Pester Lloyd, Dezember 1876 (Jahrgang 23, nr. 303-332)

1876-12-03 / nr. 305

Budapest, 2. Dezember.­­ Ohrd Salisbury hat nunmehr auch den legten Theil seiner diplomatischen Rundreise vollendet und seinem Ideens­austausch mit dem Herzog v. Decazes, dem Fürsten Bisz­mare und dem Grafen Andrássy auch den mit dem Teiten­­den Deinister Italiens hinzugefügt. Vielleicht sind dem englt­­igen Konferenz-Bevollmächtigten in Rom sogar größere Schwierigkeiten erwachsen, als auf seinen früheren Halte­­stationen. Untereffizi­ei England wirklich unter allen Näch­­ten am meisten für die Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse des Orients, so mußte sich das Kabinet von St.­­ games sagen, daß das M­inisterium Melegari- Micotera diesen konservativen Prinzipien der Orientpolitit “allem Anscheine nach am reservirtesten gegenüberstand. Mit Recht oder Unrecht zieh man es selbstsüchtiger, begehrlicher Absigten. Die Traditionen Cavoni’der Erwerbungspolitik waren zu naheliegend und ihre Erfolge sprangen zu sehr in die Augen, als daß die öffentliche Meinung ganz unbedingt an den Verzicht auf alle ehrgeizigen Tendenzen geglaubt hätte, den die italienische Regierung bei jeder Gelegenheit be­­theuerte. Die Haltung der Breise. Die Kundgebungen des Boltsgeistes widersprachen wenigstens seineswegs der An­­nahme, daß Italien unter Umständen einer Verbindung der speziellen Fragen des Orients mit den allgemeinen europäi­­sen Fragen nicht aus dem Wege gehen werde und nicht aus der Vereinfachung und Klärung der schwebenden Pro­­bleme, sondern aus ihrer Komplikation Vortheil zu ziehen hoffe. Italienische Blätter wiesen offen auf das Trentino als Entschädigungs-Objekt für Italien bei einer eventuellen Neuordnung der orientalischen Verhältnisse ein. Der Sturm der Entrüstung, der in der österreichischen Presse logbrach und fast in ganz Europa seinen Widerhall fand, hemmte freilich alsbald den Hocflug dieser politischen Projekte. Aber ganz ließ sich die Vorstellung nicht beseitigen, daß Die Bositit Italiens immerhin der absoluten Meßbarkeit ent­­behre und daß es eventuell nicht abgeneigt sein könnte, auf sein Votum einen andern Preis zu legen, als den der Geltendmahung der Tonjervativen Interefjen, auf deren Basis die früheren Verständigungen zwischen den europäi­­schen Mächten erfolgt waren. Ohne Zweifel wird Lord Salisbury in seinen Unter­­redungen mit Herrn Melegari hierauf Bedacht genommen haben. Es kann sich allerdings nicht um eine Majorisi­­rung Rußlands auf der Konferenz handeln, die den Bruch ohne Zweifel beschleunigen würde, statt ihn hintanzuhalten. Ein freies europäisches Einverständnis zu erzielen, das den Standpunkt Ruslands nicht unberücksichtigt läßt, ohne darum die berechtigten Ansprüche der Pforte preiszugeben, das wird nach wie vor die eigentliche Aufgabe der Konferenz bleiben. Aber eben darum werden alle diese Interessengruppen völlig dar­zu­stellen sein. Es darf sein Zweifel über die Rechtsgrenzen übrig bleiben, welche der Pariser Vertrag jedem selbständigen Eingreifen in die Fragen des türkischen Reiches gezogen hat. Die Interpretation eines europäischen Vertrages kann nur doch Europa selbst erfolgen und es ist in hohem Grade wünschenswerth, daß Diese Interpreta­­tion eine möglichst einmüthige sei. Deshalb kommt aller­­dings auc Italien eine Rolle zu, auf welche es nach seiner speziellen Legitimation zur Frage seinen Anspruch hat. Italien hat mit dem Oriente an sich nichts zu schaffen, es ist weder Nachbarstaat im eigentlichen Sinne­­ des Wortes, noch weist es sein­eerhaltung zu den Weltinteressen ge­­bieterisch auf den Orient hin. Allein es ist Signatarmacht des Pariser Vertrages. In den Rechtefragen ist es so kompetent, als irgend­eine europäische Macht. Besteht in Rußland in der That noch immer die Absicht, mit der Larantiefrage zugleich die Frage des Bestandes der Ver­­träge aufzu­werfen, dann können sie die Mächte immerhin darüber einigen, Rußland die Verantwor­­tung und die Gefahren dieser Politik zu überlassen, aber die Thatsache selbst, die Außerkraftlegung des positiven Vertragsrechtes und Die Auflösung der europäischen Abmachungen wird vorerst zweifellos konstatirt werden müssen. Darin liegen noch keineswegs die Keime einer euro­­päischen Koalition gegen Rußland. Nichts wäre b­erichtet und zugleich leichtsinniger, als eine solche anzustreben, wo