Pester Lloyd - esti kiadás, 1936. május (83. évfolyam, 100-124. szám)

1936-05-01 / 100. szám

PESTER ELOYD • 2 « Ziehungen zu dem „großen Nachbar“ [weiter verbes­sert würden. In englischen Regierungskreisen beobachtet man die Entwicklung der Dinge mit großem Interesse, aber ohne Besorgnis. Selbst den Eintritt Kanadas in ein panamerikanisches System würde man nicht als ein Schlag für das britische Empire betrachten. Man hofft im Gegenteil, daß die kanadische Regierung auf der Konferenz in Buenos Aires nicht nur die In­teressen ihres eigenen Landes, sondern die des gan­zen britischen Imperiums vertreten würde. Ein posi­tives panamerikanisches Übereinkommen mit oder ohne Kanada würde man hier ebenfalls lebhaft be­grüßen. Denn man hofft hoch immer, daß die Ver­einigten Staaten, die jetzt noch durch ein ausschließ­lich inneramerikan'isc'hes System gebunden sind, sich allmählich an den Gedanken internationaler Ak­­• tiver Zusammenarbeit gewöhnen würden und später einmal für die Teilnahme an einem bis dahin viel­leicht reformierten Völkerbund gewonnen werden könnten. Der Fall von Sassabane, — Von unserem militärischen Mitarbeiter, — Schneller als auf Grund des gestrigen italieni­schen Heeresberichtes angenommen werden konnte, hat sich das Schicksal der Stellungen um Sassabane erfüllt, da sie am 29. April von den italienischen Streitkräften in Besitz genommen wurden. Es ist dies einer der bedeutendsten Erfolge des ganzen Krieges, denn selbst wenn auf den Höhen südlich von Jijiiga und Harrar von den Abessiniern nochmals Widerstand geleistet würde, könnte er die Vorrük­­kung gegen die Bahnlinie doch nur verzögern, aber nicht aufhalten. Die Entscheidung fiel, wie aus den letzten Mel­dungen hervorgeht, durch die Umfassung der Stel­lungen von seiten der Kolonne Agostini, die 'sich der Befestigungen bei Bulale, am Jererfluß nordöstlich von Sassabane, bemächtigen konnte. Daraufhin war es auch der bis Hamanlei gelangten Gruppe des Ge­nerals Frusci möglich geworden, über die beiden im gestrigen Berichte erwähnten Brücken vorzugehen und die Höhen i m Fl uß win kel zu nehm en. Mittler­weile war es auch den von Dagamedo vergehenden italienischen Streitkräften nach ihrem Gefecht in der Nacht zum 27. April gelungen, weiter vorzurücken. Ein auf dem äußerstem linken Flügel kämpfendes libysches Bataillon stieß am Fafanfluß westlich von Sassabane nochmals auf 600 abessinische Krieger, zwang sie aber zum Rückzug und stieß bis Dagabur im Rücken der Befestigungsanlagen von Sassabane Vor. Zweifellos war der Anteil der Luftstreitkräfte auch hier wieder von ausschlaggebender Bedeutung. Die Flieger haben jedenfalls ihr Bestes hergegeben, was schon daraus hervorgeht, daß 13 Apparate schwere Treffer erhielten und drei Offiziere und zwei Unteroffiziere der Luftstreitkräfte verwundet wurden. Der Heeresbericht erwähnt, daß an dem Ent­scheidungskampf italienische Truppen, Karabinieri, Forstmiliz, das StudentenbatailIon der Milizdivision Tevere, SomaJisöldaten, Libyer und die immer und überall eingesetzten Dubats teilgenommen haben. Nicht uninteressant sind daher die Verluste. Die weißen Truppen hatten insgesamt einen Verlust von 74 Toten und Verwundeten, während die Eingebore­­nenfbrnlationen 1367 Tote und Verwundete einbüß­ten; sie haben also jedenfalls den Löwenanteil au dem eben errungenen Siege. Die hohen Offiziersver­luste, 