Oedenburger Zeitung, März 1933 (Jahrgang 66, nr. 49-73)

1933-03-01 / nr. 49

- Seite 2, Mittwod Kleine Nadrichten. Das Berjammlungsverbot joll — wie „Az Eit“ berichtet demnädhjt wieder aufgehoben werden. Die diesbezügliche Verordnung Joll demnädhit ericheinen, worauf der Minijterpräfident jeine Agita­­tionsreife wieder aufnehmen wird. Eine italienijhe Zeitung bringt die Nachricht, Da die Kleine Entente die Ber fegung Ungarns im Kriegsfalle auf dann vorgejehen hat, wenn Ungern in diejem Krieg neutral bleiben jollte. In Zapberenyg Hat die Polizei die be­­reits beendete Verjammlung der Klein­­landwirtepartern mit gezogenem Gäbel auj­­gelöft. Diejes Vorgehen hat eine große Panik ausgelöft. BVBiele erhielten Sübel­­wunden. Es ijt noch nicht befannt, wes- Halb die Bolizei eingegriffen hat. Der 33er Landesausihug wird Sams­­tag einberufen, um über den Grünfredit und über die Aufjtellung des Injtituts für indultrielle Arbeiten zu beraten. In Berlin wurde ein Kojtümfeit, wel­­des von Rünitlern veranjtaltet wurde und wo es jehr pifant zugegangen ift, von der Polizei zwangsweile aufgelölt. Die amerifaniihen Einlegen bejtürmen die Banken und nehmen ihre Gelder her= aus, was in der Finanzwelt außerordent­­lich große Beunruhigung hervorgerufen hat. Man erwartet, daß die Regierung außerordentlihe Maknahmen ergreifen und ein allgemeines Moratorium verfün­­den werde. In Deutjhland wurden Die Strafbe­­timmungen für Qandesverrat verichärft. Ber Ihwerem Verrat fann jet mit der Todesitrafe oder mit Lebenslänglichem Zuchthaus beitraft werden. Die engliihe Regierung hat verboten, das mit China und Iapan neue Kontvafte zur Lieferung von Marten geichlofien werden. Lord Robert Cecil erklärte einem Iournaliiten, dag man dem Krieg in Ditafien Einhalt gebieten fünne, wenn fämtlihe Länder der Welt Ausfuhrjperre für Waffen verhängen und wenn fie ver­­bieten, da Anleihen für Kriegführende aufgelögt werden. Erzherzog Albrecht, der vor zwei: Iah­­ren eine Zivilehe geihloffen hat, dürfte demnädhit au die päpitliche Erlaubnis zur Eirhlichen Trauung erhalten. Börjenagent Eugen Roth ijt vor eini­­gen Wochen aus Budapeit verichwunden und jeither verlautet, da ex mehrere jei­­ner Klienten geichädigt Habe. Der Gutsbeiiger Eugen Magyar Hat bei der ‚Polizei gegen Roth eine Angeige wegen Betruges und Defraudation erjtattet. Der Schaden joll fi auf etwa 400.000 Bengö belaufen. Die Polizei hat die KRurrendie­­rung des FKlüchtlings angeordnet. Dedenburger Zeitung 1. März 1938. ö Nr. 49. . Neues aus aller Welt. LELLTTTTTTTITTTTTTESTETTLTITTTTTTTTTSTPTTTTTTTTTTTTTTETTTITTTTTTTTTTETTTTTETTITLLTTLLTELTLTITTT TEE LITE T TITLE LEI E LITELLTLLITEDTSTTTTTTTETTETTTTTITTETTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTETTTTTTTTTTTTTTTTTITTITTTTTTTITTETTTTTTTTTIT III IT T IT Die „Alron“ trieb jteuerlos. Ueber das ameritaniihe Zeppelinluftihiif „At ron“ DBurdihwirrten in diejen Tagen die ihlimmiten Gerüchte die Neue Melt. In New- York wurden vor einigen Abenden jogar Exrtrablätter verbreitet, die von der Strandung des gewaltigen Marineluft­­freugers berichteten. Das Marineminijte­­rium dementierte allerdings alle Nadhrich ten von einem Unfall des Yahrzeuges, aber die Gerüchte wollten dennoch nicht veritummen. — Jebt wird ein Bericht vor­­öffentlicht, der zeigt, dag die Alarmnad­­richten Doch nicht ganz erfunden waren. Danah it das Marineluftichiff auf der Fahrt vom Weiten nad dem DOften in „Quftnot“ geraten. Ueber den Nody Mountains, den gewaltigen Gebings­­jügen, der Verlängerung der jüdamerita­­nilchen Anden nach dem Norden, wurde