Pester Lloyd, Januar 1909 (Jahrgang 56, nr. 1-12)
1909-01-02 / 1. szám
98 5 - ; " m on XX — Br. — »F »--- « ·- , »Is - « «. Abonnements Für Budapest;: Ganzjährig 44 K.halbjährig 22 K., vierteljährig 11 K., monatlich 4 K. Für das Inland: Ganzjährig 48 K., halbjährig 24 K., vierteljährig 12 K., monatlich 4 K. 40%. Mit separater Postversendung des Abendblattes vierteljährig 2 K. mehr: für Wien auch durch ‚Herm. Goldschmidt. Für das Ausland mit direkter Kreuzbandsendung vierteljährig : Für Deutschland 18 K., für alle übrigen Staaten 2 K. Abonnements werden auch bei ‘sämtlichen ausländischen Postämtern ent gegangenommcn.l-’ü:-««Lu«;irika,England. Frankreich, Spanien und Portugal besteht die Vermittlung der Postämter nicht und das Abonnement muss direkt in unserer Administration erfolgen. Vertretung für Deutschland, Frankreich, England und Italien bei "Wer; "Zeitungsfrivia Saarbach, ‚News Exchange in Mainz. 56. Il E L MORGENBLATT Inseratenaufnahmes In Budapest, in der Administration. de „Pester Lloyd“ V., Mária :Valeria-uteza Nr. 12 und in den Annoncen-Bi , «l.slgolmsc-S.,colm»ein,.1.D-» Judas» A. V. Goldberger, Györi & Nagy, Jaulus & Co., Jul. Leopold, Ant. Mezei, Rud. Mosse, Jul. Tenzer, Jos. Schwarz. In Wien: bei Ed. Braun, J. Danneberg, W. Dukes, Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse, Rafael Witzek, H. Sohalak. Im Auslande: Berlin: Rudolf Mosse, Daube &Co.; Paris : John F. Jones & Co, Einzeln : Morgenblatt in Budapest 12 Haller, in der Provinz 14 Heller. Abendblatt in Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, Redaktion und Administration : V., Mária Valeria-uteza 1%. — Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. — ‚Unfrankierte Briefe werden nicht angenommen, erregen . Budapest, Samstag, den 9. Januar 1909 nr. 1. 0 “Budapest, 1. 3anuar. Ein Beispiel für Hundert. CS 'ereignete. sich Heute. in dem SKrantenzimmer. des Handelsministers eine menschlich rührende Szene. Die engeren politischen Gesinnungsgenossen erschienen bei Franz Kossuth, ihm die Glühwünsche zum Jahreswechsel zu verdolmetsschen. Der auf Kiffen halb - aufgerichtete Minister hielt mit‘, ‘äußerster Kraftanstrengung eine Rede, in der er von der Notwendigkeit errter „Demokratischen Steuerreform“ sah. Wir wollen an den Franken, Mann seine, Kritik üben,‘ nur das von ihm geprägte Wort wollen wir aufgreifen, um an die jene Schulbeispiel die innerliche ‚Unwahrheit der in die Mafsen getrorfenen Schlagworte zu beweisen. ° Zu seiner Zeit und in seinen Staate der Welt wo Hat man ,es unternommen, eine selche, jeder Ausgleichung geradezu hohnsprechende Steuerreform zu propagieren, mit dem Wagnis, ihre das Mäntelchen der Demokratie anzuhängen, den ertwerbenden Se unierer, Gesellschaft, bei jehiwerer Belastung noch den Spott obendrein zu bieten. Niemals noch, und an seinem Orte ist das Klasseninteresse so blank und naht, so rücksichtslos und selbstisch am Werke gewesen, wie bei der Kommissionsberatung der ‚Entwürfe Dieser. Steuerreform. Man wird Hoffentlich noch Mittel und Wege finden, in die Schlupfwwinkel dieser Vorberatung grell hineinzuleuchten, denn mas sich dort begeben hat, gehört nicht mehr zu den Unbegreiflichkeiten unseres öffentlichen Lebens. Das ist einfach unerhört. Che sie begann, Hat Der Licheber der Steuerreform, der Ministerpräsident, nit: Dei Vertretern des Handels und der Industrie vertrauliche