Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1852 (Jahrgang 62, nr. 104-207)

1852-09-18 / nr. 149

438 Hermannstadt, 16.September. Mit jeder Nummer diesed Blattred Fan die gegenwärtige Nedak­­tion des Boten den Beweis liefern, daß sie jede nationale und religiöse Parteisucht und alle unerquidlichen persönlichen Befehdungen, in wel­chen Schattenfeiten vielleicht eine frühere Redaktion ihren Ruhm ge­sucht haben mag, und sich siedrcch unmöglich machte, verabscheut und nur gemeinnügige Zwecke­ verfolgt. Wir werden in diesem Bestreben, welches auf Recht und Wahr­­heit gegründet ist, fortfahren, und und am allerwenigsten durch boo+ hafte und hinterlistige Anfeichnungen eines Individuums beirren lassen, welches in einem Wiener Blatte die gegenwärtige Haltung der Redak­­tion dem Spott auszufegen sich bemüht. Um uns anzugreifen, hat man seine andere Waffen gefunden, als mag man aus einem Feuilleton Artikel, welcher humoristisch satyrischen Briefen entlehnt wurde, die in kurzer Zeit 5 Auflagen nach­einander erlebten, einzelne unverständliche Bruchstücke als Li­ehgebote herausriß, und eine aus Konstantinopel mitgetheilte in ihren Folgen höchst wichtige politische Tagesbegebenheit lächerlich zu machen suchte. Solche läppische Demonstrationen gelten dem eben bezeichneten Individuum als eine nahr­­hafte inländische Kost, womit eigentlich der Siebenbürger Bote seine Spalten füllen sollte. Wir begnügen und diesen Angriff, treu unserem Grundlage, jede Persönlichkeit und alle Invectiven schweigend Hinzus nehmen, einfach mitzutheilen; er richtet sich selbst. Inland. Wien. Um den Festtag, an welchem Se. E. f. apost. Menjestät nach der beglühenden Reise in Ungarn in die Residenzstadt zurückkehr­­ten, in der Erinnerung auch noch für spätere Zeiten fest zu halten, ließ der Gemeinderat durch den Künstler Nadnigly eine auf die Feier des 44. August bezügliche Medaille ausführen, auf­­ deren einen Seite fi das Bildniß Sr. Majestät des Kaisers, auf der andern aber eine Ab­­­bildung des Triumphbogens an Pratersterne befindet. Der Herr Bürgermeister, Dr. Ritter v. Seiller, hatte gestern in Schönbrunn die Ehre, St. Majestät drei Exemplare dieser Medaille, in Gold, Silber und Bronze geprägt zu überreichen, welche Allerhöchst, dieselben mit huldvollen Worten und dem Ausdruck des­ Wohlgefallens entgegen zu nehmen geruhten. — Se Ef. apost. Majestät gerußten mit a.h. Entschliegung vom 6. Sept. I. 3. dem Hauptmann Joseph Naeftle, des Infanterie - Regi­­ments Baron Selkaek­ Nr. 46, in Anerkennung seiner vorzüglichen Dienstleistung vor dem Feinde während des Feldzuges in Siebenbürgen, das Militärverdienstkreuz allergnädigst zu verleihen. Wien, 11. Sept Zum Bau einer protestantischen Kirche in Marienbad sind 25.000 Thaler an freiwilligen Beiträgen gezeichnet worden. Noch vor der definitiven Herabgelangung der Erlaubnig zum Bau dieser Kirche wurde der Grund und Boden für das Gotteshaus um 4500 Thaler erworben. — In den legten Tagen sind die Statuen z­­eier berühmten Männer des vergangenen Jahrzehends errichtet worden: Nobert PBeel in Leeds und Marshall Bugeaud in Algier. — Die Armee der Vereinigten Staaten zählt in diesem Augen­­bliche 10.120 Mann, worunter 896 Offiziere. Das Hauptquartier ist in Washington. Bei der Miliz gibt es 74.962 Offiziere und 2,105,000 Gemeine und Unteroffiziere, wodurch eine Gesammtmasse von mehr als 2,180,000 Kombattanten entsteht.