Prager Volkszeitung, leden-březen 1972 (XXII/1-13)

1972-01-28 / No. 4

DAS WOCHENBLATT DER DEUTSCHEN WERKTXtIO^ IN DER­­ SSR 28. |XnNER 1972 f JAHRGANG XXII. 1 KÖL 1,50 l amünn4 Von Berlin nach München Das heutige Jahr ist ein Schaltjahr. Am 29. Feber zur Welt gekommene Kin­der können eigentlich nur jedes vierte Jahr richtig Geburtstag feiern. Aber das Problem des Schaltjahres ist viel kom­plizierter, schon die alten Römer haben sich darüber den Kopf zerbrochen ... Mit dem Schaltjahr ist noch ein ande­rer Begriff eng verbunden: 1972 ist gleichzeitig das Jahr der Olympiaden. Die Winterspiele, die nächsten Donners­tag in Sapporo eröffnet werden, mit Olympiafackel und festlichem Einzug der Teilnehmer, unter denen auch Sportler der CSSR sein werden, sind verhältnis­mäßig sehr jung. Sie wurden 1924 zum ersten Male unter dem Montblanc in Chamonix veranstaltet. Viel älter sind die Sommerspiele, die schon seit 776 ’v. u. Z. durch Siegerlisten bei den panhel­­lenischen Festspielen in Olympia belegt ERICH MACHLEIDT sind, die aber noch viel früher stattge­funden haben und bis zum Jahre 394 u. Z. durchgeführt wurden. Dann betrieb die christliche Kirche ihr Verbot... ★ Die ersten olympischen Spiele der Neu­zeit fanden über Anregung des Franzo­sen Baron de Coubertin, der von 1896 bis 1925 Präsident des Internationalen Olympischen Comités (IOC) war, am 6. April 1896 in Athen statt. Seither wurden sie alle vier Jahre und zwar je­des Schaltjahr, in einer anderen Stadt veranstaltet. Zweimal in Paris (1900 und 1924), zweimal in London (1908 und 1948), zweimal in den USA (Saint Louis 1904 und Los Angeles 1932), einmal in Stockholm (1912), Antwerpen (1920), Amsterdam (1928), Helsinki (1952), Mel­­bourn­e (1956), Rom (1960), Tokio (1964) und vor vier Jahren in Mexico. ★ Olympia-Schirmherr von 1936 war nie­mand anderer als Hitler. Damals sperrte er in Deutschland aufrechte Sportler in die Konzentrationslager, damals kam es in Deutschland schon zu einer vom Staat sanktionierten Rassenhetze, die völlig den olympischen Grundideen wider­sprach. Das hat aber die Bonzen des Internationalen Olympischen Comités (IOC) nicht allzu sehr bewegt. Nur die Antifaschisten - auch in unserer Repu­blik - führten einen heftigen Kampf ge­gen diese Olympiade in Berlin. Hitler war es ja dann auch, der durch seinen Angriffskrieg zweimal die Veranstaltung der olympischen Spiel (1940 und 1944) vereitelte, die Freundschaft zwischen den Sportlern aller Länder fördern und dadurch der Völkerverständigung und dem Frieden dienen sollen. Hitler war es auch, der nicht nur deutsche Sportler, wie Werner Seelenbinder, sondern nach München­­ 1938 auch Sportler aus den von ihm okkupierten Ländern aufs Scha­fott zerren und einsperren ließ. Auch unsere Sportler Evzen Rosicky und Oskar Heks, um nur zwei von den deutschen Faschisten hingemordeten tschechoslowakischen Sportler zu nen­nen. Der deutsche Militarismus hat ja schon einmal, im Jahre 1916, die olym­pischen Spiele verhindert, als er den Ersten Weltkrieg, einen ausgesprochenen imperialistischen Raubkrieg, anzettelte.­ ­ Als die Welt am 26. April 1966 erfuhr, daß München die olympische Nachfol­gerstadt von Mexiko geworden war, nahm sie diese Nachricht mit gemischten Gefühlen auf. Und selbst im IOC kam es bei der Abstimmung zwischen Montreal und München zu einem Stimmenverhält­nis von nur 31:30 für München. Damals trat der Präsident des Olympischen Ko­mitees der BRD, Daume, mit erhobenem Daumen aus dem Konferenzsaal im Hotel Excelsior in Rom und deutete damit dem jetzigen Oberbürgermeister von München Hans Jochen Vogel, der ihn dort erwar­tete, an. München hatte über Montreal mit einer Stimme Mehrheit gesiegt. Das war nicht sehr überzeugend. Das Inter­nationale Olympische Komitee verlangte zum zweiten Male in der Geschichte der Olympischen Spiele von deutschen Ver­anstaltern Garantien dafür, daß kein Teilnehmer zurückgesetzt wird. Das war bezeichnend! Keine der olympischen Hauptstädte nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Sportbewegung