Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. február (78. évfolyam, 26-48. szám)

1931-02-01 / 26. szám

' Studien über die Frage der Zollpräferenz ruhiger abzuwarten vermöchten. Wir maßen uns kein Urteil darüber an, ob die interessierten Länder diese Lösungen als befriedi­gend hinnehmen werden. Immerhin hatte man in Genf im allgemeinen den Eindruck, daß man jetzt das erstemal aus dem Bereiche der theoretischen Besprechungen herausgetreten ist, um an unmittel­bare Wirklichkeiten heranzukommen. * * 3» Um die Tragweite der Entscheidung des Völker­bundrates bezüglich der Volksminderheit in Ober­schlesien zu begreifen, muß man sich vor allen Din­gen die Tatsachen vor Augen halten. Man erinnert sich wohl noch, daß während der Wahlkampagne in Polen im Verlaufe des November der Insurgenten­­verband Oberschlesiens eine „antideutsche Woche“ veranstaltet hat, in deren Verlauf zahlreiche Mitglie­der der deutschen Minderheit molestiert, mißhandelt und in ihrem Vermögen geschädigt worden sind. Be­sondere Bedeutung verlieh diesen Tatsachen der Um­stand, daß der Insurgentenverband in Polen ver­schmolzen ist mit den Organisationen der früheren Frontkämpfer, und daß er in dieser Eigenschaft im Genüsse amtlicher Privilegien steht. Der Wojwode von Oberschlesien ist nicht nur der Ehrenpräsident, sondern er ist auch aktives Mitglied des Insurgenten­verbandes, und er hat bei zahlreichen Anlässen rund heraus erklärt, daß er sich mit diesem Verband im Herzen vereinigt fühle. Auch sind Maueranschläge der Aufständischen gegen die deutsche Minderheit auf die Gebäude der Wojwodschaft und anderer offi­ziellen Ämter affichiert worden. Die Tatsachen waren mithin relativ geklärt, und die polnische Regierung hat bei allen Vorbehalten be­züglich einiger Punkte nicht bestritten, daß die be­haupteten Tatsachen im großen und ganzen zu­treffend seien. Unglücklicherweise hat sich jedoch die deutsche Regierung mit einem gewissen Eklat auf die Sache geworfen, offenbar in der Absicht, daraus einen innerpolitischen Vorteil zu ziehen. Das war schlimm genug für die deutsche Volksminderheit in Polen, denn wenn auch der Völkerbundrat bereit ist, die Rechte der Minoritätsbevölkerungen respektieren zu lassen, so ist er dabei doch von dem Streben ge­leitet, den Frieden zu wahren und den Schutz der Minderheiten nicht zu einem Vorwand für die Revi­sion der Verträge werden zu lassen. Die Art und Weise, wie die Sache nach Genf gebracht wurde, hat also die Lösung nicht erleichtert, sie vielmehr nur noch schwieriger gestaltet. Das haben die Vertreter der deutschen Volks­­minderheit Oberschlesiens auch selber begriffen, und offenbar aus diesem Grunde haben sie ihrerseits eine in ihren Ausführungen und Konklusionen überaus gemäßigte Beschwerde an den Völkerbundrat gerich­tet. Sie haben dadurch auch der deutschen Reichs-, regierung einen Dienst geleistet, die solcherart einen moralischen Erfolg zu erringen vermochte, aber auch der polnischen Regierung, die dadurch in die Lage versetzt war, die Konklusionen der Minoritäts­beschwerde im Prinzip anzunehmen. Und so kam es, daß auch der Völkerbund selber in den Stand gesetzt war, der Minorität Genugtuung zu leisten, ohne aus dem Rahmen der internationalen Verträge herauszu­treten. Diese Affäre hat wieder einmal bewiesen, daß Herr Calonder, der Vorsitzende der Gemischten Kom­ziehung zu Radheb Pascha habe. Mittlerweile hatte der Polizist den Dieb durchsucht und aus der breiten Innentasche seines Überrockes das schwarze Käst­chen zutage gefördert, das der Firma Kramer gehörte. „Verifizieren Sie den Inhalt der Kassette und stellen Sie fest, ob nicht zufällig etwas von dem Schmuck fehlt,“ befahl der Kommissär dem Ange­stellten. Glücklich, die ihm anvertrauten Schätze wieder zu haben, öffnete dieser das Kästchen und schrie vor ..Verblüffung laut auf. Es war leer. „Ei, ei,“ sagte der Kommissär und wandte sich mit gefurchten Brauen dem jungen Mann zu, der bleich daneben stand, „der ganze Schmuck fehlt also? Dein Fall verschärft sich, mein Bester.