Zwiesprache. : gepflogen über Die äußersten Härten Dieser Entwürfe und die, bestinnte Zusage gemacht, daß Dieselben ‚durch 3 faganträge gemildert oder. beseitigt werden. Das. it entweder gar nicht oder, nur. in verschwindend "geringem Ausmaße geschehen. Wie begreiflich also, wenn die Vertreter dieser Berufe si demnächst zusammenscharen, un durch einen rechten Flammenden ‘Protest Diese Ungeheuerlichkeiten zu verhindern. Als, ob es nicht Schon genug wäre... der: Grausamkesten, Die. gegen alle , redlich Grwerbenden Durch: Die „Folgewirkungen, der von den Marariern betriebenen , prohibitiven _D Handelspolitik verübt ‘wurden;' als ob man doch. .Die infolge dessen heraufbeschiidene Teuerung aller Bedarfsartikel des täglichen Lebens Die ärmeren Chichten: des Bolfes nicht geradezu in Die. Soziale Auflehnung. hineintriebe ! Wenn die Kaufleute und Industriellen Ungarns diesen neuen Schlag, zu dem man bereits ausgeholt hat, ruhig Hinnähmen, "dann würden sie: fürwahr . das Shidjal verdienen, den sie anheimzufallen, drohen. abwägung den Vorrang eingeräumt. Allein die Rüßkiheit dieses Angriffs muß, das» Fühlste Gemüt in Wallung verlegen, selbst dem Bhlegmatiker eine Blutwveife der Zornesrolte in das Antliß treiben. Das kann man sich nicht länger gefallen lassen und wir werden nicht ruhen und ‚nicht rasten, bis wir die Interessenten zur energischen Abwehr » aufgerüttelt haben , werden... Denn es it auch . fold) eine Unmahrheit unseres öffentlichen " Lebens, das die landwirtschaftliche Beschäftigung allein für. den , haben von dieser Stelle aus allezeit ‚der ruhigen Steuerfisfus von Bedeutung set, daß aho sie allein den Sliip"rucij«auf Schottung erheben dürfe.Wir.berufen1 húsa auf das» Zeugnis des Schöpfers dieser Steuerreform, auf den Ministerpräsidenten und Finanzminiter. Er war es, der den Abgeordnetenhause mitteilte, Daß die Haupt und Residenzstadt Budapest allein zwanzig Prozent, demnach den, fünften Zeil der Gesamtsteuerleistung des ungarischen Staates zu tragen habe. In der Bannmeile‘ dieser Stadt aber wird ettwa den einigen Gemüsegärten abgesehen gar keine Landwirtschaft getrieben. Sie fan daher für sich ein uungeheneres Maß der Berücsichtigung in Anspruch, nehmen, das ihren Steuerträgern vorenthalten werden soll.: Wo bleiben erst Die Staufleute, Industrielfen, Advokaten, Ingenieure und Werzte der: Brovinzt Wir schleppen das, uniwahre Schlagwort von den achtzig Prozent der agrifolen Bevölkerung jet’ Sad zehnten gedankenlos weiter, geben uns gar mit die Mühe, den , Nebenstift zur ‚Hand zu nehmen und zwischen den., Zeistungen der Steuersubjekte zu Differenzieren. Und fommt man ans erst mit dem Argument der indirekten Steuern, so antworten wir, von deren sozialer Seite völlig, abgesehen, daß die industrielle Arbeiterbevölkerung auch; das größte Stontingent " Der Verbraucher stellt. ". Dieselbe Verhüllundcahrheit treffen wir bei einer anderen wirtschaftlichen Frageanz bei der künftlich Organisation Der Notenbanf. Man Hat heute “darüber einei gewichtige Stimmen vernommen , die des Ministerpräsidenten und des Handelsministers. Beide norsichtig, beide zugebend, daß sie sich in dieser Frage noch nicht gefunden haben, beide von der Hoffnungen, daß sie ji am Ende dennoch finden werden. Alle Befibenden, die etwas zur verlieren haben, und, alle ermerkenden Schichten, die in Dent Extrage ihrer Arbeit nicht mutwillig ‚geschmälert werden wollen, sind einig Darüber, daß eine Nenderung im unserent Geld- und ‘Sreditiveren im gegenwärtigen Augenblice geradezu verhängnisvolle Erschütterungen zur Folge hätte. Und wenn man den Mut bejiät, dieser Auffassung ehrliche Worte zu leihen, sie int Interesse des Landes zur vertreten, muß man es über fr ergehen lassen, von Seiten, die nichts zu beriíteten haben, angefallen, an den Pranger gestellt, und der Bestechlichkeit. im: Dienste fremder. Interessen geziehen ; werden. "(63 sind nicht die Barlantentauer, die "a tun; sie sind einfach in ihren Parteiprogramm befangen, obgleich). sie es in anderen Städen längst preisgegeben haben. ‚Uns aber werden diese Ausbrüche Der. durch Selbstsucht verschärften Bartei le idenschaft nicht irre und nicht warnend machen, der ehrlichen Ueberzeugung unverhohlenen, Ausdrud zu geben, den Standpunkt für Die Erhaltung der gegenwärtigen Organisation mutig weiter zu vertreten, den Belierern aber mit Dante zu antworten. Guarda e passa. Wo immer wir der Unwahrheit begegnen, wollen wir sie auch in dem heute anbrechenden dühre. bekämpfen, sie aus dem öffentlichen Zeben Ungarns, tilgen auf Nimmterwiederkehr. Denn der ungernde Staat kann nur gedeihen und erstarren, wenn er in allen feinen Beziehungen die Klarheit und die Wahrheit herrschen läßt. Wir wollen Diesen Staat groß und mächtig. sehen, xespeftiert von seinen Gegnern und um | » Gerhart Hauptmann in Griechenland. Pirs Bon: Ludwig Henefi. Die Roesie ‚Griechenlands fängt an, , ernstlich , gefährdet zu sein. Nur noch 180 Silometer Eisenbahn, und der alltägliche Sonntagstourist, gemischt mit dem ‚sonntäglichen. Alltagstouristen, wird sich Strommeile über weitas ergießen. In parte wird ein Palace Hotel Hu Taygete‘ stehen und „Schwarze Kuppe‘ auf dem Tagesmenü haben. In den Thermopylen wird ein Kurhaus mit artesischen Warnbad stehen, an den Duellen : des Siyrem. Rigislaltbad, und auf _beide . Gipfel des Parnaß wird eine Zahnradbahn führen... funicoli Zunicola. . Das Delphische Drafel wird , natürlich auchh wieder sprechen, automatisch, gegen «Einwurf von zehn Zepta. Und. ii Olympia wid eine olympische Spielbank florieren, ohne 2610 ... .. Mit der Eisenbahn nach Athen fahren, ‚als. wäre. "es. bio& Paris, das. verstimmt Die ganze Skinming. Mud, wenn man ht, wie Gerhart Hauptmann, am finsteren Märzabend bei strömenden Regen antonini, den muß man von der Gerber,er bilden, in, vofiger Morgenfrühe, in aller feiner Unglaublichkeit, wie,ja Konstantinopel aug, die üppige Ddaliske, in der Stimme, ihrer ersten Entschleierung. So lange es an Zeielt ‚nach then, fünf Tage, und Nächte Seefahrt und, haben Die Athener ver, von „Europa“ zu sprechen, ob sie gar nicht dazu gehörten. Sie gehören zum Märchenland, sie, sind das Land der Träume und Ausgrabungen... ben. Odttern, Helden: und ; der "Witwe Schliemann: bewohnt. . Gerhart, Hauptmann: verbrachte sechsundzwanzig. Jahre: hoffend, zweifelnd, planend,ehe er wirklich dahin gelangte, und hatte doc schon mit Ötzwin Sabre einer griechische Seite unternommen, über Italien,an dem natürlich seine Sohlen - Leben blieben, man in den Leiter hinauf steigen wollte‘,lichen Erkenntnis ohne Verantwortung ‚nahhhängen Dir Uebrigens ist sein hübsches Bild"):»Grie«bild"erzbihsling",da«5aussol’ s chert Spazierfahrt entstande jetzt viel gelobt wird,für umich ein leeres Buch.Es ist Sti11kn 