37 Töte und Verwundete, also auf kaum 40 Mann ein Offizier, sind darauf zurückzuführen, daß es eben auch bei den Eingeborenentruppen nur weiße Offiziere gibt. Uber den Vormarsch auf Addis Abeba jagen sich zurzeit die Nachrichten. Ein Teil der Presse sagt den Einmarsch bereits für morgen voraus, zuständige Der Vormarsch auf Addis Abeba. Bessie, 1. Mai: (Inf.) Die Vorhut der für den Marsch nach Addis Abeba eingesetzten motorisierten Kolonne ist umgestaltet worden, um allen an den Kämpfen in Abessinien beteiligt gewesenen Truppen die Möglich­keit zu geben, an dern Einmarsch in der abessinischen Hauptstadt teilzunehmen. Donnerstag abend lagerte die Vorhut am Ogi-Fluß, einem Nebenfluß des Hauasch, unmittelbar vor dem Debru Brehan-Paß, der auf die Hochebene führt, auf der Addis Abeba liegt. Bisher hatte der Vormarsch keine nennens­werten Schwierigkeiten geboten, wenn auch gestern etwa 20 Bäche und Flüsse durchwatet werden mußten. Der schwierigste Teil der Strecke liegt noch vor den italienischen Truppen, doch sind die Pioniere überzeugt, daß alles gut gehen wird. Irgend­welcher ernsthafte Widerstand wurde bisher nicht angetroffen. Die Bevölkerung ist den einmarschieren­den italienischen Truppen freundlich gesinnt und be­treibt mit ihnen einen lebhaften Tauschhandel, in dem Kleidungsstücke aller Art gegen Eier, Milch, Butter usw. eingetauscht werden. Addis Abeba, 1. Mai. (Inf.) Zum ersten Male seit seiner Abreise am Ende des vergangenen Jahres erschien der Negus gestern wieder in den Straßen der Hauptstadt. Unter seinem Vorsitz trat ein Kabinettsrat zusammen, der bis in die späten Nachtstunden die Lage erörterte. Über Adjdis Abeba gehen schwere. Regenfälle nieder, so daß die Hoffnungen auf Verteidigung der Haupt­stadt gestiegen sind, wenn auch die augenblicklichen Aussichten noch immer nicht als besonders hoff­nungsvoll bleiben, die Stadt zu halten. Auf jeden Fall dürfte der Sitz der Regierung noch in dieser Woche von Addis Abeba nach dem Westen verlegt werden. Der Negus ließ den ausländischen Pressevertretern erklären, daß Abessinien bis zum letzten Soldaten kämpfen werde. In Addis Abeba herrscht große Erregung, aber keine Unordnung. Soweit Ausländer die Stadt noch nicht verlassen haben, verbringen sie meist die Nacht in den Gesandtschaften und in den auf den Gesandt­schaft.sgrunds tücken errichteten Zelten. Addis Abeba gefallen? Mailand, 1. Mai. (Inf.) Bereits in den frühen Vormittagsstunden ver­breitete sich hier die Meldung, daß Addis Abeba ge­fallen sei. Die Nachricht war jedoch scheinbar ver­früht und wurde gegen 10 Uhr zurückgezogen. Die Spannung ist aber allgemein, und man erwartet für die nächsten Stunden die endgültige Meldung von der Einnahme der Stadt. In den Morgenstunden waren die Straßenbahn­wagen in Mailand mit Flugzeitein der Mailänder Faszistengruppe beklebt worden, die den Text trugen: „.Unsere Truppen sind auf ihrem unwider­stehlichen Vormarsch in Addis Abeba eingezogen“. Die Flugzettel enthielten weiter die Aufforderung an die Bevölkerung, sich zu einer großen Kundgebung auf dem Domplatz einzufinden. Die Plakate wurden jedoch nach einiger Zeit wieder entfernt. London, 1. Mai. (Inf.) Wie aus Addis Abeba gemeldet wird, ist heute vormittag die abessinische Hauptstadt von den italienischen Truppen besetzt worden. Offiziell, oder auch nur offiziös werden diese Meldungen nicht