Oedenburger Zeitung, Januar 1934 (Jahrgang 67, nr. 1-24)
1934-01-03 / nr. 1
-«-e--,—.-««- Scite2.—Nt.1. P)] elit € = Mozg Ä vom 1. bis 3. Januar 1934, Montag—Mittwoch : Gustav Fröhlichs neuester Flimschlager : Rund um eine Million. Ein beiterer liebenswürdiger Film, voller Spannung und Unterhaltung, mit jener leichten Hand gemacht, 1o-flott, treitlicher, ein Film mit allen Vorzügen eines erftklafligen Luftipieles. Regie : Max Neufeld. Mufik: Allan Grey. Bauptdarfteller: Gustav Fröhlich, Camilla Horn, Oskar Sima, Aribert Wäscher, Harry Hardt, Ludwig Stössel, Therese Giese, Willy Schur, Trude Haetelin. Und das erstkl: Tontiim-Ergänzungsprogramm | Für Jugendliche erlaubt! Vorftellungen um 5, 7 und 9 Uhr. Zu Neujahr um 3, 5, 7 und 9 Uhr. jftügen, damit dur; gemeinjames Zujam. menarbeiten der verfahrene Karren des Gewerbejtandes wieder auf den rechten Meg gebracht werden fünne. Es wäre für die Gewerbetreibenden von großem Interejlie, den Verband zu kräftigen und tunlihjt zu unterjtügen. Zu diefem Zwede wäre es angezeigt, wenn der Verband wörhentlich gewilfe Amts: tunden einführen würde, bei welcher Gelegenheit jemand — gegen Bezahlung — die Taufenden Angelegenheiten ordnen würde. Dann follte der Gewerbeverband es ermöglichen, dat durch die Wahl eines Anwaltes jeinen Mitgliedern Rehtsihug gewährt werde. Es wäre audy die Obliegenheit diejes zu errichtenden Amtes, die fo oft zw verfaffenden amtlichen ingaben und diverfe andere Schriftitüde unentgeltlich zu verfertigen. Wohl ordnet derzeit die Gewerbeforporation dieje Angelegenheiten, doch künnte fie von diejen Arbeiten enthoben werden und da= durch ihre ganze Kraft dem wirtichaftfihen Wohle des Gewerbeitandes widmen. Sim weiteren müßte dafür gejorgt werden, dak die Bibliothek, die namentlich mit Fachzeitihriften gut muszuitatten wäre, während den Amtsitunden den Mitgliedern zur Verfügung ftehe. Ich glaube mit Beitimmtheit, dak auf dieje Meijfe und dunh das feite Zujammenarbeiten lämtlicher Gewerbetreibenden jowie durch Vertiefung des gegenjeitigen Vertrauens und der Hohahtung es gelingen würde, Die Ichwierigiten Probleme unjerer Lebenserijtenz; befriedigend zu Töjen. „Aber, das ijt ja jchredlich! Seit anderthalb Iahren haben Sie fein Wort zu Shrer Yrau geiprochen?“ „Rein... ih Habe mich nicht getraut, is zu unterbreden! („Sun.)“ * Lehrer: „Das ijt das fünftemal in diefer Woche, dag ich dich beitraien muß. Was hajt du dazu zu jagen?“ Märhen: „Daß ich froh bin, daß jchon Freitag. it.“ („Le Sournal,“) ee h Dedenburger Zeitung Yns 150. Subildum der Hedenbucger ed. Rice, Dedenburg, 2, Jan. Die Dedenburger evangeliihe Kirchen: gemeinde feierte am Neujahrstage das 150jährige , Subiläum der Kirchweihe. Sowohl der deutiche als aud; der ungati= ihe Gottesdienit war diejem bedeutungsvollen Ereignis gewidmet und die Geiitlichkeit würdigte im Rahmen der Zeitpredigten die Bedeutung der 150. Iahreswende der KRirchweihe. — In tiefer Andacht und Grgriffenheit laufchten Die Gläubigen, die fih ehr zahlreich eingefunden Hatten, den Worten des Gedenfens. Abends um 6 Uhr fand aus Anlak des Zubiläums in der Kirche eine Yeitverjammlung jtatt, die einen herzerhebenden Verlauf nahm. Den Borfit führte Kir- Heninjpeftor Dr. KRoloman Töpler, der gelegentlih der Eröffnung der Sikung eine längere Anjpradhe an die verjammelten Ronventsherren und Gemeindemitglieder hielt. Bor allem gedadhte er der großen