Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1858 (Jahrgang 5, nr. 224-249)

1858-10-18 / nr. 238

um dessen Autorisation einzuholen,als am 12.Dezember drei portugiesische Barken erschienen und sich in Abwesenheit von M’Leoddes,,Herald­«und dessen Ladung bemächtigten und die Besatzung unter dem Vorwande,daß der,,Herald'·keinen Zoll bezahlt habe,nach der Delagoas Bucht abführten.Hier wurde die gefangene Mannschaft sehr schlecht behandelt Spä­­ter führte die portugiesische Bklgg,,Klaka«'die Mannschaft nach Mozambique,wo sie am 2.Jänner eintraf. Der dortige englischeskonsul M’Leod ließ die Manns­­chaft ausliefern und reklamirte bei den Behördenden,,He­­rald«.und dessen Ladung,da das Ufer des Königs Georgs- Flusses kein portugiesis­ches Terriitorium sei,sondern lediglich unter Botmäßigkeit des Eingebornen stehe.Die Portugiesen selteten über diese Angelegenheit eine geheime Untersuchung ein, über deren Verlauf und Ausgan­g dem britischen Konsul keine Mittheilung gemacht wurde,und verweigerten der­ englischen Brigg«Persian«die Auslieferung des,,Herald'«und dessen Las­tung.Bald darauf traf der Eksengampfer«Lyra«ein und­­ nahm den englischen Konsul und die Mannschaft des»Hemld« an Bord,da Herr M’Leod der Ansicht war,daß das Betrigen der portugiesischen Behörde­ reinen Abbruch der diplomatischen­­ Beziehungen rechtfertige.Auf seiner Ueberfahrt traf der Dampfer „eyra“ einen portugiesischen­ Kutter, der 11 Sklaven an Bord hatte. Der Kutter selbst wurde verbrannt und Kapitän, Steuer­­mann und Mannschaft, sowie die Neger an Bord der „Lyra“ genommen Eine Entschädigungsforderung wegen der Nehmung des „Herald“ und der Ladung ist l an die portugiesische Negie­­rung gerichtet. Die portugiesischen Behörden haben dem eng­­lischen Konsul gegen die Infusten der Negerbevölkerung keinen genügenden Schub gewährt und sind demselben, troß der Anwesen­­heit eines­­ portugiesischen Kriegsschiffes im Hafen, die Fenster seiner Wohnung­ seingeworfen „, bei welcher Gelegenheit Frau megb eine nicht unbedeutende Vermundung erhalten­ hat. Konsul M’Leod hat sich mit der ‚‚Lyra‘ nach Mauritius bege­­ben, wo Contread­miral Grey an Bord des ‚‚Boscaven‘’ von den Vorfällen­ genau unterrichtet worden ist’, und dürfte Dieser sofort nach, Mozambique ‚abgehen. Aus Paris vom 14. wird geschrieben : Der „Montte­ur“ trt bei weiten noch nicht mit der Rheimserfiette fertig. Heute wird das Publikum mit den Inschriften erbaut, welche in Rheims die Fahnen und Tri­­umphbogen zierten.­ Es sind in der That sehr bezeichnende Schmei­­cheleien darunter, die Mehrzahl jedoch ist in lateinischer Sprache abgefaßt und­ beweis’t schon dadurc),­ daß Das Bolt sie m­it er­­funden und, mitempfunden hat. Unter den französischen Inschrif­­ten ist die, pifanteste folgende : „Die neue Blanta von Casti­­­en, sie,erzieht Frankreich, einen neuen Ludwig den Heiligen.” Sır einem langen Gedichte des veteranen NBeter von der alten Garde an. Napoleon III. wird mit Pomp der Stege in Preußen, Rußland und Spanien gedacht, die Roth des alten Gardisten erwähnt „und gebeten „für jeden der hundert Stege, welche die alte Garde, errungen, ihn nur einen Sou zu bewilligen. Londoner Berichte vom 14. d. melden : Nach dem „Advertiser” wird Lord Sohn Ruffell heute oder morgen in Nemwsley, dem Landeis Lord Terby’s, ein­­treffen, und seinen Aufenthalt daselbst auf mehrere Tage aus­­dehnen. — Die Regierung hat gestern die kontrastlichen Vorbe­­rettungen getroffen, um den Bau der neuen Befestigung­­s­werte und sonstigen Gebäude in Oravesend und Tilbury Fort zu beginnen. Daffelbe geschah zur Anleiung eines Dam­­mes vor, der, Netloute von Eastbourne. Meffrs. S­ta­a­t ha­­ben die Lieferung­ der neuen leichten Uniform für­ die Trup­­pen in Indien übernommen. Den Rod erfebt eine Art Blouse aus Bardient (jean) ; die Beinfleider vom selben Stoff sind à la Touane zugeschnitten ;­­den Kopf bebebt ein grauer Fulshhelm. — Die „Royal National Lifeboat Institution“ hat eine Anzahl neuer Rettungsbote vollendet, darunter eins von 30­8,, das die Regierung den Hafenbehörden von Calais zum Geschenk bestimmt hat. Die preußische Regierung hat durch den Grafen Bernstorf ein Rettungsbot 1. Klasse für Neufahr­­wasser bei Danzig bestellt. Die Baukosten schäßt man auf 160 £, i­n der City taucht der V­orschlag auf, daß es ein Dortheil wäre, wenn die h­eimishe indiche Sich­u 1­6 anstatt im India­ House, von der englischen Bank verwaltet