Pester Lloyd - Abendblatt, August 1874 (Jahrgang 21, nr. 174-197)

1874-08-08 / nr. 180

s ! · x­ 5 ff. in allen Berschleißl­lalen.) re­ig­ne an ORTEN­TEN des Oberhauses,welche an ein paar Punkten des Wahlge­setzs entw­er wesentliche Aenderungen machten,und dem Minister des Innern werden,wie,,M.Politika«'erfährt,Verhandlungenges pflegen.»Wir­ hoffen­ sagt das genannte Blatt-daß in der Frage des siebenbürgischen Zensus die Ansichten der Oberhaus-Opposition und der Regierung sich werden ausgleichen lassen.Davon haben wir sichere Kenntnis­,daß die Majorität des Oberhauses die von der Rechtskommission in Bezug auf den siebenbürgischen Zensus gemachte Renderung wotiren wird.«'­­Ueber die Verhandlungen des Kriegsministerium­s wegen­­—der­ Vertheilung der ärarischen Lieferungen wird der ,,Deutschen Ztg.'«gemeldet: »Es wurden acht der hervorragendsten Leder-Fabrikanten zu einer Besprechung eingeladen,bei der seitens der Regierung FM·L. Benedek als Vertreter fungirt.Als Kaution verlangt die Regie­­rung von dem Konsortium für die Lieferung von Schuhen und Leder-Ausrüstungsgegenständen Eine Million Gulden. Das Kon­sortium muß sich im Falle eines Krieges verpflichten, binnen zehn Wochen 800.000 Baar Schuhe zu liefern. Dafür werden aber auch die entsprechenden Preise seitens der Kriegsvernwaltung bewilligt.“ = Ueber die legte Sigung des Konvents des evang. Breßburger Komitats-Seninrats geht dem „U. LU.” aus Modern eine Korrespondenz zu, welcher wir Folgendes entnehmen : Nach Erledigung mehrerer un­wichtiger Gegenstände wurde eine Aufschrift des Herrn Superintendenten Ged­uly an den Ge­nierat verlesen, worin er bekannt mach, daß er vom Kultusmi­­nisterium aufgefordert worden sei, zu untersuchen, ob in dem evan­­gelischen Gymnasium zu Thurescz-Szent-Márton wirklich panflavistische, dem ungarischen Staate und der Nationalität­sfährliche Tendenzen verbreitet würden und das Resultat dem­inisterium zu unterbreiten, worauf er jedoch erwidert habe, dieser Weisung nich­t nachkommen zu können, theils deshalb nicht, weil er unlängst bei Gelegenheit der PVisitation des Thuröczer Senio­­rats an dieses Gymnasium inspiziere und seinen gefährlichen Geist wahrgenommen habe, theils und hauptsächlich deshalb nicht, weil das Ministerium ihm seine präzisen Anhaltspunkte angebe und nicht speziel die n­ichten bezeichne, um die es sich hier handle. Er wünscht nur, der Senioral-Konvent möge sein But­achten über diese feine Amtirung aussprechen und über das weitere Vorgehen in dieser schwierigen­­ Angelegenheit bewathen. Darüber entspann sich nun eine stürmische Debatte, indem einige Redner der Meinung waren, daß im benannten Gymnasium wirklich ein panflavistischer Geist herrschte, andere aber dies in Abrede stellten. Endlich wurde folgender Antrag mit Stimmenmehrheit angenom­­men: „Der Konvent des Preßburger K­omitats-Seniorats erkennt die Schwierige Stellung des Herrn Superintendenten, billigt sein Verfahren und wünscht, daß in der Angelegenheit dieses Gymn­az­­iums der diesjährige Distribtual-Konvent eine Kommission aus seiner Mitte zur Untersuchung aussenden möge, zu welcher die hohe Regierung ihre Vertreter zu senden hätte, welche Kommission das Ergebniß ihrer Untersuchung protokollarisch dem General-Konvent behufe Entscheidung zu unterbreiten hat.