Pester Lloyd - esti kiadás, 1937. szeptember (84. évfolyam, 198-222. szám)
1937-09-01 / 198. szám
ER LLOYD • 2 • Mittwoch, 1. September 1937 gepflegt. Die von den Link.skr eisen aufgestellte Parallele über Berns Beziehungen zu der Francoregierung kann füiglioh i njeder Hinsicht als unzutreffend zurück gewiesen werden. Deutschland und der Vertrag NanKing—MosKau. Von unserem E. L.-Korrespondenten erhalten wir den folgenden Bericht: Der Abschluß des sowjetrussisch-chinesischen Nichtangriffsvertrages ist offensichtlich fiir die deutsche Politik, die gegenüber dem Konflikt im Fernen Osten Distanz halten will, einigermaßen überraschend gekommen. Aus diesem Grunde ist es zunächst nicht leicht, sich aus den Kommentaren der deutschen Presse ein genaues Bild von der Wirkung in Deutschland zu machen. Nach Lage der Dinge kann aber angenommen werden, daß die Annäherung zwischen Nanking und Moskau in Berlin nicht gerade gleichgültig aufgenommen worden ist. In Deutschland scheint man zu befürchten, daß durch diesen jüngsten Vertragsabschluß auf dem Gebiet der internationalen Politik sich der Einfluß Moskaus Verbreitern könnte und daß dadurch schließlich mittelbar auch deutsche Interessen berührt werden. Mit Japan hat Deutschland bekanntlich das Antikomintern-Abkommen abgeschlossen, mit dem ausgesprochenen Ziel, der Ausdehnung des bolschewistischen Einflusses außerhalb Sowjetrußlands gemeinsam entgegenzuwirken. Von dem Abkommen zwischen Nanking und Moskau befürchtet man änscheinend in Berlin, daß dadurch den Sowjetführern in China Tür und Tor geöffnet werden könnten. Die Berliner Abendpresse spricht deshalb auch bereits von einem „gefährlichen Pakt“, der zu einer außerordentlichen Verschärfung der Spannung im Fernen Osten führen könne. i In der deutschen Presse wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der chinesische Marschall Tschiang-Kai-Schek, dessen Persönlichkeit in der deutschen Öffentlichkeit allgemein großes Ansehen genießt, sich der Gefahren, die sich aus der Zusammenarbeit mit Moskau ergeben, bewußt sei und daß sein Pakt mit Sowjetrußland keine Geheimklauseln enthält, die die Freizügigkeit der chinesischen Politik beschränken könnten. In diesem Zusammenhang wird in der deutschen Presse in kaum mißverständlicher Weise auf den weltpolitischen Hintergrund des spanischen Bürgerkrieges aufmerksam gemacht. In diplomatischen Kreisen überwiegt indessen die Meinung, daß sich die chinesische Regierung für ihre Auseinandersetzungen mit Japan zwar eine Rückensicherung zu schaffen gedenkt, ohne aber den Sowjetrussen damit eine Aktivlegitimation zur Einmischung oder gar zu einem militärischen Beistand zu gewähren. Die deutsche Besorgnis richtet sich offensichtlich in diesem Zusammenhang nicht gegen Nanking, wohl aber gegen Moskau, wo man bestimmte Absichten mit dem Nankingabkommen verbinden könnte. Man weist darauf hin, daß Sowjetrußland noch niemals einen Nichtangriffspakt mit defensiven Absichten abgeschlossen habe, sondern ihn immer nur als Plattform für eine gesteigerte weltrevolutionäre Aktivität benützte. Und Marscball Tschiang-Kai-Schek wird daran erinnert, daß er die Gefahr des Bolschewismus in seinem langjährigen Kampf um die Einheit Chinas am eigenen Leibe verspürt habe, vor allem im Jahre 1926, als die Kommunisten hinter seinem Rücken innerhalb der Kuomintang eine Regierungsrevolte anzettelten. Für die Besorgnisse, die in Tokio zu dem Nichtangriffspakt zwischen Nanking und Moskau geäußert werden, zeigt man darum in Berlin viel Verständnis. Doch ist nicht