die „ Akron“ dur einen gewaltigen Sturm zu Boden gedrüdt und in einen Taltefjel ostrieben. Wie durh ein Wunder tieß der empfindlihe Shiffstürper nicht gegen einen Felien, obgleich die Steuerung ver: jagte. Weber zweihundert Kilometer weit wurde das Yahrzeug duch meijtens unbe­­wohntes Gebiet getrieben. Ingwijchen war es gelungen, Funfentelegraphiich Truppen und Gendarmerisabteilungen berbeizuholen, die bei Finiterenv Naht une ter Alfiitenz der Mannichaft das Schiff auf einem freien Feld verankerten. Cine Un­­terfuhung ergab, dab außer dem Bruch eines Teiles der Stewerung fein Schaden zu fonitatieren war, und am nädhjten Tag fonnte Die „Afron“ ihre Fahrt fortiegen, nachdem mit Hilfe von über 1000 Mann ihr Start ermöglicht war. Die Nachricht von der VBernihtung der „Akron“ ijt auf die Berichte einzelner Menjchen zurüdzu: führen, die in der Abenddbämmerung fahen, wie der gewaltige Schiffstörper in den Talfejjel gedrüdt wurde. Trauung im Löwenfäfig. In neueiter Zeit berichtet die MWeltprefje ab und zu von ertranaganten Brautpaaren, die den ent- Iheidungsvollen Augenblid ihres Qebens, da fie fü ewige Treue jhwören, dur die "Mahl eines augerordentlihen Milieus be= jonders denfwürdig gejtalten wollen. So wurde unlängjt berichtet, daß ein amerifa­­niches Liebespaar fih im Flugzeug im 3000 Meter Höhe über den gewaltigen Schluchten des Colorado hatte trauen Taj­­jen. Nun kommt eine Meldung aus New- York, dak im Negerviertel Harlem zwei Liebende, Evelin Gwen und Thomas Gean, fih in einem Raubtierfäfig in Ges genwart von jechs ausgewarhjenen Löwen die Hand zum Vebensbunde reichten. Wäh­­rend der Zeremonie jtanden, natürlich außerhalb des KRüfigs, bewahinete Polizi­­iten in Bereitichaft, um im Notfalle ein­­greifen zu fünnen. Wie man fi auch; zw diefer Ertravaganz ftellen mag, jo viel tjt cher, daß die beiden Cheleutchen nad) die­­jer „euerprobe“ auc; im fünftigen jchwie­­tigen und gefährlihen Lebenslagen „ihren Mann“ und „ihre Yrau“ zu jtellen willen werden! Ausgetaufhte Bräute und Frauen. Verhältnismäßig oft it es vorgefommen, das Bräute „ausgetaufcht“ worden find. In verichiedenen diejer Fälle jtanden zwei Schwejtern zwei Freunden gegenüber, de­­nen die Erwählte wegen irgendwelcher Eigenihaften oder Vorfälle nicht mehr ge fiel und die deren Schweiter als zufünftige Braut und Frau bevorzugten. 1924 hat ih in Gera jogar ereignet, Dak ein Lehrer jeine $rau mit der eines Arhiteften vet­­tauihte. Die Sahe wurde allerdings rudh­­bar, und die beiden verheirateten Männer wurden zu acht Monaten Gefängnis mit Bewährungsfriit verurteilt. Die Frauen dagegen famen mit einem Freilpruch weg, da fis unter Benormundung der Männer gehandelt haben. Wie heißt es doch? „‚Be­­halte, was du Hajt, auch wenn dir’s nicht mehr paßt.“ Ein jowjetruffiiher Agent jet Riejen­­mengen Kaljchgeld in Amerika in Umlauf, Ameribaniihe Bundesagenten haben feit­­geitellt, daß Hundert Millionen Dollar Halldgeld allein im legten Monat in Chi­­cago im Hundertdollarnoten im VBerfehr gebracht worden find, die aus Cowjetruk- land ftammen. Die Fäljdungen wurden von fünf Banken in Chicago unbeanjtan­­det angenommen. Gie werden vom ber ameribaniichen Polizei als jalt vollfommen erklärt. Die ameritanijche Polizei glaubt, dap die Fäljchungen von dem im Januar verhafteten Sowjetagenten Gregom B. Burton jbammen, der an der New-Porker Koliklinif als Arzt tätig war. Es wird angenommen, dag Burton mit dem eberi­­falls im Ianuar in New-Norf bei einer Flugzeuglandung aus Kanada verhafteren angeblihen deutihen Staatsangehörigen Hans Bülow