geradezu alle Elemente zu­ ihrer Bildung fehlen, man dem Drei-Kaiser-Bündnisse vorgeworfen, daß es nicht kräftig genug gewesen, die Verhältnisse zu beherrschen und die Gefahren gewaltsamer Störungen zu beseitigen, so müßte man mit größerem Rechte Europa gleicher Schwäche und Zeistungs-Unfähigkeit zeihen. Im der That hat die eigentliche Zufolgung der Frage erst begonnen, als ihre Verhandlung aus dem engeren Rahmen des Drei-Kaiser- Bündnisses herausgetreten und die Berufung an die euro­­päischen Entscheidungen eingelegt worden­ war. Es gibt keinen Drei-Raiser-Bund mehr! Hat man gerufen, man hätte füglicher sagen künnen:: Es gibt kein Europa mehr ! denn in der That, wäre Europa auch nur in den generellen Fragen schlechthin einig gewesen, es hätte nie­­mals zu den Tendenzen und DVersuchen au­ßerrechtlicher, außerhalb der europäischen Verträge stehender Lösungen kommen künnen. Reich hat deshalb auch keinen andern Sinn, als den eines Anerbietens der europäischen Führerschaft. Man­­ hätte Deutschland seine militärische Hegemonie in Europa ver­­ziehen, hätte­ eg. dieselbe auch zu einer politischen machen wollen. Fürst Bismart mag die triftigsten Gründe gehabt haben, es nicht zu thun. Allein daß er es nicht that, beweist eben für jeden Unbefangenen, daß die Spezial­interessen der europäischen Mächte stärker sind, als ihre allgemeinen, und daß Nußland, wenn es legtere in den Vordergrund stellt, in dieser Beziehung wenigstens, strenge genommen, sich nur dem Standpunkte anschließt, den auch die übrigen Mächte nicht unbedingt von der Hand weisen. Das sind allerdings wenig günstige Chancen für eine Konferenz, deren Grundlage offenbar nur das europäische Interesse sein kann. Es vermindert sehr erheblich die Wahrscheinlichkeiten eines erfolgreichen Abschlusses der Ber- Handlungen. Aber speziell für Oesterreich-Ungarn wüßten wir nicht, warum allzu große Nachtheile damit verbunden sein sollten. Sicherlich wäre es für uns ungleich willkom­­mener, wenn sich der Streit im Wege europäischer Ver­­ständigung schlichten ließe. Die öffentliche Moral, die Auto­­rität europäischer Rechtsordnung, das Friedensbedürfniß und die politischen Welterzeugungen der überwiegenden Mehr­­zahl der Regierungen und Völker Europas würden dabei mehr zu ihrem Rechte kommen. Der Welt wäre das Bei­­spiel einer gewaltsamen Vertrags-Auflösung erspart, welche wahrscheinlich Die Konsequenz des Scheiterns der europäi­­schen Berathungen wird, sein müssen. Allein substituirt ir i­gend­eine Macht ihren individuellen Standpunkt den Aus­chgarungen Europas und macht sie Sonderinteressen geltend, welche die allgemeinen Interessen ausschließen, dann er­­hält aus Oesterreich-Ungarn die volle Freiheit seiner Aktion wieder. Es hat dann schlechthin nur, seine eigenen Interessen und Auf­­gaben zu prüfen und geltend zu machen. Das muß die Monarchie uod keineswegs in eine Gegnerschaft gegen Rußland drängen. Aber es muß ihr die Bricht auferlegen, in seine Lösung zu willigen, die ihren Interessen unwidersprechen wü­rde, ja aus der sie nicht Bort theil zu ziehen vermöche. Auf diesem­ebiete " sind wir gewiß nicht schwächer als­ auf europäischem.­ Wir theilen uns mit Rußland und England in ein Näherrecht in Bezug auf die Tragen des Orients. Um­ dieses Näherrecht nit versümmern zu lassen, ist dann die Aufgabe unserer auswärtigen Politik. Dazu wird es keiner großen An­­strengungen bedürfen. Die Fragen, die zur Entscheidung gelangen werden, gehören der eigentlichsten politischen Domaine Oesterreich-Ungarns an, sie ruhen unmittelbar in seiner Machtsphäre. Die antitürfischen Li­sungen, die allenfalls angestrebt wer­den können dürfen allerdings feine antidsterreigischen sein Aber im Dieser Beziehung Liegt die Birgischaft in den­­ Verhältnissen selbst und vor Allem in der Machtstellung Desterreich-Ungarns. Wird die Behandlung der Frage auf das Gebiet der individuellen A Interessen geleitet, so ist Desterreich-Ungarn sicherlich der legte Staat und Graf Andrássy, gerade bei der Energie und Unerschütterlichkeit seiner indivi­­duellen Mederzeugungen, der legte Minister, der das zu s dienen hat. « Wenn­­­­ eigentlichen Friedensverhandlungen nicht mit demselben Ka­­­binet zur Seite eintreten sollte, das ihn zum Kriege ges führt. Es war dies zu Anfang September, damals als Serbien die Mediation der Mächte in Anspruch nahm. Ob der Sturz des