Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1865 (Jahrgang 12, nr. 125-148)

1865-06-03 / nr. 126

hierher zurückgekehrt.—Wir deuteten neulich an,man werde zur Leitung der Landtagswahlen in Kroatien einenk.Kommis­­sites­ nennen-Nuniiu­slötzlich hier der Essegger Festungskom­­mandant, GM v. Nadoslawliewic­s , eingetroffen, hatte­ gestern bereits eine Konferenz mit dem Hofkanzler Ma­­zuranics, und man glaubt daher, daß er vielleicht hierfür ver­eignirt “sein dürfte. General Radojanl­erwies , lange Jahre hindurch Generalfonsul in Belgrad, in Serbe, ein äußerst ge­­wandter, mit den Verhältnissen genau vertrauter dabei doc energischer Mann und bef ist eine große P­obularität, so daß eine solche Wahl gewiß feine fürechte und durchaus nicht zu den Unmöglichkeiten gehören dürfte. Wien, 2. Juni. Amalig werden einige nähere Nachrichten in Bezug auf die Feststellung der frontischen Wahlordnung bekannt , welche die schließliche Beibehal­­tung der alten Wahlordnung als das Resultat von im großen und seinen Ministerionteil gepflogenen Berathungen erscheinen lassen. Der Staatsrathapräsident, Baron Lichtenfels, hatte dem Grundlas gehuldigt , man müsse, wenn man schon oltroviren wolle, entweder wie in Siebenbürgen vorgehen und ein ganz neues dem Systeme anfallendes Wahlgefet erlassen, in welches der Regierung, die Majorität, sichere. Cin bios leicht modifizirtes Machigefet habe alle Nac­theile einer Öftropi­ung ohne die Bar­­tbeile verselben. Auch kam man zur Erwägung, dab die Be­­seitigung der Bild­stimmen zwar, wande der Regierung feind­­liche, aber auch manche freundliche Elemente treffe , hab der Landtag von 1861, wenn er auch nichts zu Stande gebracht habe, wenigstens die staatsrechtliche Unabhängigkeit des brek­ini­­en Königreiches von Ungarn ausgesprochen habe, in welcher Richtung das alte Mahlgeles niet hemmend in den Weg trete. Auch war er schmierig über die Art der Betheiligung des­ Grofgrundbefibes und der Prälatur , namentlich des ersteren, ing. Reine zu fommen. In diesem Punkt erhoben sich sehr viele Fragen. Sollte den Magnaten das Wahlrecht in dem Sinne eingeräumt werden , daß sie eine Anzahl Vertreter aus ihrer Mitte wählen lassen ? Sollte das Vertretungsrecht an einen ewhllen Grunpbefig geknüpft werden ? Sollte einer Reihe von Samittenhäupter das Vertretungsrecht zuerkannt werden s­ollten etwa Regalisten aus dem Großgrumobefise ähnlich wie in Siebenbürgen ernannt werden ? Eie jehen,, es lagen Ins­teressen und Grundfüße im Streite und nachdem man Din und der erwogen , tam man zu dem Resultate, daß die durch die Ostropirung, wie sie beantragt war, zu erreichenden Vortheile nicht ‚groß ‘genug seien, um sieh zu rechtfertigen, eine eingreifende Oktropirung aber zu­ weitaus sehend war. Und so entschied man sich für das alte Wahlgeies. Sie Sehen, daß Opportuni­­tätsgründe maßgebend waren, Die aber den Jiedischedenten zu Statten kommen und allseitig den Vortheil bieten, daß wenig­­stens seine Ofttoyirung beliebt wurde. = Mien, 2. Sunn. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daßs die Zusammenkunft des preußischen mit dem österreichischen Monarchen, von Seite Preußens zu weitgehenden politischen Bersuchen bewüst werden wird. Er unterliegt seinem Zweifel, das das Regime in Berlin es zu einer Entscheidung gegen den Parlamentarismus in Preußen bringen will. Das­selbe möchte aber in seinen Staatsstreichgelüsten in Oesterreich eine Stüße finden, daher schon die erste Million Manteuffel’s im vorigen Jahre darauf berechnet war, Hier ein gemisses gemeinsames Interesse gegen den Bar­a­mentarismus wachzurufen, in welcher Dichtung anch­er v. Bismarc bei seiner Anwesenheit, in Wien wirkte. Cs­cheint nun, was die neuerliche Mission Manteuffel’s den alten Plan mit erneuerter Energie aufnehmen sollte und daß nach dem Unterbleiben dieser Mission die p­ersönliche Einwicktung des Kö­n­ig­s von Preußen diesem Bestreben gewidmet sein sol. Denn so_lange in Desterreich das Parlament besteht, kann man mit veret in Berlin nicht aufräumen, um nicht gar p grell hinter Desterreich zurückzubleiben. Man trennt hier biele pre piihen Liebhabereien nur zu genau und daher. hat auch eine der „N. Fr. Br." telegraphirte Berliner S Korrespondenz , der „Beyers Zeitung“ hier große