auf der ganzen Welt so viel Sorgen bereitet wie bisher München. Es vergeht kaum eine Woche, ohne daß von revanschistischen Gruppen Störver­suche während der olympischen Spiele angedroht werden. Besonders die Sport­ler aus den sozialistischen Staaten beun­ruhigt dies. Und unsere sozialistische Re­publik verknüpft mit München immer noch den an ihr 1938 begangenen Ver­rat. Nicht nur die bisherige Weigerung der BRD, den Münchner Schandvertrag FORTSETZUNG AUF SEITE 5 AGGREGATE FÜR MESS- UND SIGNALTECHNIK ERZEUGT DER SÜDMÄHRISCHE BETRIEB MEIST IN UHERSKÉ HRADISTE. DAS UNTERNEHMEN KONNTE IM VORJAHR SEINE EXPORTLIEFERUNGEN IN DIE SOZIALISTISCHEN STAATEN BEDEUTEND ÜBERBIETEN. 1972 SOLLEN DIE PLANAUFGABEN UM ZEHN PROZENT STEIGEN. UNSERE ABBILDUNG: S. PASTYRIK BEI DER ENDMONTAGE EINES WÄRME-MESSGERÄTES. FOTO: CTK - F. NesvadKa Die Volkswirtschaft der UdSSR im Jahre 1971 Das Nationaleinkommen wuchs um 6 Prozent . Die Industrie­produktion um 7,8 Prozent • 400 neue Großbetriebe In der sowjetischen Presse wurden die Ergebnisse der Erfüllung des Staatsplans B der Volkswirtschaft im Jahre 1971 veröffentlicht. Das Nationaleinkommen wuchs­­ gegenüber dem Jahre 1970 um sechs Prozent, die Industrieproduktion um 7,8 Pro­fi­zent, während der Plan eine Wachstums­quote von 6,9 Prozent vorgesehen hatte. 1 Vier Fünftel des Gesamtwachstums der Erzeugung wurden durch erhöhte Arbeits-­­ Produktivität erreicht. Am Ende des vergangenen Jahres hat­ten mehr als hundert Millionen sowjeti­scher Bürger Hochschul- oder Mittelschul­­­­bildung und für das Hochschul- oder mitt­lere Fachschulstudium sind im vergange­nen Jahr mehr als zweieinviertel Millionen Hörer und Schüler aufgenommen worden. Im verflossenen Jahr wurden in der Pro­duktion der Sowjetunion ungefähr 3 600 000 Erfindungen und Verbesserungsvorschläge eingeführt, die mehr als drei Milliarden Rubel Einsparungen brachten und noch bringen. In den Betrieben, deren Beschäf­tigte sozialistische Verpflichtungen zur vorzeitigen Erfüllung der Aufgaben im Jahre 1971 angenommen hatten, wurden über den Plan hinaus Produkte im Wert von ungefähr acht Milliarden Rubel er­zeugt. Im letzten Jahr sind mehr als viertau­send Prototyps von neuen Maschinen kon­struiert und erzeugt worden: man begann mit der Serienerzeugung von zirka drei­tausend neuen Sorten von Erzeugnissen, die den modernen technischen Erforder­nissen entsprechen, bei gleichzeitiger Aus­schaltung von mehr als tausend veralteten Sorten aus der Produktion. Auch diese An­gaben zeugen von der Konzeption der or­ganisatorischen, aber hauptsächlich der politischen Arbeit in den Betrieben. Die Ergebnisse des ersten Jahres des neunten Fünfjahrplans sind günstiger als man voraussetzte. Sie spiegeln sich auch in der Arbeitsentlohnung und im Anteil wider, der auf jeden Arbeitenden aus den für den Verbrauch bestimmten Fonds der Gesellschaft entfallen. Zu den ersten reali­sierten Maßnahmen, die die Richtlinien des XXIV. Parteitags der KPdSU zum neunten Fünfjahrplan festlegten, gehörte die Erhöhung der Löhne und Renten von neunzehn Millionen Sowjetbürgern im Vor­jahre. Der Plan sah eine durchschnittliche monatliche Lohnerhöhung um 2,8 Prozent vor, in Wirklichkeit wuchs der Lohn je­doch durchschnittlich um 3,3 Prozent und betrug im Durchschnitt 126 Rubel. Mit dem Anteil, der auf jeden sowjetischen Bürger aus den für den Verbrauch bestimmten Fonds entfällt, stellte er jedoch 170 Rubel dar. Die geplanten Ziele überschritt auch das Bauwesen, besonders der Wohnungsbau. In allen Sektoren — im staatlichen, genos­senschaftlichen und individuellen — wur­den vergangenes Jahr laut vorläufigen An­gaben ungefähr 2 300 000 Wohnu­ngen mit einem Gesamtflächenausmaß von mehr als 108 Millionen Quadratmetern den Mietern zur Benützung übergeben. Das sind über zwei Millionen Quadratmeter mehr als im Jahre 1970. Drei Millionen sowjetischer Familien oder besser gesagt 11,4 Millionen sowjetischer Bürger haben vergangenes Jahr ihre Wohnverhältnisse verbessert.

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