“ figg wieder den weltlichen Dingen zu. Ihre erste Aufgabe war :­­ein Akt der Pietät gegen die Armen Wiens. Dem Profuraführer des Hauses­­ Rothichild ist nämlich die Weisung zugegangen, dem Bürgermeister der Stadt Wien heute Abends nach 6 Uhr, d. h. im Momente, wo" die siebentägige Trauer endet, ein Schreiben der Söhne Rothichild zu überreichen, in welchem die Verfügungen des Verstorbenen zu Gunsten der Armen Wiens enthalten sind und nur im Hinblick auf den Umstand, daß die Einungen des Ge­meinderaths schon um 5 Uhr beginnen, in das Schreiben bereits um 1 Uhr an die Schreffe gelangt. Wie ich höre, wird das Schrei­­ben die Mittheilung enthalten, daß die Söhne Rothihild’s den Armen Wiens sowie den verschiedenen unwohlthätigen Stiftungen der Reichshauptstadt einen Betrag von 350.000 fl. gewidmet. Cha­­rakteristisch ist es, daß Baron Anselm N Rothihild das von ihm mit einem Kostenaufwande von 600.000 fl. gebaute jüdische Spital nie besucht hat, weil er mit der israelitischen Kultusgemeinde, welche die Kosten so hoch hinaufgeschraubt, geschmolt. Er hat dieses schöne Spital nie gesehen und mit Ausnahme einer seiner Töchter hat auch sein Mitglied der Familie das Spital besucht. u. Wien, 7. August. Der Handelsminister hat den Entwurf des neuen Gewerbegesäßes nebst Motivenbericht Heute an die Handelskammern versendet, und deren Gutachten abverlangt. Wie die "N. fr. Br." erfährt, enthält dieser Entwurf sehr wesent­­liche Fortschritte und will ich einige derselben hervorheben. Zu­­näcst werden die Zmangsgenossenschaften aufgehoben, ebenso der Unterschied zwischen Konzessionirten und nichtkonzessionirten Gehwer­­ken; es wird ferner das so wichtige IInstitut der Fabriki­nspek­­toren eingeführt und eine genaue Fir­rung der Arbeitszeit vorge­nommen ; es wird die freie Vereinigung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gestattet, und endlich die eventuelle Errichtung von Hilfskaffen duch die Behörden ausgesprochen. ES läßt sich nicht verfemnen, daß sehen diese wenigen hier angeführten Punkte so michtige prinzipielle V­erbesserungen enthalten, daß man, wenn der ganze Entwurf — woran mir vorläufig nicht zweifeln wollen — in diesem Geiste abgefaßt ist, denselben nur mit Anerkennung be­­grüßen kann. In der Frage der Getreidezölle dürfte die hiesige Handelskammer näch dte Woche eine Plenarversammlung abhalten und eine Eingabe zu Gunsten der definitiven Aufhebung dieses 3003 an die Regierung beschließen. Wie ich erfahre, hat Herr de Pretis die Heußerung gethan, daß er prinzipiell durchaus nicht ge­gen die Aufhebung der Getreidezölle sei, und auch aus fiskalischen Gründen auf deren Aufrechterhaltung bei einem Ergebniß von etwas über fl. 100.000 doch unmöglich gar so großen Werth legen könne ; er sehe deshalb die Eression der Handelskammern ganz gerne, da er darin eventuell einen Rückhalt für sein weiteres Ver­­halten in dieser Frage finden würde. Bestätigt sich diese Mitthei­­lung, und sie geht mir aus sehr glaubunwürdiger Duelle zu, so hätte die Pression der öffentlichen Meinung wieder einmal einen ent­­­­sgiedenen Erfolg errungen. nu § Wien, 7. August. Nach altjüdischem Mitus haben bie­­ But Tagesgeschichte. In der Brüsseler Konferenz scheint die Annahme der rufsis­­chen Anträge gesichert zu sein. Modifikationen dürften sie aller­­dings erleiden, aber im Wesentlichen werden sie kaum abgeändert werden. Das geht auch aus einer Korrespondenz der „Nat.