­­ Die Abnahme der Glasfabrikation im Budweiser reife ist nach einem Berichte der dortigen Handelskammer, in der Holztheuerung zu suchen. Die Befiger von Glasfabriken, welche auf eine Reihe von Sahren laufende Kontraste zu Holzlieferungen für niedrige Preise üb­­erschlosfen, bemerkten nämlich, daß sie mehr verdienen würden, wenn die ihr Holz verkaufen anstatt es zur Glasfabrikation zu verwenden, die Kammer ist daher der Ansicht, daß der Betrieb der Glas- wie der Eisenindustrie im Budweiser Kreise ganz erlöschen muß, wenn den bei­­den Industriezweigen nicht wohlfeilere Brennmaterialien zu Gebote stehen werden. Wien, 12. Sept. Nach dem Programme über die Feierlichkeiten während des Aufenthaltes Sr. Majestät in Agram wird Sr. Majestät am 2. Okt. Nachmittags in Agram erwartet. V­om Eingange der Stadt bis zum a. 5. Absteigequartier werden drei Triumphpforten errichtet, und an den verschiedenen Plänen die Civil und Militärbehörden, Geist­­er und Adel, Bürgerschaft und Zünfte zum Empfange aufgestell ein. Am Tage der Ankunft werden Se. Majestät um 8 Uhr Abends das glänzend beleuchtete Nationaltheater besuchen, wo eine italienische Opernvorstellung gegeben wird. Nach dem Theater wird durch 3 Kano­­nenschüffe angekündigt, daß Se. Majestät die­ Beleuchtung der Stadt zu besehen geruhen werden. Am zweiten Tage findet die Ausrüdung des Militärs statt, um 1 Uhr Mittags wird der Adel und die Geist­­lichkeit, sowie verschiedene Korporationen, Behörden und Deputationen vorgestellt. Um 3 Uhr Nachmittags werden Se. Majestät in Surjaves einem ‚ländlichen Ofte beiwohnen. Nach der Kaiserl. Tafel wird ein Fadeltanz und militärischer Zapfenstreich stattfinden. Am dritten Tage nach der Ausrüstung des Militärs um 11 Uhr werden Se. Majestät verschiedene­ Institute, Aemter, sehenswerthe Gegenstände, namentlich die Domkirche und ihre Schapfammer, Kasernen und Spitäler besichtigen. Von 3 bis AUhe werden Se. Majestät Privataudienzen ertheilen. Am vierten Tage werden Se. Majestät nach Karlsstadt abreisen. Am 13. O­ktober, wo Se. Majestät wieder nach Agram zurückkehren, werden Allerhöchst dieselben an der Savebrücke von den Civil- und Militärbe­­hörden ehrfurchtsvol empfangen und im die Stadt begleitet. Den 14. Okt. werden Se. Majestät die Banalregierung, Banaltael Binanzlanded- Direktion, die Akademie, das Gymnasium, das Nationalmuseum, das Landesarchiv zu besichtigen gerufen. Von 1 bis Halb 3 Uhr werden P­rivataudienzen ertheilt. Um 3 Uhr Volks- Pferde Wettrennen an der Savestraße. Die Feier­ des Tages wird mit einem Theater pare bes­chlossen. Am 15. Okt. werden Se. Majestät nach Bellovar abzureisen gerufen. Während des ganzen Aufenthaltes Sr. Majestät in Agram wird Die Stadt von 7 Uhr Abends angefangen, festlich beleuchtet. Se. Maj. der Kaiser ertheilte gestern zahlreiche Audienzen, und es hatten sich bei der allgemeinen Audienz bei 200 Bittsteller aus allen­­ Ständen eingefunden. — Das große avallerier Lager in Belt wird erst am 15. d. von sämmtlichen hiezu beorderten 13 Cavalleries-Regimentern vollständig be­­zogen sein. Das Hauptquartier Sr. Raiferl. Hoheit des Exzl. Albrecht befand sich bisher im Ludoviceum, zunächst der Uelleer Linie. Se. Mai. der Kaiser werden aber ein Zelt im Lager beziehen. Außerdem ist die Vorhalle oder der Borsprung an der Traiteurie und Kaffeeschänte in Balota an der Eisenbahn verschalt, mit Tapeten belegt und in zwei Gemächer abgetheilt