“ Und zum Angestellten, der vernichtet in einen Sessel gesunken war, meinte er: „Sie können nichts anderes tun, als Ihren Chef anrufen, um ihn so bald als möglich in Kenntnis dieser Tatsache zu setzen.“ Aber der Unglückliche war unfähig, auch nur ein Wort hervorzubringen. Durch Zeichen gab er dem Kommissär zu verstehen, es wäre besser, wenn dieser sich der heiklen Aufgabe unterziehen würde. Da nahm der Kommissär den Hörer, und er verständigte den Juwelier mit äußerster Schonung, daß sein Angestellter eben das Opfer eines frechen Diebstahls geworden sei. „Wie? Eines Diebstahls?“ antwortete der Juwelier ... „Was für eines Diebstahls?“ „Es wurden sämtliche Juwelen aus dem schwarzen Kästchen gestohlen, wir fanden kein ein­ziges Schmuckstück darin!“ Da klang lautes Lachen durchs Telephon, und Herr Kramer rief:. -„Schnell, Herr Kommissär, beruhigen Sie meinen Beamten. Ich hatte, da ich in der Person des eleganten jungen Mannes einen Gauner witterte, vor seinem Aufbruch” das Juwelenkästchen mit einem gleichen vertauscht, das leer war!“ (Autorisierte Übersetzung von Irene Kafka.) mission, mit der größten Korrektheit vorgegangen war, denn es hat sich gezeigt, daß die Konklusionen der Minderheit an mehreren Punkten noch gemäßig­ter waren, als die Suggestionen, die Herr Calonder in Warschau unterbreitet halte. So konnte man zugleich mit dem Eifer, den der Vorsitzende der Gemischten Kommission in Ausübung seiner Pflichten bekundet, auch die völlige Unabhängigkeit feststellen, die zwi­schen ihm und den Vertretern der Minderheit be­steht. Oft hat man gehört, daß die Prozedur in Genf von einer Art ist, um die internationalen Beziehungen zu yergiften und das Verhältnis zwischen Minderhei­ten und Mehrheiten leidenschaftlich zu gestalten. Der gegenwärtige Fall hat bewiesen, daß weder das eine, noch das andere der Fall ist. Die öffentliche Diskus­sion über die Sache hatte in Genf die Wirkung, den ganzen Streitfall zu entpolitisieren. Herr Curtius konnte den moralischen Erfolg erzielen, den er im seiner inneren Politik benötigte, ohne daß darüber die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen noch mehr verschlimmert worden wären, und Herr Zalcski hat Gelegenheit gefunden, Deutschland ge­genüber eine Geste der Versöhnung zu vollziehen, in­dem er die Ratifizierung des deutsch-polnischen Han­delsvertrags in Aussicht stellte. Als sicher darf gelten, daß, wenn diese Fragen nicht ein internationales Forum gefunden hätten, wo sic in aller, Offenheit, aber ohne Leidenschaftlichkeit erörtert werden konnten, in der Seele der beteiligten Völker tiefere Spuren davon zurückgeblieben wären. In Genf ist man allgemein der Ansicht, daß die vom Völkerbundrat getroffene Entscheidung in der Haupt­sache den Revindikationen der oberschlesischen Min­derheit Genugtuung geleistet hat, und daß dadurch das Ansehen des Völkerbundes erhöht worden ist. Man darf vielleicht hoffen, daß auch die Minoritäten diese Ansicht teilen werden und dies dazu beitragen wird, ihr Vertrauen in dón Schutz, auf den sie An­spruch haben, zu erhöhen. • 4 • FESTER LLOYD Sonntag, T. Februar 1931 Aspirin -Tabletten /ITN gegen Schmerzen (BAYER) V | J Erhältlich In Apotheken Europa G. m. b. H. Von Professor Dr. GEORG BIERMANN (Beilin). Daß sich unser Erdteil in einem unmöglichen Zustand befindet, weiß jedes Kind. Daß jedes ein­zelne Land in Europa schwer mit seinen wirtschaft­lichen Nöten zu kämpfen hat, ist allen bewußt. Die Fieberkurve dieses kranken Körpers steigt von Tag zu Tag, unter den Menschen wächst der Haß. Jeder glaubt den anderen schuldig,, verkörpere er nun den Menschen, die Partei, den Staat, die Nation, den Erdteil. „Schicksal“ nannten