Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. január (82. évfolyam, 1-26. szám)

1935-01-01 / 1. szám

Dienstag, 1. Januar 1935 Hätte zwischen diesen drei Mächten des europäi­schen Westens nicht die freundschaftliche Koope­ration bestanden, die sich in den tragischen Ereig­nissen der Jahresmitte herausgebildet hat, so hätten die gefährlichen Spannungen, die in der Folge des österreichischen Putsches, des Marseiller Königs­mordes und der Vorbereitung der Saarabstimmung entstanden sind, kaum mit so sicherer Hand gemei­stert werden können, als es tatsächlich geschehen ist. Die dreieckige Kooperation Englands, Frank­reichs und Italiens hat sich als ein mächtiger Frie­densfaktor erwiesen, und es wäre nur zu wünschen, daß dieser Dreiklang der Westmächte immer stärker werde und ganz Europa erfülle. Denn gegen den ge­einten und festgefügten Willen dieser Mächte, namentlich wenn sie auch von Rußland unterstützt werden, kann in Europa kaum etwas Entscheidendes unternommen werden. Wenn England, Frankreich und Italien untereinander einig sind, so ist der euro­päische Friede zu einem sehr wesentlichen Teile garantiert. Im Falle dieser Dreimächtekooperation gewinnt auch die deutsch-polnische Verständigung den Sinn einer festen europäischen Friedensgarantie. Der Nichtangriffspakt zwischen den beiden Mächten, der im Januar zustandekam und der im Laufe des Jah­res zu einer vertrauensvollen diplomatischen Koope­ration und einer eindrucksvollen inneren Detente der zwei Mächte führte, bannte mit einem Schlage die drohende europäische Kriegsgefahr und manöv­rierte das Dritte Reich in einen zehnjährigen Ver­zicht auf seine territorialen Forderungen gegenüber Polen hinein, der nicht nur für die polnische Politik, sondern für ganz Europa eine ungeheure Entspannung bedeutet. Was Polen in anderthalb Jahrzehnten von den wechselnden Regimen der Weimarer Republik nicht erhalten konnte, fiel ihm hier wie in den Schoß und von seiten eines Regimes, das gerade als die gefährlichste Opposition gegen jedes Kompromiß mit Polen in der Weimarer Periode gelten mußte. Selbst wenn beide Teile den Pakt mit weltpolitischen Hintergedanken abgeschlossen hät­ten, müßte der Pakt kraft der List der Vernunft als ein gewaltiger Pfeiler des Friedens gelten, denn er entkräftet in seiner allmählichen moralischen und politischen Auswirkung einen der gefährlichsten Ag­gressionstriebe im Naclhikriegseurpa. Reicht auch die Dreimächtekooperation Frank­reichs, Englands und Italiens aus, um die deutsch­polnische Verständigung zu einem europäischen Friedensinstrument auszugestalten, so erhielte das Werk der europäischen Firiedenissicherung ihre Krönung doch nur im Rahmen einer deutsch-franzö­sischen Verständigung. Die Ablösung des Regimes Barlhou-Tardicu- Doumergue durch das Kabinett Flandin-Laval in Frankreich ließ mancherlei Zeichen dafür zum Ausdruck gelangen, daß die Außenpolitik Lavais in einem Punkte von der Barthoüs wesentlich abweicht: in dem der deutsch­­französischen Beziehungen. Lava! ließ wiederholt durchblieken, daß er von einem europäischen Sicherheitssystem, an dem Deutschland nicht aktiv beteiligt wäre, nicht viel positives erwartet. Die ge­genseitigen F reundseth af'tsk undgebuiig en der deut­schen und der französischen Frontkämpfer wiesen gleichfalls in diese Richtung. Es kaim keinem Zwei­fel unterhegen, daß der starre Gegensatz zwischen Deutschland und Frankreich, der unter Barthou seinen Höhepunkt erreicht hatte, gegen Ende des Jahres sich gemildert hat. Laval nahm die Ostpak t­­verhandlungen wieder auf, räumte Polen Konzessio­gleichem Geschick und Verständnis, wie die franzö­sischen und italienischen, meistert sie nach einiger Unterweisung, auch die ungarischen Speisen, und liudet seihst Geschmack an ihnen. Denn Intellekt braucht es schon dazu — und weht mich die Luf t eines wirklich gut geführten Hauses an, so wagte ich der Hausfrau ungesehen nebst Rosen und Or­chideen meine gesammelten Werke zu Füßen zu legen. Eine solche Hausfrau, mit dem Intellekt des Verstandes, wie des Gefühls, muß die Frau unseres Theatergelelirten Sándor Hevesi, die Mutter unseres jungen Freundes und Kollegen Andor Hevesi