Kabinets Riftics heute der Erkenntniß zuzu­­schreiben ist, daß dasselbe sein­­ guter Friedensfastor sei, wissen wir zwar nicht. Die Wahl des Nach­folgers wird jedoch hierüber vollwichtigen Aufschlun geben. Im Interesse Serbiens und seiner gegenwärtigen Dynastie möchte man wünschen, daß jene Erwägungen, die wir damals geltend machten, den Fürsten Milan geleitet hätten, als er si von Herrn Ristics lossagte, als der Ostupationsmwind bläft. Budapest, 2. Dezember. — Die Pause auszufüllen, die im Gang der Ereig­­nisse eingetreten, bespäftigen sie verschiedene Blätter mit den verschiedensten Nachrichten, denen man die mehr oder minder geschichte Mache auf Distanz ansieht. In diese Kategorie gehört die heute auftauchende Version En­gland wolle glei­ in der ersten Konferenz. Sigung den­ Antrag einbringen, daß von der Diffupation nicht gesprochen wer­­den dürfe, widrigenfalls es sofort die Konferenz verlassen und Konstantinopel belegen würde. Gerade weil, England die Offupation überhaupt und eine einseitige Offupation insbesondere perhorreszirt, wird es den Unsinn nicht be­­gehen, durch einen solchen Antrag, der einem an die Adresse aller anderen Mächte gerichteten Ultimatum gleichsäme, alle Konferenz-Theilnehmer zu brüssigen und. Lediglich jener Mühle Wasser zuzutreiben, die am lustigsten klappert, wenn Medrigens wird man nach den uns zugehenden Andeutungen gut thun, fi) den Widerstand Englands gegen eine Dissupation nur mehr "dann sehr energisch zu denken, wenn es sich um eine solche Maßregel als blos von Rußland ausgehend und ausgeführt handeln sollte, im andern Falle, wenn nämlich die An­­regung und Ausführung von mehreren Mächten ein­vernehmlich erfolgen würde, dürfte England — und darin bestehbt wohl die Wandlung. Die auf Rech­nung der Mission Lord Salisburys kommt — seiner Abneigung gegen diesen Behelf einen mehr „akademischen“ Charakter verleihen. — — Die Ministerkrise in Belgrad, wo die ministerlose Zeit noch immer fortdauert, legt unwillkürlich die Reminis­­zenz nahe an jenen Moment, in welchem wir an dieser­­ Stelle nachzumeisen bemüht waren, daß Fürst Milan in die­­­se. Monjestät empfing heute um 5 Uhr Nachmittags die österreichischen Minister Baron Laffer und Baron de Pretis in der königlichen Burg. — Morgen Mittags findet großer Minister­­rath unter persönlichem Borsige Sr. Majestät statt. Diesem Ministerrathe werden die betreffenden Mitglieder der beiden K­abinete und wahrscheinlich auch die gemeinsamen Minister Graf Andrasfg und Baron Hofmann anmahnen.­­ Der Finanzausschuß hat in seiner heutigen Sigung zuerst den Gelegentwurf über den Nachtragskredit zur Vertilgung der Phyllorera in Verhandlung gezogen und denselben auf Antrag Somisi­h’ — bis die in dieser Angelegenheit der den Mini­­ster­ einzuberufende Enquete ihre Meinung abgegeben haben wird — in Sch­wede belassen. . Dann wurde das Gesuch der Professoren des Thierarznei- Instituts um Erhöhung ihrer Gehälter in V Berathung gezogen. — Minister Trefort bemerkt, daß, er die Entscheidung dieses Ges­­uches — welches an das Haus gerichtet ist — ganz dem Ausschuffe, respektive dem Hause überlasse, wobei er äußert, er könne es nicht acceptiren, daß ausgesprochen werde, die Professoren dieser Anstalt stehen mit den Universitäts-Professoren in einer Kategorie. — Prä­­sident Zfjedenyi sagt, der Ausschuß pflege seine Gehaltserhö­­hungen zu proponiren, die Regierung möge, wenn sie dies mils, die nöthige Summe in das nächstjährige Budget einstellen. — Ludmig Grväth meint, die Gehälter seien, bis zur definitiven Sys­te­­miscrung, um eine gewisse Summe zu erhöhen. — Paul Szon­­tä­gh beantragt dem Gefüge Raum zu geben. _ ·· Simonyi ist der Ansicht,es wäre eine·· Ungert­chtigkeit, wenn schon itt allann Italten die Professoren-Gehaltes­ erhöht wur­­den,bei diesem Institute eine Ausnahme zu machen.