzlichen Morten von dem Vortragenden ihres Lieblingsgegenstandes. Nach der Erwiderung des Professors begaben sich die Hochschüler korporativ in die Südbahnrestauration, wo sie den Abend mit heiterem Pokulieren beschlossen. Zu Mitgliedern der Kontrollkommission, die die Verteilung der Begünstigung dartitel zu überwachen hat, wurden in der dieser Tage abgehaltenen Situng der Präsidialkommission des „Hang“ folgende Verbandsmitglieder gewählt: Woftinspektor Ludwig Tabtanich, röm. lath. Lehrer Julius Sterläan, städtischer Kanzleidirektor Alois Kocher, Kanzleioffizial im SKomitardmassenstuhl Held Betr Budai, und Kaserneninspektor Zofef Domnanobitz. Die öffentlichen Angestellten werden ersucht, sh mit ihren sämtlichen Klagen an die Mitglieder der Kommission zu wenden und ihren Wersungen Folge zu leisten. Generalversammlung Der Dedenburger drittlichen Handelsangestellten. Sonntag fand im Sitzungssaal der Arbeiterversicherungstaffe die ordentliche Jahresgeneralversammlung der Dedenburger drütlichen Handelsangestelltentatt, in der besonders" Auf Die traurige finanzielle Lage derselben Hingewiesen wurde. Die verschiedenen Berichte wurden zur Kenntnis genommen und dann schritt man an die Wacht der Funktionäre, die folgendes Resultat ergab: Sidenten: Nikolaus Mito. und Eugen Bräses: Anton Shwiahy; Wizeprä- Mayer; Sekretär: Ruprecht Graf; Kontrollore: Franz Reichardt, Stephan Sziigyarto; . Lädewart: August Steiner Mitglieder des Ausschuses wurden: Wilhelm Winter, Josef Horvath (Komsumgenossenschaft), Josef Horvath (Gruber), Peter Fabian, Ludwig Könninger, Brühmwirth, Rudolf Kovács, Gustav Hintich, Julius Stöder, Schann Bauer. Kriagmitglieder wurden folgende: Mattl, Mohácsi, Karner, Roll, Beorfics. Wenn Sie Bedarf an was immer für Möbel haben, wenden Sie sich an das Möbelhaus Veopod Klopstein Oedenburg, Grabenrunde 62, Telephon Nr. 339. Unfälle. Der hiesige Ziegeleiarbeiter Dolef Berg glitt gestern nachmittags beim Maschinenölen aus und zog sich wiebei einen rechten Armbruch und eine Verlegung des Schädelgrundes zu. Den Berunglüchken brachte man ins Eliabethspital. — Der Hollinger Landwirt Michael Szintovics erhielt von einen scheuen Pferd einen Derart schweren Hufschlag, daß er Verlegungen an Rüden und einen offenen Sknapchen» bruc erhielt. Man brachte ihn ind hiesige Gilfabethtranfenhaus. Weshalb wir Sie nochmals daran erinnern, Ihr Abonnement auf Die „Oedenburger Zeitung” für März sofort zu erneuert, damit in der Zustellung ‚des Blattes seine Unterbrechung eintritt! — an Zunft und Gildenbrauch zur Fastnacht. Wenn früher von Zunft wegen Kurzweil und Mummenscherz betrieben werden sollte, so hob man solche neselligen Zusammenfünfte gern bis zum „Taltabend“ auf, wozu die Junggesellen vorher in einer luftigen Verkleidung Würste eingesammelt hatten. Dabei durfte ein besonderer Wurstreim nicht fehlen: „Unsere vorigen Alten haben’s so gehalten, haben’s und befohlen, wir sollten und eine Bratwurft holen. Wär’s feine Bratwurst, so wär's ein Stüc Geld, wach und Brüdern auch gefällt.” In Breslau hatten die Schornsteinfeger das Vorrecht, am Fastnachtsdiendtage allen Leuten Glück zu wünschen und dafür Gaben zu erbitten. Die Mebger und Tuhmacher von Eger durften zum Danke für früher bewiesene Tapferkeit in der Fastnacht die mit dem roten Feldzeichen geschmückte Zunftfahne anhängen und unter Mufil neunmal hin und berichtigen. Berühmt war das sogenannte „Schönbartlaufen” der Mebger in Nürnberg, eine große Karnevalsbelustigung mit Umzügen und Maskenscherz. Die Böttcher in München veranstalteten alle sieben Sabre um die Fastnachtszeit ihren „Schäfflertanz“, während ihre Kollegen in Frankfurt a. M. ein ähnliches Fastnachtsvergnügen nur dann aufführten, wenn der Main fest zugefroren war; in legterem Tale mußte zunächst auf der Eischede unter Musikbegleitung ein Faß gebunden werden. Die Salzburger Mebger veranstalteten am Talchingssonntage einen großen Umzug mit einem festlich geschmückten Oden und zeigten unter Trompetenshall eine riefengroße, weißseidene Yalıre, auf der ebenfalla ein Ochse zu sehen war; im Gasthause zum „Ochsen“ wurde dann geschmauft und getanzt. Hochiwassergefahr in Alt-Ofen. Dur die rapide Schneeschmelze ist die Gefahr einer Hohmwasserkatastrophe in Alt- Ofen im bedenkliche Nähe gerückt. Trog der Vorkehrungen des Hauptstädtischen Ingenieuramtes konnte die Gefahr nocit beseitigt werden. « .| Als befteingeführte, altrenommierte Gilenhandlung empfehlen si 88 Friedrich Lange Nachfolger Dedenburg, Grabenrunde 65. Telephon 144 Nr. 49. — Seite 3, Rocnas: — Die sehenswerte Operette steht noch einige Tage auf dem Spielplan. Dr. ©. die Ottenbach. Die an diese, das Beben und die Mufii Offenbach3 auszugsweise zusammenfassende, sehr melodierse und idealistisch verklärte Operette gestellten Erwartungen der selbst große Kosten nicht scheitenden Direktion und des zahlreich erschienenen Bublitum, wurden bei der gestrigen Erstaufführung bollauf befriedigt." Die Vorankündigungen waren diesmal durchaus nicht übertrieben und der äußerst herzliche und freundliche Applaus ein wahrlich Verdienter. Die drei Frauengestalten der etwas zu lang geratenen, wunderhüblich instrumentierten Operette, wurden ihren verschiedenen Charakter nach durch die fürstlich-ernste, prachtvoll gekleidete Olga GözBg als Gugenie, die luftige, temperamentvolle und Ka tanzende Nuft V Bölgyi als Hortense und Die Liebliche, melancholisch verklärte Aranfa Molmär als Herminie verkörpert, Offenbachh wurde han Ladislaus Papp, besonders in der Sterbeigene überraschend gut und mit viel Gefühl gejpielt. Attila Somlay hatte mit seiner angenehmen unundfangreichen Tenorstimme ebenfalls einen großen Erfolg. Barlaguals zitteriger Graf Maintenon und Sugar in der prachtvoll gelungenen Mapfe Napoleons des Dritten gefielen ebenfalls. Die schwierigen Chorgesänge waren vom Stapellmeister Red, der die Operette mit großer Sicherheit musitaliig führte, gut einstudiert.. Die vorzügliche Regie war die sorgfältige und reine Arbeit Zoltarı Bühne und Kunft,