Pester Lloyd - esti kiadás, 1933. július (80. évfolyam, 146-171. szám)

1933-07-03 / 147. szám

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Manuskripte werden nicht zurückgestellt Telephon der Redaktions 848-2CWPESTER LLOYD ABENDBLATT R Inseratenautnahmei in Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen* Bureaus: Balogh Sándor, J.BIooknsr, J. Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri 4 Hagy. Harsányt, Haasenstein & Vogler, Comal Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető* iroda, Hosse Rudolf A.-G.. Julius Tensor, Uray. Generalvertretung dies Pester Lloyd •ür Oesterreich: M. Dukes Maohf. 4L-CL, Wien, Wollzeile 16. Einzelnummer für Budapest und ffil die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Holes; Abendblatt IO Heller. — Für OesterreWc Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 360 Gu RadakttoiMbAdm.: V. «ártoValíriMoeatt» Tttopkan tier Administration: so-oa. 80, Jahrgang. Budapest, Montag, 3. Juli 1933. Nr. 147 Auslandschau. — 3. Juli. — Osteuropäischer Nichtangriffspakt vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer. Das Wochenende hat eine sensationelle Wen­dung in der politischen Konstellation Europas ge­bracht: die Vorverhandlungen über den Abschluß eines Nichtangriffspaktes zwischen Rußland einer­seits und den Randstaaten, Polen, den Staaten der Kleinen Entente und der Türkei andererseits sind er­folgreich abgeschlossen. Durch diesen Pakt werden die politischen Beziehungen zwischen den osteuro­päischen Staaten und Rußland auf eine ganz neue Grundlage gestellt. An den Verhandlungen, die zum Plane des neuen Paktes geführt haben, waren in erster Reihe Litwinow und Titulescu beteiligt. Als Vermittler legte sich der polnische Delegierte Radzinski ins Mittel. Der geplante Pakt stellt ein Dokument von ganz neuem Typ dar. Er beruht auf der von der russischen Delegation in Genf seinerzeit angeregten und von Politis ausgearbeiteten Formel über die Definition des Angreifers. Diese Formel, zu der auch Frank­reich seine Zustimmung erteilt hat, enthält eine prä­zise und juristisch starre Bestimmung des Angreifers, als des Staates, der gegen das Territorium, die mili­tärischen Stützpunkte, die Schiffe, oder auch gegen das Wirtschaftsleben eines anderen Staates gewalt­same Mittel ergreift, oder auch bewaffnete Verbände unterstützt, die sich im anderen Staate gegen die staatliche Obrigkeit in Auflehnung befinden. Diese Definition sollen nun die am Pakte beteiligten Staa­ten als für sich bindend anerkennen und sich auf dieser Grundlage verpflichten, einander unter kei­nen Umständen anzugreifen. Nach einer Havas-Mel­­dung wird der Pakt zur Festigung des osteuropäi­schen Friedens wesentlich beitragen, und zwar „im Einklang mit dem französischen Standpunkt“. Es ist unverkennbar, daß der neue Plattform in fran­zösischen Kreisen mit der größten Genugtuung be­grüßt wird. Der französischen Diplomatie muß so­gar ein wesentlicher Anteil an seinem Zustandekom­men zugeschrieben werden. Der springende Punkt des neuen regionalen Nichtangriffsabkommens ist nämlich Rumänien. Wie bekannt, existieren bereits zwischen Polen und Rußland, wie auch zwischen Frankreich und Ruß­land Nichtangriffspakte; zwischen der Türkei und Rußland besteht sogar ein Freundschaftsvertrag. Es war bloß Rumänien, das sich in die neue östliche „Sicherheitsfront“ Frankreichs nicht einordnen lassen wollte und dem diplomatischen Druck, dem es von französischer und polnischer Seite ausgesetzt war, konsequent standhielt. Die frühere Vaida- Regierung ist im