—W·ahr- Mann hält es für das Zweckmäßigste,das Gesuch der Regierung, welche allein berufen ist,die Situation gründlich zu beurtheilen, zu übergeben mit der Bemerkung, im nächsten Budget-Voranschlage eine den Verhältnissen angemessene Gehalts-Erhöhung zu proponiren. — Minister Trefort hält es für acceptirbar, daß Gehälter mit 1500 fl. systemisirt und die Duinquennal-Zulage gewährt werde. — Bulpky unterfragt die Ansicht Wahrmann’s. — Minister-Präsi­­dent Tipa acceptirt ebenfalls am liebsten von Antrag Wahrmann’s, daß die Regierung unter Erwägung der Verhältnisse anläßlich­ der nächsten Budget-Vorlage in dieser Angelegenheit dem Hause eine Vorlage unterbreite. — Helly hält das Gesuch für vollkommen berechtigt und meint, dasselbe sei sofort zu be­willigen. — Esen­­gery bringt den vermittelnden Antrag ein, die Regierung möge noch während der gegenwärtigen Budget-Verhandlung betreffs der Organisation der Anstalt und eines der Rangstufe der P­rofessoren entsprechenden Gehaltes so bald als möglich eine Vorlage unter­­breiten. — Der Antrag Gsengery’s wird vom Aussehuffe acceptirt. Hierauf wurde der Gelegentwurf über den Anlauf der Ungarischen Ostbahn in Berathung gezogen. — Crnst Simonyi­mwünscht, daß dem Ausschufse Zeit zur Erwägung des zum erstenmale vorgelesenen Gutachtens des Kommunikations-Ausschusses gegönnt werde. — Minister-Präsident Tiba betont, daß das Budget vor der Erledigung dieses Geset­­enumwurfes nicht festgestellt werden künne, worauf der Ausschuß den Beginn der Berathung­ beschließt.­­ Hegedüs erhebt gegen den Anschus keine Einwendung, erachtet es aber für nothwendig,daß sich die Ausm­uigmkeit des Ausschusses auch auf die in der Vergangenheit bei dieser Bahn begangenen Fehler ausdehne.Es müsse·entweder offen·aus·’gesprochen werden, daß wir einen Schleier über die Vergangenheit ziehen, oder aber, daß das noch Grub­bare zu erub­en und zu bestrafen , sei. Redner ist legterer Anfigt und wünscht in diesem Sinne einen Appell an die Regierung zu richten. · · · Minister-Präsident Tipa bemerkt,daß die Regierung ein fachmännisches Rechtsgutachten darü­ber verlangt habe,ob auch eine Modalität vorhanden sei,daß für den Fall,als·Fehler geschehen sind,das gesetzliche Verfahren­ mit Erfolg eingeleitet werden könnte. Der Obers­taatsanwalt habe nicht vom Standpunkte der Oppo­r­­tunität,sondern nach Vernehmung hervorragender Fachmänner sein Gutachten dahin abgegeben,daß wohl Fehler geschehen sind,daß aber nach dem­ heutigen Stande der Dinge das Verfahren ohne jede Aussicht auf Erfolg begonnen werden müßte. Es kann jemand anderer Meinung sein, ohne Prüfung der Urkunden aber würde die Bezeichnung des Gutachtens als „unmotivirt“ den primitivsten Beer­griffen der Billigkeit widersprechen. Minister Behy hält es für zvwellmäßig, die gegen den Staat erhobene Forderung mit der Angelegenheit des Anlaufs in Verbindung zu bringen, um den Gegenstand endlich zu erledigen. ··­ahr­­ann ist der Ansicht,daß diese Frage nur bezüg­­lich ihres finanziellen und politischen Theiles vor den Ausschuß ge­­höre.Von diesem Gesichtspunkte aus acceptirt er den Gesetzentwurf. Der Verfall des Kredits Ungarns beganns indem Momente,als die Frage der Ostbahn-Aktien in solcher Dimension auftauchte.Heute, nachdem­ die Organe des Staates einen Theil der erhobenen­ Ans­sprüche­ für begr­ündet erklärt hatten und nachdem wir erfahren hatten, daß beinaheb­ei jeder Wahn Schadenersatz geleistet werden mußte, hielte er es nicht für begründet,daß wir gestatten,den Prozeß gegen den Staat gerade dort anhängig zu machen,wo er am gefährlichsten wäre.Zwar hält er das neuere Opfer das der Staat bringen soll, für groß,aber er besäße nicht genug Muth,um die Ablehnung des­­selben vorzuschlagen­.Ueber das Gutachten des Staatsanwaltes will er sich nicht verbreiten. Doch bemerkt er, daß mit der Annahme des Entwurfs die Einleitung des gerichtlichen Verfahrens nicht verein­­barlich wäre. , · Mdrtcz acceptert den Entwurf,da er des Glaubens ist, derselbe werde für·den Kredit des Landes von guter Wirkung sein und auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens erfolgreiche Reformen möglich machen.· · · Ernst Simonyx behauptet,daß,wenn die Legislative diesen Entwurf­ auch ann­immt,so wird sie auch nach Jahren das Recht haben­,die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen weil man Kriminalfragen nicht brevi mann abthun darf. Wenn die Ra­hn außer dieser Frage nichts Anderes thun will, so hat sie die Afgabe nicht gelöst, die ihr der legte Reichstag zuge­wiesen hat. Die Regierung hatte nicht nur den königl. Ober-Staatsan­walt, sondern auch andere unabhängige Organe vernehmen müssen. Im Interesse des moralischen Kredits des ungarischen Staates wäre es vor Allem nothunwendig, daß die Mißbräuche vor Gericht gebracht und bestraft werden sollen. Diese Frage wäre unbeac­htet zu lassen und der Ent­­wurf nur vom finanziellen Gesichtspunkte zu verhandeln. Wenn der Staat nicht untersucht, wen die Verantwortung belastet, so würde er dadurch die Mißbräuche sanktioniren. Webrigems sei der­ Deser­­entwurf auch vom finanziellen und vom wirthsgaftlichen Stand­­punkte nicht annehmbar. , Ludwig Zu­rrath hebt hervor,daß die Regierung im Geiste des­ vom ause erhaltenen Auftrages vorgegangen sei.Red­­ner accept trt den Standpunkt der den Entwurf vorlegenden Minister nicht nur aus finanziellem,sondern­ auch aus staatlichem Ge­­sichtspunkte.