das die Alten und er­gaben sich drein. Heute heißt es: „Folgen <Jes Zu­sammenbruches“, „einseitige Verteilung der Lasten“, „Katastrophe der Wirtschaft“ und wie die Schlag­wörter sonst heißen, die unsere Not erklären sollen. Eine jede dieser Schlagzeilen trifft eine bestimmte Stelle des im ganzen wunden Körpers von Europa. Immer kommt der Jammer von anderen, so heißt es. Sicher dagegen ist, daß die Genesung nur durch uns selbst kommen kann. Aber nie wird der Kranke gesund, bevor nicht die richtige Diagnose fcststeht,. Dann erst gibt es ein Medikament, das helfen kann. Von den Ursachen muß zuerst gesprochen werden, danach von den Möglichkeiten, die Krankheit zu beheben. I. Der Begriff „Weltwirtschaft“ beweist, daß unser Denken universell geworden ist. Es geht heute immer um das Ganze, nicht mehr um einzelne Glieder. Trotzdem ist cs praktisch, um das Grundübel zu er­fassen, zunächst einmal in Kontinenten zu denken. Die sind in sich eine von der Natur bedingte Einheit. Gebirge oder Meere ziehen den Grenzstrich. Die Organisation der Verkehrs- und der Verständigungs­mittel schafft die Verbindung der einzelnen Teile untereinander. Wir wollen einmal ganz unpolitisch denken und den Begriff des Nationalismus aus­­scheiden. Es ist natürlich, daß sieh in einem Erdteil Völkerfamilien zusammenschließen, und daß sie sich, meist durch äußere Geschehnisse bedingt, zu Staatseinheiten zusammengefunden haben. Das Welt­reich Karls des Großen war europäisch, kannte diese Auflösung in Einzelglieder noch nicht. Die ganze Kultur des Mittelalters war durchaus einheitlich­­europäisch. Die Geschichte der Kriege während vieler Jahrhunderte — soweit es sich nicht um reine Er­­oberungs- und Expansionskriege gehandelt hat, wie zum Beispiel bei dem hundertjährigen Kampf der Engländer auf französischem Boden — erweist immer wieder ihren rein dynastischen Ursprung. Die Kreuzzüge aber geben den absolut eindeutigen Nachweis für eine großartige allgemein europäische Bewegung, die damals alle Völker unseres Erdteils einmütig erfaßte und ihren Angriff um hoher Ideale willen gegen den angrenzenden Erdteil Asien lenkte. Der Begriff des Nationalismus aber war weder dem Mittelalter noch der Neuzeit bewußt — auch das alte Rom hat ihn nicht gekannt, trotz aller Er­oberungskriege, die diese großartigste Weltmacht des Altertums zusammengefügt haben —, er ist das Erbteil der Napoleonischen Feldzüge, die unwillkür lieh zu dem politisch-geistigen Zusammenschluß der Völker als staatliche Einheit hingeführt haben. Die Legende vom „Erbfeind“ ist damals entstanden, Legende deshalb, weil es während Jahrhunderte diese Feinschaft von Volk zu Volk überhaupt nicht gegeben hat, und es braucht an dieser Stelle und in. diesem Zusammenhang nicht noch ergänzend er­wähnt zu werden, daß dieser „Nationalismus“ als Erbe der Napoleonischen Kriege am stärksten bei jenen Völkern Triebkraft ihres politischen Denkens und Höffens wurde, die unter der Suprematie der Politik ihre staatliche Selbständigkeit einbüßen mußten (Polen), oder durch dynastische Hauspolitik seit langem das Recht auf Selbständigkeit verloren hatten. (Künstliche, allein durch Macht bedingte Klitterung zahlreicher Einzelglieder innerhalb der habsburgischen Monarchie.) Diese Andeutungen beweisen, daß es immer schon ein „Pan-Europa“ gegeben hat, und daß nur die Gewalt von oben her die Gegensätze unter den Völkern verschärfte, die ihrerseits die kulturelle Ver­bundenheit untereinander niemals vergessen haben. (Beweis die Lehren der europäischen Geistes- und Kunstgeschichte.) Die heutige Situation aber stellt den Höhepunkt des Zerfalls aller unitaren und zentripetalen Kräfte dar, der keine Vereinheitlichung unseres Erdteils mehr gestattet. Über die Ursachen dieses Zerfalls sprechen, hieße Eulen nach Athen tragen. Europa steht heute unter dem Zeichen der Friedensuerträffe