-Ztg.“ hervor, worin gesagt wird: „Seit dem 3. ist die Zahl der faktisch bei dem Kongresse für Völkerrecht vertretenen Mächte bis auf 14 gestiegen. Die Delegirten Portugals hatten nämlich ihre Kreditive bei dem engeren Kongresse eingereicht, welche unmittelbar geprüft und in Ordnung, befunden wurden. Dagegen aber glänzen die türkischen Bevollmächtigten noch immer durch ihre Abwesenheit. Als eine Probe der Art und Weise, wie die hiesige Tagespfesse der Neugierde des Bublitums mit Be­­­ug auf die Verhandlungen des Kongresses gerecht zu werden ver­sucht, kann wohl die Mittheilung einer Brüsseler Rettung hervor­­gehoben werden, nach welcher zwei Strömungen im Schoße des Kongresses hervortreten : "eine derselben verlange den ruffischen Entwurf, wenn an nicht dem Inhalte, doch wenigstens dem Geiste nach zur Geltung zu bringen, während die andere Strömung da­­hin geht, das Glaborat des Kongresses auf die Bestimmungen rück­­sichtlich der Kriegsgefangenen, V­erwundeten, Neutralen u.­­. w. zu beschränken. « » Freelich war dies selbst ohne die Enthüllungen des betreffen­­den Blattes einleuchtend und braucht der Gedanke nicht aufzus kommen,irgendeiner der Delegierten sei seinem Eide der Ver­­schwiegenheit nicht nachgekommen­.Für wesentlicheruklid bestimmter dagegen halte ich die mirgegebene Versicherung,daß die Berathn­i­­gen einen äußerst ruhigen und ernsten Verlauf nehmen und sämmtliche Mächte Alles aufbieten zu wollen scheinen um jeden Anlaß zu irgend einer aufregenden Debatte zu vermeiden. Spe­­ziel­l dies seitens der Ddeutschen Reichsregierung der Fall. Auch Oesterreich zeigt trog der beiden von den Delegirten dieser­en Beichmeldeschriften einen äußerst versöhnli­­en Geist. . ··England setzt dem·russischen Entwu·rfe,nachdem dasselbe die Beseitigung aller auf das Seerecht bezüglichen Fragen durchgesetzt hat,keine wesentlichen Hindernisse entgegen-Trotz dieser Einmü­­thigkeit aber glaubt man hier in betheiligten Kreisen noch immer, daß dem Schluß des Kongresses nicht vor Ende des laufenden oder Anfangs nächsten Monats entgegengesehen werden kann;nichts­­destoweniger entfaltet deri­nt der Voruntersuchung des russischen­ Entwurfs beauftragte Ausschuß eine sehr große Rührigkeit.Eine kurze Unterbrechung ausgenommen,während welcher ihre Mitglie­­der·ein einfaches·F·r­ühstück·im Berathungssaale zu sich nehme­n«, arbeitet die Kommission täglich von­ Morgens 10 bis Nachmittags 2 Uhr.Heute gönnen sich sämmtliche Mitglieder des Kongresses einen Feiertag,welcher einem Ausfluge nach dem Badeorte Span gewidmet ist.Ich bemerkte schon früher,daß die Berathungen im Plenum von neuem aufgenommmen werden sollten, sobald der Ausschub nur einen Theil seiner Arbeit erledigt haben würde. In der That soi die Debatte des eigentlichen Kongresses morgen Nachmittags fortgefegt oder vielmehr eröffnet werden, denn die beiden bis fest von demselben abgehaltenen Sißungen