Aufmerksamkeit erwedt, in­ welcher es heißt, daß in nächs­ter Zeit über die „Sesammitbeziehungen“ zwischen Oesterreich und Preußen umfassende Verhandlungen stattfinden sollen, welche nicht "Los die Herzogthümer, sondern insbesondere „gemeinsame Mairegeln gegen den Parlamentarismus” betreffen würden ; es solle auf eine Verständigung zwischen Den beiderseitigen Hof­ und Militärparteien abgesehen sein. Dieser Mittheilung der nr 5.3." wird eine ganz entschiedene Abwehr in einem offiziel­­sen Journal entgegengelegt und jedem solchen etwa von Preu­­ßen ausgehenden Versuche die bestimmteste Zurückweisung in Aussicht gestellt werden. Preußens Rolitit ist in Bezug auf Nordschleswig be­­kanntlich sehr verdächtig. ES tritt sebr der Verdacht unredlichen Spieles doppelt nahe, nachdem Berichte aus den Herzogthümern es nahelegen , daß die Einberufung der 54ger Stände seinen anderen Offekt als den Skandal zuwege bringen werde, eine der Majorität nah bűrnich gesinnte Ver­­tretung zu versammeln, welche sich bei nächstbester Gee­­genheit für Abtrennung Nordschlesmigs und Rückstellung an Dä­­nemark auszuspiegen eilen wird. 68 scheint , daß diese Even­­tualität Preußen in den Kraft paßt, wenigstens flimmt sie in seinem Stofettiven mit der dänischen Bevölkerung Nordschls­­wigs. Mit Beziehung auf diese ihnen bereits telegraphisch signa­­lisiete Reforanie eines europäischen Skandals,, daß deutsche Mächte eine dänisch gesinnte Vertretung in Schleswig zusam­­­menrufen, lehnt die gestern abgegangene österreichige Nachant­­mortnote jede Verantwortlichkeit für die Resultate der Einbe­­rufung der 54ger Stände ansprüchlich ab, indem sie zugleich alle Gründe für die Einberufung der 44ger Landesversammlung rekapitulirt und D­reußen zur nochmaligen Erwägung empfiehlt, jedoch für den Fall der Frichtlosigkeit dieser Vorstellungen der Einberufung­ der 54ger Stände zustimm­t. Die neuesten Rüdsc­htzlosigfeiien Bismarck’s ansählich der DVerhandlungen in der preußischen Abgeordnetenkamm­er über die Marinevorlage haben hier natürlich nicht sehr erfreut, obwohl man sich­ nachgerade an dieselben gewöhnt hat, wo kann man nit jagen, daß sie den Boden für die neuen Kari­­bader Verhandlungen des Weiteren geebnet haben. 82. Parts, 31. Mai. Man erinnert sich, daß Die fet­ten Worte, welche Marshall Magnan öffentlich gefvreden, die Antwort auf jene Rede des Marquis Bou­ffy während der Notenverhandlungen im Genat waren. Damals erflhrte er, mit seinem Degen die Sache des kaiserlsichen Thronerben verfechten zu wollen. Sehr fehlt auch er, wie Billault, Moc­­quard und Morny in der Umgebung des Thrones. Man ver­­sichert, der Kaiser habe bereits in einer Depesche aus Algier den General Montauban an seine Stelle zum Marschall von Frankreich ernannt, ja man will wissen, daß Montauban, auf welchen der Kaiser sehr viel Vertrauen seht, zum Oberbe­­fehlshaber des Heeres von Paris ernannt werden solle.­­ Die Zeit ist überhaupt wieder sehr fruchtbar an Vermuthungen über alle möglichen Beförderungen. IH ermahne von denselben nur diejenige, nach welcher General Fleury an Magnan’s Stelle Oberstallmeister des Kaisers und General N­ey Oberjägermei­­ster beim Kaiser werden soll. Er scheint mir, daß alle derartige Vermuthungen verfrüht sind, und daß man wohl thun wird, die Rückehr des Kaisers abzuwarten. Man glaubt, wer Kaiser werde von Paris aus fur den „Moniteur” eine Proklamation an das französische Bort erlassen, in welcher die Bortheile und Interessen ausein­­andergefeht werden, welche Algier für das Mutterland bietet. Es ist sehr bemerkensunwerth, daß die Sagen von großen Refor­­men in aipler immer mehr verflungen sind. Sollten dieselben endlich in bestimmter Meile durch jene Proklamation angeküns­tigt werden ? DR weh Es wird mir von glaubwürdiger Seite eine Thatfade berichtet, welche dafür­ zeugt, daßs Prinz Napoleon mit ge­­wohnter Seelenruhe sein Mißgeshhd erträgt. Er zeigte , sich nämlich vorgestern öffentlich mit zwei Damen in Asniére und ließ si vom Bolt mit Zurufen begrüßen. Man hält hier die Angabe englischer Blätter für Kr Aida daß die fchn:­nungslose It mit welcher der Prinz in der Pebe von Vinceto die megitanische Unternehmung beurtheilte, unter Anderem ein D s es

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