Oktober vorigen Jahres über diese Frage gestürzt. Vaida und der starke Kopf in seinem Außenministerium, Staatssekretär Gafencu, waren für die Unterzeichnung des Paktes und wurden darin auch von Frankreich unterstützt. Da griff Titulescu, damals Gesandter in London, plötzlich ein, warf den vor der Paraphierung stehenden Pakt plötzlich um, und der vom König im Stich gelassene Vaida zog sich von seinem Posten beleidigt zurück. Erst nach Manius Sturz im Januar fand sich Vaida auf gemeinsamer Plattform mit Titulescu zusammen, der in Vaidas gegenwärtigem Kabinett das Außen­portefeuille besitzt. Bis in die letzten Tage beharrte Titulescu auf seinem früheren Standpunkt, wonach ein Nichtangriffspakt mit Rußland ohne Sicher­stellung der bessarnbischen Belange Rumäniens nicht abgeschlossen werden dürfe. Jetzt wurde diese Streit­frage offenbar unter Frankreichs Einwirkung aus­geschaltet; wie es in einem Havas-Bericht über den Paktplan heißt, „kann die hessarabische Frage als erledigt betrachtet werden“. Titulescu gab also den Sonderstandpunkt Rumäniens auf; durch den Hin­zutritt der Baltischen Staaten einschließlich Finn­lands erstreckt sich die Paktfront vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer, und sogar die beiden mit Rußland nicht benachbarten Staaten der Kleinen Entente, die Tschecho-Slowakei und Jugoslawien, beteiligen sich am neuen Pakte, ganz im Sinne der französischen Sicherheitspolitik. Die Türkei, deren Außenminister Tewfik Rüschdi Bei in den letzten Tagen in Paris äußerst freundschaftlich aufgenom­men wurde (der französisch-türkische Freund­schaftsvertrag ist endlich ratifiziert und neue Ver­handlungen über einen Handelsvertrag stehen be­vor), bildet den südlichen Schlußpunkt der Pakt­region. Der polnische Ministerpräsident Jendrzeje­wicz begab sich nach Rumänien, um mit Vaida die neue Lage zu besprechen. Durch den neuen regionalen Nichtangriffspakt erhält Rußland die gewünschte politische Entlastung seiner Westgrenze, deren es infolge der Ereignisse im Fernen Osten bedarf, und die westlichen Nach­barn und Frankreich, deren politische Kooperation in dieser Frage offenbar ist, erblicken im Pakt einen wichtigen Sicherheitsfaktor auch mit Rücksicht auf die jüngste Entwicklung in Deutschland. Rußlands Absicht, seine europäische Front zu entlasten, hat auch zur friedlichen Beilegung des scharfen englisch-russischen Konflikts geführt. In der Vickers-Angelegenheit, die den Konflikt ausgelöst hatte, trat Rußland glatt den Rückzug an und ließ die rechtskräftig verurteilten englischen Ingenieure im Gnadenwege frei. Gleichzeitig erfolgte die Auf­hebung des englischen Verbots auf Einfuhr russi­scher Waren und der russischen wirtschaftlichen Gegenmaßnahmen. Der nächste Schritt wird in der Anknüpfung neuer Verhandlungen zum Abschluß eines Handelsvertrages bestehen. Gegenwärtig be­steht zwischen beiden Ländern ein vertragsloser Zu­stand, da der Ablauf des von England im Oktober vorigen Jahres gekündigten Handelsvertrages gerade mitten in die heißesten Tage des Vickers- Streites fiel. Jetzt hat Rußland seine europäischen Beziehungen auch nach dieser Seite hin geregelt, und es wiederholt sich der bereits früher beobachtete Fall, daß sich die außenpolitische Lage des Sowjet­reichs gerade zu einer Zeit günstiger gestaltet, da die inneren wirtschaftlichen Schwierigkeiten in drohendem Maße zunehmen. Ein hervorragender französischer Publi­zist über das Donauproblem. Seit einiger Zeit weilt Herr Maurice Pernot, einer der hervorragendsten französischen Publizisten, Pro­fessor der Pariser