waren bekanntlich nur formellen Angelegenheiten gewidmet. Die Behaup­­tung einer hiesigen Zeitung, der Czar habe, nachdem die Regierung der Vereinigten Staaten auf die erste Einladung desselben ab­­lehnend geantwortet hatte, versucht, den Beitritt der Union mittelst eines an den P­räsidenten Grant gerichteten Handschreibens noch nachträglich zu erwirten, entbehrt der Begründung. Im Gegenteil hat sich die russische Regierung so wenig einer T­äuschung in Bez­­ug auf die Antwort Amerika’s hingegeben, daß dieselbe ursprüng­­lich gar seine Einladung an das amerikanische Gouvernement zu richten beabsichtigte. Mit Rüdfigt aber auf die seinerzeit seitens des Präsidenten Lincoln ergriffene Iitiative zur Kodifikation des A ging die Einladung da noch nachträglich nach Washing­­ton ab.“ : Im Namen von mehr als vierhundert Wählern der Land­­schaft Auge, der Gantonaldelegite, De Logiviere, ............. ·Die Varzeilirungspläne der Baugesellschaft auf ihre Grüt­de am­ Rakos Wald­aer Hotter utcd des David Spiller,Friedhof­ Jund» E·zns­iedlergasse,ferner die Pläne der Staatsbahngesellschaft, züglich der Gasbeleuchtung auf der neu erbauten Brücke gegend Dreiherzengasse, endlich die Legung eines Troitoi­8­nde­ren Franziskanerplanes und der Herrengasse auf dem Grunde des demolirten Schneider’s&en Hauses wurden­ anstandslos genehmigt „Dem Mefurfe des Herrn Tömöry , melcher die Negulirung Linie, DER Nathhausplates abzuändern hat, wurde keine Folge gegeben. · Folgende Baubewilligungen sind auszufolgen:Vinzenz We­s­tmger,Padtalstraße­.129,einstöckige Villaz Graf Samuel Gyulay i Wasserstadter­ Friedhof, Familiengruft , Staatsbahngesellsshhaft, Bahnhofterrain, Magazine; Stefan Billan Steinbruch Nr. 40 ebenerdiges Wohnhaus; Leopold Schneider, Tafferstadt, Bäre­gaffe Nr 781, Adaptirung. , Mit der Authentisation des Haris und Sebastiani betraut, Protofoll 3 wurden die Herren . U­n­ ­ 3 Tagesneuigkeit etc.­­ (Ernannt)wurden vom Unterrichtsministerx zu erben­lichen Professoren Emerich Nemes an der Großwardeiner,J. Vadyß an der Kaschauer und Andreas Hofferanders Szegediner Staats-Oberrealschule;von dem Finanzminister:Ed,u·at«·d. Zobisd zum Rechnungsoffizial III. Klasse bei der Szegediner Finanzdirektion. © . Aus dem hauptstächlishen DBauraihe. A Budapest, 6. August. Die Situng wird duch den Vizepräsidenten Baron Friedrich Podmanissy eröffnet, wel­­cher das von Geite der Regierung neuernannte Mitglied des Bau­rathes, den Gestionsrath im Finanzministerium Hirn Baul Bu­­­segty, sowie das von Ceite der städtischen Baukommission dort Mitglied Herrn Alois Schneider der Versammlung vorstellt. (Der Landeskommandirende Baron Edel­heim-Gyulai) hat am­­ G. b. M. die Inspizirung der Temes­­várer Garnison begonnen. Se. Erzellenz besuchte die beiden In­­fanteriekasernen, die Raketenschule, das Militärspital, das Artillerie­zeughaus,­ die Siebenbürger Kaserne und das Zerpflegs mag Nachmittags um 3 Uhr fand auf dem Grerzierplage ein großes Grerzitium der sämmtlichen Infanterie statt. Freitag um 6 U Morgens rückte die sämmtliche in Temesvár und Umgebung t­gende Kavallerie, sowie das 13. Artillerieregiment zur Inspizirung auf dem Grerzierplaße in zwei Treffen aus. Zum zweiten