be­stätigt. Nach den privaten Meldungen sollen der An­marsch und Einzug der italienischem Truppen schneller erfolgt sein: als man nach der Entwicklung der letzten Tage allgemein angenommen hatte. Die ersten Truppen, die in Addis Abeba einzogen, waren zusammengesetzt aus Abteilungen von Alpini, Schwarzhemden und Vertretern anderer Truppen­gattungen. Auf ihrem letzten Mansch nach Addis Abeba und bei ihrem Einzug trafen die Italiener auf keinerlei Widerstand. London, 1. Mai. (Havas.) Heute vormittag verbreitete sich hier dais Gerücht, daß die Italiener in Addis Abeba ein­­marischiert seien. Ob diese Nachricht den Tatsachen entspricht, konnte bisher nicht festgestellt werden. Auf der italienischen Botschaft wurde erklärt, daß man von dem Einmarsch nichts wisse. Die tele­graphische Verbindung mit Addis Abeba ist nicht unterbrochen. römische Kreise rechnen mit mehreren Tagen. Na­mentlich dier Weg über Ankober ist nicht so gerade und einfach, wie er auf der Skizze aussieht. Dreißig Kilometer nördlich von Ankober, wo der mehrfach genannte Seiola Meida-Paß liegt, windet sich die so­genannte Straße in unzähligen Serpentinen über Debra Brehan (30 Kilometer westlich von Ankober) durch das Gebirge. Nach einer noch unbestätigten Agenturenmeldung mußten die Kraftwagen hier zu­rückgelassen und der Marsch zu Fuß fortgesetzt wer­den. Auf dem Wege über Doba und Embertera geht der Marsch leichter vor sich. Keine dlcr beiden Kolon­nen stieß bisher auf Widerstand und die einzigen Aufenthalte sind durch Wegherstellungen bedingt. Es ist daher keine Frage, daß das Schicksal Abes­­siens besiegelt ist und die nächsten Tage müssen ja zeigen, ob es überhaupt noch, namentlich auf dem nördlichen Kriegsschauplatz, zu Kämpfen kommen wird. General v. Mierka. Freitag, 1. Mai 1936 Marsch aui Addis Abeba. Von unserem römischen Vertreter Dr. GUSTAV EBERLEIN, Rom, Anfang Mai. oeit der Völkerbund den italienischen Heeren die Straße freigegeben hat, erfolgt der Vormarsch nach Addis Abeba, in die Hauptstadt des anderen Völkerbundmitglieds, mit nahezu friedensmäßiger Ordnung und Gelassenheit. Wenn die Wilden auf den Gedanken kämen, der große wreiße Mann in Genf habe eine Straf expedition gegen den Negus be­­schossen und Italien mit ihrer Durchführung be­traut, wer dürfte sich wundern? Gewiß, gäbe es so etwas wie eine internationale Gerichtsbarkeit, so würde man nicht Rom, sondern dem eigenartigen Unternehmen in der Hauptstadt der französischen Schweiz den Prozeß machen. An Leuten, die dieser politischen Kreditanstalt nicht recht trauten, hat es ja nie gefehlt, und seit der Bolschewik als Teilhaber eingefreten ist, befällt auch harmlose Gemüter zuweilen eine Gänsehaut; es riecht nach Barmatgestalten und Phönixkrach. Aber was man auch tuscheln mag, vom französischen Standpunkt aus betrachtet tut der Völkerbund seine Pflicht und zumal in der abessiniseben Sache hat er untadelig, nach Wunsch und Befehl gearbeitet. Paris ist zufrieden. Ist Italien unzufrieden? Es steht im sechsten Monat der sogenannten Sanktionen und spricht, nicht ohne ein grimmiges Lachen auf den Stockzähnen, von Bluff, auf Deutsch: Schwindel. Wenn das am grünen Holz geschieht, in Rom ,,, * Nicht daß Mussolini etwa der Meinung wäre, ohne die heimliche Förderung durch den französisch gelenkten Völkerbund 'hätte er auf den Einmarsch in Addis Abeba verzichten