Oedenburger Zeitung, Dezember 1935 (Jahrgang 68, nr. 274-297)

1935-12-01 / nr. 274

. = h Seite 2, — Nr. 274. 50.000 Italiener von der Brennergrenze nach Libyen dirigiert. Zondon, 30. Nov. „Daily Erpreß” meldet mweittragende italienische Truppen­­bewegungen, Die mit der drohenden ©e­­fahr der Oelfankftionen in Verbindung gebracht werden. Drei mechanifierte Di­­vifionen von der Gejamtitärfe vom fünf­­zietaufend Mann, die Muffolini bisher auf Grund feines Verfprechens an Laval am Brenner ftationieren ließ, find jekt unterwegs nach Süditalien. E3 fteht noch nicht fejt, ob Diefe Divifionen fofort nach Afrika fahren oder einjtweilen mit der and Libyen zurüdgezogenen Metaurto- Dipifion ein gemeinfames Lager beziehen werden, Die Metauro-Truppen halten fih in einer 24-Stunden Entfernung von Libyen auf. England und der Tanajee. London, 30. Nov. Der angeblich) bevorstehende italienifche Vorjtoß gegen das Tanajeegebiet, den der italienifche Botihafter Gramdi dem englifchen Yußenminifter Hoare in einer Unter­­redung angefündigt haben joll, wird ji nach Anficht hiefiger Diplomatischer Kreife legten Endes nicht gegen Abeflinien, jon­­dern ganz bewußt gegen die englijchen Antereffen in Oftafrifa richten. Italien wolle ein von England durchgejettes Erdölenbargo mit der militärifchen Be­­jegung gerade des QTanajeegebietes bes antworten, da8 als Duellgebiet des Blauen Nil für Aegypten und den_eng­­liich-ägyptifhen Sudan von lebenstwich­­tiger Bedeutung jei. England, jo erklärt man bier, werde aber eine Bejegung der Tanafeegegend durch die Italiener als eindeutige Verlegung von Zuficherungen anjehen, die von Italien England ge­­genüber gemacht worden feien. Eine Weifung des italienischen Konjuls in Port Said, VBort Said, 30, Nev, Der hiefige italienische Konful hat alle in Bort Said und Umgebung Iebenden italienijchen StaatSangehörigen angewiefen, ihre Gel­­der von den ägyptiichen Banfen abzube­­ben und im italienifchen Konfulat zu hinterlegen. Der Schritt hat großes Auffehen er­­regt, weil man ihn auf die Befürchtungen ernster Entwiellungen in den Beziehuns­­gen zwijchen Italien und England und damit auch Megypten zurüdführt. %* Dedenburger Zeitung Chrende Kinladung an einen Yedenburger Schriftiteller. Dedendarg, 30. Non. Dem in literariihen Kreifen gut be: fannten hiefigen Schriftiteller Ludwig Mijjunay- Krug wurde jeitens jüh­­vender Titerariicher Gejellichaften Ungarns: eine große Ehrung zuteil. Der Verein „Nemzeti KRulturegyejület“ in Bubdapeit und die Hauptitäbdtiiche „Literari- Ihe Gejellichaft Gyoni Geza“ Tuden den populären Dichter zu Bortragsabenden ein, die in den eriten Tagen Degembers jtatt­­finden. Gelegentlich des eriten VBortragsabends am 3, Dezember, em im Prunfjiaal bes „Patria“-Klubs jhattfindet, rezitiert Qud­­wig Milfuray-Rrug aus feinen neueiten Dichtungen. Am zweiten Titerariichen Abend (4. De­­zember) Hält der illujtve Autor in bien Gyöni Geza=-Bejellihaft jeinen Antritts- vortrag. Er Tieft aus feiner Novellen­­jammlung „A Fabricius-hdz mejdi“ vor, die in Kürze am Bühermarkt ericheinen wird. Die Bedeutung der beiden Titerarifchen Bevanitaltungen erhellt fchon daraus, daß an beiden Abenden prominente ungarilche Künftler und Schriftitellen mitwirten, wie der tiefiinnige Poet Alerander Sif, dur Lektor des ungariichren Rundfunfs und be= deutende Schriftiteller Ludwig