anzunehmen, daß die* chinesischsowjetrussische Annäherung einen unmittelbaren Einfluß auf die deutsche Haltung zu den Vorgängen im Fernen Osten ausübt. Daran dürfte auch das deutsch-japanische Antikom intern-Abkommen, nichts ändern, da es sich nach deutscher Auslegung dabei lediglich run eine Konsultativvereinbarung zur Abwehr der Tätigkeit der kommunistischen Internationale handelt und nichts mit japanischen Aktionen im Fernen Osten zu tun hat. Die Japaner dringen vor. Ein entscheidender Durchbruch der chinesischen Linien noch nicht gelungen. — Tokio weist die Proteste der Mächte zurück, Nanking bietet volle Genugtuung an. Nach! der Besetzung von Wusung: Stillstand in der japanischen Offensive. — Prekäre Lage in Schanghai. Schanghai, 1. September, (Inf.)1 Mit 'der Einnahme von Wusung durch die japanischen Truppen, die trotz gegenteiliger Meldungen die Befestigungen auch weiterhin fest in ihrer Hand haben, ist wieder eine Pause in der japanischen Offensive eingetreten. Anscheinend landen die Japaner frische Truppen. Nach einer Meldung japanischer Kreise lagen am Mittwoch vormittag noch 15 japanische Truppenitransportdampfer vor Wusung. Ferner haben die Japaner sämtliche noch in Jangtsepu zurückgebliebenen chinesischen Zivilisten angewiesen, das Kriiagsgebiet innerhalb einer Frist von zwölf Stunden zu verlassen. Es wird angenommen, daß nach Durchführung dieser Maßnahme große Truppenlandungen in Jangtsepu vorgenommen werd en sollen. Der chinesische Druck auf die japanischen Linien hält am, während die Chinesen gleichzeitig ihre Stellungen fieberhaft ausbauen. Von japanischer feilte werden die bei Schanghai zusaiinniengezogenen chinesischen Truppen auf 14 Divisionen, das sind rund 160.000 Mann, geschätzt. Nach Ansicht internationaler militärischer Beobachter steht es noch keineswegs fest, daß den Japanern der Durchbruch durch die chinesischen Stellungen ohne weiteres gelingen wird. Die Hauptmasse der japanischen Truppen steht in dem Dreieck Liuho—Wusung—Lotien. Die Japaner werden wahrscheinlich versuchen, an allen nach Schanghai führenden Eisenbahnstrecken vorzudringen, während gleichzeitig von Honkiu und Jangtsepu her ein zweiter Vorstoß einsitzen wird. Die Japaner haben dabei den Vorteil ihrer überlegenen Artillerie, während die Chinesen über eine angesichts des Fehlens guter Karten wesentliche Ortskenntnis verfügen. Außerdem kommt ihnen ehe Flachheit des Landes zugute, sowie die Tatsache, daß die ganze Gegend von zahlreichen Kanälen diurchquiiert wird, was die Bewegungsfreiheit der. japanischen Artillerie und der japanischen Tamfks wesentlich behindert. Die Lage ist also durchaus undurchsichtig. In Schanghai selbst wartet man mit steigendem Unbehagen auf die große Explosion, die nicht mehr lange auf sich warten lassen kann. Wie ernst allgemein die Lage hier ist, geht auch daraus hervor, daß die englischen und amerikanischen Flottenchefs ihre Regierungen um die Erlaubnis ersucht haben, auf alle Flugzeuge, die englische oder amerikanische Schiffe angreifen sollten, das Feuer zu eröffnen. Inzwischen wird, wie bereits gemeldet, die Niederlassung mit ihren nach Hunderttausenden zählenden Flüchtlingen durch eine Choleraseuche bedroht. Die Behörden der französischen Konzession melden den ernsten Ausbruch der gefürchteten Seuche, die seit vielen Jahren in Schanghai gebannt war, und anscheinend durch die Tausende von verwesenden Leichen in der Umgebung von Schanghai ausgebrochen ist. Die französischen Behörden haben alle möglichen Schritte getan, um die Seuche