Bedeutung des Tages, der Die ganze Kirchengemeinde auf eine 150jährige würdige Vergangenheit des Kirchen: baues zurüdbliden läßt. Er jhlog feine Morte mit einer eingehenden Schilderung der großen und hingebungspollen Arbeit der Vorfahren, die wirflih Großes jhuf und es den Nahlommen zur Pilicht mad, in ihre Fußitapfen zu treten. Gleichzeitig begrüßte Dr. Töpfer die erjhienenen Gäjte, den Defan der theologiichen Fafultät Dr. Eugen Kijs, Senior Edmund Sholt jowie den reformierten Geeljorger Maller, die Hierauf auch Worte der Begrüßung an die jubilierende Kirhengemeinde richteten. Nah Verlefung der Begrükungszuihriften las Oberregierungsrat Pfarrer Ludwig Ziermann die mit großer E Umfiht und Sorgfalt zulammengeitellte, Geihichte der Dedenburger Kirchengemeinde und des Kirhenbaues vor. Der nahezu eine Stunde dauernde Vortrag Löfte allgemeines Interejie aus. Zur Hebung ver Feitlichkeit trugen auch die Sololieder unjeres befannten Tenoriften Iojef KriedIl jowie der Gefang des Kirhendhors unter Leitung des Dirigenten Roloman Amminger und Orgelvorträge bei. N. Jin Det eieflernat erihofen. Dedenburg, 2. Ian. Der 5ljährige ftädtiihe Feldhüter Karl Wolfbeik Hat fih in der Eilveiternacht in jeinen Wohnung erjchoffen. Cr jagte fih aus jeinem Diatgewehr eine Kugel in den Ropf und ww au der Stelle tot. Weshalb Wolfbeif, der Bater von fünf Kindern ift, zur Waffe griff, ift nicht befannt. Es wird angenommen, dak er wegen eines Nervenleidens, Das er fih im Weltkrieg zuzog, freiwillig in den Tod ging. Der Tote wurde von Jjeinem ältejten Sohne, der von einer Silvejterunterhaltung heimfam, aufgefunden. Die herbeigerufene polizeilihe Kommilfion fonnte nur mehr den eingetretenen Tod feititelfen. Nah Aufnahme des Tatbeftandes wurde der Leichnam in die Totenfammer des Elifabethipitals gebradt. Bon , dem Celbjtmord wurde Yrau Molfbeif, die im Stadttheater als Aufräumerin wumnges itellt ift und Häufig auch im Theater übernactet, verftändigt. Sie fann fich den Selbitmord ihres Gatten gleihfalls nicht erklären. 3% Berbrennungstod eines Bettlers im Ringofen. Yus S;ombathely wird berichtet: Der Höjährige Bettler Ludwig Töth fleiterte Sonntag abends in einen Ningofen der Pohlichen Ziegelei, um dort gegen die Kälte Chuß zu finden. Bon pem Borhandenjein des Bettlers Hatten Die Arbeiter, die das Feuer anfachten, feine Renntnis und fo fand der Bettler in der Silvejternaht den Verbrennungstod. Der Tote wurde von einem Kontrollor aufge- Tunden. 2 BD — Kommissionslager und Verkaufsstelle der Fürstlich Esterhäzyschen Forst. u. Sägeprodukte Julius Läng, Dampfsägewerk_und Holzhandiung Sopron,. Raaberbahnkei Telephon 551. Bezimmertes Bauholz, Bretter, Latten, Dielenholz Buchenholzkoble, geschnittenes Bauholz, Eichen* und. Buchen-Schnittmaterial, Fichtenstangen, (Ratten), Kad-Felgenbolz, Weinstecken Buchen, Eichen. und Fichten-Brennbolz. E ——m .....kv,FI-s»s-srw;r sijCHHYFWH»» Mittwoh, 3. Januar 1934. ADmied nom alten Jh. Dedenburg, 2 Ian. Dem alten Iahr weinte am Silvejterabend niemand eine Träne nad... Se: der war froh, abermals ein Jahr der Ihweren Zeiten Hinter fidy zu willen, in der Hofjnung, daß das kommende Jahr vielleicht bejjer ausfällt... Hoffen wir's! In Ddiefer zuverfichtliden Stimmung verlieien alle Gilvejterveranitaltungen in unjerer Stadt. Einen bejonders animierten Verlauf nahm der Silvejterabend des Rajinovereins, wo Eijenbahnoberinjpeftor