· · Die Regierung fühlt sich nicht beru­fen,zur Einleitung des Kriminali Verfahrens,da sievmerfolge nicht überzeugt ist.Wenn sie aber diese Ueberzeugung nicht hat,würde sie gegen ihre Pflicht gehandelt haben, wenn sie doch ein anderes Gutachten vorgelegt hätte. Sie hält das Gutachten des Ober-Staatsanwaltes für gründ­­lich, da die Hand der ungarischen Justizpflege die Hauptschuldigen heute nicht zu erreichen vermag. Die jebige Entscheidung dieser An­­gelegenheit präjudizire der Initiative irgend eines Abgeordneten nicht, wenn dieser genzügenden Grund sieht, unter eigener Verantwortlich­­keit, die Initiative zur Einleitung des Kriminal-verfahrens zu er­­greifen. Im Gelegentwurfe sehe er eine mit Ungarns Würde har­monirende Lösung der Frage gegenüber den Aktionären und er seinerseits mwisfe seine andere Art der Lösung. Jedenyi spricht aus, daß er eine vom Rechtsgutachten des Ober-Staatsanwalts ganz abweichende Ansicht habe. Das Haus habe in Folge der in der Ostbahn-Affaire aufgetauchten Skandale eine Kommission entsendet, deren Claborat dem Ministerium­ vor­­gelegt wurde. In Folge bdessen habe das Ministerium den Ober- Staatsanwalt angehört und den Gegebentwurf vorgelegt. Redner stimmt meber diesem io dem Rechtsgutachten bei. Er detaillirt das Vorgehen des Verwaltungsrathes und der Anglo-Oesterreichischen Bank und erklärt, insolange die Sache nicht von den Gerichten ins Meine gebracht sei, werden die Betreffenden der Verantwortlichkeit nicht entledigt. Die neuerliche Belastung mit TO­, Millionen Gulden werde das Gleichgewicht im Budget noch mehr stören.­ Cr hält den Ankauf im Allgemeinen nicht für vortheilhaft und meint, das Mi­­nisterium sei anzumeisen, die Konzessionäre, Unternehmer, den Di­rektionsrath und die säumigen Beamten zur Verantwortung zu ziehen und mittlerweile die Bahn unter gerichtliche Sequester zu stelen. — Kertapol­y hält auch heute an seiner frühen Ansicht fest, daß der Ankauf für den Staat vortheilhaft­ei. Schon aus dem Gesichtspunkte der erfolgreichen Führung der Eisenbahn-Bolitif allein sei derselbe gerechtfertigt. 7. ....«­­Minister-Präsident Tipa hält dafür,daß der Ausschuß über den Entwurf ganz unabhängig von­ der weiten Frage beschlie­­ßen könne;d­ie Annahme des Entwurfs scheiee nicht aus-daß auch der Staat Diejenigen, gegen welche die Aktionäre hätten auftreten können, einen Prozeß machen künne. Daß dem Staate dies Necht zustehe, hat das Rechtsgutachten nicht in Zweifel gezogen, er spricht nur aus, und dies war auch die Ansicht der Negierung, daß der P­rozeß nicht mit Aussicht auf Erfolg angestrengt werden könnte. Wenn das Haus die Einleitung eines Prozesses verläuft, so wird es eingeleitet werden, nur wird dann nicht Die Regierung für den Erfolg verantwortlich sein. Csengery schließt sich der Auffassung Wahrmann’z an und bricht seine Meinung aus über das Vorgehen der Regierung in einer solchen Angelegenheit, welche nicht zur Befugniß des Aus­­schusses gehören kann. Das it Gnde des Hauses, und dieses wird sich darüber äußern, ob die Ansicht richtig, welche fest schon nicht mehr die Meinung des Ober-Staatsanwalts, sondern die Meinung der Regierung. — Lutács gehört zu Denjenigen, melde wün­­schen, daß vom Hause “auch in Bezug auf die Vergangenheit ein Beschluß gefaßt werde. Den Gelegentwurf nimmt er nicht an, weil er unter den heutigen­­ Verhältnissen dem Lande nicht neue Zaiten aufbürden wolle und, weil derselbe dem­ Kredit des Landes jegt schon nichts mehr wüßt., Der Ausschuß nimmt­ d­en Gesetzentwurf unverän­dert tm und sieht hiemit von allen Beschlüfsen in Bezug auf das Rechtsgut­­achten ab. Damit hatte die Situng ihr Ende erreicht. · =Unsere Blätter haben gleich uns nach dem»P.Naplü« hinsichtlich der Verwaltung des Kultus-und Studienfonds die Nachricht gebracht,der Kultus-­und Unterrichtsminister wäre im Einverständnis mit den Vorständen des Klerus geneigt,bis zur­ Ent­­scheidung der Legislative über die rechtliche Natur­ dieser Fundatio­­­nen, die bisher in den Händen der Regierung befindliche Verwaltung derselben einer gemischten Kommission zu übergeben. „Hon“ erfährt nun aus sicherer Duelle, daß diese Nachricht vollkommen unbegründet sei und sei die Regierung in dieser Hinsicht zu seinem Entschluß gelangt, Habe aber auch mit dem Klerus in einer solchen Angelegenheit seine Berathungen gepflogen.