müssen. Nein, er ist über­zeugt, daß er dank der Flugzeuge, der Spaten und Lastwagen, von der Angriffslust seiner Soldaten ganz zu schweigen, sein Ziel auf jeden Fall erreicht haben würde, aber es hätte viel Blut gekostet. Wie sagte er doch zu einer Zeit, als man in Europa noch des Glaubens war, nicht Frankreich, sondern Eng­land führe im Völkerbund? Mit Genf, ohne oder gegen Genf! Nun ist es also mit Genf gegangen. Wie, in England gibt es noch eine Richtung, die das nicht wahrhaben will, die dunkle Drohungen gegen Italien ausstößt und sogar von einem Krieg im Mittelmeer spricht? Bluff! Die römische Presse sagt es, nimmt aber auch den Fehdehandschuh auf: Wenn ihr wollt, wir sind bereit! Es würde, so kann man den Laut­sprecher des Außenministeriums vernehmen, der grandioseste und fürchterlichste Krieg der Weltge­schichte werden! Um diese Sprache zu verstehen, muß man wissen, daß eine englische Zeitung es ge­wagt hatte, zu schreiben, der italienische Vormarsch müsse gestoppt werden, auch auf die Gefahr eines „kleinen Krieges“, hin. Solche Ironien verträgt das .siegesstolze Rom nicht. Mit einem Dröhnen, das für die Eingeborenen wie die Stimme einer Naturgewalt sein muß, zwan­zig Kilometer lang, von den ungeheuerlichen Adlern der Weißen umschwärmt, stößt der Heerwurm gegen die Hauptstadt vor. Dreitausend krachende', stampfende, knatternde Lastwagen! Unzählige Sturmwagen, Panzerwagen, eine ganze Division auf Motorwagen. Noch während der masurischen Schlachten des Weltkrieges war es das eindrucks­vollste Bild für den Schlachtenbummler, als das Land fast lautlos von unabsehbaren grauen Men­schenmassen überzogen wurde und auch dort, wo Straßen waren, Geschütze rollten und Munitions­fuhren keuchten, wurde doch dm wesentlichen mar­schiert; dse Winterschlacht ist nach einem guten Soldatenwort sogar mit den Beinen gewonnen worden. Und heute, im tiefsten Afrika? Alles fährt, Infan­terie wie Kavallerie. Kein Krieg, sondern ein Triumphzug auf Flügeln und Rädern. Vom kaiser­lichen Hauptquartier in Dessie sind sie ausgezogen wie zur Parade. Das Volk, vorgestern noch Feind, gestern unterworfen, steht heute an der Straße, bil­det Spalier und staunt und hebt den Arm zum römi­schen Gruß. Kriegsberichterstatter erzählen, daß die jungen Abessinier nach diesem Schauspiel in Massen zu den italienischen Fahnen gedrängt haben. Man kann es verstehen, wenn man in römischen Schau­fenstern ihre „Waffen“ bewundert. Die runden Schilde sehen. wie kleine Marktkonbdeckel aus, nur daß sie mit silbernem Zierrat, Halbmonden und der­gleichen, überladen sind. Auf dem Tanasee, wo bisher nur gebrechliche Dinger aus Schilf verkehrten, gehen die Flugzeuge nieder. Der blutjunge Kronprinz ist in Tränen aus­­gebrochen, als er zum ersten Male mit eigenen Augen sah, was das ist, ein modernes europäisches Heer, und aus einem gleichen Obnmachtsgefuhl schwan­den der Prinzessin Tschai die Sinne, kaum daß sie vor den Sender getreten war, um einen letzten röh­renden Hilferuf „an die Welt“ hin au sz uschieken. * Wähnend sich so auf den beiden Straßen, die von Dessie ausgehen, das unaufhaltsame Schicksal der äthiopischen Hauptstadt nähert und auch vom Tanasee her der Feind vordringt, ohne auf 'eng­lische Truppen zu stoßen, wrie ihm seinerzeit ange- 1 droht wurde, bricht Graziani dien letzten JVider-

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