ge­wesen sein, die knapp vor ihrem allzu frühen Tod im Vorjahr ein Buch überden idealen Haushalt („Az ideális háztartás“) über „schönes Heim und gute Küche“ schrieb und herausgab. Es geht einem ans Herz, blättert man in dem Buch, hei dem Gedanken, wen diese Geistigen an Ihr ver­loren haben mögen, — man verspürt wie ein postumes F rauenilächeln auf sich, in dem die Essenz aller Kultur, und dabei in heimischer Variante, aufleuchtet. Die Bilanz eines schönen und nützlichen Lebens, gibt das persönliche Buch von der Anweisung an, daß man auf die Eisenbahnreise immer auch ein elektrisches Taschenlämpchen zum Auffinden fallengelassener Gegenstände initnehme, bis zu der Mahnung, bei der Zusammenstellung der Gerichte auch auf die Farbe der Speisen und deren Zugehöre, ihre Zusanunenstimmung mit der des Blu­menschmucks auf dem Tisch Bedacht zu haben, großmütig alle Erfahrungen der Allgemeinheit preis, die man, um die Zivilisation herum gesammelt, ver­lockt wäre, als Bevorzug ung und Geheim Wissenschaft für sich zu behalten. Darunter auch als Heilig­tümer behütete Kochrezepte, die in den Kurien und Schlössern von Mutier auf Tochter, besser gesagt, von Tanten auf Nichten zu überkommen pflegen und, ein Kronschatz des Gaumens, nationaler Besitz sind. Auf diesen Besitz gründete sich — um auf sie nen hinsichtlich der Grenzgarantien der Tschecho­slowakei und Litauens ein und hielt an dem Wunsche fest, daß auch Deutschland dem Pakte beitreten soll. Gelingt es Laval, die deutsch-französischen Be­ziehungen soweit zu verbessern, daß Deutschland und Polen dem Oslpakt beitreten, dann wäre die deutsch-polnische Verständigung in das europäische Garantiesystem eingebaut und jedem französischen Verdacht wäre der Giftzahn ausgebrochen. „ ... der Krieg mit dem Ärmel gestreift.. Zu dieser Wandlung der französischen Politik trug sicherlich die Reihe der tragischen Ereignisse bei, an denen die europäische Geschichte des Hoch­sommers und des Herbstes so reich war. Am 30. Juni wähnte man unterirdische Stöße des deutschen Bür­gerkriegs zu vernehmen, am 25. Juli stand Italien Gewehr bei. Fuß am Brenner und als am 9. Oktober König Alexander und Barthou von den Kugeln des Mazedoniers Georgiew ermordet wurden, wurde ganz Europa vom Alpdruck seiner blutigen Vergangenheit heimgesucht: der furchtbare Schatten von Sarajevo verdunkelte die Geister. Aber bald zeigte es sich, daß die anderthalb Jahrzehnte Friedensbemühungen doch nicht vergeblich gewesen waren. London und Paris, Paris und Rom arbeiteten einander in die Hände und es gelang, die Gefahr zu lokalisieren und die drohende Möglichkeit eines blutigen Militär­regimes in Jugoslawien abz uw enden! Das Opfer in diesen Lokalisationsmanövern wurde Ungarn, das man zu einem europäischen Sundenbock der Mar­seiller Affäre machen wollte. Die ruhige Haltung der ungarischen Regierung während der Marseiller Ver­leumdungskampagne, die in der Ausweisung von 3000 völlig unschuldiger Ungarn aus Jugoslawien gipfelte, trug unserem Lande außer der treuen Unterstützung Italiens auch Sympathien der engli­schen Öffentlichkeit ein. Dieser Unterstützung Ita­ Telies minőségi ttdvari hangszergyárában ^ vn„ Rahóczi-ut go J O Í ft I i a S S é I 3 Az orsz»g legnagyobb és Európa legolcsóbban Kapható legszebb rádióterme t i* Andrássy-ut 58 Monatlich nur* P 1.50 Zustellung ins Haus! (Tel.) D’Orliac: Die zweite Ehe der Lady Chatterley Robert Francis: Lo bateau-refuge (Prix Fémina) M. B. Kennicott: Das Herz ist wach Arnaldo Fraccaroli: Coriolano vuol esser felica M. Choromanski: Eifersucht und Medizin Martha Ostenso: There's always another year A. Halbert: Die Hemmungen der Hella Ahlmanu Francis Hackett: Henry the Eight usw. usw. liens und Englands, dem freundschaftlichen Stand­punkt Polens und Rußlands, der Zurückhaltung Frankreichs und nicht zuletzt der Verständigungs­bereitschaft des jugoslawischen Prinzregenten Paul und dem sachlichen Kompromiß willen des jugosla­wischen Unterhändlers Jeftics konnte man verdan­ken, daß der ungarisch-jugoslawische Konflikt in Genf friedlich mit einer für beide Teile annehm­baren Formel abgeschlossen wurde. Bei der Beilegung dieses Konflikts hat sich der Geist