­­In Angelegenheit der Bankfrage hat General Stefan Türt das nachstehende Schreiben an den Finanzminister gerichtet: ·Bsp.Exzellen·z!Als·im·Monate Mai in den Journalen darüber in so heftiger­ Weise diskutirt wurde,ob eine selbständige ungansche Pauk geschassen oder aber auf Grundlage des dualisti­­schen Prizes mit der OesternseIbhischen Nationalbank ein Uebewim kommen getrossen werde.w·ari·ch für das Letztere,weil ich davon überzeugt b1n,·daß d­­rch die Zirkulation möglichst gleichmäßiger Noten sowohl die Zahlungen als auch die Transaktionen erleichtert wären.Anstatt aber die Gelegenheit mit Freuden zu ergreifen, welche das zwischen der ungarischen und der österreichischen Regie­­rung zu Stande ringt, ji Diese Bank gefommene bei der Erneuerung des Privilegiums bot, hat die Oesterreichische Nationalbank, den bei­­den Regierungen in Ueberhebung­­ entgegentretend, „L’stat moi“, hat das Uebereinkommen Und warum ? eine reichliche und sichere geringste Nifife, gute Unterlagen Vorschüffe ertheilen, oder aber nur­­ " geantwortet . Weil sie das Privilegium zur Ausgabe von Banknoten (welches fest glücklicherweise zu Ende geht) mit meldes den Direktoren und Aktionären an präpotenten Bank Verzinsung denn wenn mir die Verhältnisse der in der ganzen Welt vorhandenen für die Ausgabe solchen W­apiergeldes privilegirten Banken prüfen, die nur gegen acceptable Wechjel esfomptiren, fo finden befannte und wir, daß diefelden kaum einen Verlust erleiden, daß ihre Operationen sicher sind, und dab ihnen alljährlich ein beträchtlicher Gewinn gewin­nt. Ay Er ' c'est Bmangsfurs befist, ‚hauptstädtische Grognis. Sunge Herren. — 30. November. Mit den jungen Herren kann ich Schon leichter umspringen. So werde mir sie auch nicht entgehen lassen, — besonders die heutige Jugend, deren Leichtsinn nichts mit dem leiten Sinn be­­geisterungsfähiger Seelen gemein hat. Die Galle regt sich mir, denke ich an diese neue Generation. Nicht einmal lächerlich will sie sein. &3 beunruhiger sie seine Ideale. Sie ist nüchtern. Für sie geht die Sonne nicht auf und unter, sondern dreht sich die Erde um die Sonne. 69 lange der Lunge sich no zuhause, herumtreibt, ist er wenigstens originell, wenigstens lächerlich. Da thut er groß mit sei­­ner adeligen Sippschaft, liebt er, es zu erwähnen, daß sein Großvater Vizegespan gemesen und daß er mütterlicherseits mit den Freiherren von Chlebasiczki verwandt sei. Gelernt hat er nichts, aber er ritt gut zu Pferde, versteht mit Bauern­, Hirten­ mit furzen und langen Peitschen zu Inallen, best Hafen, tanzt gut, verspeist aus Bravour ein Stück Geife, ist ein guter Kamerad, ohrfeigt, nur wenn er be­trunken ist, den Zigeuner, und wenn er verliebt ist, rafft er al­lein bishen Orthographie zusammen, schreibt Berte und fdidt sie an die Redaktion des , Magyarország s a Nagyvilág" oder sonst eines belletristischen Blattes. Er ist ein sehr guter Junge, der billig er­­warten darf, daß man ihn in irgend ein Amt einfege. Am meisten bat er zu einer ländlichen Kommissärsstelle oder zur Feldpolizei Ruft. Auf den Betvár losgehen, mit ihm ringen, oder ihn durch Lift zu Falle bringen, — dergleichen sagt so einem Sunfer am meisten zu und er­zählt auch darauf, daß man ihn aus Negard für seine D Ver­­­mwandtschaft wenigstens bei irgend einem Straßen-Kommissariat unterbringt. Gestaltet sich sein 268 derart, daß er nicht zuhause geben bleibt, sondern in die Hauptstadt kommt, um die Universität zu be­suchen, so tritt er nun in ganz anderem Aussehen entgegen. Er hebt die Stümmelhaftigkeit ab, seine Manieren glätten sich in den vielfachen Berührungen, und wenn auch die Kunst, die ihm aus der Musik entgegenklingt, ihm in Linien und Farben winkt, feiner Seele feine Flügel verleiht, und wenn auch sein Geist sich nicht der Wis­­senschaft, sein Gemüth sich nicht den mildernden Lehren der Huma­­niora erschließt, so wird er doc wenigstens