Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1857 (Jahrgang 4, nr. 147-173)

1857-07-22 / nr. 165

Muwssl Mittwoch, 22. Juli. ro, 163. W f Die Í « - » «« | Redaktionoi einzelne 40 . Es 9 Bureau, Do Nummer. | » - « " Trotheagasse kostet ,«"«­", « ««"·.·Rr.12 im lkr.CM. ; : ersten Stod. In — em ro HE Veit, 1857. politische Mundschan, 22. Zul. " Wieder ist es, da es an sonstigen politischen Nacrichten gebricht, England, dem wir die wichtigsten Mit­­theilungen für unsere Rundschau entnehmen. In London Hat man soerben den volltändigen Bericht über alle Meetings, welche jüngst zu Gunsten 8 Suerz- Kanals gehalten wor­­den sind, vom Liverpooler Meeting (29. April) angefangen bis zu jenem­ von London (24. Juni) in einen Band vereinigt. Herr v. Weffeps hat an die Seite dieses Bandes folgende Widmung an da Haus der Lords und an das Haus der Gemeinen gestellt: „An die Mitglieder des Britischen Parlaments, Mylord und meine Herren ! „Ich widme Ihnen jedem insbesondere und unterbreite Ihren erlaub­ten Berr­sammlungen die folgenden Blätter. Sie enthalten das genaue Resume der Bera­­thungen und Beschlüsse der vorzüiglichsten Städte des vereinigten Königreiches, wo die Handels- und Gemeinde-Körperschaften ordnungsgemäß und unter Dem V­orjige ihrer erwählten Behörden den Ausbruch ihrer Meinung ü­ber die Interessen des Handels, der Marine und der Kolonien Großbritanniens niedergelegt haben bezüglich des Pro­­jektes des Durchstiches der Suez-Landenge mittelst eines Kanals‘, der dazu bestimmt ist, das Mittelländische Meer mit dem Norden zu vereinigen. Weder die fo kompetente Meinung der Handelsleute, Nheder und Fabrikanten Englands beruhigt und im Be­­griffe, Die Ausführung der Unternehmung zu verfolgen, zu deren Gunsten­­­ weder den ausschließlichen Beistand noch den ausschließlichen Schuß von einer Regierung verlange, wende ih mig, um Beseitigung des Widerstandes des Britischen Gesandten in Konstantinopel, mit vollem Vertrauen an die politischen Körperfeinsten eines freien Landes, welche schon bei an­­deren Gelegenheiten den Ruhm hatten, die großen Grundlage der Zivilisation und der Handelsfreiheit über jede Nachsicht der Privat-Interessen oder der Nationalitäts- Rivalitäten gestellt zu haben.” Nun folgen Briefe der­ Ostindischen und der Peninsularen und Orientali­­schen Kompagnie etc. Herr Ferdinand v. Leffers schließt mit folgenden Worten­ : „Diese Sammlung, welche ich politischen Männern übergebe, würde ungenügend sein, wenn ir nicht auch die Elemente der politischen Disz­­ussionen unter ihre Augen brächte, welche sich über die Suezianalfrage er­­hoben haben. Man­ hat gesagt, dag der Durchstich der­ afrikanischen Landenge die­ englische Macht in­ Ostindien bedrohte und man hat bei dieser Gelegenheit gesucht, das alte Mistrauen Englands gegen­ Frankreich zu erwecken. Man hat den Suszlanal als eine Veranlassung zur Loderung der Bande dargestellt. Die Egypten an die Pforte knüpfen und als geeignet, die Unabhängigkeit des Bize- Tünigs hervorzurufen. Statt endlich sich zu einem Widerstande zu befennen, den nichts mehr verei­en kann, hat man sich Hinter Gründen verschanzt, welche sich auf angebliche Interessen der Pforte beziehen, und man hat diese Opposit v­on Mitgliedern des Divans in die Schuhe geschoben, Die sie ihrerseits von sich mweisen, theils in Briefen, die mir mitgetheilt worden sind, theils in