würde. Falls die Sidee keine größere Auslagen verursacht, würde, wie man Hlaudt, Die Regierung wahrscheinlich darauf eingehen, _ Den Berichten aus Italien entnehmen wir : Der Kammerpräsident Cadorna in Turin soll das S­ortefeuille des ü öffentlichen Unterrichts angenommen haben, Lanzadinanzminister bleiben, Graf Cavour Miniter des Innern, Der Gesandte zu Paris, Billamartina, um die zu London, Marquis d' Azeglio, befinden sich hier und fonferiren mit dem Grafen Cavour. Das Appellationsgericht in Saffart hat einen englischen Schiffskapitän, welcher einen königlichen Zollbrigadier eine Nacht hindurch an­ Bord festhielt , zu einjährigem Kerfer verurteilt. Die , Gazetta Piemontese‘‘ meldet, das eine fünfzehn­­tägige Hoftrauer für melland die durchs, Erzherzo­­gen Margaretha,angeordnet worden ist. “ Die „‚Antone‘ meldet, daß die auf der Treppe des Senatgebäudes aufgestellte Statue Karl Albert’s von unbekannten Händen her schädigt wurde; das entblößte Schwert des Königs ist in vier Stücke zerbrogen. — In Genua ist aus Anlas der fest­­lichen Eröffnung einer Waldensischen Kirche der „Sattolico mit einem­ Trauerrande erschienen. Er moti­­virt ‚Dies mit folgenden Worten :­­ „‚Unsere Regierenden, von Tor herrlicher Furcht vor Flerifalem Einflüsse, von Lanrentitis d­em Graf gegen die päpstliche Autorität ,, von der thörichten Hoff­­nung Stalten für ich zu gewinnen befangen, den Leidenschaften einiger wenigen übelberatdenen Vaterlandsfühne schmeichelnd, führen bei uns btiefe verhängnißvollste aller Spaltungen ein. Ein Blatt, welches darauf stolz ist, den Namen eines­ , ka­tholischen‘ Blattes zu führen, mag wohl heute nicht anders als mit dem Zeichen der Trauer erscheinen. Diese Trauer, wir sind dessen überzeugt, wird von uns mit allen Brüdern unseres Glaubens getheilt , wir sind sicher , daß dies sogar Seitens der­­jenigen geschehen wird, die jet getäuscht und irregeführt, viel­­leicht­ der neuen Ersoeinung, Beifall Blatfehen und nicht wissen, was dieselbe Verhängnißfchweres in ihrem Schoße birgt.‘ Turiner Blätter ‚theilen ein Schreiben aus­ Bo­­logna mit, worin die Angabe des „Difersatore Bolognese“, daß es den Eltern des nach Rom gebrachten israelitischen Kana­­ben Mortara gestattet sei, ihr Kind nach Gefallen zu be­suchen, dahin redhteirt wird, daß es dem Vater Mortara nur gestattet war, sein Kind in­ Gegenwart des Rektors der Zöglinge zu sehen und daf er nur schwer die Erlaubniß erhalten konnte, daß an seiner Statt, der Sekretär­ der israelitischen Gemeinde zu Rom den Knaben von Zeit zu Zeit besuchen dürfe. Wie es mit legterer Erlaubniß fid verhalte, gehe daraus hervor, daß, als genannter Sekretär sich eines Tages zu dem Knaben Mor­­tara begeben wollte, man demselben nicht nur nicht öffnete, son­­dern ihm der Rektor von dem­­ Fenster herunter ‚bedeutete , es dürfe, auf Befehl des Kardinalinspektors der Anstalt für alle Zukunft unter­ seiner Bedingung ein Israelit fünfzig mehr ein­­gelassen werden, was­ sich aug auf die Eltern des Knaben be­­ziehe. Weiter sei gegen Ende Septembers der Knabe Mortara an der­ Sand. eines Geistlichen Durch die Straßen des Ghetto (Sudenviertel) geführt worden, um ihm, das ganze und volle Elend seiner früheren Glaubensgenossen vor die Augen zu führen. Der Untergang der „Musteia“.­ ­ Nachrichten aus Newport vom 2. b. bringen ausführliche Berichte über Die Katastrophe der ‚‚Austria‘, es waren 10 der Geretteten daselbst angekommen, und flimmen ihre Aussagen in Bezug auf die Entstehung des Brandes und die Hauptsächlichsten Ereignisse nachher überein, da die persönlichen Elebnisse der Geretteten geben ihnen ein besonderes Interesse. Nur in Betreff des Kapitän Heydtmann melden die Aussagen von einander ab. Wir raffen einige der Berichte, hier, folgen. Die an­­deren dem Morgenblatte aufsparend. Sicb Thomsen aus Cappeln, früher 6 Jahre in Kalifornien, seit 3 Jahren in Schleswig-Holstein, bes­­tätigt Alles, was über den Ursprung des Seuers ander­­weit gesagt ist. Den Seuerruf vernahm er, ab­­­er gerade aus dem Zwischended heraus­kam. Als er das Berded betrat, stürzte der Kapitän herbei, fuhr mit den Händen durch die Haare und rief: „Wir sind­ ‚alle, verloren !“ Thomsen­­ sagte ihm: „Kapitän, es sind zwei Schiffe in Sit, wir Tonnen sie vieleicht erreichen; aber Heydt- Mann antwortete nit und eilte nach dem Hinterdied. Das Weitere erzählt Ihomsen wie folgt :­­«

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