ungarischen Lehrertag­ haben ss bisher bereits 1500 Volksschullehrer angemeldet. Der­selbe­ beginnt mit einer am 9. b. M. um 5 Uhr Nachmittags st­ti findenden Borkonferenz. Die Plenarfigungen werden im Berathungs­­saale des Landtags abgehalten, wo auf der Schriftstellergalerie für die Redaktionen Pläte reservirt sind. Die Lehrmittelausstelung wird ebenfalls am Sonntag im städtischen Ober-Realsschulgebäude eröffnet. Die Aussteluung ist die glänzendste und reichhaltigste, welche bisher in Ungarn arrangirt wurde und dann auch von­­ Nichtsheilnehmern gegen Grlag von 20 Kreuzer Entree besichtigt werden. D­ie Telegraphhhen-Berfehler bei der Hang­station Budapest im Juli 1874) Aufgegeben wurden 33.261 Depeschen, und zwar: 316 Staats-, 1813 Telegraphen­­dienst-, 1517 Börse-, 1432 Handels- und Geschäfts-, 2317 Zeitung, 12.986 Familien, und verschiedene Angelegenheiten. Anget­o­gen sind 28.987 Depeschen, und zwar: 667 Staats-, 1048 graphendienst-, 2399 Börse-, 1348 Handels und Geschäfte-, Jungs-, 10.035 Familien- und verschiedene Angelegs den angenommenen Depeschen wurden im Ort beste mittelst­eisenbahn-Telegraphen weiterbefördert 388, mil 8, unzustelbar. 256. Webertelegraphirt. mus Summa» 67.630 Tepeichen. Der ganze Monat d-VBertelt 129.273 Stüd. Für die aufgegebenen T­epeichen wurden e gehoben fl. 21.392.65, wovon fl. 16.424.05 für den inländischen Verkehr entfallen. ·«. »s­­(Archäologische Schätze im Neusiscd· See.)Wir lesen in den»Oedenb.Nachr.":Der Herts Gras Szechenyi läßt schon seit längerer Zeit im Neusiedler beden Nachgrabungen behufs Butageförderung von archü Ueberresten anstellen. Gegenwärtig sind die Funde aus di zeit bereits zu einer beachtenswerthen Sammlung angemacht­­. B. fand Herr Falk, der an den Forschungen theilnimmt, halb weniger Stunden allein zwanzig Steinbeile aus See und Hornstein. Im Ganzen belaufen sich die Beile und „E bereit“ auf mehr als hundert. Dieser Tage hat auch der in Vorihungen bewanderte Graf Gunda der Wurmbrandt die San­dung und den Fundort bestätigt. Unlängst nun wurde endlich unzweifelhafte Spur eines Pfahlbaues aufgefunden, dessen Unter­sugung im September , wo das Wasser noch mehr zurückgetret sein dürfte, vom Herrn Grafen Szechenyi in Angriff genommen werden wird. Das ist der erste derartige Fund in Ungen. « ·­­4 IR. Der YTothe und der Schwarze.­ ­ Grtjcimnissecinrihotele. Erzählt von mxv.sohlågol. (5.Fortlesung.) 1V.Lieutenant Dornewitz und die Spieler. Das Spiel war im besten Gang.Die,,Salonz«desberrn von Altenhahn hatten ein völlig verändertes Aussehen erhalten. In dem größten waren ein paar Tische aneinandergeschoben,und mit einer grünen Decke bekleidet­ welche bedeutend abgegriffen, die Zahlen und Farben des bekannten Hazardspieles zur Schau trug.In der Mitte stand eine ziemlich roh gearbeitete Nachbildung jener Glücksräder,welche unsern schönsten Bädern bis in die neueste Zeit eine so traurige Berühmtheit gegeben hab. Julius von Altenhahn saß als Bankier vor dem Rad und hatte verschiedene Banknotensorten vor sich aufgeschichtet..Ihm gegenüber saß Doktor Casos,die gefüllte Brieftasche in der Hand und stets von neuem und stets kühnerieiend,wenn der zierliche polirte Rechen Altenhahn’s seine