Haraß­­+th9Y, die berühmte Opernfängerin Marie Bajtlides, der beliebte Tonbdichter Zol­­tan Rärpätu.a. m. Die Einladungen obiger Titerar. Ge­­jelfichaften an Ludwig Milluray-Rrug be­­deuten micht nun für ihn eine große Ch­­rung, jondern Fennzeihnen auch Das hohe . des fiterariichen Lebens unlerer talbt. Beihnachtsausftellung des MANSZ, Dedenburg, 0. Nov, Zahlreiche geihläftige Hände Tin jeit Tagen mit dem Arrangement der MWeih­­naditsausitellung des Manf. im ftälbtifihen Malerjval beihäftigt. Eröffnet Dos Die Handarbeiteniektion des Verbandes mor­­gen Sonntag elne prächtige Schau von Handarbeiten aller Arten, die in farben­­bunten feramilhen und biverjen tunit­­gewerblichen Graeugnäjien eine wertvolle Ergänzung erfährt. Alter ungarifcher Shmud und Aabaftergegenftände aus Siebenbürgen gejtalten das Material mb­­werhilungsteih, Der Reinertrag den Aus: itellung,. die eine Woche hindund geöffnet und mit einer Lotterie verbunden it, wird wohltätigen Zweden zugeführt. Wir hoffen, dag das Devenburger Rublitum, das für alles Edle und Schöne immer ein warmes Herz befundet, die Beitrebungen der Mank-Mitglieder aus allen Kräften unterftühen wird, Hier jei auch enwähnt, daß zum Vervollitändigung der interieur­­mäßig eingerichteten Ausjtellugstabinette Runittiichlermeiiten Stefan Weibingen auch Diesmal erwählte Erzeugnijlie feiner MWerfitätte überlief. Eintrittspreis mit Rücdfiht auf die Hohen Regien 20 Heller. Spenden für den Weihnachtsbaum des Gt. Eliinbeihbereins. Dedenburg, 30. Now, Dev Hiefige St. Clifabeth-Verein, an deilen Spiße die rührige Präfidentin Frau Dr. Miühael Sopronygi-Thurnen steht, übt jeit Iahrzehnnten eine jegens­­reiche Wohltätigkeit aus, wodurd insbe: londere die Not armer, alleinjtehender, ar: beitsunfähiger Mütterchien gelindert wird, Die Armen befommen wüähentlich Brot, zu größeren Hetertagen Mehl, Fleiich, Zuder uw. Auch jorgt das Präfidium dafür, daß die vielen VBereinsarmen über die Minter­­monate ein warmes Zimmer haben. In der fommenden Weihnachtszeit will die Vereinsleitung abermals vielen ar­­men Miütterhien ein frohes Chriftbaumfeft bereiten. Zu diefem Zwed werden Spen­­den dantend angenommen. Bisher haben bei der Präfidentin Frau Dr. Michwer Sopronyi-Thurner Spenden geleiftet: Dedenburger Baumwollindultrie A.-6, 100 Pengd und Brennbergen Bergwerfs­­gejellihanft 20 Pengd. Die Vereinsfeitung jagt den Spendern auch auf diefem Mege Herzinnigen Danf. ”* Silm-Nundichan. „Budoi cufrapda.“ Ein womantilches ungariiches Qebensbild im Elite Mog« 95. Wieder eine Spigenleijtung der un­­gariihen Filminduftrie, die gegenwärtig mit dem böltlichen Tonfilm „Budiai cufräk­­­­da“ im Elite-Moygö vorgeführt wird. Keim ausgearbeitet und von eritflaffigen unga­­rihhen Kräften Dargeftellt, zeigt auch diejer neue Zilm, was ungariiche Schaffensfraft und Runit vermag. Das zahlveiche Rubfi­­fum, das der geitrigen Premiere bei­­wohnte, verfolgte mit Entzüden bie mit EEE EEE ER. SERIE . « .»J-dr-»c.Q;-3·-«,.