schmiegsam und bieg­­sam. Die Ueberzeugung bemächtigt sich nicht feiner, da machen Bewohnheit und Diode ihn sich dienstbar, und mit der Zeit sieht er einem gebildeten Menschen bis zum Verwechseln ähnlich, wie ein ausgeblasenes Ei einem vollen. Die heutige Jugend pflegt man auch die „Bach-Generation” zu nennen, versteht sich in chronologischer Beziehung. Die in den fünfziger Jahren Geborenen bilden gegenwärtig die Hoffnung des Vaterlandes. Doch als ob die Zeit, in der sie zur Welt gekommen sind, ihnen versengenden Neit anstatt des Thaues ins Herz gestreut hätte. Ihre Begeisterung ist mieh­, ihre Leidenschaft verwässert, ihr Braufen vorsichtig — und mit Huger Nachgibigkeit hängen sie jedem Auffhmwunge ein Bleigewicht an, das ihn gleich wieder zur Erde herabzieht. Doch gibt es jede Woche ein kleines Duellchen. Die Eitel­­fett, wenn leicht gerigt, ruht nicht, bis nicht auf die Haut vermun­­det ist; ein Schwarzes Pflaster steht dem bleichen Gesigt so gut. Ihr Urtheil ist oft nichts als Nasenreisheit. Sie reiben ihren fahlen Geist mit ein paar Lehrtägen ein, wie die fahlen Stellen an Kinn und Lippen mit Saarwuchs-Pomade. Auf der privilegirte Sprößling des Vermögens und des Geburtsranges verwahrt sich mit einem guten Leibwärmer gegen alle starren undrüde. Seine Seele fünnte frieren und ein ver­­sgnup­ftes Gemüth ist zu Erzeffen geneigt. Das Leben betrachtet er auch nicht mit unbefangenem freien Auge, sondern durch das Lorgnon; mit dem Objektiv beschaut er sein Recht, das durch das Konver-Glas vergrößert wird; aber er wendet das Glas um, wenn er seine Pflicht sehen sol, und diese erscheint dadurch fern und Klein. Anatol erwartet heute seine Freunde. Die deshalb nöthigen Anstörungen trifft er gefehi­t, wie eine Frau. Und mahrlich, worin unterscheidet er sich denn von einer schönen Frau? Er ist nur weniger bhnlich, das ist Alles. Seine Beschäftigung ist dieselbe. Wenn er an seine Kleider, feine Möbel, feiner Repräsentation ge­­dacht hat, so ist sein Ideenvorrath erschöpft. Er hat einen breiten Egrant voll mit allerlei Scuhbekleidungs-Sorten, da Strahlen nebeneinander die hohen Sagdstiefel, die Guerres, Topanken, Bot­­tines und die ausgeschnittenen Schuhe. Zwei Jahre lang schwankte er zw­ischen Dufautoy und Renard, zwischen Frank und Gunsel, bis er sich endlich für Frank entschied, der ihn in Sachen des Gilets für ein Genie hält. Der erste Coupeur Renard’­ shäst ihn hoc und selbst der schlanfe schöne „Effayeur“ (die männliche P­roble­­mamsell), der die lebende Annonce des Schneider-Ateliers ist, Tann auf seinen Wuchs nit eitler fein, mie Nnatol auf den jeinigen. Sein Gargon-Neglige ist zum Entzüden; sein Kinn ist bis zur Weichheit des Sammtes glatt rafirt, und fein fein ge­­krümmter Schnurrbart verschmilzt zart mit dem Badenbart; feine Zufriedenheit mit sich selbst verleiht feinen abgespannten Zügen einigen Ausdruch. Seine Hände pflegt er sorgfältig ; sie sind au meiß, und die Fingernägel rosig. An seinen kleinen Finger glänzt ein breiter Reifring,und die Hände streckt er von Zeit zu Zeit empor, damit das Blut herablaufe. Von Zeit zu Zeit greift er meghanisch an sein Ohr, das klein ist, oder an seinen Kragen, der ein Meister utüd verwegenen Geschmads ist, oder legt er eine ver­­irrte Zode seines Haares auf die Stirne zurück. Er rennt sein Zädheln und mäßigt es, oder behält es stereotyp bei, in gleicher Ent­­fernung zwischen Gleichmuth und L­angweile. Er weiß mit Grazie den Hals zu neigen, die Beine zu kreuzen, das Kinn auf die Hand zu ftngen, sich im Fauteuil zu streden, und Fadaisen zu sprechen oder ohne Gähnen anzuhören. Wenn er dur) irgend ein Wunder plöglich in ein Frauenzimmer verwandelt würde, so brauchte er nur wenig mehr zu lernen. . Und womit verbringt er den Tag? Um neun Uhr steht er auf, schlüpft in sein Hausrödclchen und sein Diener bringt ihm die Ch­okolade. Er liest Zeitungen und raucht Zigaretten. Um elf Uhr ist er damit fertig. Jest macht er Toilette. Das ist eine ganz komplizirte Operation. Er hat sich dazu einen sieben Fuß langen und verhältnismäßig breiten, mit drei Wash-Schüffeln ausgestatteten Ti anfertigen lasfen, auf dem, ich weiß nicht wie viele Büchschen, lafchen, Schachteln und Spiegel sich befinden. Für seinen Kopf hat er drei Bürsten, für den Bart zwei und ebensoviele für den Schnur­­bart, dann zwei für die Nägel und detto zwei für die