Dr. Eugen Hartmann für eine gute Tanzmufif, frohe, ungezwungene Saune und der Gafetier Ladislfaus Babarcsif für vorzügliche Getränte und mujtergültige Bedienung jorgten. Die Damen wirkten in den prächtigen Roben falzinierend; ot und roja jowie grün war vorherrihend. Die Offiziere in den ab» wechllungsreihen Uniformen jowie die Herren im Frad boten der Beranjtaltung ein feitliches Gepräge. In großer Anzahl waren diesmal die Beamten der fürjtlihen Zentralfanzlei vertreten; unter den Gäiten war au, Bürgermeijter Dr, Michael Thurner jamt Yamilie zu jehen. Um Mitternacht wurden gwei _ Spanferfel „losgelafjen“. Dieje wurden von rau Peithy und Frau Thirring „ers beutet“. Der Wirtfihalltsbürge r-Männergejangverein atrangierte im den fejtlich deforierten Räumlichkeiten des evang. Leje- und Sünglingsvereins einen internen Cilvejterrummel, der aukergewöhnlich gut bejuht war und gemütlich verlief. Der Abend wurde unter Leitung des bewährten Chormeilters Samuel Kajtner mit ungarifchen und deutichen Liederoorträgen eingeleitet, die fhürmis jchen Beitall fanden. Die Vanzmufif bejorgte die Iugendhortmufiffapelle. Die Leranitaltung, welcher au Pfarrer Karl Hanzmann, Präfes Paul Unger und Shuldireftor Iohann Neubauer beiwohnten, war mit einem „Iurbafar“ verbunden, wobei Ludwig Hot einen Rollihinten, Chriftoph. Steeg ein zwei Mieter langes Salitangl und Gottlieb Hethner eine große Flajche Likör gewannen. Lekterer hatte jeinen Geminit faum auf den Tijch geitellt, als die Fla- Ihe aus bisher unbefannten Gründen expfodierte. Zum Glük wurde dabei niemand verlekt. Sm Stadttheater fand won 11 Uhr abends bis 1 Uhr früh ein Tultiges Silveiterfabarett hatt. Die heiteren Einafter, Rroja:, Mufit- und Liedervorträge des Enjembles gefielen allgemein. Sm „Elite-Mo;g6“ der Brüder Hartmann Hatten fir zur Silveitervorjtellung — Die von 11 bis 1 Uhr währte — viele Rinobejucher eingejun|ben, die dem Löftlichen deutichen Tonfilm ‚Rund um eine Million“ mit Gujtav Ju Di ine ein Wunder. Roman von Ann db. Banhuns. Copyright by Martin Feuchtwanger 50 Halle (Saale) ALS fie fertig war, fagte er lebhaft: „shre Stimme ijt gerade da, was ich braude. Die Tango werden Ihnen fo ausgezeichnet Tiegen, al® wären jie eigens für Sie gefchaffen, Hier, meine Hand, Ichlagen Sie ein, nehmen Sie einen Vertrag von mir an! Sch ga= rantiere Ihnen, in allerfürzefter Zeit bringe ich Sie jo weit, daß Sie unbejorgt mit uns vor das PBublifum treten Fönnen, Wir injtallieren ung ein paar Tage in Berlin, Ihr Vater wohnt ja in der Nähe, und dann reifen wir nah Hamburg, wo wir zunächjt verpflichtet jind. Kein Menich wird dort merfen, daß Sie ein Neuling und eine Deutjche find, Ich forme Sie allerjchnellftens in eine wajchechte argentinische QTangofängerin um.” Marlene jeßte fich wieder und dachte jeßt, e8 wäre wohl gut und richtig, einen Vertrag mit Ramon Vega einzugehen. Das neue Xeben, das auf fie wartete, die Abwehflung und die fremde, weite Welt würden ihren Schmerz betäuben und eritifen. Er fragte: ‚Aber find Sie aud) mündig, Fräulein Werner?“ Sie nidte: „Sa, Sennor Vega! Aber mein Vater würde mir fowiefo Faum Schtoierigfeiten bereiten. Ih glaube | jogar, ein Engagement bei Ihnen ijt 'ihm für mich lieber, al$ die abhängige Stellung einer Gejellichafterin. Er fieht im allgemeinen alles mit meinen Augen.