von Versailles und Trianon, die den Wahnsinn des brüdermordenden Krieges in einer wilden „danse macabre“ der Völker verewig­ten, die, von Krämerseelen erdacht und durchge­führt, unseren Erdteil in Fieberzustand solange er­halten werden, bis die wirtschaftliche Not Sieger und Besiegte zu letzter Einsicht zwingt IL Diese Einsicht aber wächst heute nicht aust dem europäischen Gedanken (im ethischen und pazifistischen Sinne), sondern nur aus der wirt­schaftlichen Notlage unseres Erdteiles. Wir müssen wirtschaftlich zu einer Einheit kommen, weil wir nur auf dieser Grundlage das Geschäft im eigenen Hause und die Belange der europäischen Völker­gemeinschaft in Ordnung bringen können. Wirt­schaftlich gesehen, ist der heutige Zustand unseres Erdteils geradezu grotesk. Die Kleinsten der Kiemen riegeln sich durch eine teilweise unverständliche Zollpolitik vön einander ab. (Die Großen machen es nicht anders.) Das Heer der Arbeitslosen geht hoch in die Millionen. Milliarden werden für die un­produktivste Verschwendung der Rüstung ausge­geben, nur weil das Mißtrauen von Volk zu Volk ins Unermeßliche gestiegen ist. Dieser Erdteil ist zu einer Versammlung von Jobber-Staaten geworden, von denen jeder einzelne nur seinen kleinen Profit der Stunde im Auge hat, der den Gedanken an das allgemeine Schicksal nicht mehr aufkommen läßt. Deutschland mit seiner hochentwickelten industriel­len und technischen Organisation muß Milliarden im Tribt für das Ausland aufbringen, die zu 75 Pro­zent unproduktiv in dem Haushalt der Sieger­staaten Verwendung finden, und der Gesamttribut der europäischen Mächte an Amerika hat drüben einen festgefrorenen Goldblock erzeugt, für den keine zinsbringenden Anlagemöglichkeiten mehr be­stehen. Hier mag ein Wort über die allgemeine Welt­krise eingefügt werden, das mir zum Verständnis der wirtschaftlichen Weltlage unerläßlich scheint. Ich habe oben angedeutet, daß wir wirtschaft­lich heute längst universell denken und rechnen. Gegenüber dem allgemeinen Zustand vor dem Krieg gibt es heute den Weltmarkt von 1914 nicht mehr. Ein Erdteil (Rußland und Asien überhaupt) hat sich längst aus dem Verbände gelöst, oder hängt nur noch ganz oberflächlich mit ihm zusammen. Das bedeutet wirtschaftlich einen enormen Aus­fall gegenüber den Exportmöglichkeiten aller pro­duzierenden Länder, vor allem von Europa und Amerika. Europa selbst ist durch die Folgen des Krieges verarmt. Einerlei, ob Siegerstaaten oder Besiegte, dieser Erdteil ist — die skandinavischen Länder, Holland und die Schweiz ausgenommen, die natürlich zu ihrem Teil auch die allgemeine Wirtschaftskrise spüren — dem einzigen Amerika tributpflichtig. Selbst der früher gepriesene Wohl­stand der britischen Weltmacht ist heute nicht mehr vorhanden. Die Kriegsschuldenlast drückt gleich­mäßig auf alle Staaten direkt und indirekt, und mögen sich im Moment auch die Milliarden Gold­francs im französischen Staatschatz turmhoch häufen, das Gold rotiert nicht inehr zinsenbringend, weil in Europa der Markt für die Anlage des Kapi­tals fehlt. Drüben aber, jenseits des Ozeans, erleben wir das Schauspiel, daß ein Staat mit einem Rieseu­­dollarvermögen in etwas mehr als Jahresfrist einen wirtschaftlichen Zusammenbruch erfuhr, wie er ähnlich im alten Europa bisher nicht vorgekommen ist. Tausende der zulu Teil besten Banken schließen in Jahresfrist ihre Schalter. Das Heer der ungezähl­ten Arbeitslosen wandert vergeblich von Stadt zu Stadt. In der Staatsbank zu Washington aber Muskel- und Gelenkschmerzen 76 sowio Kopfschmerzen stillen und beseitigen Togal-Tabletten. Fragen Sie Ihren Arzt. In allen Apotheken. Preis Pengő 1.8Ü Muskel- und Gelenkschmerzen 75 sowie Kopfschmerzen stillen und beseitigen Togal-Tabletten. Fragen Sie Ihren Arzt. In allen Apotheken. Preis Pengő 1.80.

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