von Genf wieder einmal als der große mora­lische Faktor erwiesen, ohne den es fast unmöglich wäre, die mannigfachen europäischen Konflikts­möglichkeiten zu bannen. Nicht der international­­juristische Apparat, auch nicht die Sanktionen des Völkerbundes, die ja bekanntlich außer Funktion sind, sondern einfach die Atmosphäre der inter­nationalen Schlichtung, der moralische Druck der Großmächte hat genügt, um den Frieden zu retten. Auch im zweiten großen Konfliktsfalle, der mit der Heraufbeschwöruing blutiger Verwicklungeii drohte, in der Saarfrage, gelang es dem Völkerbunde, die friedliche und' rechtmäßige Durchführung der Abstimmungskampagne zu garantieren. Die leiden­schaftlichen Mittel der Abstimmungspropaganda zwangen den Präsidenten der Saarregierimgskom­­mission, vom Völkerbunde zur Auf rech tcrhaltung der Ordnung die Hmzuziehung fremder Polizeikräfte zu verlangen. Nachdem die Anwerbung von Frei­willigen erfolglos blieb und die Gegensätze immer gespannter wurden, zog Frankreich motorisierte Truppen an der Grenze zusammen und erinnerte an den Beschluß vom Jahre 1926, wonach der Präsident der Regierungskonimission die Hilfe der Nachbar­mächte zur Aufrechterhaltung der Ordnung anrufen kann. Das klang wie Drohung mit dem Einmarsch, die Erregung in Deutschland schlug hohe Wellen. Da gelang es wieder der gemeinsamen Arbeit der italienischen und der englischen Diplomatie, die beiden Mächte im Rahmen des Völkerbundes zu einem Kompromiß zu bewegen, das die Ruhe und die I zurückzukehren — die anfängliche Pester Eßkultur vor Imiidért Jahren, — und es ist gewiß kein Zufall, daß die Anfänge der Philharmonie, der Aka­demie und des Nationaltheaters in dieselbe Zeit zu­rückgehen. Der Ausländer, der nun nach Budapest und nach Ungarn kommt, findet alldics als einheit­lich und organisch Ungarisches vor — und damit er davon wenigstens den Geschmack im Munde mit­nehmen und bei sich zu Hause wieder erwecken könne,. gibt ihm Freund Gundel in einem zweiten Büchlein „Ungarische Kochrezepte“ in deutscher Fassung auf die Rückreise mit, —- Weniges aber Auserwähltes und Bezeichnendes, in klarer Anwei­sung, von jedem, der zu kochen versteht, bis auf das „Je ne sais quoi“ einer richtigen Speise mit Erfolg nachkochbar. Es ist pikant, zu beobachten, wie gerade um diese Imponderabilien herum sich der allerbeschlagenste Fachmann Gundel und der ge­radezu geniale Dilettant Elek Magyar sieh begegnen, welch letzterer von Beruf Zeitungsmann und Schrift­leiter eines hochpolitischen Abendblattes, in einem vor Jahr und Tag erschienenen dickleibigen „Koch­buch des Gaumenmeisters“ („Az lnyesmester Sza­kácskönyve“) einen Schatz von Kocherfahrungen aufweist, der, was insbesondere Griffe und Nuancen anbetrifft, den Laien, wie den Faclimann zum Ver­blüffen bringen kann. Mil den Nuancen zum Bei­spiel, bei der Zubereitung der herrlichen Weißkäse­mehlspeise „Turöscsusza“ die ausgekochten Zupf­teigstücke nicht in kaltem Wasser „abzuschrecken“, sondern sofort in heißes Fett zu geben, Quark und Rahm aber gewännt beimengen, reitet sein Rezept die verschiedenen Rezepte der Zünftigen im Canter nieder. Er ist eben wie der Zigeuner, zu dem die Musiker in die Lehre gehen können, und zahlt als Schriftsteller, der kochen kann, die Grenzüber­schreitung des Küchenfaclunannes, der schreiben kann, heim. Es wäre eine Imst, zu leben, könnte man leben, wie es davon erprobte Rezepte gibt. • a» PESTER LLOYD Auch im neuen Jahre stets das Beste — bietet ihnen die flinfsprachige Leihbibliothek j Dr. NORBERT LABBER! 1 Egon Caesar Conte Corti: Elisabeth P. G. Wodehouse: Ein X für ein U Marjorie Bowen: Maria Stuart, Königin der Schotten Joseph Delmont: Die Abenteuer des Johnny Kilburn Erich Kästner: Drei Männer im Schnee Ernst Weiss s Der Gefängnisarzt Johann Rafoener: Denn ich bin. ein Mensch gewesen Franz Ritz: Kautschukjäger im Urwald Rudolf Herzog: Über das Meer Vorwehte Anton Zischka: Der Kampf um die Weltmacht Öl Adlersield-Ballestrem: Die Siebenbuchener Erbschaft H. W. von Doenuning: Was will Japan? Maria von Peteani: Prinzessin Worograd Roger Vercel: Capitamc Conan (Prix Goncourt)

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