Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. december (85. évfolyam, 273-297. szám)

1938-12-01 / 273. szám

Donnerstag, !. Dezember 1938 PESTER LLOYD Werke des "Duce und dem Verhalten, des italieni­schen Volkes in gigantischem Maße, es kamen viel­mehr noch mehr Tatsachen, Posten und Institutionen unter die Wirkung des tiefen und ungewöhnlichen Einflusses. Neu festgesetzte Grenzen sollen nicht wieder strittig gemacht werden — Im Zusammenhang mit den weiteren, kar­­pathorussischen Ereignissen herrschte gleichfalls Einheit des Standpunktes, obwohl eine gewisse, wohlbekannte Presse das Gegenteil nachzuweisen versuchte. Italien und Deutschland fanden — und auch die Interessierten stimmten ihnen zu —, daß man die Frage der Grenzen, die vor kaum zwanzig Tagen feierlich festgesetzt und angenommen wurden, nicht neuerdings strittig machen solle. Der Schieds­spruch ist das Ergebnis eines geduldigen Prüfens, inspiriert durch das Maß strenger Unparteilichkeit. Eine große Ungerechtigkeit wurde wiedergut­gemacht. Sodann führte Graf Giano aus, welchen großen Dienst die Achse dem Frieden durch die Regelung des tschechoslowakisch-ungarischen Konflikts durch den Schiedsspruch erwiesen hatte. Nur Italien und Deutschland konnten es auf sich nehmen, diese Krise durch einen Schiedsspruch zu beenden, nur sie konn­ten diese schwere Aufgabe übernehmen, dank dem Ansehen, das sic in Mitteleuropa genießen, sowie in Anbetracht der in diesen Gebieten bestehenden Inter­essen der beiden Länder und in Anbetracht des ge­meinsamen Willens, den gerechten Ériedén zu sichern. Dieser Aufgabe haben die beiden Länder in Wien, in voller Solidarität und, von Verständnis er­füllt, entsprochen. Warme Worte über die Befreiung Oberungarns ' — Von nicht geringer Bedeutung ist auch der Umstand, daß Italien gerade in Wien, das só lange die Negation der italienischen nationalen Rächte be­deutet hatte, den Schiedsspruch in einer nationalen Frage zu fällen hatte, und wir Italiener, die wir den Duce, der als Erster in Verteidigung des verstümmel­ten Ungarns seine Stimme eihöben hatte, hörten, sahen gerührt die alten ungarischen Fahnen in die Städte einziehen, die durch ungerechte Verträge vom Vaterland abgetrennt wurden. Wir dachten an die Zeiten, da sich das ungarische Volk ritterlich auf unsere Seite stellte, während eine . vergessene Rc­­gierungskoalition das in Waffen stehende Italien mit dem Strang des Völkerbundes erdrosseln wollte. Sodann erörterte Graf Giano die Gestaltung der europäischen Lage nach München und Wien und er­klärte, daß der Faschismus, der durch Taten seine unerschütterliche Sturmfestigkeit bewiesen hatte, seine bisherige Politik nicht ändern werde, selbst wenn sich auf dem Horizont Zeichen einer nicht zu unterschätzenden Besserung zeigen. Wir lassen uns in keine gefährliche Zuversicht wiegen, wenngleich wir jeden fruchtbaren und friedlichen Schritt, der von wirklichem Wert ist, gern begrüßen- Das italienisch-britische Abkommen — Unter diesen ist vor allem das italienisch­britische Abkommen zu erwähnen, das auf festen Grundlagen eine freundschaftliche Kooperation er­öffnet. Die italienisch-britischen Abkommen, die mit den Namen und den Arbeiten Chamberlains, Lord Halifax’ und Lord Perths in engem Zusammenhang stehen, bedeuten keineswegs die einfache Rückkehr zu jener traditionellen Freundschaft, die in früheren, von der Gegenwart sich stark unterscheidenden Zei­ten ganz anders gedeutet wurde, sondern im Gegen­teil. es handelt sich-darum, Freundschaften mitein­ander in Einklang zu bringen, die mit den neuen europäischen, mediterranen und afrikanischen Reali­täten rechnen und auf Grund vollständigster Gleich­berechtigung in politischer und militärischer Bezie­hung das Verhältnis zwischen den beiden Reichen regeln. Dieses Abkommen ist ein konkreter Beitrag zur 'Befestigung des Friedens, der das