zujammenarbeitete. Beide befinden fih jet in Chicago im Unter­­juhungshaft. Bülow joll bereits ein Ge­­jtändnis abgelegt haben. Beide behaupten, da es ih um Banknoten handle, die ihnen von Gchnapsihmugglern ange Ihmiert worden feten. Brautleute müffen einander vor der Ehefchliefung unfichtbare Leie den mitteilen. Ein Mann ftrengte aegen feine Frau die Scheidung an, weil fte ihm verfchwiegen hatte, daß fie einige Zeit vor ihrer Ehejchließung in einer Serenanftalt war, ausder fie in aebefjertem Buftand aber nicht geheilt entlafjen wurde. Sr der Ehe zeigten fih nah Sahren wieder Geiltesjtörungen bei der Frau, und der Mann ftrengte hierauf den Scheidungsprozeß an. Zwei Synftanzen wiefen ihn ab, doch die Kurie jprach jest die Scheidung aus. rn der Beqrün­­dung heißt e8, daß es Pflicht dev Brauts leute ijt, einander ihre unfichtbaren Leis den einzugeftehen. _— je Kommissionslager und Uerkaufsstelle der Fürstlich Esterhäzyschen Forst- u, Sägeprodukte Julius Läng, Dampfsägewerk und Holzhandlung Sopron. Raaberbahnhei Telephon 531. Bezimmertes Bauholz, Bretter, Latten, Dielenholz, Buchenholzkohle, geschnittenes Bauholz, "Eichen­­und Buchen-Schnittmaterial, Fichtenstangen, (Raften), Rad-Felgenholz, Weinstecken Buchen-, Eichen- und Fichten-Brennbolz. @: =E Grosser Lachabend im Städtischen Mozi am Faschingsdienstag, 28. Februarı Programm: 1. Immer die Motorfahrer. Tonfilmlustspiel mit $zöke Szakäll von Karl Nöti. 2. Wer will unter die Matrosen? Deutsches Schlagerlustspiel mit $lim. 3. Ein Spaziergang mit Robert Stolz. Wiener Stimmungsbild voller Musik, Poesie und Humor! 4. Hacsek und Sajo. Ungarisches Tonfilmlustspiel von L. Vadnai in 3 Akten mit SALAMON BELA, Komiös Vilmos, Pettschauer Attila. Uraufführung. 5. Ach Gott! Der Zahnarzt! Tonfilmlustspiel von Karl Nöti mit Szöke Szakäll. 6. Die eingebildeten Kranken. Schlagerburleske mit $tan u. Pan! Zwei volle Stunden Lachen! Jugendfrei ! · Beginn der Vorftellungen 5, 7 und 9 Uhr. Mira. Roman. von 9. bon. Schreibershofen. 82. Fortfegung.) „sch konnte es Ihnen nachfjühlen, des­­halb erlaubte ich es mir. Ich will aber nit ftören — guten Morgen!“ Mira glitt hinaus, doch dDraufen muhte ie jih gegen die Wand lehnen. Tante Lir nas förmliche Anrede hatte ihr einen Stich in das Herz gegeben. Aber es fonnte ja nicht anders jein — fie war ihnen jvemd — und auh Saldow — das Shlimmite war num überjtanden. Sie hatte ihn geje­­ben und war ruhig geblieben... Aber ihr liebendes Herz jagte ihr, er ehe nicht glüktih, nicht befriedigt aus. Die Falte auf der Stirn, der Zug um den Mund — DO fie fprahen nicht von innerer Ruhe! Er hatte do jeinen Irutum eingejehen und verbejjert, die Frau geheiratet, die jeinen Anjiprühen genügte, feiner Yamilie Tieb und wert war. Was follte diefer Ausdrud von Schmerz? Hatte auch Hildegard ihn nicht befriedigt? ... Ein Teijes Geräufh erinnerte fie an die Außenwelt, Fri jtand neben ihr und jah fie teilnehmend an. Er jagte nits, aber unwillfürlich gab fie ihm die Hand und fagte: „Sch danke dir!“ „Darf ich — darf ich jest wohl. erzäh­­ten, das mich rau Gräfin Damals immer bejucht haben?“ fragte ex, denn es hatte ibm chen lange das Herz abgedrüdt, mit jeinem Herım einmal davon zu jpredhen. Aber ohne Mivas Erlaubnis Hatte er; es nicht gewagt. Site jah ihn traurig, wehmütig an. „Sa, was füme wohl nocd darauf an!“ und Irä­­nen vannen über ihre Wangen. Und Malsrodes und Saldow jaken da drinnen jtumm beilammen, ohne zw willen, da noch feines wieder ein Wort geredet hatte. Schweigend fharrten fie lange Zeit vor fih hin, jo Jhwer drüdten die Erinnne­­rungen auf fie. Jn-OniksesliJuliusklang-eig«iimmsevw-ise­­dier:,,S-olschsesrBlsickkiamvniichtilügkenc,ssiosl·chse Stimme fommt aus reinem Herzen!