ihren Gesprächen mit den Vertretern der verschiedenen Regierungen, Die seinen Anstand genommen haben , ihre hohen Sympathien an den Tag zu legen. Diese drei Tragen, bezü­glich der Beziehungen von England und Stanfresh in Ansehung des Suezkanals, der Situation Egyptens der Pforte gegenüber und der Interessen der Tünfei beim Durchfliche der Luntenge von Guss, sind Die erste in einem Briefe, Den ich beim Beginne des Unternehmens an Lord Strat­­ford die Nebeliffe gerichtet habe, und die beiden anderen in zwei Noten behan­­delt worden, melde ich Hier wieder abbruchen lasse, um die Dokumente zu vervollständigen, melde ich hiermit dem umnparteiischen Urtheile der Leser übergebe." Ueber Beranger’s Leichenbegängniß wird der „NR. Pr. 3." nachträglich geschrieben : „Die Kirche war aufs Neichste ausgeschmüct. Während der religiösen Zeremonien spielte die Orgel Melodien Bé­rangersherklieder, aber nur solche, die den Ruhm des Kaiserreichs popularisirt Haben." Während dieser Zeit überwachte eine ganze Ar­mee die Boulevards und die Umgegend des Père Lachalse. Mein Leben lang habe ich nicht so viele Polizeiagenten auf den Beinen gesehen. Ein Duchend Regimenter, Infanterie und Kavallerie, waren auf dem Boulevard du Temple und seiner unmittelbaren Sortierung aufgestellt, und auf dem Bastillonpfan sorg­­­­­­­ten vier Bataillone dafür, das sich Niemand dem Gitter um die Freiheitsfäule nähern konnte. Ich brauche kaum zu bemerken, daß alle Gaffen, welche zur Straße des Sterbehauses führen, der Golvaten gesperrt waren. Die Senfter der Häuser waren mit Mensgsen angefüllt, selbst auf den Dächern tat; man es wimmeln wie Ameisenhaufen. Die Blice, welche dem Militär zuge­­worfen wurden, waren seine freundlichen. Bom Regierungsstandpuntte befrag­­tet, kann man das Verfahren der Regierung nur billigen, es war ein Meister­­frei. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn die seit vier Moden vorbereitete populäre Manifestation stattgefunden hätte? Vieleicht wäre die "Manifesta­­tion" ein blutiger Kommentar zu den Wahlen geworden. Es war aber nit genug, daß die Manifestation verhindert wurde, die offizielle Zeremonie mußte auch so schnell stattfinden, damit sein neuer „Heldzugsplan“ entworfen werden konnte. Daher die Eile, womit der kaum Verstorbene unter die Erde gebracht wurde. Dies Alles hat auch seine mißliche Seite, ich weiß es sehr gut, denn ed beweist, daß die Regierung Ursache Hat, der Pariser Bevölke­rung nicht zutrauen. Was die „Parteimänner" vorhatten, darüber laufen viele Gerüchte um, u. A. heißt es, es sei befahloffen gewesen, fi­des Leichenwagend zu bemächtigen und ihn unter Abfrngung Beranger’sicher Lieder an die Juktfänle zu schleppen. Gewiß würde die Polizei sich dieser Demonstration miberlebt haben, aber wer weiß, was daraus geworden wäre, es ist nicht zum Lachen, wenn Humberttausend Arbeiter einmal angefangen haben, der Polizei zu widersiehen. Wir bemerkten Thon, daß Eile nöthig war, und dies nicht blos aus dem angeführten Grunde, sondern auch, weil die Regierung erfahren hatte, das anzählige „Deputationen“ aus den Departements in Paris erwartet wurden. Die Ordnung ist, in­folge der Mairegel der Behörden, nirgendwo geslört worden. Eine Deputation von einigen Hundert Studenten wurde zurückge­wiesen, und sie kehrte ruhig wieder dahin zurück, woher sie gekommen war." Bekanntlich wurde Beranger im Jahre 