Oedenburger Zeitung, August 1930 (Jahrgang 63, nr. 173-197)

1930-08-01 / nr. 173

End-W Seite 2. Sreitag Neuerliche Flik­omachung von Neingewerblichen Krediten. Wie bereits gemeldet, hat der ungaris­che Handelsminister neuerdings die Flüs­­sigmachung von 10 Millionen Men­­gd an Darlehen für das Kleinge­­werbe genehmigt. Hievon erhält 80 Prozent die Landes-Kreditge­­nossenschaft der Gewerbetreibenden zur Verteilung für die Provinz zuge­­wiesen, während die restlichen 20 Prozent im Wege des Budapester, Kleinge­werb­­lichen Kreditinstituts den hauptstädtischen Gewerbetreibenden zusammen werden. Der Zinsfuß dieser Kredite wird voraussichtlich 7% Prozent nicht über­­schreiten. Zurzeit werden Studien dar­­über angestellt, wie es möglich wäre, den 10-Millionen-Prengefreditrahmen duch Unterlage einer Ausfallgarantie zu er­­weitern, damit möglichst weite Kreise der Gewerbetreibenden zu Krediten gelan­­gen können. Die Liquidierung­­­ieser Kredite be­­ginnt diese Woche, so daßs die Anspruchs­­berechtigten sie bereits bei den betreffen­­den Instituten melden können. Die nähe­­ren Bedingungen der Kredite dürften bis zur nächsten Woche festgestellt sein. Feierliche Einweihung „des Kinder­­heimes in Gt. Andre­ * aus Eisenstadt wird gemeldet: Am Sonntag, den 27. Juli, wurde das in St. Andrä am Zidsee errichtete Kin­­dererholungsheim des Reichsbundes der österreichischen Kriegsopfer feierlich eröff­­net. Das S Kindererholungsheim besteht aus zwei Teilen: einem ausgedehnten Holzbau, der bereits im vorigen Jahr fer­­tiggestellt und dem Betrieb übergeben wurde, und aus einem schönen, gemauer­­ten Gebäude, das seit der Bewußung über­­geben wurde. Das neue Kinderheim liegt prächtig und was noch wichtiger ist, unmittelbar am Zidsee, dessen Wassser nach Mitteilung von Fachleuten einzig in seiner Art ist und das mit ähnlicher Zusammenlegung und Heilwirkung seinesgleichen in ganz Europa sucht. — Das Heim, das bereits 100 Kinder­ beh­herbergt, wurde am Sonntag­vormittag im Beisein des Ministers Dr. Innißer feierlich eröffnet. Abgeordneter Monsig­­nore Michael Gangl, Stadtpfarrer von Eisenstadt, zelebrierte die Messe, während die Kapelle des katholischen Jugendbundes Meidling die Deutsche Messe Schuberts zum Vertrag brachte. Die Weihe des Heimes nahm nach einer Ansprache Dr. Inniger vor. Die Heimrede hielt der Nationalrat Pfarrer Dr. Drezel, in der er dem früheren Bundesminister Dr. Reich, dem gewese­­nen burgenländischen Landeshauptmann Schreiner, der Gemeinde St. Andrä, dem Baumeister Waldmann und anderen für ihre Verdienste um die Errittung des Kinderheimes dankte.­­­­ Einbrecher, die nach Juwelen suchen. Kleider und andere Beute wollen sie nicht,­­ Yus Oberpullendorf wird ge­­meldet. Eine wählerische Einbrechergesellschaft stattete für sich dem Hausbesrger Paul Wallner in Ladembach einen Be­­such ab. Sie stiegen beim Fenster ein und machten sich eifrig an die genaue Durch­­suchung der ganzen Wohnung, aller Kas­ten und Laden. Sie warfen die Kleider aus den Kasten, durchwühlten aufs ge­­naueste alle Laden , nahmen aber im ganzen bloß zwei Maria Theresien-Taler mit Nic, die sie aus einer versperrten Tischlade stahlen. Allem Anjenne neh hatten es die ‚Einbrecher nur auf Gold­ und’ Silber und auf Suwelen abgesehen, denn die Kleider und anderen Gegenstände ließen, sie am Platz. Sie wurden schließlich durch die Ankunft des Wohnungsinhabers vers­cheudht und konnten bis seit troß eifriger Nachforschung seitens der Gendarmerie nicht ausfindig gemacht werden.­­.._ — Dedenburger Zeitung 1. August 1930. Br. 173, SER Sedenburger Roh­rchen EICHE Alt-Sedenburger Kalender. 