“ Saldows Gedanten wollten fi micht | losreigen von dem Bilde der noch immer jo jhönen Frau, die jeinen Namen nicht mehr trug. Und auf einmal, jtand ev auf und ging mit furgem, haftigen! Gruß hin­­weg. — Er wuhte nicht mehr, was er hier gewollt, warum er hergefommen war, aber er mußte allein jein. Mit wehen Herzen Jahen ihm die biei­­den alten Leute nad... Wie machtlos find die Menfchen gegen Das, was fie Zufall nennen! Zwei Stunde jpäter fam Doktor Kern heit, fand den alten Herrn von Malsrode in heftigem Steben und verbot jehn ent­­ihüeden jeden Gedanten an Abreife oder Mohnungswehiel. „Was haben Sie denn en Diätfehlen find Hier ausgeichlio]­­en —“ „Sch Habe mich aufgeregt und Freude wie Schmerz haben mich heftiger angepadt als gut ijt. Ich bin doch wohl noch, jchwä­­her als ich Dachte.“ Dem alte Hexe jeufzte unzufrieden über fich jelbit. „Es wäre beiler geweien, Sie hätten Hrau non Gobitten gar nicht gejehen.“ jagte Doktor Kernhoff ärgerlich. Tante Lina jah überwacht auf. „Alfo Ste willen —“ „Aber natürlich,“ jagke der junge Arzt jehr erjtaunt. „Ich erkannte fie ja gleich und ihre Art, mit Rranten umzugehen, findet man nicht leicht bei einer anderen.“ „Warum Haben Sie denn nichts Davon gejagh?“ fragte Herr von Malsrode, „Weil ich kein Recht Hatte, ihn vorzu­­greifen. Es war ja ihre Sache, ob fie es erwähnen wollte oder nicht.“ »Abermisthvanskenspsfllegehsafsixkhidii Damefrüihecknckschitabgeigobsenx««meinte Ta.nsteLi«n-a.,.J-chksanin-s-miilchnriichstjgxesnsuog wmvdern«dsa«rü·bsew,sdswßsiesischsgersaldiaseisnsesn solcher-Beruferwäshslthait——um-Msesrsad«ø jetztfürmseinestanin..««·h»äst-vesiergarn:e hsknszsuigefsestzt. Dokererwhockxf.zmckt-ed:iseAchsfesljn. »Man-kannsichiocktgrimmigiiibsersdiesMemk schen-täuschenDziedsamsakcisgøGväfinSal-« dowwavvowsallewDannsenidiieesisnzige bmwchbattseanssesdnmnKranbewb-et«tie.Ssi-e wußt-e,wiosriau«f-egaiwk1asm.FinasgenSckenmv Jh"renFmitz,wer-ihmgepf.lsesg-t·hats.al-gørs vonderLekickievsgeftijvzskwiamunndiilm sahenidssindienSchlasfpgsesspwchsewuiwdsgkep jungen Hat. Nein, nein, eine beijere, ge­­ichietere, verftändigere Gehilfin fann fi fein Arzt wünjchen: Des; Geheimrat hat Das auch gleich erkannt, er hätte ihr Doch ont jeine Rranfen garnicht jo jchnell ans vertraut. Und gleih nah ihr fam Yräus fein Chrijtine —“ „Den Nahlak Hatte Doktor Kernhofl unterfchlagen“, meinte Onfel Julius jpä­­ter, „dag nämlich auch Chriftine die beite Gehilfin für einen Arzt, bejonders für einen jungen, wie er ijt, wäre.“ „Du Sieht Gejpeniter, Tieber Alter,“ verjette Tante Lina und fühlte bejorgt leinen heiken Ropf an. „Saldows Nichte fann wohl andere Anfiprüche machen.“ Des alten Herrin Geficht vötete fi. „Mehr Aniprühe als ein treues Herz voll Liebe, das einem braven, in feinem Beru­­fe tüchtigen Manne angehört? Außerdiem it fie erjt ihres Vaters Toter und dann Saldows bisher no ganz unbefannte Nichte.“ „Rollen wir nicht einmal Frig herein­­fommen lafien?“ Tenfte Tante Lima das Geipräch ab. „Da it em ja jhon — umd Miltibald!“ „Bleibe hier!“ befahl jeim Herr, als Frig, der nur Saldow angemeldet, wieder weggehen wollte, Und nun jfagte Frig auf eindringliches Beiragen alles, was ihm jo lange im Ges müt gelegen. Es war natürlich ein Lob­­lied auf die gute Gräfin Saldow, die Ga­­mariterin, als welhe fie fi Tchon da= mals gegen den Knaben gezeigt hatte, (Fortfegung folat.) 28 .

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