“ Dlga wollte ftrahlend ausjehen; aber eigentlich war ihr das Herz fjchiver. So jehr fie Marlene alles Gute gönnte, empfand fie, nın man einig geworden, doch Schmerz. Marlene würde weit fort, Marlene würde vielleicht für immer aus ihrem Leben ‘gehen. Aber tapfer bezwang fie die Tränen, die fich herbordrängen wollten. Marlene nahm ihre Hand. ‚Mein. Vater ift jo allein. Bleibe. dur borerft bei ihm, Olga! Ich glaube, e8 wird ihm recht fein. Mach’ ihm das Reben ein bißchen angenehm. Sch Tchiefe ab und zu ‚Geld. Davon fönnt ihr es ie bequem machen. Alles andere findet ich.“ Dlga murmelte: „Du bift ein grundanftändige8 Menfchenfind; aber ich bin deinem Vater doch eine Fremde.” Marlene jah jebt Ziele, fie mar ruhiger geworden, eriwiderte: „Wir fprechen noch über alles, Olga! Vorläufig bleiben wir die näcdhjiten Tage zufammen; jedenfall begleiteft du mich zu meinem Vater,” Namon Vega jah Dlga Zabrow an und bedauerte, daß fie nicht die Stimme der anderen befaß. Das jchmale, rotblonde Mädel gefiel ihm, dem verwöhnten Frauenliebling, ausnehmend, und Marlene und Dlga betraten. das fleine Heim don Marlenes Vater, und Marlene fiel dem alten Herren Sehlucdhzend um den Hals. Endlich durfte fie fich ihr ihr frischer junger Mund: reizte ihn, wie ihn. ihon lange fein Frauenmund mehr gereizt hatte, EI war jchade, daß man jich jobald wieder wide trennen müfjen! Marlene fühlte jih jet wohler.. Die Unterhaltung mit dem Argentinier, die gute Aussicht, dem Vater das Leben erleichtern zu fünnen, und das Verlangen, weit herumzufommen in der Welt, gaben ihr einen Zeil ihrer Spannfraft zurite, Sie laufchte mit voller AufmerF- famfeit dem, was der QTangojänger von jeinen Erlebniffen auf Reifen erzählte; und e8 wurde verabredet, daß Jie jeßt gleich zu ihrem Water weiterfuhr, aber am nächiten Morgen vormittag gegen elf Uhr in einem Berliner Hotel nad Namon Vega fragen jollte. Erit als die Freundinnen in Dresden allein den Schnellzug nach Berlin beftiegen hatten — Ramon Bega fuhr erit ipäter weiter, —, fiel Marlene tmieder ichwer aufs Herz, was fie Trauriges erlebt, && befanden fih Mitpaffagiere im Abteil, und Marlene Sprach nur ganz leife zu Olga. Sie war wieder ganz verftört, und Olga war froh, al3 der Zug in Berlin einlief. Im Hotel bei Ramon Bega! Leid vom Herzen weinen, endlich ftellten fi} die Tränen ein, die fie big jest nicht hatte finden können, die brennenden und doch jehmerzlöfenden Tränen! Der alte Paul Werner war, er hörte, iva8 gejchehen war, zuerjt maßlos beftürzt — aber fchließlih tröftete er: ‚Mein liebes war das jehr iagte man fundigen. bei dem Manne viel Fremdes nit ich mit Mädel, Herr Iebhaft von Ffanntichaft mit Ramon Vega. Der alte ihn Beicheid wiffen!”' (Fortjegung folgt.) der Liebe der Welt herum, was Fennt. Wenn die wahre nicht. Aufs Mort hätte er dir qlauben müffen, Sei SH, mein gutes Rind, beruhige dich. Auf Leid folgt Freude.” Dlga nice. „Es ift Son fo weit." Sie berichtete ftaunte über Die Neuigfeit, machte ein paarmal: „Solo?!“ behielt feine Meinung aber zunädhit für fih. Exit al man beim einfachen Abendeffen aß — mit der Baronefje war er geworden _ fi} jo Ich altmodiicher Menfch wei faum, was ein Tango Üt; aber. ich will mich nach dem Sänger erer mit jeinen Xeuten Ruf hat, wird fein Name auf den Barietdagenturen befannt fein. Morgen fahre nach Berlin, denn ehe du in, jein Hotel gehit, Marlene, müfjen wir über ü fchnell Gut- Freund er bedadhtfam: in „ES drüdt ald Ber ° EN NG ..·-; RE See