Universität und ständiger Mitarbei­ter der angesehensten und ältesten französischen Zeitschrift, der Revue des Deux Mondes, in unserer Mitte, um das Donauproblem und dessen ungarischen Aspekt an Ort und Stelle, in Budapest, zu studieren. Herr Pernot hat nun seine bisherigen Eindrücke in einem Artikel zusammengefaßt, der in der heute ein­­getroffenen jüngsten Nummer der L’Europe Nouvelle erschienen ist. Der Artikel zeichnet sich, wie alle Schriften des berühmten französischen Publizisten, durch außerordentliche Klarheit und objektive Dar­stellung aus; er bietet einen durchaus realistisch er­faßten Querschnitt des Donauproblems, wie es vom französischen Auge geschaut wird. Der einleitende Abschnitt enthält die Darstellung der Lage in Öster­reich und schließt mit der Folgerung, daß „es ver­früht wäre über einen Mißerfolg der Anschlußbestre­bungen zu sprechen. Nie war es notwendiger die deutschen Manöver in Österreich zu überwachen, nie­mals waren die Österreicher in höherem Maße nicht bloß auf die Sympathien, sondern auch auf die tat­kräftige Hilfe und Unterstützung aller jener ange­wiesen, die die Unabhängigkeit dieses Landes als die wesentliche Vorbedingung des europäischen Gleich­gewichts betrachten.“ Im folgenden Abschnitt des Artikels behandelt M. Pernot die Berliner Reise des Ministerpräsidenten Gömbös, er schildert sehr zu­rückhaltend die kurze politische und diplomatische Verwirrung, die sich an diese Reise geknüpft hat und faßt sein Urteil über die deutsch-ungarischen Be­ziehungen in den folgenden Ausführungen zusam­men: „Daü Ungarn die Existenz von 65 Millionen Deutschen in Europa nicht ignorieren kann, ist außer Zweifel. Aber in welcher Form, mit welchen Ziel­setzungen Ungarn mit diesem deutschen Block zu rechnen gedenke, hat Ministerpräsident Gömbös dem ungarischen Parlament nicht verraten. Denn die An­gliederung Österreichs an Deutschland würde unaus­weichlich die völlige Isolierung Ungarns von Zentral­europa zur Folge haben, wenn nicht Berlin entschlos­sen ist, Budapest Beruhigungen und Garantien zu bieten, die wir indessen nicht näher definieren wol­len. Ist es aber möglich, daß denkende Ungarn Illusionen über die Rolle ihres Landes hegen könn­ten, die es in einem pangermanistischen System spie­len könnte? Was dem Grafen Andrássy noch mög­lich gewesen war, konnte Graf Bethlen schon nicht mehr zuwege bringen und wird auch dem Minister­präsidenten Gömbös nicht gelingen.“ „Die mit Ungewißheiten und Drohungen ge­schwängerte Atmosphäre konnte auch die brüsk auf­gerissene Perspektive einer ungarisch-österreichi­schen Personalunion nicht klären,“ erklärt Mr. Per­not in seinen weiteren Ausführungen. Der franzö­sische Publizist meint, daß dieser Ausweg weder in Budapest noch in Wien, teils aus wirtschaftlichen, noch mehr aber aus politischen Gründen als un-< trüglich oder auch nur annehmbar empfunden wurde. Wirtschaftlich: weil Österreich die zollfreie Einfuhr ungarischer Agrarprodukte nicht zulassen und Dollfuß seinen agrarprotektionistischen Kurä nicht von heute auf morgen aufgeben könnte. Po-i litisch: weil der legitimistische Einfluß in Ungarn zwar sehr stark, in Österreich aber außerordentlich schwach sei, ferner weil Ministerpräsident Gömbös im ungarischen Parlament in höchst eindeutigen Sätzen erklärt hatte, die Restauration sei heute nicht aktuell, und schließlich, weil die angeblich von Rom aus propagierte Personalunion den alten Zwist zwi­schen Ungarn und Österreich wieder entfachen würde. Diese hierzulande sattsam bekannten Argu­mente ergänzt nun der Verfasser mit einem etwas befremdend klingenden Satz: „Man lehnt sich in Ungarn gegen die Idee auf, daß fremde Hände die Stefanskrone, dieses heilige und ausschließliche Erbstück der Magyaren, in das politische Spiel wer­fen und als Wechselmünze für unbekannte politische Kombinationen verwenden. Das reine Ergebnis die­ser ganzen Affäre war eine empfindliche Abkühlung der Beziehungen zwischen Rom und Budapest.