hohe Ziel un­serer Politik sein wird, das Ziel, nach dem wir be­ständig streben, jede Bevormundung energisch ab­lehnend, wenn es sich um die natürlichen Interessen und Ambitionen des italienischen Volkes handelt. Wir sehen ein vereintes Italien vor uns, kampffähig ge­rüstet, das sein Reich erobert und den Völkern ge­rechte Grenzen weist, den Völkern, denen aus Italiens Rom unsere großen Manner und Helden den Weg des Wiederaufbaus zeigen. Diese Vision hat der Duce in mächtiger und furchterregender Reedität erschei­nen lassen. Sympathiekundgebungen für Ungarn Während der Rede des Grafen Ciano hatten die Abgeordneten Ungarn zweimal begeisterte Kundge­bungen bereitet. Als der Außenminister zum ersten­mal Ungarn nannte, brach ein Beifallssturm los. Zum zweitenmal kam es zu Ovationen für Ungarn an der Stelle der Rede, wo Graf Giano vom unga­risch-tschechischen Konflikt und von den Sanktio­nen sprach; diesmal war der Beifall noch kräftiger als zuvor. Die Abgeordneten erhoben sich, applau­dierten minutenlang und gaben ihren Sympathien für Ungarn Ausdruck. Man hörte wiederholt die Rufe: „Evviva Ungherna!“ Auch der Duce erhob sich, applaudierte mit und begrüßte in der Diplo­­matcnloge anwesenden ungarischen Gesandten beim Quirinal Baron Villani. Bei den Worten des Grafen Giano über die natürlichen Forderungen Italiens hatten sich die Abgeordneten gleichfalls erhoben, ließen den Duce hochleben und viele von ihnen riefen im Chor: „Tunis! Tunis!“ Die Rede des Außenministers wurde durch Lautsprecher übertragen- so daß die auf den Haupl­­plätzen Roms versammelte Menge ihr folgen konnte. Auch aus der Menge erklangen oft die Rufe: „Tunis! Tunis!“ Nach der Rede zogen die Abgeordneten in ge­schlossenen Reihen auf die Piazza Venezia, wo sie dem Duce Ovationen bereiteten. Mussolini erschien wiederholt auf dem Balkon und dankte den Abge­ordneten sowie der ihnen folgenden Menge. < jr ^ , # mmm© I FEHÉR \ FÍ WY %f/M TUNGSRAM © ^/rrnnm MPTOH Der Lebensstil des Hauses Esterházy Von Gabriel TOLNAI Vor 300 Jahren wurde die Familie Ester­házy in den Fürstenstand erhoben. Aus diesem Anlaß veröffentlicht die Nouvelle Revue de Hongrie den folgenden Artikel. Im Jahre 1764 fanden in Frankfurt am Main große Feierlichkeiten statt- Hier wurde Erzherzog Josef zum Römischen König gewählt und auch ge­krönt. Die in festlichen Schmuck gekleidete Stadt lenkte ihre Aufmerksamkeit auf einen prachtlieben­den Magnaten, der mit seinem märchenhaften Ge­folge und blondenden Reichtum alle Vornehmen überflügelte. Der glänzende Gast bei der Krönungs­feier war der Botschafter von Maria Theresia: Fürst Nikolaus Esterházy. Sein Reichtum bezauberte die Vornehmen, aber auch die Frankfurter Bürgerschaft. Außer ihnen bewunderte den Magnaten auch ein Frankfurter Knaba, der nach einigen Jahrzehnten dié Welt mit Meisterwerken beschenken sollte. Die­ser Frankfurter Knabe war niemand anderer als der damals fünfzehnjährige Goethe. In Dichtung und Wahrheit, bei der Schilderung seiner Kind­heitserinnerungen, beschreibt er ausführlich die einstigen Krönüngsfeierlichkeiten. Wenige ungari­sche Magnaten haben im Laufe der Geschichte einen so vornehmen Chronisten erhalten, wie Nikolaus Esterházy. „Wir bewunderten die verschiedenen glänzenden Darstellungen und die feenmäßigen Flammengebäudc“ -— schreibt Goethe —, „womit immer ein Gesandter den andern zu überbieten ge­dacht hatte. Unsere kleine Gesellschaft war von der Erfindung und Ausführung entzückt...