vorigen Sätze eingezogen hatte. Julius’Gesicht hatte einen unheimlichen höhnisch-ausgeregten Zu­g, seine Wangen glühten und seine Blicke ruhten mit einer Art voll Haß aus seinem Gegenüber. Es konnte ihm nicht entgangen sein,daß Gießer das Spiel in einer sehr eigenthümlichen Weise betrieb.Er saß an der Seite des Bankiers und sobald das Radstand und die Numm­er,in welche die Kugel gerollt war,für einen raschen Blick erkennbar war,hatte auch Gießer gegen alle Spielregel bereits seine Hände inmitten der Tafel und lispelte: ,,impair hat gewonnen—bitte impair zu honoriren,mein lieber Herr von Altenhahn...., douze derniers haben verloren premiers gewonnen, nehme ich einstweilen meine Ginfäße und er­­halte noch fünfzig Thaler, mein lieber Herr von Altenhahn.“ Der Bankier mußte bemerken, daß Gießer dadurch in sein eigenes Belieben stellte, die Ginfäge noch im rechten Augenblic von einer verlierenden Nummer oder Farbe auf die ge­winnende zu schieben und bei der Haft und Beweglichkeit, mit welcher der N­­elbe jedenfalls zugriff, war das nicht einmal genau zu Kontroll­­ten. Manchmal blikte er auch zornig auf in den Augen Alten, bahn’s, wenn er die xinggeschmückte rothe Hand Gieker’s vor sich sah und seine lispelnde Stimme hörte: „Fünfunddreißig Napoleons auf Zero, mein verehrter Herr von Altenhahn! Sie haben doch Napoleons ? Nicht? — Die Napoleon sind seit gestern um einen Groschen gestiegen . . . " Ohne Widerspruch zahlte Altenhahn, welcher eben­­wieder einen großen Gab des Brasilianers eingezogen hatte, die Kontri­­bution, welche Gießer ihm auflegte. Buhenrodt hatte seit den legten Umdrehungen das Spiel des Doktord nachgeahmt. Dieser hatte bisher so ausnahmlos verloren, daß ein end­­licher Stüdsumschlag zu seinen Sänften sehr wahrscheinlich erschien­­Aber das Glück wendete dem Brasilianer hartnäckig den Rücken und seine Banknoten wanderten zum Bankier. Casos hatte bei seinem ganz seltenen Mißgeschick bis jetzt keine Miene verzogen.Anders Buchenrodt,welcher endlich ganz darauf verzichtete,seinen Berger zu verbergen.Derselbe wandte sitz­ naturgemäß gegen Gießer,welcher eben wieder seine Hände mitten auf dem Tisch hatte. »Es ist mir höchst unangenehm,Gießer,ihnen sagen­ zu müssen,daß Sieböllisch unanständig spielen,und daß ich meinen Freund v.Altenhabn nicht begreife,wie er ihre Indiskretion duls­det.Es scheint ihne­n kannibalisch da rangelegen nicht zu vers­lieren,he?'« Gießer wurde so dunkelroth,daß er in diesem Augenblick große Aehnlichkeit mit einem erbosten Truthahn bekam.Mitbei­­dem Ausdruck beleidigter Würde nahm er seine zuletzt eroberten Banknoten zu sich und trat vom Spieltisch zurücktt­it den Worten­­­,Herrv·­Altenbahn weiß,daß ich kein unnobler Spieler bin.Nichtwahr,Herrv·Altenhahn?Da aber meine Gewohns­heiten nicht allen herren zu konveniren scheinen,so will ich mich als bescheidener Mann gern zurückziehen,obwohl ich noch immer fünfzig Thäterchen verliere...mag der Herr v­ Buchenrodt sie gewinnen !" „Na, hören Sie aber," meinte da der Kapitän zur See außer Dienst. „Das einemal, da Sie verloren, haben Sie meinen Einsat für den Shrigen angesehen !” „Wenn das geschehen ist, so war es ein Irrthum, auf den mich der Herr Kapitän hätte aufmerksam machen sollen,” antwor­­tete Gieker gereizt: „Uebrigens können sich der Herr Kapitän ebenso leicht irren wie ih — genau ebenso leicht!