1848 mit 204,471 Stimmen in die sonftituirende Versammlung gewählt. Am 8. Mai nahm er seine Entlassung, die ihm jedoch erst am 14. auf sein dringendes Ansuhen gewährt wurde. Bei dieser Gelegenheit richtete er folgendes Schreiben­ an den Präsidenten, welches den Sänger vollständig charakterisirt : Wenn irgend etwas mich, mein Alter, meine Gesundheit und­ meine Legislative Unfähigkeit vergessen machen könnte, so wäre es das Schreiben, welches Sie an mich zu richten so gefällig waren und womit Sie mir mittheilen, daß die Nationalversamm­­lung mein Entlassungsgesuch mit einem abschlägigen Befdjetó beehrte. Meine Erwäh­­nung und diese Handlung der Volfsrepräsentanten, werden Gegenstand meiner ewigen Danfbarfett sein, denn sie sind ein allzuhoher Lohn Für die geringen Dienste , melde ich der Freiheit, erweisen konnte ; sie sind ein Zeichen, wie beneidenswerth in Zukunft die Belohnungen jener sein werden, die mit größerem Talente begabt, unterm theuern Bar­terlande mirfliche Dienste leisten werden. Glücklich, den Anlaß zu diesem ermuthigen­­den Beispiele gegeben zu haben, und überzeugt, Bürger Präsident, daß dies bisher meine einzige Leistung ist, bitte ich die Nationalversammlung neuerdings, mich nicht aus­ der Verborgenheit des Privatlebens zu ziehen. Es ist dies nicht der Wunsch eines Philosophen, noc weniger eines Gelehrten; es ist der Wunsch eines Neimers, der sich zu überleben glauben würde, wenn er inmitten der öffentlichen Geschäfte die Unab­­hängigkeit der Seele — das einzige Gut, das er je anstrebte — verlöre. Es ist Das erste Mal, das ich etwas von meinem­ Lande verlange. Die würdigen Repräsentanten werden deshalb meine nochmalige Bitte um Entlassung nicht verwerfen und der Schwäche eines Greifes vergeben, der es nicht verrennt welcher Ehre er sich selbst beraubt. — Genehmigen Sie, Bürger Präsivent­­e. Salut et fraternite, Paffy, 14 Mai 1848. Beranger. Aus dem Piemontesischen wird berichtet: Der Advokat Del Re, der eine Kobeshymne auf den Königsmörder Milano veröffentlicht hat, ist von den Geschworenen „nicht schuldig“ erklärt worden und demgemäß straflos ausgegangen. Die „Armonia” bemerkt hiezu: „Wir sind jebt im Reinen und missen, daß man nach dem Dafürhalten der piemontesischen Jury einen Königemörder ungestraft einen Helden nennen darf.“ Aus Madrid wird vom 20. 9. telegraphirt : Se. Heiligkeit der Papst Habe den früher gemachten Verkauf der geistlichen Güter sanktionirt. Aus Kabylien wird vom 15. d. gemeldet : Der Feldzug sei bes­endet, die Divisionen Renault und Yufluf feien sichon unterwegs nach ihren Garnisonen. Aus Wien vom 21. 9. wird geschrieben: Se, f. T. Hoheit der Durbe­lauchtigste Herr Erzherzog Albrecht werden am 2. August von Höchst ihrer Rape­­reife zurückr­wartet. Der Tt. griechische Generalfonsul Here Baron vu. Sina ist von seinen Gütern in Ungarn hier angekommen, um Ihre Majestät die Königin von Griec­henland zu empfangen. — Das Bulletin über das Befinden Sr. Durchlaudt des Fürsten August v. Liechtenstein laute: „Se. fürstl. Durlaudt hatte eine sehr unruhige Nacht. Doch haben sich einige Zustände bedeutend ge­­bessert, die nag den ärztlichen Ansichten zufrieden stellen." — Ueber den Tod des beliebten dramatischen Künstlers Herrn Lußberger erfährt man, daß derselbe in Folge eines organischen Herzleb­ens am 16. Juli Früh nach 4 Uhr plößlich erfolgte. Lußberger wollte Die