Zähne. Außer­dem besist er ein silbernes Zängelchen, mit dem er sich die früh er­­grauten Haare ausrupft. Er hat ferner Salben, Bomaden, Pflaster, Sch­wämme, Efsenzen, Seifen, Pulver,­­ ein ganzes Arsenal. In der Toilette frühftüb­er zum zweitenmal, bläst noch ausein, zwei Ziga­­retten Fräufelnde Wölfchen, Dur blättert irgend einen neuen, fran­­zösischen Gocotten-Roman oder eine englische Becher, besteigt seinen kapriziösen kleinen Wagen, lauft durch die Stadt und fährt, gerade wo das Gedränge am dichtesten ist, mit vornehmen, plattem Tenor: „Hed!" rufend, am schnellsten mitten durch die Menge. Auch während des Fahrens ist sein Geist nur müßig. Er zerbricht sich den Kopf über Neuerungen. Wie wenn er einen verbrämten Zylinder trüge! Absurd! Aber es ist ja gerade deshalb Chic. Sein vorjähriger Spa­­zierstod war ein gewöhnlicher Akazienzweig mit geringer Montirung,­­ und machte Sensation. Einmal, zu Anfang des Frühlings, rettete er mit zwanzig Freunden, daß er in einem weißen Röhrenhut durch die Gaffen der Hauptstadt gehen werde. Und er brachte den weißen Zilinder für den März in Mode. Er thut sich auch auf den Erfolg dieser Fahnen That nicht wenig zugut. Mit Recht. Nachmittags reitet er ins Stadtmäldchen. Sein Pferd ist ein hübsches Halbblut, er reitet gut und fitt mit Anstand im Sattel. Ge­wöhnlich dink­t er im Cercle. Meistens kommt er fon vor Mitternacht nach Hause, zumeilen­ erst in den Morgenstunden. Dann aber nimmt er si fest vor, dies seine fette Thorheit sein zu lassen. In den Theatern hält er mit seinen Freunden gemein­­schaftlich eine Loge. Große Emotionen liebt er nicht. An beiten unterhält er sich in der Operette, deren Diva ihn bis zu einem ge­­wissen Grade begeistert; er fdicht ihr auch hübsche Bougquets in das Unkreidezimmer, aber eine größere Steuer legt er sich nicht auf. G3 gibt Persönden, die minder anspruchsvoll sind. Er weiß den Werth des Geldes zu fliägen und wirft es nicht zum Fenster hinaus. In seinen Gefühlen kann man ihm Ausdauer nachrühmen. Ein­­mal war er für eine Heine Pulmacher-Mamsell zwei volle Monate hindurch von zarter Neigung beseelt. Er ist ein rangirter junger Mann; er hat seine starke Leidenschaft, und ist selbst in seinen Unbesonnenheiten mäßig. Erzejfe erschrecen ihn. Die Eitelkeit stachelt ihn noch ein wenig , aber sie treibt ihn nicht weit. Wenn er um den Preis raisonnabler Opfer ins Abgeordnetenhaus kommen kann, so versagt er sich die Ausgabe nicht. Er gefällt sich in dem Gedanken, daß er dem Minister in der Situng Opposition macht, und im Korridor mit ihm Arm in Arm auf und ab geht, und in dessen Soh­sen sich gut unterhält. Da hoff­t er den schönen Damen ; er freut sich mit der Abwechslung, daß er sich innerhalb gemiisser Schranken bewegen muß. Er achtet die Tugend und seine Wohl­­erzogenheit gestattet ihm nicht, sie gegen sie mit einem Worte oder mit einer Anspielung zu vergehen. Gebrigens tar­rt er die Frauen gleichmäßig. Die Liebe ist angenehm, wie die Küche, da ist ein Restaurant neben dem andern. Und wenn er ungefähr bis zu seinem dreißigsten Jahr beim Restaurant dink­t hat, so wird er an einen eigenen Held denken und heirathen. Im verheiratheten Stande be­­kommt er ein Gmbonpoint und bringt einen großen Theil des Jahres fern von der Hauptstadt, auf dem Lande zu. Uebrigens hätte er au­f den damals heirathen kannen, als er aus dem Kollegium nach Hause kam. Für die Reife, zu welcher er es bringt, braucht man nicht erst zu Jahren zu kommen. Solche Menschen kommen weif auf die Welt. Wozu er qualifizirt ist PDjable.Wenn es ihm je einges fallen wäre,zu lernen,aus eigener Kraft etwas zu thun.Vor grüs­seren Reifen bat er ein Grauen. Nach Amerika ginge er nicht, selbst wenn man ihn dort zum Präsidenten machen wollte. Dann ginge er erit recht nicht ein. Paris ist angenehm, aber des Tages muß er da allein herumirren. Der Boulevard ist sehr lang und in den Sammlungen des Louvre, des Luxembourg, zu Bersailles it er schon einmal gemwesen. Der Hals ist ihm fest no steif davon. In Wien hält er sich am liebsten auf, aber seine Bequemlichkeitsliebe treibt ihn auch von dort nachı­­hause. Die Liebe zur Bequemlichkeit Das ist seine Vaterlands­­liebe. Ach, als mir in seinem Alter waren, tanzten mir eine politische und literarische Garmagnole. Sein Leben gleicht dem Leben eines reinen Bürgermädchens, Anatol hat Latein gelernt

Next