-«kzs.x.k;-"«-TQs Sonntag, 1. Dezember 1935. geijtweichen Einfällen gewürgten Szenen, die zu der Haupthandlung einen entipre­­chenden Rahmen boten. Ueber den Film Bann manı fich nur Toben äußern und ihm allen Freunden des Lichtipieltheaters wiärmitens anempfehlen, Die Aufnahmen find von plaftiicher Deutlichfeit und Pie Klangwiedergabe derart rein, daß fein MWort verloren geht. Das Tiebe, mädihen­­hafte Wejen den Zita Perczel, der unver: wültliche Humor Rabos’ und Gogons, jowile die Hernorragenden Leitungen aller ande­­ren Dariteller fihern dem Film einen Er­­folg, wie er nur erftflafligen Filmwerken zufommt. Die Zigeunermufif des Primes Tenö Pertis, fowie die Mitwirkung der Mufiktapelle des 1. Honvedregiments tra­­gen ebenfalls gum Gejamterfolg bei. — Ein farbigen Trifülm, jowie die Wochen- Schau fanden ebenfulls Beifall. — Den er­­fofgreiche Film ijb bis Dienstag zu fehen. * „Peer Gynt.“ — „Luitige Sheidung.“ — „Feurige Herzen.“ — Drei Hilmfonder­­heiten im Stäbtijhen Mogi. — „Beer Gynt“ übt auch weiterhin große Zugkraft auf das Rublitum aus, jo daß den Zufpruch auch bei der Nepriie ein gro­­ker it. Als meue Zugaben werden noch die Ausitattungsfilme „Quitige Cıheidung“ und „geurigeHerzen“ (La cucaralhin) geges ben, jo dag ein Programm geboten wird, das üben drei Stunden in Anfpruch nimmt. Das Abwechllungsreihe und Padende aller drei; Filme alten Feine Mübigbeit auftommen. Dabei bieten beionders Die beiden Tetteren Filme, Originelles. Die beiten Tänger der Welt und der erfte Nia­­turfarbenfilm sit bis Gonntag auf dem Spielplan. * Bautätigkeit in Hedenburn. Dedenburg, 30. Nov. Die jtälbtiiche Rommilfion Für Privat­­bauten hielt diefe Worhee eine Siyung, in welcher Folgende Gejuhe um Bau- oder Umbaubewilligungen verhandelt wurden: Sofef Heinrich Turesif: Umbau in feinem Haufe Steeggajle 13; Otto Runz: Umbau in feinem Haufe Manniger-Straße4; Frau Sohann Wrtner und Frau Jojet Verö: Umbau im Haufe Herbitgafiet; Otto Trog­­mayer: Grweiterung des Haufes alas gonyaslöz 3; Gejchwilter VBarga: Umbau im Haufe Gnabenrunde 5. die vererbte Braut. Norman von Anıy von Panhuys, 7 Nahdrud und Ueberfegungsreht in fremde Spradhen vorbehalten „Der Schluß ergibt fich von felbit aus dem Schieffal des Helden, den ich in dem Stüd gezeichnet. E3 ift mein eigenes Schiefal. VBerfuhen Sie das Stüf zu vollenden, ich wünjche Ihnen vom Herzen gutes Gelingen!” Der Fremde reichte ihm die Hand. „Sie jollen niemals jchtver tragen an dem Dienit, den Sie mir da­­durch geleijtet, daß Sie meine Schaufpiele mit Ihrem Namen dedten; mir Ichenften Sie dadıch eim großes Glüd, und Gie find feinem Menichen Redenihaft jchul­­dig. Sch betone das no einmal, weil wir ung mahrjcheinlich nicht mehr wieder: fehen werden.“ Alfred Heldberg wollte eine Frage ftellen; er fam ihm zuvor. „Laffen Sie mich weitereriftieren in Ihrer Erinne­­rung al Unbefannter, der vielleicht nur dazu auf Die Welt gefommen, Ihnen zu helfen, damit man aufmerffam wurde auf Ihre guten, jtarfen Heimatbücher.” Er ging dann gleich, jagte an der Tür leije: „Der Schluß iit jo einfach, Cie wer: den ihn bewältigen. Der Prinz in dem Schaufpiel it müde und gebrochen. Ihm fehlte frijches, Fraftfolles Blut, da3 der Täter war ja jchon zu dünn in feine Adern gefommen, Er fann ja nicht mehr leben und muß Sterben, weil er feinem großen Hindernis geivachfen ift, Ein ichiwacher, überzähliger Menid. Nun twij­­fen Sie etiva8 über den Schluß Beicheid.