Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1863 (Jahrgang 10, nr. 99-122)

1863-05-05 / nr. 102

. Politische Rundschau,5.Mai.Die Mitb­eis­tungen aus dem englischen Blaubuch, die wir weiter unten folgen lassen, sind auch Heute Diejenigen, denen wir das größte Augenmerk zuwenden müssen. Die Art, in der sich Lord Ruffell gegen den österreichischen Gesandten ausgesprochen , die Heußerungen Bismarc’s über die von einem unabhängigen Polen für Preußen drohenden Gefahren, die scharfe Kritik, welcher von enge­­rer Seite die russische Konstription und nicht minder die dann gebotene Amnestie unterworfen wird, — all das wirft ein gar grelles Lit auf die Situation und erklärt es vollkommen , dag das Organ des englischen Ministeriums , der „Slobe”, vom Eindruck, den das „Blaubuch" allenthalben Hervorbringen muß, aussagt : „Niemand kann die dem Parlament sochen vorgelegte Korrespondenz über die polnische Insurrektion seien, ohne zur Erkenntniß zu gelangen, daß seit drei Mor naten der Friede von Europa fortwährend in Ge­fahr gesigwebt , und Niemand kann diese plöblich ab­brechenden Papiere aus der Hand legen, ohne ein­­zusehen , daß die Gefahr nicht vorüber is." — Noch liegt die nach London abgegangene Antiwortknote Gottschatof?s uns zwar nit vor; aber die Analyse, welche das Telegramm in unserem Sonntagsmorgenblatte über den Gesammtinhalt der drei rufsischen Depeschen gebracht, so mie die in demselben Morgenblatte mitgetheilte Note Napier’d vom 9. März geben uns derart genügende Anhaltspunkte für den Geist und Sinn der in Rede stehenden rufsischen Depesche , daß wir die Kluft jet schon vollständig bemessen können, welche auch die gegenwärtigen Anschauungen Gottshalos’s von jenen Lord Ruffel’s trennt. — Erwägen wir ferner, daß Grant reich in seinen Forderungen zu Gunsten Polens insofern noch weiter als England gegangen ist, als es auch die Bestimmungen des Vertrages von 1815 für die Befrie­­digung des Landes als ungenügend erklärte; so leuchtet ein, daß die Stunte gefommen ist, in welcher Do­efler­­­ the­e 5 ( MBertreter der Wwnderen Rumänen Meines Großfürstenthum­es ",,Mit wahrem Vergnügen empfange Ich Sie als die Siebenbürgen, welche Mir wiederholte Beweise ihrer unwan­­delbaren Treue und Anhänglichkeit an Mich und Mein Haus gaben. In der Mir Überreichten Adresse und der inhalts­­vollen Ansprache ihres würdigen Präsidenten haben Sie sowohl biese Gefühle neuerdings bekräftigt, als auch mit aufrichtigem kindlichen Vertrauen jene Staatsprin­­zipien dankbar anerkannt, welche Ich­ durch Mein Diplom vom 20. Oktober 1869 und Patent vom 26. Beber 1861 verkündet habe und welche zur heilbringenden Umgestaltung der Gesammtmonarchie führen werden. Indem Ich Ihre den gegenwärtigen schwierigen Verhältnissen ganz entsprechenden Bereicherungen mit Wohlgefallen und voller Befriedigung entgegen­nehme, ermächtige Ich Sie zugleich, dies Ihren Sendern mitzutheilen, denen Ich auch fernerhin in Tat ferli­­der Huld und Gnade gewogen bleibe.” Die fakstische Nationsuniversität be­­gann am 30, 9. M. die Berathung des Suffizopera­­tes Mehrere Stimmen verlangten die Berfofjung eines neuen Doperates. Schnell von Kronstadt erklärte, man solle die S­uftisfrage dent Landtage überlassen und die siebenbür­­gische Rechtseinheit wahren; der Vorfigende erklärte jed­och die Wiederberathung von bereits Beschlossenem als unzuläß­­lich. Hingegen meldeten die Deputirten von Reps und Meditafh und sammtiche rumäniische Deputirten Sepaatioten an, eg . 2.£ Genf mát. MI­t AGE ‚aehan auf , AP­EM inte weit es noch fernerhin die Unterflüchung der­ Politis dher Westmächte in seinem I Interesse findet. — Gleich dem Grafen Rehberg sol auch Für Metternich auf das Ich­­bafteste gegen die Gerüchte proteflirt haben, die Dester­­reich eine Annäherung an Rußland vorgeworfen; aber, auffallend genug, mehren sich fortwährend die Stim­­men, welche in der Vertheidigung Oesterreichs durch den gouvernementalen „Constitutionnel” nichts weniger als einen Freundesatt erkliden wollen. Der Wiener Korre­­spondent der „Magheb. 