worden, deren eines als Umkleidezimmer, das andere aber als Feldkanzlei benügt werden wird. Die Zraiteurie dient als Speisesaal, und sollen daselbst tagüber fortwährend 300 Gebede aufliegen, so daß die Offiziere, die natürlich nicht alle gleichzeitig die Truppen verlassen können, jederzeit Table d’hôte speisen können. Zu diesem Behufe wurde nebenan eine geräumige Kühe von 25 Fuß Länge erbaut, die gewaltigen Gavalleriemaffen en Chef­kommandiren. Se. Maj. der Kaiser werden jedoch in den legten drei Tagen die Evolutionen und Manövers dieses gewaltigen Geschwaders in Allerhöchsteigener Person leiten. Bis jegt läßt der Sanitätszustand der Truppen nichts zu wün­­schen übrig. So, Durchlaucht der FEMEL. Franz Fürst zu Liechtenstein wird «­­—Da­s hohe Mini­sterium deannern­ hat die Statthaltereien erm­­sichtiget,t wo es für den politischen Dien­st der k.k.Bezirkshaupt­­mann­schaften erforderlich sein sollte,zeiti­eilig Konzepte-Diurnisten geen ein Taggeld oder ein monatliche Remuneration aufzunehmen. (r.) —Da die Durchführung der Gymna­sialreform einen erhöhten Geldaufwand erfordert,so haben Se.k.k.apost-Majestät mnit a.h. En­tschließun­g von 130.März d.J.eine Regelung des bisherigen Schlue­­geldiwesen­s in den­ einzelnen Kronländern anzuordn­en geruht,deren Grundzüge nunmehr fü­r die Gymnasien in Tyrol und Vorarlberg,Dal­­m­atien und das lombardisch-venetianische Königreich durch eine Mini­­sterialverordnung ins Leben gerufen wurden.Nach dem Inhalte der­­selben­ haben nunmehr alle öffentlichen und als Privatisten eingeschrie­­benen Schüler von Gymnasien,die ganz oder zum Theil aus Staats­­m­itteln oder ausFondern welche unter öffentlicher Verh­aftung stehen, erhalten werden,in der Regel ein Schulgeld zu entrichten,wobei der Genuß einer Stiftun­g oder eines Stipendiums ni­cht wie bisher einen An­spruch auf Befreiu­ng von der Zahlun­g des Schulgeldes begründet. Dagegen­ sin­d die Cleriker derjeniigen­ Regulatorden­,denen die Aufnahme von Schülern der beiden­ letzten­ Klassen eines vollständigen Gymna­­siu­ms gestattet ist,ohne weitere6,öffentliche Schüler hingegen nur dann von der Entrichtung des Schulgeldes befreit,wen­n sie im jetzt verflosse­­nen Semester vollständig entsprochen­ haben­,und wenn so­vohl sie,als auch jene,welche die Obliegenheit haben­ sie zu erhalten,wahrhaft dürftig sind,dagegen können Privatisten unter keiner Bedingung befreit s werden­.Der­ Betrag dieses Schulgeldes ist vorläufi an den Gymnas­icumqunnsbruch St.Alessandro und Brera zu Hailand, ferner zu Brescia, Bergamo, Pavia und Padua, wie auch an den beiden Gym­­nasien Sta. Gatterina und St. Giovanni zu Venedig mit 6 Gulden, in allen übrigen Gymnasien der vorerwähnten Kronländer mit 4 Gulden für 4 Dauer eines Semesters ohne Unterschied der Klasse festgelegt worden. Prag, 10. Sept. Durch eine weggew­orfene noch glimmende Bigarre wurde dieser Tage auf der Kettenbrühe eine Bohle brennen. Das Feuer wurde jedoch gleich wieder gelöscht, ohne daß ein weiterer Schaden verursacht worden wäre. Die­ser That auch noch von einer bedeutenden Dosis Faulheit begleitet gewesen sein, wenn man auf der Kettenbrühe, wo doch einem das Wasser unter den Füßen dahinläuft, die Cigarge statt in dasfelbe, auf den leicht entzünd­­lichen Bohlenboden wirft. — In legterer Zeit haben wieder zahlreiche Auswanderungen aus rt ‚ Unvorsichtigkeit muß in TE ——n

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