auf ihren Herd zu beschränken, doch gilt es als zweifelhaft, ob dies angesichts der großen Hitze und der vielen Seuchenquellen gelingen wird. Die Seuchengefahr hat unter den in Schanghai zurückgebliebenen Europäern unter diesen Umständen eine Panik ausgelöst und der Drang, aus Schanghai fortzukommen, hut einen neuen Auftrieb bekommen. Zugleich ist jedoch damit die Gefahr entstanden, daß alle aus Schanghai kommenden Flüchtlinge in anderen Häfen nicht mehr an Land gelassen werden, sondern sich zunächst einer längeren Quarantäne unterziehen müssen. Die Antwort auf den englisch-amerikanischen Protest: Japan befindet sich in China in der Verteidigung — und kann sich keine Beschränkungen auferlegen lassen. — Japanische Truppenkonzentrierungen in der Mandschurei. Tokio, 1. September. (Inf.)1 Die von England und den Vereinigten Staaten von Nordamerika an Japan gerichteten Noten, in denen Japan zusammen mit China grundsätzlich für sämtliche sich aus den kriegerischen Maßnahmen ergebenden Schäden in China verantwortlich gemacht werden, werden — wie von gutunterrichteter Seite verlautet — von der japanischen Regierung abgelehnt werden. Der Wortlaut der japanischen Antwortnote steht noch nicht endgültig fest, doch heißt es, daß beide Antworten von dem Grundsatz ausgehen werden, daß sich Japan in China in der Verteidigung befinde und alle Schadenersatzansprüche daher an China gerichtet werden müßten. Voraussichtlich werden die beiden Noten erst abgehen, nachdem Japan auf den englischen Protest zum Zwischenfall bei Schanghai geantwortet halsen wird. Daß diese Note negativ ausfallen wird, kommt in der Presse bereits zum Ausdruck, wobei Nishi- Nishi erklärt, es sei bedauerlich, daß England nicht das Ergebnis der von den Militärbehörden eingeleiteten Untersuchung abgewartet habe, ehe es seine Protestnote an Japan richtete. Die japanischen Luftstreitkräfte — so schreibt das Blatt — könnten sich in diesem Kriege keine Beschränkungen auferlegen lassen. Inzwischen macht die Mobilisierung Japans immer weitere Fortschritte und nimmt Ausmaße an, die deutlich erkennen lassen, daß Japan nicht nur mit einer außerordentlich langen Dauer des Konfliktes rechnet, sondern dessen Ausdehnung auch bereits in sein Kalkül stellt. Diese Möglichkeit ist nach der übereinstimmenden Ansicht der japanischen Presse mit dem Abschluß des sowjetrussischchinesischen Paktes erheblich näher gerückt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß nicht alle neu mobilisierten Truppen in Japan nach China abgehen, sondern daß erhebliche Streitkräfte in der Mandschurei gehalten werden. Was die japanische Heeresleitung wohl am meisten fürchtet, ist, daß Sowjetrußland solange wartet, bis Japan durch einen langen Krieg mit China geschwächt sei und dann erst zum Angriff schreitet. Dieser Gefahr soll nach Möglichkeit durch die Konzentration eines schlagkräftigen Heeres in der Mandschurei vorgebeugt werden. China bietet wegen des „Hoover“-Zwischenfalls volle Genugtuung an. — Ein amerikanisches Kreuzergeschwader wird nach China entsendet. Washington, 1. Septmber. (Inf.) Der chinesische Botschafter in Washington, Wang, hat am Dienstag dem Staatssekretär Hull das tiefe Bedauern der chinesischen Regierung über die Bombenabwürfe auf den amerikanischen Dampfer „President Hoover“ durch chinesische Flugzeuge ausgesprochen. Der Botschafter fügte hinzu, daß China die sofortige Wiedergutmachung anbiete. In Washingtoner Kreisen rechnete man am Dienstag mit der sofortigen Entsendung eines Kreuzergeschwaders nach dem Femen