31. Juli 1886. Lennz Lißt gestorben. Derzeit sind in Bayreuth wieder die Leitspiele im Gange, wobei bekanntlich nur MWerfe des großen Meisters Richard Wagner aufgeführt werden. Die heu­­tigen Verhältnisse erinnern starr an die im Jahre 1886. Damals war auf Die ganze musikalische Welt daselbst versam­­melt und in der Billa Wahnfried, wo die Familie des damals schon toten Wagners wohnte, herrschte große Aufregung: der Bater der Gattin Wagners, Kranz Lit, die Geele der Festspiele, fränfelte. Man verheimlichte seine Unpäßlichkeit, aber der gewisse Saft, welcher ungeladen kommt, kam auc­h diesmal groß aller Verheim­­lichung: der Tod raffte Lift während der Festlichkeiten hinweg. Auch Heute blicht man unruhig nach Bayreuth, wo nun der Sohn Wagners, Siegfried Wagner, Schwer franz liegt. gipt wurde­ in Bayreuth begraben. Alle Bemühungen, seine Leiche nach Un­­garn zu bringen, wurden vereitelt, haupt­­sächlich waren es die übertriebenen Bedin­­gungen der Frau Cosima Wagner, der am 1. April 1930­­ in Bayreuth verstorbenen Mitwe Wagners, daran die Idee stets scheiterte. Oedenburg, 3. Juli. Personalnachricht. Feldbischof Dr. Stefan Haß im Dienstag in der Ge­­meinde Tördemice (Komitat Zala) eingetroffen, wo er zur Erholung mehrere Wedien verweilen wird. Ein Film von besonderer Qualität ist der vom 31. Juli bis 3. August im 2114 ELITE-MOZGO programmgemäss zur Aufführung gelangende Weltgrossfilm : Wilde Orchhideen BERBOLIBOBBSSGBOBGBURBEBGBRBEBGRGEE 12 Akte prachtvoller, äusserst spannender Aufnahmen, einer javanischen Liebesro­­manze mit Greta Garbo, Nils Astner und Levis Stone in den Hauptrollen. Es ist dies wieder ein Film der das Tagesgespäck Soprons bilden wird.­­ Todesfall. Der Kommandant, der Sutafer_Honned = Unteroffiziersbildungs­­schule D Oberst Viktor Esillag ist in Zapolca plöglich verschieden. Sein­­ Leichnam wurde nach Szeged gebracht und dort beerdigt. Aus der Gesellsshaft, die aus Bald (Komitat Eisenburg) gemeldet wird, wur­­de der dortige Großgrundbesiter Ober­­gespan a. D. Dr. Ladislaus Maróthy vor einigen Tagen vom Gchlage gerührt. Dr. Maröthy wird auf seinem Gute in Kald gepflegt. ‚ Dom Rathause. Wie bekannt, trat B Vizebürgermeister Dr. Andreas Schindler vor kurzem einen mehr­wöchigen Ers ho­ungsurlaub an. Während seiner Ab­­wesenheit wird sein Amtslokal umge­baut.­­ Auf Urlaub. Der Kanzleidirektor der Oedenburger Staatsanwaltschaft Adam Würt trat Montag einen mehrwöchigen Erholungsurlaub an.­­— Detektivinspektor Sosef Fri hat seinen Sommerurlaub beendet und die Amtstätigkeit wieder aufgenommen. Ernennung. Auf Vorschlag des Finanz­­ministers ernannte der Reichsverweser den Oberoffizial der Oedenburger Finanze­direktion Karl Szentgyörgyi zum Finanzrechnungstrat. Pensionierung. Der Oberlehrer der Boltsihhule in Sopronfünesd Lu­wig Horvath wurde, nachdem seine vierzigjährige Dienstzeit abgelaufen it, mit 1. September pensioniert. Berlegung. Die Angestellte des Olden­­burger Mutter und Säuglingsleugver­­eins Margit Dergovits wurde na­ch Kalocsa verlegt. Aerztliche Nachricht. Dr. Emerich Hcl­­lös hat eine Urlaubsreise angetreten und ruhen seine Ordinationen bis X. August 225. Zahnarzt Dr. Bela Meller (Gruben­­runde 117) hat seine Ordination wieder begonnen. Jagdkarten lösten: P­ensionierter Eisen­bahninspektor Hugo Schroedl, Husaren­­major Johann Banczel, Eisenbahn­­beamter Stefan Ezenki, Geftetär­­i­er BVBersicherungsanstalt Eugen Reichardt, Ihren Bedarf an sämtlichen photogra­­phischen Artikeln für die gesamte Photos­graphie und deren verwandten Rächern deden Sie am besten bei der ältesten Löwen-Drogerie Franz Müller, Gra­bentunde 52. Sie erhalten dort nur einza Elassige Artikel, die allerreinsten Chemiklas­sien, nur frische Platten und Rapiere, fer­ner bereitwilligst alle Ratschläge und Aus­künfte. + [ Wer photographiert, hat mehr vom Leben! Das grösste Lager frischester Photoartikel. — Wir geben Uebungsapparate leihweise aus! Samuel Lendis Nachfolger Franz Varga Sopron, Grabenrunde Nr. 117 Unheilige Hände. Roman von Lene Ben. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. 