“ Er ließ Alfred Heldberg jeltfam be­­troffen zurüd. Hatte der Unbekannte nicht auch geäußert, das unvollendete a behandle fein eigene® Schic­­al? Eine Woche danach las er zufällig in einer Tageszeitung, auf jeinem Schloffe, nahe bei Köln, wäre Prinz Quftinian Eherhard Bergöde geftorben, an Herz- Ihlag im fünfunddreißigiten Lebeng­­jebre. Er wäre der lette männliche Na= mensträger des uralten GejchlechtS ge­­tvefen. Alfued Heldberg la3 darüber tmeg. Keine innere Stimme machte ihn darauf aufmerffam, daß Prinz Bergöde der Dichter der Schaufpiele war, die feinem Namen joviel Glanz verliehen. Keine Abnung jtreifte ihm, daß der Prinz, der am Nheim geitorben, fein Unbekannter par. Oft dachte Alfred Heldberg no an den Zremden, aber den Schluß des Schaufpiel® fonnte er nicht fchreiben — jeine Feder war dafür zu jpröde und hart, ihr fehlte das Sprühende, Warme, Padende, das den Schaufpielen eigen war und fie jo lebendig machte. Aber nad) dem Tode feiner Frau, die ni wenige Jahre feines Neichtums mit ; E3 war eine alte Gejchichte, aber Alfred Heldberg fprach noch mandmal davon. Zivanzig Dahre waren vergangen, jeit ihm damals ein famojer Schtoimmer in: der Nordfee das Leben gerettet, Er hatte eine Ferienreife nach Scheveningen gemacht, und die paar Tage Kur, Die ihm fein fchmaler Beutel geitattete,; dazır benußt, jooft als möglid” in der berrli­­chen Nordjee zu baden. Aın vierten Tage » · » vergaßer,daßauchdasMeerGrenzen ,Il«,-«mhattetcilenkonncmf),1rachermanch-.Ihat,fellbstfürdietüchtigstcuSchwim- mal zu Maria von dem Schaufpiel. Er gab es ihre zu Iejen und befprach den Schluß mit ihr. Maria wußte nichts davon, daß der Ruhm ihres väterlichen Beihügers auf eine Lüge aufgebaut war — fie jah in ihm den großen Bühnendichter und riet: „Laß Die Arbeit Liegen, big eines Ta­­ges die Stimmung über dich fommt, die dir die Feder in die Hand zivingt, fo daß du den Schluß Schreiben mußt, Du haft ja feine Eile.” So blieb das dritte Schauspiel des Unbefannten liegen. Aber oft beipracjen AÜlfred Heldberg und Maria noch den Schluß, deffen Inhalt dem Manne völlig flar war, den er aber nicht niederfchrei­­ben fonnte, weil er nicht dem rechten Ton fand, weil ihm die biegjame Wärme, das heiße, Itarfe Wort fehlten. Drittes Kapitel, mer,un(«dszu«dsenenxgehörteerwohlkaum. AllzuhoheWelIennahmenihmplötzlich· dieKVaft;erwurdezumSpielbsalleiner riassenSchaukeLundfühltefchsondieBe­­sinnungfchswindemalsihmimletzten thgenblickeinHelfererfaßte,mitkräfti­­gerHandanssichrißuwdmitihmdem Ufer-zuschwammAuftrockenemBoden bracherohnmächstigzusammenundreiste amnächstchagseaib. JhmgrautevorderNordsee;er mochtesienichtmchrsehen,wiieein«un­­endlichesGrabschiieIIsieil)n1,idasik)n beinahschon-verschlungen,undvordem er fliehen mußte. Sein Lebensretter war auch ein Deuticher und, wie er damals, noch überempfindlich von dem Erlebten, fand, eim grober Menih. Angejchrien batte er ihn, nachher er faum zur Befin­­nung gefommen: „”enn man nicht ordentlich jchiwime nen fann, joll man fie in den Dünen­­fand legen und fonnen, aber nicht den toichen jpielen wollen!“ Er hatte natürli alles Unange­­nchme, was er weiter anhören mußte, herunter gejchlueft; doch e$ war ihm ver­­dammt jchiwer getvorden, Aber gegen jei­­nen Lebensretter durfte er nicht aufbe­­gehren, um jo weniger, alg ex jich nicht im geringiten für die Rettung erfennt­­lich zeigem fonnte, * (Forrjegung folgt.) Selbständiger Gußmeister der in Ungarn in ersten Eisengiesse­­reien tätig war und womöglich auch in Weichguss perfekt ist, wird von Ma­­schinenfabrik gesucht. Angebote unter „Gutes Gehalt“ an Rudolf Mosse, Budapest, Väci utca 18. - _

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