Osten, das beim Abtransport der amerikanischen Staatsbürger Hilfe leisten soll, doch war eine amtliche Bestätigung dieser Angaben nicht zu erlangen. Von der Küste des Stillen Ozeans wird jedoch gemeldet, daß die 6. Kreuzerdivision, die die Einheiten Minneapolis, Astoria, New Orleans und vielleicht auch die Indianapolis umfaßt, sich reisefertig mache. Man rechnet außerdem mit der Möglichkeit, daß an die amerikanischen Schiffe die Aufforderung ergehen wird, Schanghai und andere Häfen, wo gegenwärtig Kämpfe stattßnden, zu meiden. Die Amerikaner und Engländer wollen ihre Handelsschiffahrt durch Convoy schützen, London, 1. September. (MTI) Das Reuter-Bureau meldet aus Schanghai, daß an zuständiger Stelle in Amerika und England Entwürfe ausgearbeitet wurden, tun der englischen und der amerikanischen Handelsschiffahrt im Fernen Osten den Schutz einer entsprechend starken Flotte zur Verfügung zu stellen. Die beiden Staaten würden in dieser Flotte mit gleich starken Einheiten vertreten sein. BRITISCHES REICH. Verschärfung der Lage in Palästina. — Oberkommissar Wauchope verschiebt seine Urlaubs «ise. Jerusalem, Í. September. (Inf.) Angesichts der neuen Verschärfung de* Lage hat der englische OberkommissaT Sir Arthur, Wauchope seine für Mittwoch angesetzte Abreise nach England auf unbestimmte Zeit verschoben. Der, Oberkommissar wollte in England einen metnw monatigen Urlaub verbringen. Äußerlich wird die zunehmende Spannung schon dadurch gekennzeichnet, daß die Polizei wieder, wie in den unruhigen Tagen des vorigen Jahres, mit Maschinengewehren ausgerüstet worden ist. In Jerusalem wurden in der Nacht zum Mittwoch die Straßen mit Polizeiwagen abgefahren und alle verdächtigen Fußgänger nach Waffen untersucht. Bei Stuhlvcrstopfung, Verdauungsstörungen, Magenbrennen, Wallungen, Kopfschmerzen, allgemeinem Unbehagen nehme man morgens nüchtern ein Glas natürliches „Franz- Josef“-Bitterwassen. Es wird ärztlich bestens empfohlen. FRANKREICH. Chautemps, Delbos, Blum und Faure fahren nach Genf. Paris, 1. September. (hif-) Nach der Ausarbeitung des außerordentlich umfangreichen Programms für die wirtschaftliche Wiederaufrichfung, das sich die Regierung Chautemps auf innerpolitischem Gebiete gestellt hatte, und nachdem sie die ihr vorn Parlament gewährten auf zwei Monate begrenzten Vollmachten zum Erlaß von Gesetzesvorschriften ausgenützt hat, um die Neuordnung der Verhältnisse im französischen Eisenbahnwesen auszuarbeiten, tritt nun die Außenpolitik wieder in den Vordergrund. Wie verlautet, wird in der kommenden Woche ein Ministerrat zusammen treten, um die Richtlinien für die französische Delegation zu der Genfer Tagung, die am 10., beziehungsweise 12. September beginnt, festzulegen. Wie bekannt, wird die französische Abordnung fiir Genf diesmal außerordentlich umfangreich sein und von den Kabinettsmitgliedern außer dem Ministerpräsidenten Chautemps und dem Außenminister Delbos auch den stellvertretenden Ministerpräsidenten Blum und den Staatsminister Paul Faure umfassen. Sowohl in der spanischen Frage, wie auch in der F*age des fernöstlichen Konflikts, die ja beide den Völkerbund beschäftigen, dürfte die französische Delegation mit einem genau umrissenen Programm nach Genf gehen. Besonders in der Frage des Fernostkonflikts sind die Absichten des französischen Außenministers bekannt, der eine Aktion des Völkerbundes sowohl bei Japan, wie auch bei China möglichst in enger Fühlungnahme mit den Vereinigten Staaten „zur Wiederherstellung einer normalen Lage“ beabsichtigt, > • u.> 4 <