“ Wir müssen fragen, ob diese überraschende Hypothese den richtigen Prämissen des Autors über die legiti­­mistisohen Gefühle der überwiegenden Mehrzahl der Ungarn nicht widerspricht? Auch die Auffassung Mr. Pernots über die Aus­sichten und Vorbedingungen der von französischer Seite so nachdrücklich empfohlenen Lösungsformel des Donauproblems, die wirtschaftliche Konfödera­tion der Donaustaaten, können wir nicht vorbehalt­los unterschreiben. Wenn die beiden ersten Formeln, der Anschluß und die ungarisch-österreichische Union, ausgeschaltet werden, so bleibt eben nichts anderes übrig, als zur letzten, der simpelsten For­mel, zur wirtschaftlichen Annäherung der Nach­folgestaaten zu greifen — meint der französische Publizist. M. Pernot ist sich indessen der fast un­überwindlichen Schwierigkeiten bewußt, die der Ver­wirklichung dieser Idee im Wege stehen, und stellt die richtige These auf, daß die Donaustaaten, sich selbst überlassen, sich niemals vereinigen werden. „Zu stark sind die politischen Animositäten zwischen diesen Staaten, zu scharf die wirtschaftliche Gegner­schaft, die 6ie voneinander scheidet, um durch di­rekte Verhandlungen ein Ergebnis erreichen zu können. „Das Schicksal der Donauunion liegt in den Händen der Großmächte.“ Diesem klar formulier­ten Satz wird in Ungarn niemand widersprechen. Mr. Pernot spinnt aber den Gedanken nicht weiter, er lenkt ihn auf eine Nebenbahn und gleitet über die Frage hinweg, worin denn diese politischen Animo­sitäten und wirtschaftlichen Gegensätze eigentlich bestehen? Er stellt mit lakonischer Knappheit fest, daß die Rivalität der Großmächte im Donautale zu katastrophalen Folgen führen würde, und daß die vier europäischen Großmächte sich über* ein Kom­promiß einigen müßten, um den Donaustaaten die verläßlichsten Garantien für ihre Unabhängigkeit zu bieten, und zwar im Wege des Viennächtepakts, der ja wie geschaffen dafür ist, um mit seiner Hilfe das Donauproblem zu lösen. Als französischer Publizist, hielt es M. Pernot für seine Pflicht, die politischen Animositäten, die Ungarn von seinen Nachbarn trennen, bloß zu strei­fen. Wir als Ungarn müssen indessen mit dem ge­bührenden Nachdruck betonen, daß die Auflocke­rung und Überwindung dieser politischen Animosi­täten hierzulande als die unerläßliche Vorbedingung jeder wirtschaftlichen Kooperation, jeder engeren Zusammenfassung der Donaustaaten betrachtet wird. Nicht in den Händen der Großmächte, son­dern in denen Frankreichs liegt die Zukunft des Donautales. Frankreichs Wille ist in dieser Frage entscheidend, denn der Unterstützung Italiens und der Sympathien Großbritanniens sind wir sicher, einzig Frankreich vermag jenen Druck auf seine östlichen Verbündeten auszuüben, der notwendig ist, • um den Weg Ungarns zu seinen Nachbarn freizu­legen. Zuspitzung in London. Die Hoffnungen, die am Samstag noch für die Annahme einer gemeinsamen Erklärung in der Währungsfrage bestanden haben, sind durch ein neues „Nein“ RooSevelts wieder einmal zunichte ge­macht. Diesmal hatte man von Amerika wirklich nicht mehr viel verlangt; von einer sofortigen Stabi-

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