­ch rufe den Herrn Polizeirath zum Zeugen an, daß redlich gespielt worden ist.. . ." Der Ungerufene, der bisher ohne etwas Größeres zu wagen, immer mit Leinen Ginfäßen pointirt und stets einen Theil des Gemwinnes beiseite gebracht hatte, verzeigte sich verbindlich ab­­lehnend : „IS bitte nicht zu vergefsen, daß ich nur als Privatmann die liebensunwürdige Einladung des Herrn v. Altenhahn annehmen konnte . . .“ „Ruhig, Kinder!" begütigte Julius, „diesen Wort­wechsel verbietet Schon die Rücksicht auf einen Gast, der mit solcher Rohleife verliert wie der Herr Doktor!" — Ihre Verluste drüden mich in der That,” fügte er achtelruhend hinzu, „und ich weiß seinen bessern Weg des Ausgleichs, als daß ich mich erbiete, Ihnen jede Summe zu halten, so lang Sie wollen... ." „Sie sind sehr gütig und ich nehme ir Anerbieten an !“ entgegnete Caros mit ruhigem Lächeln. „Ich habe bis jeßt zwei­tausend Thaler verloren, wollen Sie dieselben halten ?“ „Sewiß, wenn Sie münschen." Die übrigen Anwesenden hatten zu feßen aufgehört, um dem seltsamen Brieflampf zuzusehen. Gafos, legte seinen Sat­z wohlgezählt in Banknoten vor si bin, auf Schwarz. Das Nach fchnurrte unter dem geübten Griff Altenhahn’s ; die­ Kugel flog ihm entgegen ; endlich drehte das Rad sich langsa­­mer, die Kugel kapperte an den Fächern der Zahlen, dann vers­­tummte sie­­ das Rad Stand. „Roth !" verkündete Altenhahn mit bedauerndem Achselzu den, ohne die Banknoten zu berühren. „SG doublire,“ sagte Cafos, ohne mit der Wimper zu ruchen, und fügte dem Banknotenpädchen ein zweites zu. „Biertausend Thaler...” sagte Ab­endbahn mit einem Seufzer. Dann drehte er von neuem. Gafos hatte wieder ver­­loren . . . „Ich habe nicht mehr bei mir," sagte es gleichmüthig, „und möchte die viertausend Thaler noch einmal halten. Genügt ihnen mein Wort?“ „Für Hunderttausende !" filtern: „So viel hoffe ich heute nicht mehr zu verlieren , jest achttausend Thaler.” Altenhahn’s Hand, als sie das Rad berührte, zitterte und er athmete schneller . . In diesen Augenblicke wurde ihm vom Portier eine Bifitentarte gebracht ; der junge Mann verfärbte si, dann machte er eine Bewegung, als ob er dem Portier einen Auftrag zur rashen Ausführung geben wolle, aber schon erschien der An­gemeldete unter der Thür und bleib einen Augenblick wie ü­berrascht doch den Anblick, der sich ihm bot, stehen. Das Mad war indes zu Ende gelaufen. Doktor Caros hatte auch diesmal verloren... Mit vollkommener Ruhe stand er auf und sagte fast: „Si schulde Ihnen viertausend Thaler, die ich Ihnen mor­gen überreichen werde.“ Altenhahn verneigte sich in ziemlicher Verwirrung,zu­ welcher auch die erstaunte Haltung des Eingetretenen beitragen­ mochte. Dieser war ein Offizier von etwa fünfundzwanzig Jahren in der dunklen­ Uniform der Genietruppen , von mittlerer Größe und zierlichem Wuchs, hatte er eine elegante soldatische Haltung. Die sehr hellblonden Haare, sowie der fast weiße Schnurrbart stan­­den seltsam zu dem tiefgebräunten Gesicht des jungen Offiziers, dessen Brust die Bänder mehrerer in den fetten