“ Und als er über den Gang durch die feiernde Stadt schreibt, fährt er fort: „...so ging man doch lieber in das Esterházy’sche Feenreich wieder zurück. Dieser hohe Botschafter hatte, diesem Tag zu ehren, sein ungünstig gelegenes Quartier ganz übergangen und dafür die große Linden-Esplanade am Roß­markt, vorn mit einem farbig erleuchteten Portal, im Hintergrund aber mit einem wohl noch präch­tigeren Prospekte verzieren lassen. Die ganze Ein­fassung bezeichneten- Lampen. Zwischen den Bäu­men standen Lichtpyramiden und Kugeln auf durchscheinenden Piedestalen; von einem Baum zum anderen zogen sich leuchtende Guirlanden, an welchen Hängeleuchter schwebten. An mehreren Orten vertheilte man Brot und Würste unter das Volk und ließ es an Wein nicht fehlen. Hier gien­­gen wir nun zu vieren aneinandergeschlossen höchst behaglich auf und ab, und ich an Gretchens Seite däuchte mir Avirklioh in jenen glücklichen Gefilden Elysiums zu wandeln, wo man die krystallnen Ge­fäße bricht, die sich mit dem gewünschten Wein so­gleich füllen, und wo man Früchte schüttelt, die sich in jede beliebige Speise verwandeln.“ Die Ahnen von Nikolaus Esterházy finden wir seit dem Anfang des siebzehnten Jahrhunderts unter den ersten Würdenträgern Ungarns. Schon damals schenkte das Geschlecht als eine der reichsten und mächtigsten Familien Ungarns dem Lande zwei Palatine. Beide waren vorzügliche Soldaten; der eine kämpfte mit Zrínyi, sodann mit Montecuccoli zusammen gegen die Türken. In der Familie gab es bekannte Komponisten von Kirchenmusik, verdienst­volle Prälaten und fast ohne Ausnahme waren die Esterházy freigebige Mäzene, die in ihren Burgen und Schlössern Kunstschätze anhäuften und Künst­ler beschäftigten. Es genügt hier wohl zunächst auf ein wohlbekanntes Beispiel hinzuweisen: Joseph Haydn genoß dreißig Jahre lang die fürstliche Frei­gebigkeit der Esterházy-Schlösser. Von einer tieferen Bedeutung aber als ihre persönlichen Verdienste und glänzenden Leistungen auf Teilgebieten ist in seiner Einheit der Lebensstil, den sie im Laufe unserer Geschichte repräsentiert haben. Die einzelnen Etappen der Lebensform und des höfischen Lebens der Esterházy sind mit einer auf Felsen erbauten Burg, sowie mit zwei prachtvollen Schlössern verbunden und verkörpern sich in drei hervorragenden Gestalten der Familie. Die drei Stät­ten sind Fraknó, Kismarton und Eszterháza, die drei Gestalten: Nikolaus, der Palatin, dessen Sohn Palatin Paul, und schließlich der Botschafter in Frankfurt, der wegen seiner Prachtliebe Nikolaus „der Glänzende“ genannt wurde. Der Herr der Burg von Fraknó, der erste her­vorragende Estei'häzy, war der Begründer des mär­chenhaften Familienreichtums. Er erhielt den Grä­­fentitel und wurde später Palatin. Als solcher setzte er die Rückgliederung der an Österreich verpfände­ten sechs westungarischen Burgen — darunter Fraknó und Kismarton — an Ungarn durch. Bei seinem Auftreten am Anfang des siebzehnten Jahr­hunderts war er ein Grundbesitzer von relativ gerin­ger Bedeutung und als er starb, galten die Esterházy als die reichste und mächtigste Magnatenfamilie Un­garns. Die verhängnisvolle Epoche der ungarischen Geschichte, die Tiirkcnzcit, bot reichlich Gelegen­heit zu einem sich auf Machtmittel stützenden Güter eiwerb, doch kam die von königlicher Huld begünstigte Familie auch durch Schenkungen, Hei­rat und Zehnten zu recht ansehnlichen Gütern. Zwei Jahrhunderte hindurch war die. Leiden­schaft des Bauens einer der kennzeichnendsten Züge der Familie. An ihren Namen knüpfen sich unsere schönsten Bauten des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Die Esterházy erbauten -— um nur einige Beispiele anzuführen —- die Burgkastelle Lakompak und Lánzsér, die Burg Fraknó, die Uni­versitätskirche in Nagyszombat und die Schlösser von Kismarton und Eszterháza. Graf Karl Ester­házy, Bischof von Vác und später Erzbischof von Eger, veranlaßte in Eger eine rege Bautätigkeit. Er leitete auch die Arbeiten am Bau des Váccr Doms ein; in seiner Diözese ließ er nicht weniger als vier­zig Kirchen erbauen. Palatin Nikolaus bestimmte unter den von Öster­reich zurückerhaltenen Burgen Fraknó zu seinem Wohnsitz, Die auf dem Gipfel des steilen Berges 3

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