Ferienzeit im Buchbergerthale am Schnee­­berge verweilen, und traf dort am 13. Juli ein. Am 15. hatte er noch dem Gottesdienste zu Buchberg beigewohnt, am 16. Früh 4 Uhr noch gesprocen, und 20 Minuten darauf war er eine Leiche. Das Begräbnis fand am 18. Juli früh statt. Der Sarg wurde von 6 Bergk­appen zur Kirche getragen, und zahlreiche Begleitung hatte sich Denselben angeschlossen. Ueber die Synode der Refourmisten zu BDajda Sz­eván, „auf welcher dur 11 Tage von Morgens 7 bis Mittags 1 Uhr und von Nachmittags 4 bis Abends 3 Uhr unermüdet gearbeitet worden ist”, wird der , Kronst. 3tg." berichtet: Die Beschlüsse, welche auf dieser Synode ge­faßt wurden, werden dem Drude übergeben. Größere und wächtigere aber zu­­gleich auch, heilfichere Tragen sind auf seiner Synode in diesem Jahrhundert vorgenommen. Bezüglich des ersten und wichtigsten Beschlusses schreibt der Kor­­respondent : Das hohe Kultus- und Unterrichtsministerium hat eine neue­­­r­­ganisation der Gymnasien und Boltsschulen anbefohlen und als Unterrichtssprache die deutsche eingeführt und die Synode angemirfen, der Sache der Bohtserziez bung ihre volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Superinspektionen der Schulen sind nicht dem reformirten DObersonsistorium und dem Superintendenten, sondern andern Männern (allem Anschein nach dem betreffenden f. F. Schulrathe, d. Red.) anvertraut worden. Gegen dieses und gegen das unter dem 17. Oktober 9. 5. ertroffene Allerhöcste Ehefcheidungsgesett, welches Die Autonomie der reformirten Kirche gefährdet und die Gleichberechtigung mit der römisch-katholischen Religion zerstört, wurden zwei Die Wahrheit nicht verhüllende Repräsentationen Gr. ft. E. Majestät Allerunterthänigst unterbreitet und darin die Hoffnung ausgesprochen, daß die vorgebrachten royalen und unterthänigen Bitten die Allergnädigste Wür­­digung erhalten werden. Von den anderen Beschlüssen heben wir noch Hervor: Die Amtptlei­dung der reformirten Geistlichkeit ist zur Sprache gekommen und jede Diözese (nit Dekanat?) wurde beauftragt, ihr Gutachten zur nächsten Syhulde einzu­­senden, um dann eine endgiltige Entscheidung in dieser Sache herbeizuführen. Kein Geistlicher darf, außer in der Amtstracht, geistliche Berich­tungen vorneh­­men und nur in derselben an öffentlichen Orten erscheinen. Für das Fort­­bestehen des pädagogischen Seminariums wurde die nöthige Vorkehrung getroffen, zu welchem Behufe jede Diözese die ihr zugemessene Rate bis zum 1. September I. 3. einzahlen muß; es wurde ferner­ befahloffen über alle erledigte Pfarren von Konkurs auszuschreiben und diejenigen Parteien, welche 300 fl. EM. Einkünfte haben, im ganzen Lande zu publiziren. Es wur­­den die strengsten Maßregeln festgerebt, um das Vermögen, die Kapita­­lien, die Einkünfte und die Administration jeder einzelnen Kirche auf das Ge­­wissenhafteste zu verwalten, und jeder Schaden, der irgend einer Gemeinde durch Vernachlässigung und Willkürlichkeiten ermächst, muß von den Bisitatoren, Sz­ialpfarrern und Kuratoren gebedt werden; zweihundert Chef heidun­­gen wurden nach der genauesten und strengstien Prüfung vorgenommen, und mehrere Eheprozesse, als nicht gerechtfertigt zurückgewiesen. Dolkawirtbschaftliche Saftungsobligationen Rundschau. Bezüglich der Orundent­­if folgende Kundmachung erihienen : „An-

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