3." schreibt Hierüber : Der Artikel des „Konstitutionnel”,­­ welcher — unter dem Vorwande, die österreichische Regierung gegen die An­­lage eines angeblichen Umfchwunges in ihrer Politik zu rechtfertigen — in der unzweideutigst­en Weise die „Loyali­­tät“ unseres Kabinets verdächtigt, indem er sich zum B­e­­theidiger derselben gegen imaginäre „Beleibiger“ aufwirft, hat hier keine geringe Beflüigung hervorgerufen. Die „Offb. Pof“ sagt, wohl absichtlich, nur die halbe Wahrheit, wenn sie die Ansicht ausspricht, das Raisonnement des „Konstitu­­tionnel” sei als Antwort auf den jedenfalls aus Paris Here ftammenden Wiener Brief der „Debats” (den auch wir mit­­erheilt, D. Red.) zu betrachten, in welchem die Ehrlichkeit Österreichs in Bezug auf sein Zusammengehen mit den West­­mächten so ftarf angezweifelt wurde und der höcjgt wahr­­scheinlich aus dem Hotel der russischen Gesandtschaft flamme. Das bei weiten Glaubenwürdigere ist leider, daß der sogenannte Wiener Brief aus dem französischen Ministerium des Auswärtigen bderrührt und eben die Mög­­lichkeit einer Widerlegung im „Constitutionnel” bezwecke, die durch ihren patronisisenden, süßlich beschädigenden Ton beinahe noch verlegender wirken muß als die Anklage... Wir fiehen noch ganz am Anfange der europäischen Inter­­vention in die poliische Frage und Oesterreich ist mit seiner Anlehnung an England und Frankreich beinahe schon wieder so weit gekommen,, wie im Krimmkriege mit dem Bündnisse vom 2. Dezember 1854, als im nächstfolgenden Mai nach dem Ablaufe der Wiener Konferenzen Napoleon dem Corps legislativ erklärte : „Wir müssen jecht abwarten, ob Deiter­­zei seinen Verpfligtungen nachkommen wird.” Was zunächst in Paris Verdacht erwegt haben mag, das wird wohl Die größere Strenge gewesen sein, welche während der legten Wochen von den galizischen Betördben geübt wird. Bom Kriegsschauplabe wird berichtet : Nach dem Thon erwähnten Stege bei Peifern­estieß der polnische Oberkommandant folgenden Tage­s­­befehl: „Soldaten! Schlecht montirt und ungeübt, habt ihr gestern siegreich mit regulärem Militär gefochten. Acht Stunden lang habt ihr im Feuer bet rufft ihmn Slinten und Kanonen ausgehalten , ohne auch nur einen Schritt­ vom Plage zu weichen. Die Schüben hielten das Gefecht wie Helden aus, der Angriff der Sensenmänner unter Ganter vAhin ertichieb den Kampf zu unfern Gunsten und nöthigte die Mostorichter zum schleunigen Radzugne. Sobald detaillirte Rapporte ringegangen sein werden, veröffentliche ih­r­e Na­­men derer, die unter den Zapferen die Tapferfin waren ; heute Kann ihh fen so viel sagen, Laß der Ruhm des Tages von Major Streledt gebührt. (Unterz.) Taczanowstt, Ab­­theilungsbefehlshaber der bewaffneten Macht der Nation.“ In dem Gefechte bei Ehlewiszt im Sandomtr­­ien am 25. April haben die Polen unter Czadowski den Russen 360 Mann gezüchtet oder kampfunfügig gemacht und die Kriegswaffe mit 7000 Rubeln erbeutet. — Der Insurgen­­tenführer Barczemszi hat im Wieluner Distrikte zwei Regierungswaffen mit 8000 Rubeln erobert. — General $­e­­storamski, welcher unweit von Kobylanfi eine tuffische Militärabtheilung geschlagen und derselben 90 Mann ge­­tö­tet hatte, macht im Lublin’füben Jagd auf die Regierungs­­waffen. In Erzeszom allein hat er 1000 Rubel erbeutet, Sertoransfi sei in Montenegro einmal einen Feldzug mitge­­macht und auf jenem Terrain den Guerillakrieg stubist haben. Aus Krakau und Lemberg liegen nachsichende Meldungen vor : Nodebrun fol am 1, b, krakau plösliä verlaf-

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