5. Aber eine andere Sorge bohrt und gräbt in seinem Gehirn und im Herzen. Die Verena! Heiß ist seine Liebe zu ihr. Und immer mehr sieht er, daß seine Hoff­­nung vorhanden. Alles, was für ihn spre­chen sollte, bei dem Matthias, ist hinge­­schwunden in nichts. Du­ verweht, wie die ‘Spreu vor dem Winde. Und schon währt ein Gedanke in ihm, schlägt Wurzel, treibt Reite und Zweige im Herzen des Svetozar. Kein ehrlicher Gedanke ist es, aber die Ehrlichkeit gilt nichts in Rosenau. Mit ihm nehmen wird er die Verena, wenn die Kirche vollendet, wenn er das Dorf ver­­läßt. Mit sich nehmen wird er das Minbd- hen, nach dem Banat ziehen, ihr eine Hei­­mat geben. Er wird auch dort Arbeit fin­­den. Nicht ins Elend bringen darf er die Kleine. Arbeiten muß ı er und schaffen. — Ob sie mit ihm ziehen wird? Bang steigt die Frage in ihm auf, so bang. Daß sie ihn lieb hat, weiß er. Wber ob sie den Mut findet, den Vater, Haus und Hof zu verlassen? Nicht viel gesprochen hat er mit der Verena. Der Bau Hat ihn gefangen gehalten, die Sorge um die Kirche. Aber jegt muß er der Verena gedenken, muß sie ruhen, sie an­fi fetten mit eiser­­nen Banden. Einmal birgt ihm der Ge­­danke durchs Hirn, die Gesellen künnten auch anders entscheiden. — Stumpf wird sein Blid. — Wenn es so füme? Wenn er fort muß? Sieht gleich! Doc schon hebt er das Haupt. Das nicht, das wird er nicht tun. Dann muß er sümpfen gegen das Dorf und die Gesellen. Dann mag einer von ihnen zum Mörder werden an ihm, dann mag einer unheilige Hände sich holen. Nur im Tod wird er weihen von Rosenau, ehe die Kirche vollendet, Stunden verrinnen. Nicht auf den Hof geht er zum Mittag. Am Bauplan ist er geblieben. Die Magd hat ihm sein Essen gebracht. Nicht ein Wort Hat der Meister für sie, nicht ein Wort. Betroffen sieht die Magd in das bleiche Gesicht des Spetozar und wagt doc nicht, ihn zu fragen, ob er frank sei, ob ihn ein Rummer bedrühe. Dämmerung finft hernieder. Schon ver­­blaffen die Strahlen der Sonne. Noch im­­mer ist Svetozar auf dem Steinblech. Un­­­­beweglich ist sein Gefigt. Da nahen ss Tritte. Der Geselle ist es, der dem Kroaten das Reddit abspruch, schlecht von den Gehilfen zu denken. Der Meister wendet den Kopf, langsam gleitet sein Eid zu dem Gesellen. Dem Süngling verschlägt es die Rede, als er das bleiche Gesicht des Spetogar erblicht. Und fast überkommt ihm eine Ahnung da­­von, dass die Kirche für den anderen mehr noch bedeute, als ein Bau, der seiner Kunst sein Leben verdankt. „Meijter,“ beginnt er, und atmet tief auf: „Meijter, wir tum nichts ohne Euch. Das wollt’ ich Euch melden. Wir sind uns einig, wir alle. Keiner hat anders gespro­­chen, nicht einer. Dies soll Ihr wilen, damit Ihr wieder ein Zutrauen gewinnt. Es ist Euch verlorengegangen, Ihr habt harte Worte gefunden für uns. Ich kann nicht viel anderes sagen. Es muß Euch ge­­nügen. Nur eins ist... .“ Er zögert ein wenig, wartet umsonst auf einen Zuspruch des Meisters. „Eins ist no, ich will es zu melden. Reic­ht es uns, daß wir gehört haben auf die Arglist der Bauern. Wir hätten eher zu Euch­ kommen sollen und fragen, was es bedeute. Nur — Ihr macht uns das Fra­­­­gen nicht leicht, Meister!“ Der reicht dem Gesellen die Hand. Auf seinem Gesicht Liegt die Freude: „Ich danke Eu, sagt es dem andern. Gut ist es so. Mir ist es do Lieb jo.“ — Ein Aufatmen weitet dem Spetozar, die Bruust.... „Hart wäre es gemesen, hättet ihr ans­ders gesprochen. — Nicht Teiht mache ich Euch das Reden? — Es mag sein. 50 habe an ich mein BVerfehlen gehabt. — Ich danfe Eu. Und die Kirche wird ceht.“ Sett lacht er; ein wenig hart klingt es, als habe er das Lachen verlernt: „Run beginnt unser Spiel. Nun sind wir die Meister. Geht, sagt es den an­deren, ich sei froh, das sie einstehen für den Bau — und für mich.“ Dem Geiselle­n ist wohler geworden bei den Worten­ des Svetozar.Er löst seine« Hand. Es treibt­ ihn zu den anderen. Leichten Herzens geht er von dannen. Mancher Geselle hat beim Heimgang einen Bogen, geht an dem Meister vor» über, einen guten Abend zu bieten. Wie ein Beisprechen für gute Arbeit, für treues Zusammenhalten it dieser Gruß. Und Spetogar versteht es und ist froh. Er möchte noch früher sein, ihn drüht es, daß er die Freude nicht heil zeigen kann, weil — 13

Next