11111g«dnri11,in der zweiten Hälfte wenigstens,und ein Dichter,der 11crch langem Suchens doch endlich einen Gesichtspunkt für diese angeblich vertraute,wirklich aber wildfriemde Welt findet.Nämlich.de 11 des Theatersmenschen.Es ist etwas von der berüchtigten,,griechischk311 Verläßlichkeit«darin,daß man mit diesen hellenischen Herrlichkeit eji aufgepäppelt wird,mit ihnen vollgesogen ist,die(3.ried)e111111,der Fafec seikies Steibeiss zu haben glaubt,an Ort und Stelle aber sich sofort all Analphabet, als SDiletta 11t,als I.Imnusischer fühlt.All das Griechische kommt einem so spanisch vor;man hat so alle g verschnxi LHLWAH einem auf der Schulba11k eingetrichtertjvors den,1tmmann sogar,wie Hauptntc umklagt,selbst de11 Diodocums in Uebersetzung lesen.·11ud die Odyssee,die Inasu sich auf alle Fälle in den Schlafsack packt,ist gar nicht vom jungen Homer,sondeer bloß vom alten Voß Und man kennt sich nicht aus,und-man ist geklerdet und betäubt und überhaupt vertrorren.Und man suggeriert sich mühsame irre Selbst suggestiert,wie sie zu einem Kulturmenschen paßt,und redet sich einen hübschen Rauschein von Schönheit und Ergebenheit und harmonischer Kultur,und von"einer Natur,die a«uf»der Zunge zergeht,zsunds voll Ziegenhirtem die einem wieder große Pasn vorkommen.Aber man hat doch 11 ichk-den»1kut«zu seiner eigenen Courage und entschuldigt sich gewissermaißem»Sollte man nicht einer gewisse 11,11urpersönfen?“ Und nachdem man fi) Diese zage Freiheit, genommen, 183 Seiten, lang, seufzt man plößlich resigniert auf: „Wer alles Dieses tiefer begreifen wollte, müßte mehr als ‚ein flüchtiger Wanderer sein.‘ 1618 Natürlich kann " jeder Mensch nach Griechenland gehen und ein belfetristisches Buch darüber schreiben. Auch Edmond About tat es, Thon vor jetzta Sahren, und Die Griechen sind noch fest wirtend über seine Lügen. .Es war eben der mondaine Blagareur, der sich selbst aus den Eramma in der Ecole Normale großards herauszulügen wußte; sein Schulkamerad Fermsisgne Sarcey erzählt davon ergeblich in seinen Jugenderinnerungen. Auch Frau: Marie Anne de Bovet, die mit gleicher Nonhalance und Unwisssenheit Hellas und Irland beschreibt, findet ihre Rechnung. Für sie ist die Hauptsache am ‚ganzen Griechenland, alt und neu, die Audienz, die sie bei der Königin der Hellenen gehabt hat. Für Maurice Barrés, den hochmodernen Akademiker, in seiner „Reise nach ‚Sparta‘, ist nicht das antike Sparta das Interessante, sondern das mittelalterliche, romantische, mit den französischen Grafen und Herzögen, die damals auf all dem peloponnesischen Burgen saßen. Kauft und Helena auf der gothischen Nitterburg, auch Gerhart Hauptmann kann nicht umhin, diese Vision dort zu erbliden. Er zieht aber seine Konsequienzen daraus. Er hat eher dachaus: die Scheu: der ‚Intempetenz. Er wagt so, aus seiner: Halbverfegenen’ Unmaßgeblichkeit Herauszutreten. "Mein Gott, sobald man das tut, streift man Das verdammte: „ach“. Und dann fehlen einem auf allen Seiten die nichtsnusigen achlennniffe. Und man kommt ziwar schließlich auf eine Stimmung, weil man eben dad, ein starrer, Dichter it, aber nicht gerade auf Die ariedice: © Erfüllt von großen Erwartungen, wie ich bin,” sagt er, und Fiest, zu einiger Vorbereitung, auf dem Lloydicit, ein bißchen in der Odyssee. Mach so einem Lande muß man aber gehen, „unvorbereitet, wie ich Habe, Man muß ohnehin schon voll Davon sein, mm