Feldzügen ver­theilter Orden­­sgmüchten . . Dies Gesicht von fast griechischer Bildung, die tiefblauen großen Augen hatten etwas ungemein Nuhiges und Energisches, zu dem sich eben noch eine Art finsterer Ueberraschung gesellte, womit der Lieutenant einen der Gäste nach dem andern betrachtete. Nachdem er noch gegen den Brasilianer einige Worte konven­­tionelen Dantes gestammelt, trat Julius von Altenhayn auf den Offizier zu und bot ihm die Hand. » ..Du kommst unerwartet,aber darum nicht unwillkommen. Dornewis. Meine Schwester sagte mir, daß Du erst morgen kom­­men würdest ...... Der Offizier berührte leicht die dargebotene Hand, dann wartete er etwas zurückhaltend: „Io konnte meinen Urlaub zufällig einen Tag früher an­treten , da mir Kathinna geschrieben, daß ihr in diesem Gast so wohnt, so stieg ich hier ab und hörte, daß Du Gesellschaft habest. Ich konnte nicht ahren, daß es eine Spielgesellschaft sei, die ich hier treffen würde, sonst hätte ich Dich nicht gestört . . ." x » Dem Hausherrn war der ernste fast strenge Ton des viel jüngeren Offiziers nicht entgangen.Doch schien er Gründe zu ha­ben,denselben nicht auf die Art zurückzutreifen die ihm seis na­turell eigentlich verschrieb: .,Pah,Spielgesellschaft!"«tiefer mit ärgerlicher Jovi als „Was Du gleich für Ausdrüche hast! Wir haben mitsammen font­airt und dann ist ein kleines Spielchen in Borschlag gebrach worden... As Du kamft, waren wir eben zu Ende...” . „Ein ganz unbedeutendes’ Ronulettchen, Herr Lieutenant! nich, der Hede­werth !” Tispelte Gieker: „zächerlich, filzig! Habe fünfzig Thaler blos in BZehngro­thenstüchen verloren! " sehnarrte Buchenrodt. Der Lieutenant schaute die beiden Gäste seines Freundes mit einer Gleichgiftigkeit an, ab ob sie zu den Möbeln des Zim­­mers gehörten und wandte sich zu Altenhahn : „Ich hörte als ich eintrat von einem Ginfat von viertausend Thalern .. Das schien mir eine sehr hohe Summe“, fügte er leise und bedeutsam Hinzu, „Die man nicht gewinnen sollte, wenn man sie nicht zu verlieren hat!" Julius v.Altenhahn war purpurroth geworden vor­ Born und Verlegenheit bei diesen trockenen Worten ded Neuangekomme­­nen. Dieser schien das nicht zu bemerken und fragte, während­­ seine dunkelblauen Augen aufglühten und ein leichtes Roth feine Wangen tiefer färbte : „Wo it Kathinka? Kann ich sie heut’ noch begrüßen ?" „K­athinka ist auf ihren Zimmern und wenn Du so lange in Gesellschaft dieser Herrn bleiben mit, so werde ich Dich anmel­­den... Hoffentlich wirft Du es billigen, daß Du meine Schwester” nicht in der „Spielgesellschaft” getroffen hast.“ ,,Gewiß!«« (Fortlesung folgt.) . ««· «­s ,,Soll ich Dich mit den Herren bekannt ma­chen?·—Ben« Premierlieutenant Dornewitz,mein Jugendfreund und der«.« Dornewitz erhob rasch und ablehnen­d die Hand,als ob da,,­­was Julius zu sagen im Begriff war,nicht für diese Gesells­­chaft passet „Da ich doch nur einige Momente in der Gesellschaft dieser Herren zubringen werde, so halte ich eine Vorstellung für üiberflüs­­sig... Deine Schwester könnte sonst durch meinen allzu späten Befug , gestört werden.“ beeilte Altenhahn s Ich zuvers esstehen · ant “a ,·­­.« . . .

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